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M.T. schrieb am 22.5. 2001 um 14:32:17 Uhr über

Leben

Leben heißt Kinderträume gestalten


Frage:
Immer wieder fällt mir auf, daß es heißt "Was
sind Ihre Stärken», «was sind Ihre Ziele" ... und dann
kommt bei mir inzwischen häufiger die Frage, "was kann
ich gut, was mag ich tun und was will ich eigentlich
erreichen?!"
Im Alter von 31 Jahren, nachdem ich nach dem Schulabschluß durch
effizientes Studieren ein Ing.-Studium nach 5,5 Jahren mit einem »sehr gut«
abgeschlossen habe, standen mir nicht sehr viele Türen offen, da ich das
Ende meines Studiums zu einer Zeit erreichte, als viele Ings. arbeitslos
wurden, und ohne Berufserfahrung war es sehr schwer, einen Einstieg ins
Berufsleben zu finden. Ich hab's aber trotzdem geschafft und dreieinhalb
Jahre (mit unbefristeter Vollzeitstelle) in einem Institut angefangen, mehrere
Forschungsprojekte zu akquirieren und zu leiten. Nach dreieinhalb Jahren
beschloß ich, nicht mit einer Promotion zum Dr.-Ing. zu beginnen und mir
statt dessen eine neue Herausforderung zu suchen. Ich habe nach kurzer
Zeit des Suchens in ein Großunternehmen gewechselt. Händeringend hatte
man dort mein Fachwissen haben wollen, mir wurde ein Spitzengehalt
geboten. Ich nahm diese interessant klingende, neue Tätigkeit an, die
versprach, auch langfristig interessant zu sein.
Leider stellte sich heraus, daß der Job nach anfänglicher Hektik und
hohem Arbeitspensum recht langweilig wurde. Immer wieder beschäftige
ich mich mit der Frage, was ich eigentlich mache, was ich will und was
mein nächster Meilenstein ist. Spreche ich Bekannte oder befreundete
Kollegen an, wie ich mir bei meinem derzeitigen Arbeitgeber Ziele setzen
und erreichen kann, raten sie mir, mir Klarheit über meine Stärken und
Lebensziele zu machen. Ich schwimme immer wieder von neuem los und
erhoffe, daß sich unter manch einem Papierstapel oder hinter manch einem
Kundenanruf etwas »herausforderndes« verbirgt, was mich fordert, Ziele
zu setzen und einen neuen (Lebens-) Plan zu machen.
Aber ich stelle fest, daß ich nicht mehr weiß, was meine Stärken sind, und
welche berufliche Richtung ich einschlagen soll. Irgendwie ist dieses
Wissen über mich in den vergangenen Monaten verloren gegangen ... aber
wie? Warum? Was tun gegen diese Orientierungslosigkeit? Wie und wo
anfangen? Es hat doch alles mal so richtig gut geklappt...


Antwort:
Endlich werde ich einmal aufgefordert, mich zu den Fragen nach Stärken
und Zielen zu äußern. Ich dachte schon, jeder weiß, was damit gemeint ist.
Sie haben es richtig erkannt: Was kann ich gut? Was mag ich gerne? Was
will ich erreichen? Nur - das »eigentlich« in Ihrer Frage stört mich. Wollen
Sie etwas erreichen oder nicht? Wenn ja, was? Oder haben Sie Ihre
gesteckten Ziele erreicht und suchen nun nach neuen/ anderen?

Gut - vielleicht haben Sie Lust eine kleine Übung zu machen: Gehen Sie
zunächst einige Jahre in Ihrer Erinnerung zurück und betrachten sich ihre
Entwicklung. Ganz schön aufregend und erfolgreich - würden die einen
sagen. Aber Sie fragen sich »trotzdem« nach der weiteren Entwicklung und
das ist richtig so. Sie haben ein »Etappenziel« erreicht bei der
Verwirklichung ihrer Lebensziele und jetzt stehen Sie vor der nächsten
Etappe. Zieldefinitionen - Sie kennen es sicherlich aus Ihrem Job - folgen
einem ganz spezifischen Rhythmus, der sich auch im Leben wiederfindet.
Menschen tragen in sich - häufig auch vor sich selbst verborgen - Wünsche
und Sehnsüchte, wie sie sich ihr Leben vorstellen und was für sie selbst
Lebensqualität bedeutet. Dies führt zu dem Sinn des Lebens und aus
diesem Sinn heraus werden dann die Entscheidungen gefällt. Diese
»sinnvollen« Wünsche und Sehnsüchte - beruflich und privat - gilt es zu
erkennen. Das ist dann das Lebensziel. Dieses Ziel wird jeder Mensch
erreichen, ob er nun sein Leben unbewußt oder bewußt gestaltet. Ich
bevorzuge die bewußte Gestaltung meines eigenen Lebensziels, da es mir
die Orientierung und Sicherheit bietet, die ich bei Entscheidungen brauche.
Da sich das Leben nicht parallel auf allen Ebenen gleichzeitig entwickelt, da
Menschen ihr Bewußtsein nicht auf alle Bereiche gleichzeitig ausdehnen
können, finden sich eben immer wieder Lebensabschnitte oder
»Etappenziele«, an deren Verwirklichung der Mensch bewußt gestaltet.
Während sich der Mensch nun mit einem Teil seiner Ziele befaßt, kommt
es immer wieder vor, daß er dabei den Blick für die Gesamtheit verliert.
Verständlich - ist ja auch ganz schön komplex so ein Leben. Aus diesem
Grunde ist es wichtig, immer mal wieder danach zu fragen: Welche
Wünsche habe ich? Welche Sehnsucht ist bisher unerfüllt?

Sollten Sie keine Antworten finden, erinnern Sie sich an Ihre Kindheit oder
Jugendzeit! So ganz nach dem Motto: Wenn ich einmal groß bin, dann
mache ich.... alles ganz anders. Was wollten Sie anders machen? Wie
haben Sie sich damals Ihr Leben vorgestellt? Wollten Sie einen Beruf
ausüben? Warum war es Ihnen wichtig ein Studium zu absolvieren? Wie
wollten Sie leben? In einer Partnerschaft? Mit Kindern? Wofür wollten Sie
sich engagieren? Was lag Ihnen am Herzen: Friedensbewegung, Umwelt,
Menschlichkeit, etc.? Was davon haben Sie verwirklicht und was blieb auf
der Strecke? In der Regel lernen wir, insbesondere wenn ein Studium
absolviert wird, unsere Wünsche und Bedürfnisse »zu verschieben«, um die
notwendigen Leistungen zu erbringen. Ist meist - und so auch bei Ihnen -
gar kein Problem. Dabei vergehen aber häufig so viele Jahre (Studium +
Einstieg in den Beruf), so daß wir immer weiter von unseren privaten
Wünschen und Bedürfnissen abrücken bis wir sie vergessen haben. Wir
beenden unser Studium, schaffen den Berufseinstieg, der Kraft,
Konzentration und Aufmerksamkeit fordert, leben unser Privatleben - so
nebenbei? - und wachen plötzlich auf und verspüren: Langeweile.

Was ist passiert? Wir haben unsere Kinderträume verraten oder verloren.
Was tun? Finden Sie Ihre Träume wieder.

Erlauben Sie mir einen Zusatz. Immer dann, wenn Sie wieder einmal das
Gefühl von Langeweile oder ein Gefühl von Unwohlsein verspüren, denken
Sie daran: Es hat doch alles mal so richtig gut geklappt - und machen sich
dann auf die Suche nach Ihren Kinderträumen.


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