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Floz schrieb am 29.11. 2001 um 11:31:02 Uhr über

Fischer

Mit Ihrer Hilfe können wir die Piratenfischer stoppen. November 2001

Liebe Leserin, lieber Leser,

im September war ich mit an Bord unserer MV Greenpeace und nahm an einer Recherche-Expedition vor der westafrikanischen Küste teil. Was ich dabei mit ansehen musste, hat mir den Atem verschlagen.
Illegale Fangschiffe aus aller Welt räubern dort die Fischbestände leer. Sie stehlen im wahrsten Sinne des Wortes den einheimischen Fischern die Nahrungsgrundlage. Der von den Piratenfischern gefangene Fisch landet letztlich auf unseren Tellern hier in Europa. Über den Hafen von Las Palmas auf der Touristeninsel Gran Canaria wird er in die EU eingeführt.
Wir brauchen jetzt dringend Ihre Hilfe, um gemeinsam das Übel an der Wurzel zu packen, die Meere zu schützen und so den armen Küstenfischern das Überleben zu sichern.
Wenn Sie in einem Restaurant auf der Karte oder im Supermarkt z.B. »Atlantische Seezunge« sehen, können Sie mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit annehmen, dass sie von einem Schiff gefangen wurde, das in etwa so aussieht: groß und schwarz, kein Name ziert den Bug, am Heck keine Flagge oder die Billigflagge von Belize oder Honduras. An Deck arbeiten meist Chinesen oder Koreaner, Heimathafen unbekannt. Die Schiffe haben zwar keine Piratenflagge gehisst, aber es sind Piraten, denn sie stehlen das Gold der Meere - Fische und Garnelen. Die Küstenfischer gehen leer aus. Stattdessen landet der Fisch in den satten Industrienationen.
Die Piratenfischer laufen oft für Jahre keinen Hafen an. Treibstoff, Verpflegung und Ersatzteile werden von Versorgungsschiffen gebracht. Ihre Ladung wird heimlich alle 6 Wochen auf hoher See auf Kühlschiffe umgeladen, die dann die sauber geputzte Fracht in die Häfen bringen.
Martin Freimüller, einer unserer Schiffsköche, dokumentierte kürzlich mit einem Filmteam die Lebensbedingungen der einheimischen Fischer, die täglich mit ihren kleinen Kanus raus aufs Meer fahren. Seit Jahrhunderten leben die Dörfer entlang der westafrikanischen Küste vom Fischfang. Überall wird unsere Delegation hochoffiziell von den Dorfältesten empfangen. Diese sind froh, dass sich endlich mal jemand für ihre aktuellen Probleme interessiert. Denn erst seit wenigen Jahren gibt es plötzlich so viele Piratenfischer vor ihrer Küste. Die Fänge der einheimischen Fischer sind seitdem so gering geworden, dass das Überleben nicht mehr gesichert ist. Sie müssen mit ihren kleinen Kanus immer weiter aufs offene Meer hinausfahren, um überhaupt noch etwas zu fangen. Ihre Lage ist verzweifelt. Wir begegneten nachts Kanus ohne Beleuchtung in 50 Kilometer Entfernung von der Küste.
Doch auch die Piratenfischer selber leben gefährlich. So empfangen wir an Bord der MV Greenpeace am 11.9. bei sonst ruhiger See einen Notruf: Einer der chinesischen Rostkähne sei vor Freetown (Sierra Leone) gesunken. Als wir nach kurzer Zeit am Unglücksort ankommen, treiben an der Oberfläche nur noch ein Ölteppich und jede Menge Müll. Zwei Crewmitglieder sind von einem anderen Boot aufgefischt worden. Neun Seeleute gelten als vermisst. Die Piratenschiffe sind meist gerade noch schwimmende Rostlauben. Gleichzeitig hört unser Funker auf Kurzwelle erste Meldungen von den Anschlägen in New York. Den Rest des Tages hocken wir neben dem Kurzwellenempfänger. Es wird kaum noch gesprochen. Ein düsterer Tag.
Das Ganze ist ein perfides System der Ausbeutung. Kriminelle Hintermänner, oft aus Europa, stellen eine Flotte von Piratenschiffen zusammen und suchen nach Fischgründen, in denen es keine wirksamen Kontrollen gibt. Einige Staaten sind so arm, dass sie keine Küstenwachschiffe besitzen, wie etwa Sierra Leone, Guinea oder Gambia. Oder die Behörden sind irgendwie in den Deal verwickelt und kontrollieren deshalb nicht. Kühlschiffe bringen die Fracht in die Häfen. Von dort gelangt sie auf den Markt in Europa.
Und es ist kein geringes Problem. Vor der Küste von Sierra Leone und Guinea konnten wir kein einziges Schiff ausmachen, das eindeutig legal gefangen hat. Es gibt inzwischen einige Regionen auf See. in denen nach unseren Recherchen die Hälfte der Fangschiffe illegal operiert. Allein wir konnten auf unserer knapp 4-wöchigen Recherchefahrt vor der westafrikanischen Küste 37 Piratenfischer ausmachen. (Zum Vergleich: Die deutsche Fischereihochseeflotte besteht aus 23 Fischdampfern.)
Wir werden nicht darauf hoffen können, dass das mafiose System der Piratenfischer von irgendwelchen Behörden dieser Welt gestoppt oder zerschlagen wird. Korruption gibt es immer, und arme Staaten, die keinen Küstenschutz haben, gibt es auch.
Aber wir können die Märkte für illegal gefangenen Fisch dichtmachen. Wenn die Europäische Union ihren Markt wirklich »dichtmacht«, ist einer der wesentlichen Absatzgebiete für diese Art der Fischerei verloren.
Doch bisher hat die Europäische Union das System der Piratenfischerei eher gefördert.
Es werden von Brüssel Prämien an solche Fischer gezahlt, die ihre Schiffe ausmustern oder abwracken. Die Prämie wird aber auch gezahlt, wenn das Schiff ausgeflaggt wird, z.B. nach Belize oder Honduras. Sie fahren dann unter neuem Management weiter: als Piratenfischer. Und in einigen Häfen wie Las Palmas wird eben in keinster Weise kontrolliert, woher der Fisch letztlich stammt.
Bei unserer Recherchetour hatten wir das »Glück«, dass die meisten Piratenfischer mit dem Namen Greenpeace nichts anfangen konnten. Völlig harmlos fragen wir die Kapitäne, ob wir bei ihnen an Bord kommen dürfen - wir würden modernen Fischfang filmen. Dafür haben wir extra einen chinesischen Greenpeacer als Dolmetscher mit an Bord. Und viele Kapitäne lassen uns tatsächlich an Bord. Wir machen Fotos und Filme und sprechen mit der Crew. Alle sagen mir das Gleiche: »Wir fischen für Europa. Die Fänge gehen alle nach Las PalmasEindeutiger geht es nicht.
Auf der Rückfahrt laufen wir dann den Hafen von Las Palmas auf Gran Canaria an. An der Pier liegen einzelne Rostkähne. Ihre Flaggen: Belize und Honduras. Chinesische und koreanische Zwischenhändler haben hier ihre Büros. Die spanische Regierung lässt sie gewähren.
Doch was können wir tun?
Ab dem 1.1.2002 übernimmt Spanien turnusmäßig für ein halbes Jahr die Präsidentschaft in der EU.
o Dies wollen wir nutzen und das Thema Piratenfischerei zu einem Thema in der EU machen.
o Spanien soll sich als »verantwortungsvolles« Land beweisen und den spanischen Hafen Las Palmas und mögliche andere spanische Häfen für die Piratenfischer dichtmachen.
o Weiterhin soll die EU die Abwrackprämien für Fischereifahrzeuge nur für tatsächliche Abwrackungen bezahlen.
o Auch deutsche Fischimporteure sollen prüfen, woher ihre Ware letztlich kommt. Für diese wichtigen Anliegen bitten wir um Ihre Hilfe.
Schicken Sie die beiliegende Postkarte nach Spanien. Die dortigen Behörden sollen wissen, dass sie von einer interessierten Öffentlichkeit beobachtet werden.
Parallel werden unsere Lobbyisten in der EU und bei den spanischen Behörden vorsprechen und unsere Beweise und Dokumentationen von der Recherchefahrt vor Westafrika vorlegen. Und Greenpeace Spanien wird mit Aktionen auf das Thema aufmerksam machen. Jede Protestpostkarte verleiht unserer Stimme mehr Gewicht.
Unterstlitzen Sie bitte Greenpeace mit einer Spende. Der Raubbau an den Meeren und die Überfischung sind wichtige Probleme, die es zu lösen gilt. Nur international faire, kontrollierte und sozial ausgewogene Abkommen werden den Frieden auf den Meeren sichern. Dies wäre eine konkrete Hilfe zum Ausgleich zwischen den Industrienationen und den Entwicklungsländern. Um das zu erreichen brauchen wir einen langen Atem und eben Ihre Spende oder Ihren Beitrag.

