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DigiTalk schrieb am 26.5. 2001 um 11:44:08 Uhr über

schildkröte

1.EINLEITUNG

Schildkröten, Ordnung der Reptilien, deren Arten einen charakteristischen Körperpanzer aufweisen.
Schildkröten gehören nach 1998 publizierten genetischen Analysen zu den höher entwickelten Reptilien. Das fehlende Schläfenfenster der Schildkröten, früher als Zeichen dafür gewertet, dass Schildkröten eine ursprüngliche Gruppe sind, gilt heute als neu erworbene Anpassung und wegen des damit verbundenen vollständig geschlossenen Schädeldaches als Schutz gegen Verletzungen durch Räuber. Die den Schildkröten nächstverwandten Tiergruppen sind Krokodile und Vögel. Die frühesten Fossilien sind älter als 200 Millionen Jahre und stammen aus dem Trias. Damit gab es bereits Schildkröten, bevor sich die großen Dinosauriergruppen entfalteten. Im Gegensatz zu den Dinosauriern konnten sich Schildkröten jedoch an geänderte Lebensbedingungen anpassen und fortbestehen.
Die Ordnung der Schildkröten wird in zwei Unterordnungen aufgeteilt: Halsberger können mit einer teleskopartigen Bewegung ihres Halses den Kopf unter den Panzer ziehen, und die hauptsächlich im Süßwasser lebenden Halswender verbergen ihren Kopf durch eine Seitwärtswendung unter dem Panzer. Insgesamt gibt es etwa 250 Arten, die zu neun Familien zusammengefasst sind. Die Mehrzahl der Arten lebt in tropischen oder gemäßigten Klimazonen im Süßwasser oder auf dem Land, einige wenige sind an das Leben im Meer angepasst. Am weitesten verbreitet sind Schildkröten in Amerika, Afrika und Südostasien; auf dem europäischen Festland gibt es sieben Arten, weitere fünf treten gelegentlich an europäischen Küsten auf.


2.KÖRPERBAU

Es gibt deutliche Größenunterschiede zwischen Schildkrötenarten, so werden die nordamerikanischen Dosenschildkröten nur etwa 15 Zentimeter groß, die im Meer lebenden Lederschildkröten können dagegen eine Länge von 2,4 Metern erreichen. Die obere Hälfte des Panzers, unter den die Schildkröte mehr oder weniger vollständig Kopf, Beine und Schwanz zurückziehen kann, wird als Carapax (Rückenpanzer) bezeichnet. Die flache untere Hälfte nennt man Plastron (Bauchpanzer). Dieser zweigeteilte Panzer ist mit Wirbelsäule und Rippen verbunden. Struktur und Größe von Carapax und Plastron können zwischen den einzelnen Arten entsprechend Verhalten und Lebensgewohnheiten stark abgewandelt sein.
Der Panzer einer Schildkröte besteht typischerweise aus zwei Schichten: einer inneren, knöchernen Schicht und einer äußeren Schicht mit Hornschildern oder einer ledrigen Haut. Auch wenn dieser Panzer hart erscheint und bei einigen Arten recht dick sein kann, so ist er erstaunlich empfindsam, da zwischen den Hornschildern und den knöchernen Platten viele Nerven verlaufen. Nach einer 1996 vorgestellten Hypothese eines australischen Zoologen hatte der Schildkrötenpanzer im Laufe der Evolution ursprünglich keine Schutzfunktion, sondern diente zunächst als Verstärkung der Wirbelsäule und unterstützte die kräftiger werdende Muskulatur. Die äußere Hornschicht einiger Schildkrötenarten, insbesondere die der Echten Karettschildkröte, wird als Schmuck verwendet; dieses Material ist als Schildpatt bekannt. Die rücksichtslose Verfolgung von Meeresschildkröten hat zur Gefährdung mehrerer Arten geführt.
Schildkröten besitzen keine Zähne, sondern scharfkantige Hornscheiden; Embryos der Weichschildkröten weisen allerdings Zahnrelikte auf. Schildkröten haben kein Brustbein; ihr Herz besitzt - wie bei anderen Reptilien mit Ausnahme der Krokodile - zwei Vorkammern und eine Kammer, arbeitet aber aufgrund einer unvollständig vorhandenen Trennwand in der Kammer fast so wie bei Vögeln und Säugern. Bei männlichen Schildkröten liegt die Kloakenöffnung weiter von der Schwanzwurzel entfernt als bei Weibchen. Zudem ist bei Männchen der Hinterrand des Bauchpanzers stärker ausgeschnitten und manchmal ist dieser außerdem konkav geformt.


3.BIOLOGIE

Zwar können nur wenige Arten als reine Fleisch- oder Pflanzenfresser bezeichnet werden, doch bevorzugen einige landlebende Arten pflanzliche Nahrung, wogegen die im Wasser lebenden meist Fleischfresser sind. Zum Auffinden der Nahrung dienen Gesichtssinn und Geruchssinn. Alle Schildkröten legen Eier, die sie zumeist in Erdlöchern verscharren; die Eischale ist hart oder pergamentartig. Meist werden 5 bis 20 Eier gelegt, von Meeresschildkröten bis zu 200. Die Eier werden durch die Bodenwärme ausgebrütet. Schildkröten können ein hohes Alter erreichen - einige Arten 100 bis 150 Jahre. Schildkröten sind wärmeliebend, in gemäßigten Breiten fallen sie in Winterstarre.


