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Gerhard Schröder schrieb am 19.1. 2005 um 00:48:16 Uhr über

DerSagenumwobeneKelchderKotze380

Rede von Bundeskanzler Gerhard Schröder - gehalten anlässlich des »Roll out« des Airbus 380 am 18. Januar 2005 in Toulouse.


Verehrter Herr Präsident,
lieber Freund Jacques Chirac,
liebe Herren Kollegen,
meine sehr verehrten Damen und Herren,

ich glaube, das ist ein großer Tag für Europa, weil es ein großer Tag für Europas Luftfahrtindustrie ist. Es ist ein Triumph europäischer Wissenschaft und europäischer Ingenieurkunst. Das, was hier geleistet worden ist, steht in der besten Tradition unserer Länder - wissenschaftlich, was die Ingenieure angeht, was die Beschäftigten angeht, aber auch kulturell.

Ich erinnere, dass wir vor etwa sechs Jahren hier in Toulouse waren, verehrter Herr Präsident, und miteinander über die Frage gesprochen und entschieden haben, wie wir dem Werden von EADS einen Rahmen, auch einen staatlichen Rahmen, geben könnten. Ich erinnere, dass damals viele weltweit der Auffassung waren: Ob die Europäer das zu Wege bringen, das steht in den Sternen.

Es mag sein, dass wir industriepolitisch nach den Sternen gegriffen haben. Aber mindestens bezogen auf die europäische Luftfahrtindustrie haben wir wesentliche Teile davon in der Hand.

Ich bin durchaus stolz darauf, dass es in dieser Zeit gelungen ist, EADS/Airbus zur Nummer Eins auf dem weltweiten Markt der Luftfahrtindustrie zu machen. Wer sich fragt, wie das zu Stande kommen konnte, den muss man daran erinnern, dass es die Traditionen des guten alten Europas sind, die das ermöglicht haben, und zwar Traditionen der Zusammenarbeit in den Unternehmen, der Fairness gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, des Raumgebens für Kreativität und der sozialen Sensibilität.

Ich bin fest davon überzeugt: Ohne diese Traditionen der Teilhabe aller Beschäftigten am Werk und der damit verbundenen Motivationen wäre das nicht zu erreichen gewesen.

Hinzu gekommen ist die Bereitschaft des Managements, unabhängig von der nationalen Zugehörigkeit miteinander zu arbeiten, im besten Sinne gemeinsam ein Ziel zu erreichen. Das ist ein hohes Gut, das niemals in Frage gestellt werden darf, sondern eines der Geheimnisse des gemeinsamen Erfolges ist und bleiben wird.

Schließlich kam die Bereitschaft der Regierungen der Länder hinzu, einen vernünftigen Rahmen abzustecken und Hilfe zu leisten - natürlich in Übereinstimmung mit internationalen Abkommen, aber durchaus auch selbstbewusst. Diese Abkommen galt und gilt es zu nutzen, in der Vergangenheit, in der Gegenwart und - ich bin ganz sicher - auch in der Zukunft.

Ich fand es schön, wie diese Vorstellung der A380 ins Werk gesetzt worden ist. Ich habe mich von den vier etwas groß geratenen Figuren berühren lassen, auf deren Anzüge einige der größten Leistungen europäischer Wissenschaft und europäischer Kultur zu sehen waren. Für mich als Deutscher war von Einstein, Goethe und Bach die Rede.

Ich glaube, in anderen Ländern ist es ähnlich. Ohne diese Kultur, ohne das, was dahinter steht an wissenschaftlicher Leistung und Ingenieurskunst, wäre das alles nicht möglich gewesen. Aber zugleich ist bewiesen: Wenn wir die Kräfte dieser Länder, dieses Europas zusammen bündeln, dann sind technologische und nicht nur technologische Höchstleistungen erreichbar.

Ich habe zwei Erwartungen an uns alle: Zum einen möchte ich, dass, wenn es jetzt um das Aushandeln eines neuen Abkommens mit den Vereinigten Staaten geht, wo es immerhin einen beachtlichen Wettbewerber gibt - so habe ich mir sagen lassen -, die europäische Fahne hochgehalten wird und das europäische Interesse fair und selbstbewusst zum Ausdruck gebracht wird.

Zum anderen sind die weltweiten Aktivitäten, die hier in den Stellungnahmen der Vorstandsvorsitzenden berühmter Airlines deutlich geworden sind, gewiss bedeutend für das, was wir vorhaben und was hier ins Werk gesetzt worden ist.

Aber ich würde mir wünschen, dass man bei EADS begreift, dass das Boot von EADS nicht voll ist und es in Europa Menschen gibt, die ähnliche Träume verwirklichen wollen, z. B. in Russland. Das, was EADS dort an Zusammenarbeit begonnen hat, wünschte ich mir jedenfalls mit noch mehr Energie fortgesetzt. Eine technologisch interessante Luftfahrtindustrie ist einer der wichtigsten Märkte, etwas, was eine neue Herausforderung ausmachen und neue Partnerschaften ermöglichen sollte.

Mein Eindruck ist, meine sehr verehrten Damen und Herren, verehrte Kollegen, dass dieser Tag auch ein Stück europäischer Industriegeschichte schreiben wird, weil an diesem Tag und mit diesem Projekt deutlich geworden ist: Unser Europa ist immer noch in der Lage, großartige Impulse für die Moderne im 21. Jahrhundert zu geben. Das ist nicht zuletzt ein Verdienst derer, die das bei EADS ins Werk gesetzt haben und die damit wieder einmal ein Stück europäischer Industriegeschichte in einem guten und traditionsreichen Sinne geschrieben haben.

Für die Zukunft wünsche ich Ihnen alles erdenklich Gute.


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