Mit herzlichen Grüßen

Ingo Bokermann

PS: Ich möchte Ihnen mit diesem Brief nicht den Verzehr von Fisch »madig« machen. Fisch ist im Allgemeinen ein gesundes Nahrungsmittel. Und gegen die Piratenfischerei können Einzelne fast nichts ausrichten. Aber gemeinsam können wir es schaffen. Ohne unser Engagement wird sich kaum etwas bewegen.
Deshalb: Machen Sie bitte mit, schicken Sie die Postkarte ab und unterstützen Sie weiterhin Greenpeace mit Ihrer Spende.

Excmo. Sr. Ministro Arias Cañete:

La pesca pirata con barcos bajo bandera de convenienda se ha convertido en un grave problema medioambiental y socioeconómico en todo el mundo. España es uno de los países con mayor número de empresas con barcos bajo bandera de conveniencia. Por ello, le demandamos que se apliquen con rigor todos los aspectos de la legislación española relacionados con la pesca ilegal; que se desarrolle y apiique rápidamente el Plan Nacional contra la pesca ilegal que está elaborando la Secretaría General de Pesca y, finalmente, que se cierren los puertos españoles a los barcos bajo bandera de conveniencia.

Atentamente,

Datum Unterschrift


auf Deutsch heißt das:

Sehr geehrter Herr Minister,

die Piratenfischerei mit Schiffen, die unter Billigflaggen fahren, ist weltweit zu einem großen Problem für Umwelt und Wirtschaft geworden. Spanien gehört zu den Ländern, in denen die meisten Firmen mit Schiffen unter Billigflagge sitzen. Deshalb wünsche ich von Ihnen die strikte Anwendung aller Richtlinien der spanischen Gesetzgebung in Bezug auf die illegale Fischerei, die Entwicklung und Anwendung des Nationalen Plans gegen die illegale Fischerei, den das Generalsekretariat für Fischerei vorbereitet, und schließlich die Schließung der spanischen Häfen für Schiffe, die unter Billigflaggen fahren.

Mit freundlichen Grüßen


Postkarte schicken an:

Excmo. Sr. D. Miguel Arias Cañete
Ministro
Ministero de Agricultura,
Pesca y Alimentación
P° Infanta Isabel, 1
28071 Madrid

España


1 Mark drauf und ab die Post!



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