Taizé

Es ist ein Ort und ein Gefühl, das immer wieder auf die Tränendrüse drückt. Bevor ich im April in Taizé war, hatte ich das Weinen verlernt. Ich konnte es einfach nicht mehr. Doch dort lernte ich es wieder. Im Abendgebet am Samstag, als 3000 Menschen ihre Kerzen anzündeten, konnte ich nicht anders. Und jetzt, wo ich zurückdenke, habe ich auch wieder feuchte Augen. Es waren so viele liebe Menschen da. Wo auch immer ich hinkam, wurfte ich mitmachen. Beim Hanky-Sac-Spielen, Jonglierbälle-von-den-Dächern-holen, einen Blumenstrauß für Monika zum Geburtstag pflücken.

Es gab dort viel zu viel zu Essen. Es war zwar morgens nur ein bißchen Baguette, Schokolade und ein Apfel, mittags einen kleinen Teller warmes Essen und Obst, nachmittags Tee und Gebäck und abends ... was gab es eigentlich abends? Ich werde nochmal hinfahren und es rauskriegen. Aber das Essen war mir zuviel. Ich sammelte das Obst in meinem Zelt, und auch die Süßigkeiten, die ich von Zuhause mitgebracht hatte, verharrten dort bis zu Monikas Geburtstag. Dann gab es wenigstens einen Grund, sie zu essen.

Meine Lieblingslieder in Taizé sind die spanischen. Sie sind so einfach zu singen und sehr poetisch. Und das Schönste ist, beim Gebet einfach mal still zu sein und zuzuhören. Es ist nicht mit Worten zu beschreiben. Fahrt hin und probiert es aus!

In Taizé treffen sich junge, liebe Menschen für eine Woche, verlieben sich ganz furchtbar ineinander und vergießen Tränen, wenn alle wieder in verschiedene Richtungen nach Hause fahren.

In Taizé gibts nicht nur Mädels mir lila Seidenschals, sondern auch mit dicken Wollpullovern und Holzperlenketten. Wenn es warm ist, tragen sie keine Pullover, aber laufen barfuß. Warum gibt es diese Sorte im richtigen Leben so selten ?

So, jetzt möchte ich aber auch mal was zu Taizé sagen! Also ich war einmal dort und werde jetzt bald wieder hinfahren! Es zieht mich irgendwie magisch dorthin! Das Leben is ganz anders als zuhause. Die Menschen sind viel ausgeglichener und unkomplizierter. Man lebt unter »schlechten« Bedingungen. Man schläft in Baracken oder im Zelt und ein Löffel zum essen reicht vollkommen! Aber gerade dieses einfache Leben macht die unbeschreibliche Atmosphäre! Alle sitzen in einem Boot wenn man so will! Da muss man halt miteinander auskommen! Für Leute, die noch nie in Taizé waren hört sich das jetzt ziemlich bekloppt an. Aber das ist es nicht! Man muss es einfach mal mitmachen! Man muss dem Ganzen mit einer gewissen Offenheit entgegen gehen! Dann wird's ein unvergessliches Erlebnis! Und nach Taizé kann man nicht oft genug fahren! Also denkt mal drüber nach!

Es gibt sehr viele liebe Menschen in Taizé. Man kann ihnen allen vertrauen. Aber was geschieht, wenn man nach einer Woche zurück in die Realität geht?

Ich habe meistens im Jungens-zelt gepennt. Und morgens mußte ich mich immer vor dem Holländer, der zum Wecken abkommandiert war, in den Tiefen meines Schlafsacks verstecken. Damals, vor 17 Jahren...