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amenokalberlin03040504516 schrieb am 10.7. 2009 um 08:21:21 Uhr über

DominikBüchele

"In jedem Menschen erkennen wir ein oder mehrere Muster. Wenn sich in einem Künstler nur ein Muster, und sogar nur eins aus der Vergangenheit spiegelt, z.B. der Cowboy (Kuhjunge), wie in John Wayne, oder in Ronald Reagan, dann ist so ein Mensch, ich nannte nicht zufällig zwei männliche Namen, mehr Muster als Mensch. Eine einfache Prägung der Natur; d.h. der Umwelt und der allein mehrheitsfähigen Charaktere. Gewiss kann so ein Mensch ein sehr erfolgreicher Schauspieler, Musiker, Maler, Schriftsteller werden. Eben weil die Mehrheit sich in seinem Werk spiegeln kann. - Unterscheiden wir, die Minderheit, uns grundssätzlich von den anderen?
Oder wollen auch wir uns nur im Künstler spiegeln?

1967 war ich, als Besucher, in der Wohnung eines US-Amerikaners, der, als Spross einer us-amerikanischen Einwandererfamilie mit deutschen Wurzeln, die englische und die deutsche Sprache gut gelernt hatte; während ich, von damals bis heute, nur eine Sprache gut sprechen und schreiben kann: die Sprache meiner Mutter, in meines Vaters Land.
Der Ami war der Sohn eines US-Soldaten, der mit seinem Überleben und mit dem Tod seiner Freunde und Kameraden, Juden, Roma und Sinti, polnische und sonstige »Fremdarbeiter«, Homosexuelle und andere Minderheiten, also auch meine Eltern und mich, von der regierenden Macht der deutschen Mehrheit befreit hatte.
Er, der Sohn dieses US-Soldaten, hatte 1967 die neuesten Schallplatten aus den USA, von gleichaltrigen Freunden, zugesandt bekommen; die Musik also, die die deutsche Jugend, in der Regel, noch nicht kannte. Da ich die Bitte aussprach, den englisch gesungenen Song ins Deutsche zu übersetzen, übersetzte mein us-amerikanischer Freund. Und ich weiss nicht mehr den ganzen Text, nur noch ein paar Worte, daas andere war, für mich, auch nicht so wichtig. Der Sänger sang: »O ja Baby, ich weiss genau was du willst, weisses Kleid, Hochzeitskutsche und so, o nein Baby, mit mir nicht
Warum berührte mich das so intensiv? Warum haftet dieser Bruchteil des Songs, bis heute, so unauslöschlich in meinem Gedächtnis?
Weil der Sänger sang, was ich fühlte, empfand, aber - noch - nicht so klar, so deutlich aus mir heraus lassen konnte. Dieser us-amerikanische Junge, ich weiss nicht mehr wer es war, sang, was ich gern sagen wollte, aber, bis ich seinen Song hörte, noch nicht sagen konnte.
Und das ist, in meinen Ohren und Augen, echte Musik, echte Kunst: den Fans (egal ob jünger, gleichaltrig oder älter), die nicht oder nur schlecht singen können, dafür aber gewiss andere Fähigkeiten haben, eine Stimme zu geben. D.h. in ihrer Sprache und mit ihren Worten das zu singen, was sie gern singen würden, könnten sie es.
Das (für mich!) schönste Beispiel aus meinen jungen Jahren war Mick Jagger, mit »I cant get no SatisfactionUnd mit »Street-Fighting-Man« (»Es kommt der Sommer, Boy, und damit die Zeit in den Strassen zu kämpfen«.)
Als Mick Jagger diese zwei Songs in Paris vor ich weiss nicht mehr wie viel Fans sang, schrieb kurz danach der Mitarbeiter einer grossen Pariser Zeitung: "Die Stimmung im Saal war aufgeheizt revolutionär. Wäre Mick Jagger ans Mikrophon gegangen und hätte zum sofortigen Kampf aufgerufen, alle im Saal wären ihm gefolgt. Sie alle wären sofort auf die Strasse gegangen und hätten gekämpft.
Für was? Für ihre Rechte! Für die Rechte der Minderheit(en)! Z.B. war Homosexualität an diesem Tag und bis noch zwei Jahre danach absolut verboten. Ein Schwuler konnte daher im Deutschland des Jahres 1967, nur kriminell sein, bleiben, werden. Und/oder, er wurde Künstler. Eine andere Wahl hatte ich in meiner Jugend nicht. Und so sehe ich es noch heute.
Das ist uninteressant, wurde und wird mir, vor allem in den rtl.de-DSDS-Foren gesagt, bzw. geschrieben. Denn heute ist alles anders. Heute leben wir nicht mehr im Jahr 1967. Das ist richtig! Denn wir alle haben uns, in den nun vergangenen 42 Jahren entwickelt. Anders gesagt: Skinheads und Punks sind revolutionärer als Gammler, Beatniks, Provos, Hippies und Spiesser spiessiger als ihre Vorgänger geworden.
Mein Freund und Favorit Dominik, wir voteten, in der DSDS-Show für ihn, bis wir die verlierende Minderheit waren. Und ich will ihm jetzt, hier und heute, gewiss nicht sagen: Er solle nun einfach nur die alten Songs des Mick Jagger nachsingen. Für Epigonen ist die Zeit, in der wir leben viel zu schlimm. Epigonen sehe, höre und lese ich viel zu viel. Und nicht zuletzt deshalb leben wir ja, in einer schlimmen Zeit.

Mehr dazu im nächsten Brief.


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