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Max van der Moritz schrieb am 6.1. 2003 um 19:19:23 Uhr über

Gogos

V80, die Geheimwaffe der Gogos.

Die Gogos laufen durch ihre Gebrauchsgebühr zwar nicht schneller um, als manche Geldscheine des anderen Geldes umlaufen, aber da alle ausgegebenen Gogos umlaufen und nicht der Großteil der Bargeldmenge als Wertaufbewahrungsmittel gebraucht wird, wie es beim heutigen Geld der Fall ist, reichen viel geringere Gesamtmengen um alle Waren vom Markt zu räumen. Sehr viel geringere Mengen. (Vielleicht 2 bis 5 % für den jeweiligen Markt)
Laufen also erst einmal Gogos um, verbleiben nur wenig Waren für das andere Geld übrig. Ohne Waren wird aber jedes Geld wertloser. Beim Experiment von Wörgl trat dieser Fall nur deshalb nicht ein, weil trotz etwa 2 Millionen Warenabsatzes während des Jahres die geringe ausgegebene Geldmenge (Durchschnitt 5,294 Schilling) und die geringe Ausbreitung dieses Geldes einfach nicht genügend Einfluß auf das Gesamtpreisniveau hatten. Der kleine Geltungsbereich und die geringe Menge verhinderten eine Auswirkung auf die Warenpreise.
Die Sache wäre allerdings wesentlich anders gelaufen, wenn das Verbot nicht der Ausbreitung zuvor gekommen wäre. Der geringe ursprüngliche Markt von 5,000 Teilnehmern hätte sich auf 300,000 nach einem Jahr vergrößert. Diese Leute warteten nur auf den Ausgang des Rechtsstreites. Das heißt, daß sich das Wörgler Geld in einem Jahr 60 mal verbreitet hätte und bei gleicher Ausbreitungsgeschwindigkeit wären nach einem weiteren Jahr 18 Millionen Gebraucher dieses Geldes gewesen und das Jahr danach eine Milliarde.
Vorher hätte allerdings der fehlende Wertstandard des Wörgler Geldes dazu geführt, daß beide Gelder gemeinsam wertloser geworden wären. Das ist später, als angefangen in Deutschland durch Geldvermehrung die Wirtschaft wieder angekurbelt wurde, trotzdem passiert. Leider aber, wie immer in der Geschichte, verbunden mit Krieg und Sachkapitalvernichtung.
Ohne Verbot hätte die Ausbreitung des Wörgler Geldes die Inflation auch ohne Krieg gebracht aber es ist kaum anzunehmen, daß später das Wörgler Geld einen eigenen Wertstandard bekommen hätte. Es wäre also die Nachkriegsinflation für beide Gelder schon vorher gekommen.
Was man das Wunder von Wörgl nannte, wäre zur Katastrophe von Wörgl geworden. Man muß daher bei einem ähnlichen Versuch so einem Geld von Anfang an einen Wertstandard geben und es durch einen Wechselkurs von anderen unstabilen Währungen trennen. Auch von der Erstwährung, deren vom Markt als Wertaufbewahrung verschwundenen Bestandteile durch die Gogos ersetzt werden sollen.
Im Gegensatz zum Wörgler Geld haben die Gogos so einen Wertstandard. Es gibt sonst auch noch einige kleine Unterschiede. Eine davon ist eine Vereinfachung der Methode durch welche eine Umlaufgebühr eingehoben wird. Diese Umlaufgebühr ist auch wesentlich geringer. 5 % im Jahr anstelle von 12 %. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit könnte dadurch etwas langsamer sein, obwohl die geringere Gebühr die Annahmebereitschaft erhöht. Die Ausbreitung könnte auch langsamer dadurch sein, weil die Gogos nicht durch eine Regierungsstelle herausgegeben werden, aber V80, der Wertstandard in Verbindung mit dem Wechselkurs erlaubt es, daß die Gogos, wenn durch sie Waren vom Markt weggekauft werden, ihre Kaufkraft behalten können. Die Waren sind aber für das andere Geld verschwunden, welches jetzt nicht mehr, wie früher, als es das einzige Zahlungsmittel war, diese Waren billig bei seiner Rückkehr auf dem Markt vorfindet.
Das einzige Geld, das dann noch einen Wert hat, sind die Gogos, deren geringfügige Gesamtmenge laufend an die verfügbare Warenmenge angepaßt wird. Dieser Wert wird auch auf alle auf Gogobasis abgeschlossenen Verträge (auch Sparverträge oder Kredite) übertragen. Für das andere Geld gibt es dann keine Waren mehr und buntes Papier, für welches man keine Waren oder Leistungen bekommt, ist wertlos. Dieses Geld hat nicht die Geheimwaffe V80, den Wertstandard des Geldes der Vergangenheit. Genau gesagt, den Wertstandard des kanadischen Dollars aus dem Jahre 1980. Kein anderes Geld der Welt hat diese Geheimwaffe bisher, aber es ist zu hoffen, daß es bald auch weitere lokale Gogogebiete geben wird.
