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Siehe auch:
positiv bewertete Texte
Der erste Text am 11.12. 2001 um 17:12:21 Uhr schrieb
Daniel Arnold über JemaElFna
Der neuste Text am 24.7. 2008 um 06:32:28 Uhr schrieb
mcnep über JemaElFna
Einige noch nie bewertete Texte
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am 26.8. 2002 um 14:22:52 Uhr schrieb
schwooler Sieg über JemaElFna

Einige überdurchschnittlich positiv bewertete

Assoziationen zu »JemaElFna«

mcnep schrieb am 24.7. 2008 um 06:32:28 Uhr zu

JemaElFna

Bewertung: 2 Punkt(e)

Tip an alle Touristen: Besuchen Sie zahlreich die Dschemma el Fna, bevor sie dort nur noch ihresgleichen treffen.

Daniel Arnold schrieb am 11.12. 2001 um 17:12:21 Uhr zu

JemaElFna

Bewertung: 1 Punkt(e)

Erzähler und Marktschreier

Der spanischen Schriftsteller Juan Goytisolo über die gesprochenen Literatur Nordafrikas

Ein Schauspiel, das sich Tag für Tag wiederholt. Kurz vor Beginn der Dämmerung
übernimmt ein breitgefächertes und betörendes Menschengemisch aus Artisten, Garköchen
und Kremplern das Regime auf dem Jema El Fna von Marrakesch. Eine vielstimmige
Improvisation. Flüchtig, schillernd, kaum fixierbar.
Poesie aus Zauber, Jahrmarkt und Gaukelei. Für die Besucher bietet dieser Platz vor allem
folkloristische Attraktionen; aber diese Tradition ist höchst verwundbar. Auf die Bedrohung
dieses Ortes und der hier beheimateten Erzähltraditionen hat der spanische Schriftsteller
Juan Goytisolo immer wieder hingewiesen. "Wir sind Kinder des Jema El Fna und wir sind
stolz darauf" ist die Parole einer Initiative für seine Rettung, der sich in diesem Jahr sogar
die UNESCO angenommen hat.

Juan Goytisolo, Schriftsteller:
Worum es geht, ist das Leben auf dem Platz, eine subtile Konzeption. Was sich dort
abspielt, ist Ausdruck der Geschichte. Ein großer immaterieller Reichtum, aufbewahrt in
'lebenden menschlichen Schatzkammern'. Es gilt, ein Bewusstsein zu schaffen, dass diese
Schatzkammern ihres Orts bedürfen und dass man den Jema El Fna nicht einfach nach den
Maßstäben eines unkontrollierten Rentabilitätsdenkens umgestalten darf. Man kann ihn
per Dekret zerstören, aber nicht per Dekret neu erschaffen. Wir würden uns um einen Teil
unserer selbst betrügen, wenn wir diesen einzigartigen Ort auf der Welt, wo sich täglich
Geschichtenerzähler, Heilkundige, Musiker einem Publikum stellen, einfach untergehen
lassen würden.

Mit dem Roman »Engel und Paria« hat sich Goytisolo vor dem Jema El Fna und seinen
Erzählern verbeugt. 1991 folgte ein grundlegender Essay, schließlich auch ein
Dokumentarfilm über »Die letzten Gaukler«, worin er vor allem zwei Vertreter dieser Zunft
als große Künstler porträtierte. Abdesslam zum Beispiel mit seinen entfesselten
Geschichten von Liebeshändeln, Seitensprüngen, Schelmenstücken, versetzt mit
Verwünschungen, Beleidigungen und Anekdoten von Bäuchen, Schwänzen und Hintern.
Zwischen zwei Pointen schreitet er seinen Kreis ab, packt irgendeinen Bengel beim
Schlafittchen und schleudert ihn mit theatralischem Grimm fort.
Oder Cherkaoui, der Herr der Tauben. Auch seine Erzählungen changieren zwischen
Litanei, Belehrung und Schwindel. Auch sie erschöpfen sich nicht in den Worten. Sein
'Werk' existiert auch durch den szenischen Vortrag.
Gab es vor einem Jahrzehnt noch mehrere Dutzend solcher Erzähler, so findet man heute
gerade noch eine Handvoll. Unter der Tyrannei von Rendite pro Quadratmeter sind
Vertreter solch immaterieller, sprich brotloser Künste den offiziellen Repräsentanten
Marokkos suspekt und unbequem.

Juan Goytisolo, Schriftsteller:
Die Urbanisten auf der ganzen Welt zerbrechen sich den Kopf darüber, wie sie einen
solchen Ort der städtischen Begegnung einrichten können, den der Jema El Fna darstellt.
Für mich ist es ein erstaunlicher Widerspruch: einerseits diese Kurzsichtigkeit der
'modernen' marokkanischen Gesellschaft, der der Platz als verachtungswürdiges
Dritte-Welt-Relikt gilt, und andererseits die verzweifelte Suche in den entwickelten
Ländern, etwas zu schaffen, was dem Jema El Fna entspricht.

Bei einem Streifzug durch die Medina entdeckt man, dass die elektronischen Informations-
und Zerstreuungsangebote inzwischen auch in populären Vierteln selbstverständlich sind.
Beim Schutz der mündlichen Erzähltraditionen geht es nicht um ein nostalgieseliges
Zurück in vormediale Zeit. Das Projekt Goytisolos und der UNESCO intendiert vielmehr,
Kinder und Jugendliche für die Visionen des Worts wieder zugänglicher zu machen:
Tradition ist in diesem Verständnis Weitergabe des Feuers, nicht Anbetung der Asche.

Juan Goytisolo, Schriftsteller:
Wir bemühen uns darum, dass es im Rahmen des Schulunterrichts Gelegenheit gibt, einmal
in der Woche einem Erzähler zuzuhören. So kommen die Kinder unter Umständen selbst
darauf, dass Walt Disney nicht unbedingt der beste aller Märchenerzähler ist, geschweige
denn der einzige. Vielleicht entwickeln sich auf diese Weise großartige
Nachwuchserzähler, und die Alten hätten darüber hinaus Gelegenheit, dass sie das Ende
ihrer Tage nicht am Bettelstock fristen müssten . Der Kampf um die Artenvielfalt, der an
anderer Stelle geführt wird, ist jedenfalls ein gutes Beispiel für das, worum es beim Jema
El Fna auch geht.

Jema El Fna als orientalischer Themenpark? Gewiß nicht. Es geht um die Erinnerung
daran, was er war, um daraus zu lernen, was wird sein können, oder: den Angriff der
Gegenwart auf die übrige Zeit ein wenig einzudämmen.



Juan Goytisolo
ENGEL UND PARIA
ISBN 3-518-40696-5
DM 17,95 / Euro 8,95
Suhrkamp

Juan Goytisolo
KIBLA - Reisen in die Welt des Islams
ISBN 3-518-12145-6
DM 19,80 / Euro 10,00
Suhrkamp


titel themen temperamente (hr/ard)
09.12.2001 | 22:45
http://www.hr-online.de/fs/ttt/011209/marrakesch.html

hubert schrieb am 9.2. 2004 um 18:25:49 Uhr zu

JemaElFna

Bewertung: 1 Punkt(e)

Der Bratspießchenverkäufer hat ein Glied wie eine CocaColaFlasche.

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