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Max van der Moritz schrieb am 3.1. 2003 um 13:11:48 Uhr über

Gogo

Meinungsverschiedenheiten zwischen Ökonomen und Kaufleuten.

Viele Ökonomen glauben, daß Kaufleute einfach mehr für ihre Waren verlangen können. wenn sich ihre Einkaufspreise oder andere Kosten erhöhen. Das können sie zwar, aber die Frage ist, ob ihnen die Konkurrenz das erlaubt. Die Ökonomen vergessen da, daß die Konkurrenz vielleicht früher zu billigeren Preisen eingekauft hat und deshalb billiger verkaufen kann.
Nicht einmal ein Monopolinhaber kann seine Preise willkürlich erhöhen, weil es für alles Ersatzartikel gibt. Alle Preise bilden sich nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage auf dem Markt, auch der Preis (oder Wert) des Geldes.
Da aber Geld im Gegensatz zu Waren wieder verwendet wird, ist seine Verwendungsgeschwindigkeit ebenso wichtig wie seine Menge. Warenpreisbestimmendes Geld ist immer Geldmenge mal Umschlag auf dem Markt und das im Verhältnis zur bewegten Warenmenge und dessen Preis.
Kredit ist dabei nur eine Zeitverzögerung der Bezahlung und hat keinen Einfluß mehr auf die Warenpreise, denn die Waren mit Kredit verkauft, sind nicht mehr auf dem Markt. Ihre Preise sind festgelegt als Preise der Vergangenheit. Damit hat aber Kredit auch keinen Einfluß mehr auf den Geldwert, der ja auch nichts anderes ist, als das Verhältnis von Geldmenge zum Preisniveau der Waren, die noch auf dem Markt angeboten werden.
Einfach ausgedrückt: Geld ist das wert, was man dafür auf dem Markt an Waren bekommt. Genau so, wie aber nur wenige Käufe und Verkäufe den Papierwert aller Aktien bestimmen, ist es mit dem Geld. Der geringe Teil der Geldmenge, der kaufend auf dem Markt ist, bestimmt den Wert des gesamten Geldes samt dessen Geldguthaben. Dieser Teil der Geldmenge ist geringfügig. Würde sich das andere Geld auch bewegen und preiswirksam auftreten, würde sich herausstellen, daß der gesamte Geldwert eine Illusion ist.
In vielen Ländern wurde diese Illusion fast jede Generation einmal zerstört. Trotzdem glaubt der Großteil der Menschheit noch immer daran. Eigenartig ist, daß niemand auffällt, daß der durchschnittliche Umschlag der heutigen Geldmenge ( M1) nur 15 mal im Jahr ist. Das heißt doch, daß das Geld 350 Tage im Jahr still liegt. Die Leute ( auch die Ökonomen) sehen das als normal an. Anscheinend macht sich niemand Gedanken darüber, daß das abnormal ist. Da liegt das Tausch- und Zahlungsmittel 350 Tage im Jahr nutzlos herum und niemand findet etwas dabei. Wie alle volkswirtschaftlichen Zahlen ist die Zahl 15 nur so genau, wie die Unterlagen sind. Die sind in dem Fall auch die Steuererklärungen und da kann man getrost annehmen, daß eher 30 richtig sein wird. Das ist aber auch im Vergleich zu möglichen Umschlägen von bis zu 3,000 im Jahr recht gering. Solche Umschläge sind natürlich nur möglich solange unverkaufte Waren auf dem Markt angeboten werden.
Erst wenn durch irgendwelche Umstände das Vertrauen in den weiteren Wert des Geldes verschwindet, ist wieder einmal eine Inflationsperiode fällig. Diese muß nicht durch den Druck neuen Geldes ausgelöst werden. Es genügt wenn vorher still liegendes oder gespartes Geld in größeren Ausmaß auf den Markt kommt als neu gespart wird. Dann steigt das Preisniveau und da man bei höheren Preisen anscheinend mehr Geld braucht, sind die Nationalbanken nur zu oft bereit neues drucken zu lassen. Sie schütten damit Öl in das Feuer.
Irgend einmal werden dann Gegenkräfte wach - meistens des Guten zuviel. Eine Währungsreform und Deflation. Diesmal wird das nicht mehr so einfach sein. Der Goldstandard wird kaum mehr zum Leben erweckt werden können und lokale kaufkraftstabile Ersatzwährungen stehen bereit das fehlende Tauschmittel zu ersetzen.
