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Unter-dem-Drachenfächer schrieb am 23.8. 2019 um 21:51:25 Uhr über

Prenzlauer-Berg

# Der Weise vom Prenzlauer Berg.

»Nehmen wir zum Beispiel an«, begann er seine Antwort nach langem Schweigen, »jemand wollte die Menschen befreien. Vielleicht aus Neugier, in dem Wunsch zu sehen, wie eine freie Menschheit sich verhält. Ein Psychoanalytiker würde das vielleicht darauf zurückführen, dass er als kleines Kind seinen Eltern beim Liebesspiel zusah«. Bei letzteren Worten errötete Natascha. Bei ihrer schneeweißen Haut, den dunklen Haar und den blauen Augen war das leicht zu erkennen. War vielleicht nicht mein bester Gedanke, sie hierher zu führen, dachte Thomas. (Der Philosoph war als Antifeminist bekannt. Was solls? Er war absehbar einer der größten Denker des frühen 21. Jahrhunders.) Er nahm sie in den Arm, indem er ihre Taile umgriff und sie zu sich zog. Verdammt ist die heiß, dachte er sich, diese Russinnen haben es in sich.
»Hum«, jetzte der alte Frank langsam fort, »ich sehe jedenfalls keinen gute Grund, wieso jemand so etwas tun sollte, aber ich verstehe natürlich die Bedeutung eines hypothetischen Gedankens.
Nehmen wir also an, es gibt da eine Person, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Menschheit zu befreien. Wenn wir davon ausgehen, dass die gesamte Welt so ist wie sie nun mal ist und diese eine Person in ihr existiert, wie würde so eine Person dann vorgehen? Das ist eine durchaus anregende Frage, wenn auch rein theoretischer Natur. Würde so eine Person versuchen, ›Rechteper Gesetzt verbriefen zu lassen? Hmm, möglicherweise. Nur wäre diese Person dann nicht besonders klug. Das haben die Liberalen doch während der Aufklärung versucht und man sehe sich an, welche Freiheiten die USA heute besitzen. Nein. Rechte sind immer vergeben mit einem gewisse Hintergedanken, dem Wunsch, dass der mit rechten Ausgestattete sie auf eine bestimmte Art und Weise gebrauchen möge. Etwa Meinungsfreiheit zur intellektuellen und ästhetischen Produktivität. Selbst die US-Gerichte definieren Lügen als eine Atempause im Dialog, in dem es um die Suche nach ewigen Wahrheiten geht. Nun, ist das die Haltung eines freien Menschen? Wenn ich einen Menschen wirklich befreien will, dann muss ich in Kauf nehmen, dass er auch lügt. Alles andere ist nur ein Käfig mit größeren Freigang.
Wenn wir es ehrlich und gründlich betrachten wollen, dann sind Werkzeuge im Dienste der Freiheit immer wertvoller als Rechte, denn Rechte müssen vor Gerichten und, wenn es sein muss, vor dem Rest der Gesellschaft durchgesetzt werden, während Werkzeuge aufgrund der ewigen Naturgesetze denknotwendig funktionieren. Mit einem Hammer kann jemand immer hämmern, aber das Recht zu hämmern könnte heute weit ausgelegt werden, morgen eng und übermorgen vielleicht sogar gebrochen. Beinhaltet das Recht zu Hämmern etwa die staatliche Garantie, einen Hammer zu besitzen? Falls ja, wer soll gezwungen werden, diesen Hammer zu bezahlen? Besitze ich aber nur das Recht, aber keinen Hammer, ist das Recht zu hämmern wertlos für mich.
Das Problem liegt nun, richtig gesehen, an einer anderen Stelle. Eigentlich gibt es nur eine begrenzte Zahl von Werkzeug. Groß genug für alle Menschen, vielleicht mehr als alle Menschen jemals verbrauchen werden, aber theoretisch erschöpflich. Wir können einen Schuh eigentlich nicht reproduzieren, was wir tun können, ist, neuen Rohstoffen die Form, die In-Formation, des Schuhs aufzuprägen. Das ist alles. Es reicht.
Deshalb, wäre der eigentliche Freiheitskämpfer jemand, der Informationen teilt, vor allen Dingen praktische. Wie man etwas macht. Etwa, wie man sein Haus unabhängig vom Stromnetz macht oder wie man sich gegen unfaire Rhetorik wehrt

Unwillkürlich fragte er sich, ob junge Männer im 19. Jahrhundert ihre Freundin wohl mitgenommen haben, um Schopenhauer zu sehen. Er sah jetzt zu Natascha. Ihn gefiel das gar nicht. »Ich fasse zusammen: Erstens sind Werkzeuge wichtiger als Rechte, zweitens sind Informationen das beste Werkzeug und drittens sind praktische Informationen die wertvollsten«. Mit der Erklärung gab er sich zufrieden, Natascha war ebenfalls zufrieden. Beide gingen. »Und er«, fragte sie, »ist der größte Philosoph dieser unserer Zeit
»Ja, es ist fast sicher«, leider war meine Antwort klar.


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