Waldorfkindergarten

Ein Freund von mir war im Waldorfkindergarten und ich war immer neidisch. Einmal war ich nämlich mit auf einem seiner Kindergartenfest und es war sooo schön. Da gab es so einen Tunnel aus blauen Stoff, an dem waren innendrin Glöckchen angebracht, die man beim Durchgrabbeln nicht anstossen durfte. Und es gab eine Seilbahn für Puppen zwischen dem Hof und einem Fenster im zweiten Stock. Damals war ich noch zu klein, um darauf zu achten, ob tatsächlich nirgendwo rechte Winkel waren. Mein Freund ist später in eine Schule für schwer erziehbare Kinder gekommen, aber ich glaube es lag nich an Waldorfkindergarten und -schule. Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon lange keinen Kontakt mehr zu ihm, weil er mit seinen Eltern weggezogen war. Die meisten Waldorfschüler, die ich kennen sind lustige Menschen. Wer weiß, vielleicht schicke ich meine Kinder ja auch mal in einen Waldorfkindergarten, damit sie die Welt der blauen Glöckchentunnel kennenlerne...

Ich habe 14 Jahre meines Lebens der Waldorfpädagogik verschrieben. Eine psychischen oder physischen Schädigung habe ich meines Erachtens nicht erlitten. Ich habe mich sogar zum absoluten Kapitalisten entwickelt.Deshalb ist das geniale an der Waldorfpädagogik nicht die »Birkenstocks, Stockmar-Wachsfarben, Fünfecke oder Yoga-light-Stunden (Eurhythmie)«, sondern das Chaos. Verschiedene Individuen treffen aufeinander, versuchen zu kommunizieren und erzeugen das Chaos, in dem die Individuen wieder verändert werden... etc..Und dann fängt der Spaß an. Man versteckt irgendwelche Nahrungsmittel (Fisch und Fleisch) in den Klassenräumen oder man malt (natürlich in Öl-farben) in großen Lettern »Disziplin«, wie im Stile des Spruches »Arbeit macht frei« in der Ns-Zeit, über dem Haupteingang, wenn einem nicht die Schulpolitik gefällt. Ihr müßt also gut überlegen, ob eure Kinder freie Geiste oder in staatlicher Trägerschaft gezüchtete »Zombies« haben wollt.

Waldorfpädagogik, die große Unbekannte. Hochgelobt und unverstanden. Wenn die Eltern die philosophischen Hintergründe auch nur ansatzweise kennen würden, würden sie einen großen Bogen um diese Einrichtungen machen. Aber da wird ja so nett viel gebastelt und sitzenbleiben kann man auch nicht.

In dem kleinen Wal-Dorf vor der Küste Südafrikas gab es natürlich auch einen Kindergarten. Dort verbrachten die kleinen Wale den Vormittag mit Singspielen, Plankton-Fangen und Kloppereien. Letztere setzten sie dann nachmittags auf dem Weg nach Hause oder zum Flossenball fort. Manchmal verprügelten sie auch Delfine, aber meistens verstanden sie sich recht gut mit ihnen. Gelegentlich kam auch mal der eine oder andere Pinguin dazwischen, die armen kleinen Dinger hatten natürlich keine Chance in so einer deftigen Wal-Prügelei. Aber das passierte nur sehr selten. Insgesammt konnten die kleinen Wale eine fröhliche und unbeschwerte Kindheit im Wal-Dorf verleben.