Sie werden durch einen Wechselkurs unabhängig vom anderen Geld gehalten werden. Wenn diese Ersatztauschmittel dann die Waren vom Markt wegkaufen, bleiben immer weniger wertgebende Waren für eventuell zurückkehrendes altes Geld auf dem Markt. Das verschärft dann sie beginnende Inflation. Je mehr Geld auf den Markt zurück kommt, desto höher steigt das Preisniveau. Das veranlaßt dann einen noch stärkeren Zufluß und die Inflation wird zur Hyperinflation.
Die kauftkraftstabilen Gogos, oder wie immer sie dann genannt werden, berührt das aber nicht. Ihr Wechselkurs isoliert sie vom anderen Geld. In Gogos ausgedrückt bleibt das Preisniveau immer dasselbe als es 1980 war. Die Gogos sind der kanadische Dollar des Jahres 1980.
Sollte der Dollar in den nächsten 20 Jahren noch einmal mehr als die Hälfte seiner Kaufkraft verlieren, ist der Wechselkurs dann eben nicht mehr eins zu 2.20 wie im Jahr 2002 sondern eins zu 4.40 im Jahre 2022. Voraussichtlich wird es sogar noch viel größere Unterschiede geben, weil ja in Jahren relativ geringer Inflation sich durch Selbstalimentation die den Riesenschulden gegenüber stehenden Geldguthaben gewaltig gestiegen sind. Kommt dieses Geld, welches sich über 300 Tage im Jahr heute nicht bewegt erst einmal in Bewegung, gibt es kein Halten mehr. Nur die Gogos werden ihren Wert behalten. Bei früheren Hyperinflationen war es nur das Sachkapital, das seinen Wert behielt. Für die Besitzer aber auch nur, wenn es keine Enteignungen gab.
Diesmal wird es auch andere Rettungsnetze geben. Die Gogos werden einen evolutionären Übergang möglich machen, bei dem auch die geschaffenen realen Werte für ihre Besitzer sicher sein werden. Leider wird aber der illusionäre Geldwert nicht erhalten werden können. Genau so wie die Aktienblase einmal platzen muß, wird es mit der Geldblase passieren.
Wie weit die Hungernden die Blockade ihrer Lebensgrundlagen durch den Großgrundbesitz tolerieren werden, ist eine andere Frage, die sich diejenigen stellen müssen, welche statt der evolutionären Gogos lieber auf die alte Methode der gewaltsamen Vermögenssicherung bauen wollen. Bisher hat das auf die Dauer nie funktioniert und es sind schon sakrosankte Herrscher einen Kopf kürzer gemacht worden und alle Imperien gingen früher oder später einmal unter.
Wer glaubt, daß es heute anders sei, hat seine Augen geschlossen. Die Völkerwanderung mag heute anders aussehen aber sie findet noch immer statt. Inflationen und Deflationen wechseln sich noch immer ab, wie sie es seit jeher taten. Eine stabile kaufkraftbeständige Währung gibt es heute genau so wenig, wie jemals in der Geschichte.
Es existieren zwar schon die ersten 50 umlaufenden kaufkraftstabilen Gogos und bis zum Jahresende werden es voraussichtlich schon mehr sein, aber es wäre überheblich, die schon als Währung zu bezeichnen. Einstweilen sind sie nur ein Samenkorn. Erst wenn die Gogos in einem ausreichenden Markt anerkanntes Tauschmittel sein werden und ihre Kaufkraftbeständigkeit bewiesen haben, wird man von einer ersten stabilen Währung in der Geschichte der Welt reden können.
Unser heutiges Geld hat trotz seiner Mängel eine arbeitsteilige Wirtschaft ermöglicht und hat damit die Allmacht der Gottkönige der Vorgeschichte gebrochen. Was mit einem von den alten Mängeln befreiten Tauschmittel geschehen wird, kann höchstens jemand erträumen, der die Zusammenhänge jahrelang erkannt und studiert hat.
Das Dollarimperium hat durch jahrelange Überbewertung des Dollars die ursprüngliche Wertgrundlage des Dollars, die amerikanische Wirtschaftskraft zerstört und es ist nur mehr eine Frage der Zeit bis der ausgehöhlte Koloss zusammenbricht. Die Existenz einer kaufkraftbeständigen Währung könnte der letzte Strohhalm werden, an den sich auch die Leute in Amerika selber klammern werden, wenn sich herausstellt, daß der Dollar wertlos geworden ist.
Bomben und militärische Macht haben noch nie in der Geschichte ein Imperium erhalten können und auch das Dollarimperium wird untergehen. Die ersten Verfallserscheinungen sind schon deutlich zu erkennen.
















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