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positiv bewertete Texte
Der erste Text am 16.12. 2003 um 00:15:06 Uhr schrieb
mcnep über Rattenfänger
Der neuste Text am 3.8. 2021 um 10:03:15 Uhr schrieb
S. über Rattenfänger
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am 3.8. 2021 um 10:03:15 Uhr schrieb
S. über Rattenfänger

am 4.5. 2007 um 11:11:58 Uhr schrieb
BlasterMaster über Rattenfänger

am 7.8. 2011 um 15:20:24 Uhr schrieb
Leo über Rattenfänger

Einige überdurchschnittlich positiv bewertete

Assoziationen zu »Rattenfänger«

mcnep schrieb am 16.12. 2003 um 00:24:55 Uhr zu

Rattenfänger

Bewertung: 1 Punkt(e)

Der Rattenfänger


Fast jeder weiß, was in Hameln geschah,
vor tausend und einem Jahr.
Wie dort die Ratten hausten, die alles fraßen,
was nicht aus Eisen war.
Zu dieser Zeit kam ich nach langer Fahrt
als Spielmann in diese Stadt,
Und ich hörte als erstes den Herold schrein,
als ich den Markt betrat.
Wer mit Gottes Hilfe oder allein
die Stadt von den Ratten befreit,
für den lägen ab nun beim Magistrat
hundert Taler in Gold bereit.
Ich packte mein Bündel, die Flöte und Leier
und klopfte ans Rathaustor.
Kaum sah man mich, schlug man die Tür wieder zu,
und legte den Riegel vor.
Und ich hörte, wie man den Herren sagte,
es stünde ein Mann vor dem Tor,
zerrissen und stinkend, in bunten Lumpen
mit einem Ring im Ohr.
Dieser Mann ließe nun den Herren sagen,
er käme von weit, weit her,
und er böte der Stadt seine Hilfe,
weil er ein Rattenfänger wär.
Ich wartete lange, dann rief eine Stimme
durch die geschlossene Tür:
Vernichte die Ratten, und Du bekommst
die versprochenen Taler dafür.
Und ich ging und blies in der Nacht die Flöte,
immer nur einen einzigen Ton,
der so hoch war, daß nur die Ratten ihn hörten,
und keine kam davon.
Bis hinein in die Weser folgte mir bald die ganze quiekende Brut,
und am Morgen trieben an hunderttausend
Kadaver in der Flut.
Als die Hamelner Bürger hörten, was alles
geschehen war in der Nacht,
tanzten sie auf den Straßen, nur
an mich hatte keiner gedacht.
Und als ich dann wieder vorm Rathaus stand
und forderte meinen Lohn,
schlug man auch diesmal die Tür vor mir zu
und erklärte mir voller Hohn,
nur der Teufel könne bei meiner Arbeit
im Spiel gewesen sein,
deshalb sei es gerecht, ich triebe bei ihm
meine hundert Taler ein.
Doch ich blieb und wartete Stunde um Stunde
bis zum Abend vor jenem Haus,
aber die Ratsherren, die drinnen saßen,
trauten sich nicht heraus.
Als es Nacht war, kamen bewaffnete Kerle,
ein Dutzend oder mehr,
die schlugen mir ihre Spieße ins Kreuz
und stießen mich vor sich her.
Vor der Stadt hetzten sie ihre Hunde auf mich,
und die Bestien schonten mich nicht.
Sie rissen mich um und pißten mir noch
ins blutende Gesicht.
Als der Mond schien, flickte ich meine Lumpen,
wusch meine Wunden im Fluß
und weinte dabei vor Schwäche und Wut,
bis der Schlaf mir die Augen schloß.
Doch noch einmal ging ich zurück in die Stadt.
Ich hatte vorher mein zerfleischtes Gesicht
mit bunter Farbe bedeckt
und mein Wams, damit man die Löcher nicht sah,
mit Hahnenfedern besteckt.
Und ich spielte und sang, bald kamen die Kinder
zu mir von überall her,
hörten, was ich sang mit Empörung
und vergaßen es nie mehr.
Und die Kinder beschlossen, mir zu helfen
und nicht mehr zuzusehn,
wo Unrecht geschieht, sondern immer gemeinsam
dagegen anzugehn.
Und die Hamelner Kinder hielten ihr Wort
und bildeten ein Gericht,
zerrten die Bosheit und die Lügen
ihrer Väter ans Licht.
Und sie weckten damit in ihren Eltern
Betroffenheit und Scham,
und weil er sich schämte, schlug manch ein Vater
sein Kind fast krumm und lahm.
Doch mit jeder Mißhandlung wuchs der Mut
der Kinder dieser Stadt,
und die hilflosen Bürger brachten die Sache
vor den hohen Rat.
Es geschah, was heute immer noch geschieht,
wo Ruhe mehr gilt als Recht,
denn wo die Herrschenden Ruhe woll'n,
geht es den Beherrschten schlecht.
So beschloß man die Vertreibung
einer ganzen Generation.
In der Nacht desselben Tages begann
die schmutzige Aktion.
Gefesselt und geknebelt,
von den eigenen Vätern bewacht,
hat man die Kinder von Hameln ganz heimlich
aus der Stadt gebracht.
Nun war wieder Ruhe in der Stadt Hameln,
fast wie in einem Grab.
Doch die Niedertracht blühte, die Ratsherren faßten
eilig ein Schreiben ab.
Das wurde der Stadtchronik beigefügt
mit dem Stempel des Landesherrn
und besagt, daß die Kinder vom Rattenfänger
ermordet worden wär'n.
Doch die Hamelner Kinder sind nicht tot,
zerstreut in alle Welt,
haben auch sie wieder Kinde gezeugt,
ihnen diese Geschichte erzählt.
Denn auch heute setzen sich Menschen
für die Rechte Schwächerer ein,
diese Menschen könnten wohl die Erben
der Hamelner Kinder sein.
Doch immer noch herrscht die Lüge
über die Wahrheit in der Welt,
und solange die Gewalt und die Angst
die Macht in Händen hält,
solange kann ich nicht sterben,
nicht ausruhn und nicht fliehn,
sondern muß als Spielmann und Rattenfänger immer weiterziehn.
Denn noch nehmen Menschen Unrecht
als Naturgewalt in Kauf,
und ich hetze noch heute die Kinder dagegen
immer wieder auf.


HannesWader - Mit Gruß an toschibar.

mcnep schrieb am 16.12. 2003 um 00:15:06 Uhr zu

Rattenfänger

Bewertung: 2 Punkt(e)

Legt man als Definition des Faschismus die Bereitschaft des Menschen zugrunde, sich im Gefühl der individuellen Schwäche in die Hände übergeordneter Mächte zu geben, wird klar, wieso besonders die Anhänger der negativen Dialektik dazu neigen, fast alles und jedes mit dem Etikett 'faschistisch' zu belegen. Da es jedoch nicht die Unzulänglichkeit des Menschen, sondern vielmehr sein Empfinden derselben ist, die ihn in die Arme solcher Rattenfänger treiben, müsste es möglich sein, ein Antidot gegen diese Tendenz zu entwickeln. Dies zu finden, bin ich nicht studiert genug, mir fällt spontan nur ein Diktum des großen, wenngleich niemals zu überschätzenden Helge Schneider ein:

Sei doch nicht so kleinlich,
Liebe ist nicht peinlich.

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