4.SUMPFSCHILDKRÖTEN

Diese Familie vereint fast die Hälfte aller Arten der Ordnung. Sumpfschildkröten sind durch ihre teilweise oder ganz mit Schwimmhäuten ausgestatteten Füße gekennzeichnet; ihre Panzer sind flach und stromlinienförmig. Diese beiden Merkmale erlauben es den Schildkröten, bei Bedrohung unter Wasser zu tauchen und schnell zu entkommen. Einige Gattungen dieser Familie - etwa die amerikanischen Dosenschildkröten- haben sich jedoch an das Landleben angepasst und weisen einen gewölbten Panzer auf, wie man ihn bei Landschildkröten typischerweise antrifft. Dosenschildkröten besitzen noch eine weitere Schutzmöglichkeit, indem sie durch Hochklappen eines Teiles ihres Bauchpanzers die Öffnungen weitgehend verschließen können. Auch die Diamantschildkröte gehört dieser Familie an.


5.ECHTE WEICHSCHILDKRÖTEN

Bei Schildkröten dieser Familie sind die äußeren Teile des Carapax durch dicke Haut ersetzt. Aufgrund ihrer flachen, dünnrandigen Panzer sind die Schildkröten an das Leben auf dem Grund von Seen und Flüssen bestens angepasst. Die Haut, die anstelle horniger Platten die knöchernen Teile des Panzers bedeckt, gibt den Schildkröten ein ledriges Aussehen. Diese Schildkröten sind für aggressives Verhalten bekannt, und der Biss eines größeren Exemplars kann sogar den Finger eines Menschen abtrennen.


6.ALLIGATORSCHILDKRÖTEN

Bei den in Amerika beheimateten Alligatorschildkröten besteht der Bauchpanzer aus kaum mehr als zwei gekreuzten Bändern. Wie bei den Weichschildkröten besitzen auch die Alligatorschildkröten kräftige scharfe Kiefer, die statt der empfindlichen Unterseite Schutz bieten. Zu dieser Schildkrötenfamilie gehört die Schnappschildkröte (siehe Alligatorschildkröten). Alligatorschildkröten können ein Gewicht von 90 Kilogramm erreichen und sind damit die größten Süßwasserschildkröten der Welt.


7.MEERESSCHILDKRÖTEN

Zu dieser Familie gehören Karett-, Suppen- und Bastardschildkröten. Meeresschildkröten kommen in fast allen warmen Meeren der Welt vor und sind elegante Schwimmer, deren Extremitäten lang und flossenartig ausgebildet sind, so dass ihnen Wanderungen über weite Strecken möglich sind. So wandert die Suppenschildkröte von den Küsten Brasiliens bis zu der kleinen Insel Ascension, etwa 3 340 Kilometer hinaus in den offenen Atlantik, um dort ihre Eier abzulegen. Wenn die Weibchen der Meeresschildkröten zur Eiablage aus der Gezeitenzone an den Strand krabbeln, sind sie und ihr Gelege für Feinde - insbesondere den Menschen - ein leichtes Opfer.


8.LANDSCHILDKRÖTEN

Wie der Name dieser Familie besagt, sind die Arten fast ausschließlich landlebend. Der Panzer ist hochgewölbt und kuppelartig und kann mit Gelenken ausgestattet sein, die einen kompletten Verschluss der Panzeröffnungen ermöglichen. Ein Beispiel für diese Gruppe sind die Riesenschildkröten der Galápagos-Inseln. Landschildkröten sind durch ihre schuppenbedeckten Extremitäten und ihre kräftigen Panzer in der Regel gut geschützt, daher sind sie wenig aggressiv. Die Vorderbeine mancher Arten, etwa der amerikanischen Gopherschildkröte, sind speziell an das Graben im Boden angepasst. So können sich diese Schildkröten eine Schutzhöhle gegen extreme Temperaturen schaffen.


9.GEFÄHRDUNG

Mit fortgesetzter Ausdehnung menschlicher Siedlungen gehen Lebensräume für Schildkröten verloren. Einerseits sind die langsamen Tiere eine leichte Beute des Menschen, andererseits werden die Lebensräume von Schildkröten radikal verändert. Viele tausend Schildkröten auf den Galápagos-Inseln wurden von Walfängern und Piraten geschlachtet, um Schiffsmannschaften mit Frischfleisch zu versorgen. Die wenigen heute lebenden Exemplare werden durch verwilderte Ziegen ernsthaft bedroht, die als Haustiere auf die Inseln gebracht wurden und jetzt die Vegetation vernichten.
Auch die Kanalisation von Flüssen, das Trockenlegen von Sümpfen und der Bau von Fernstraßen führt zu einem Verlust von Lebensräumen und Wandermöglichkeiten. Meeresschildkröten sind nicht nur wegen der Jagd nach ihrem Fleisch bedroht, sondern auch dadurch, dass sie von ihren Brutplätzen durch zunehmende Bebauung der Küsten vertrieben werden und Opfer moderner Fischereitechniken sind. Suppenschildkröte und pazifische Bastardschildkröte stehen deshalb kurz vor der Ausrottung.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace wies 1997 darauf hin, im Mittelmeer würden jährlich Tausende von Meeresschildkröten durch Fischfang verletzt. Allein spanischen Fischfangflotten gingen pro Jahr 35 000 Schildkröten unbeabsichtigt ins Netz. Über die Hälfte der gefangenen Schildkröten kämen durch Netze oder Angelhaken zu Schaden. Indische Naturschützer teilten 1998 mit, auch in Indien erstickten jedes Jahr Tausende von Schildkröten in Fischernetzen.
Systematische Einordnung: Schildkröten bilden die Ordnung Chelonia. Diese Ordnung ist in zwei Unterordnungen eingeteilt: Halsberger heißen Cryptodira und Halswender Pleurodira. Die Familie der Sumpfschildkröten heißt wissenschaftlich Emydidae, die Echten Weichschildkröten heißen Trionychidae und die Alligatorschildkröten Chelydridae. Meeresschildkröten bilden die Familie Dermochelyidae und Landschildkröten die Familie Testudinidae.


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