Jedermann kann das Geld, das er als Einkommen bekommt nur einmal verwenden und deshalb kann sich kaum jemand vorstellen, wie der Geldumlauf eigentlich funktioniert, wenn manchmal Geldscheine mehrfach an einem Tag als Zahlung für Waren oder Leistungen den Besitzer wechseln und wie durch Zurückhaltung von Geld der Warenaustausch gestört wird. Das heutige Geld kann straflos zurück gehalten werden und wird das auch, wenn es beim Umlauf in die Hände eines Wirtschaftsteilnehmers fällt, der es nicht sofort wieder verwenden will. Geld verursacht im Gegensatz zu Waren keine Kosten und ist daher den Waren überlegen solange es nicht durch Inflation an Wert verliert. Tatsächlich wird auch unser heutiges Geld selbst bei leichter Inflation etwa 20 Tage im Jahr nur einmal als Zahlungsmittel benützt. Den Rest der Zeit wird es als Wertaufbewahrung verwendet. Das umlaufgesicherte Geld von Wörgl wurde nach Schätzungen über 500 mal verwendet. Den Zahlen aus den ersten drei Tagen Gebrauch nach zu schließen, war da die Umlaufgeschwindigkeit sogar noch viel schneller.
Der durchschnittliche Wertverlust der Waren durch Verderb und Lagerkosten ist etwa 3 % im Jahr und solange der nicht wie bei den Gogos durch eine Gebrauchsgebühr ausgeglichen wird, muß Inflation an Stelle so einer Gebühr verwendet werden. Damit ist eine stabile Kaufkraft des Geldes ein unerfüllbarer Wunschtraum.
Leute, die ihr Geld nicht sofort weiter geben wollen, halten es üblicherweise nicht als Bargeld im Sparstrumpf sondern deponieren es bei einer Bank, die es andern zur Verfügung stellt und so kommt auch dieses Geld wieder in den Umlauf, ist aber nun durch Zinskosten belastet. Solange diese Kosten erwirtschaftet werden können floriert die Wirtschaft einigermaßen. Leider vermehren sich aber die Geldvermögen durch Zins- und Zinseszins in der Händen der Leute, die ihr Zinseinkommen nur teilweise verbrauchen und früher oder später gibt es nicht mehr genügend leistungsfähige Schuldner. Das Geld kommt dann nicht mehr auf den Markt zurück und das verursacht eine Deflationskrise.
Bisher wurde die durch den Schuldner Staat verhindert, der als sicherer Schuldner angesehen wird und deshalb die im heutigen System notwendige inflationäre Geldvermehrung weiter betreiben konnte.
Das sind Gesetzmäßigkeiten, die in der Natur der heutigen und seit Menschengedenken unveränderten Eigenschaften des Geldes liegen. Solange Zins und Steuern erwirtschaftet werden können, kommt ein Teil des gesparten und zurückgehaltenen Geldes wieder auf den Markt zurück und ermöglicht einen Warenaustausch. Gibt es keine lohnenden Anlagen mehr, dann streikt das Geld.
Eine der wichtigsten Anlagemöglichkeiten in der Wirtschaft sind die Warenlager des Großhandels und hier kann man die Auswirkungen des heutigen Geldsystems am besten beobachten. Wenn nämlich mehr Geld als üblich zurückgehalten wird, hat das Auswirkungen auf die erzielbaren Warenpreise. Sie fallen. Das macht es aber für einen Kaufmann unbedingt notwendig auch selber billiger einzukaufen, besonders wenn sein Gewinn schon geschmälert wurde, weil er teuer eingekaufte Waren jetzt nur mit starken Preisnachlässen verkaufen kann. Kann er nicht billiger einkaufen unterläßt er einen Einkauf und damit ist sein Zulieferer samt seinen Arbeitern ohne Absatz.
Manchmal treffen Preissenkungen nur einzelne Warengruppen und Verluste bei einigen, können durch Gewinne bei anderen ausgeglichen werden aber diese Gewinne ziehen die Konkurrenz an wie ein Magnet. Da hilft auch eine Monopolstellung nicht auf die Dauer und diese Gewinne werden bald geringer und verschwinden vielleicht ganz.
Die Leute, welche diese Güter kaufen würden, haben kein Geld für sie und die Leute mit Geld wollen sie nicht kaufen, sondern wollen ihr Geld nur zinsbringend anlegen. Gibt es soche Anlagen wegen einer Deflationskrise nicht mehr, warten sie einfach darauf, daß die Wertvermehrung des Geldes durch den Preisverfall der Güter ihnen auf diese Weise einen Gewinn bringt.
Das ist in den wenigsten Fällen böse Absicht und kaum jemand erkennt, daß es die Zurückhaltung der Geldes ist, die das Übel der Krise und Arbeitslosigkeit verlängert bis zu einem Zeitpunkt, wo der uralte Ausweg aus der Krise wieder gegangen wird.
Wirtschaftskrieg, der schlußendlich zum wirklichen Krieg führt.
Die letzte Deflationskrise liegt schon so lange zurück, daß nur wenige Leute noch eine Erinnerung daran haben und noch weniger Menschen wissen etwas von den teils fehlerhaften und teils unterdrückten Versuchen die Deflation zu überwinden, die es damals gab.
So ist leider die Gefahr nicht von der Hand zu weisen, daß wieder einmal aus der Geschichte nichts gelernt wird und wieder der Weg des Krieges gegangen wird um die Wirtschaftsflaute zu überwinden. Hoffentlich finden sich aber vorher genügend Leute, die den Weg der Gogos an seiner Stelle gehen werden.








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