Cornelia Schleime, 2008Cornelia Schleime (* 4. Juli 1953 in Berlin) ist eine deutsche Malerin, Performerin, Filmemacherin und Autorin. Sie erhielt seit den frühen 1990er-Jahren mehrere bedeutende Kunstpreise in Deutschland.
Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Leben
2 Werke
3 Ausstellungen (Auswahl)
4 Museen und öffentliche Sammlungen (Auswahl)
5 Preise und Auszeichnungen
6 Literatur
7 Weblinks
8 Einzelnachweise
Leben [Bearbeiten]
Im Osten Berlins 1953 geboren, absolvierte Schleime von 1970 bis 1975 eine Friseurlehre und ein Maskenbildnerstudium, bevor sie dann nach einer Episode als Pferdepflegerin 1975 ihr Studium der Malerei und Grafik an der Hochschule für Bildende Künste Dresden begann. Mit ihren „Horizontebildern“ (Tusche auf Japanpapier) setzte sie sich über die Tradition der Dresdner Malerschule hinweg. Cornelia Schleime suchte nach Ausdrucksformen, die ihrem eigenen Lebensgefühl adäquat waren. Wichtig war für sie der ständige Prozess des Malens und Zeichnens selbst. Malen begann (und beginnt auch heute) für sie mit dem „Kratzen, Ritzen und Zeichen setzen – ein Prozess, vergleichbar dem automatischen Schreiben aus dem Unbewußten ohne vorgefaßte Idee, ohne Plan und Konzept“.[1]
Schon vor ihrem Diplom im Jahr 1980 kamen als weitere künstlerische Ausdrucksform das Agieren im Raum und die Herstellung von Schmalfilmen hinzu. Cornelia Schleime installierte anlässlich der inzwischen legendären „Türenausstellung“ im Herbst 1979 im ehemaligen Atelierhaus des Dresdner Spätromantikers Eduard Leonhardi einen „Raum des Dichters“. Die Beteiligung an dieser Ausstellung und ihre Körperaktionen hatten 1981 ein Ausstellungsverbot zur Folge. Aus dem für sie zu engen Kunstbegriff der Verbandsfunktionäre zog sie die Konsequenz und stellte einen Ausreiseantrag nach West-Berlin. Ebenfalls 1979 gründete Cornelia Schleime die Punkband „Zwitschermaschine“, in der sie selbst die Vokalistin war.
Im September 1984 wechselte die Künstlerin von Ost- nach West-Berlin. Im Zusammenhang mit dieser Ausreise aus der DDR verschwand fast das gesamte bislang geschaffene Œuvre – erhalten sind u. a. einige Filme aus dieser Zeit. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass sie in diesen Jahren intensiv von der Staatsicherheit der DDR beobachtet wurde (siehe Werk).
In den Folgejahren vollzog sich ein Paradigmenwechsel von den improvisierten und flüchtigen Figurinen ihrer Aquarelle und Tuschzeichnungen zur Auseinandersetzung mit Wahrnehmungen von Wahrnehmung und Bedingungen von Wahrnehmung.[2] Ihre Übermalungen von Postkarten und Kunstreproduktionen sind eine Auseinandersetzung mit den Bildmedien und ihrer Reproduzierbarkeit. Mit minimalen Eingriffen bewirkte sie weitreichende Kontextverschiebungen und verwandelte Massenware in Unikate.
In den 1990er-Jahren wandte Cornelia Schleime sich besonders der Malerei zu und entwickelte eine besondere Technik in der Verwendung von Schellack in Kombination mit Acrylfarben.
In dieser Zeit erhielt die Künstlerin eine große Anzahl von Stipendien, die teilweise mit Arbeitsaufenthalten (New York – PS 1, Indonesien) verbunden waren. Seit dem Jahr 2000 ist sie Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste in Dresden. 2004 erhielt sie den Gabriele Münter Preis und den Fred-Thieler-Preis.
Cornelia Schleime lebt und arbeitet in Berlin-Prenzlauer Berg und im Landkreis Ostprignitz-Ruppin.
Im Februar 2008 veröffentlichte sie mit Weit fort einen Roman, „der eigentlich eine Erzählung ist“.[3] Hierin wird die Protagonistin Clara über die Begegnung mit einem durch eine Internet-Partnerbörse vermittelten Mann mit ihrer eigenen (von der Stasi bespitzelten) Vergangenheit konfrontiert. Die Kritik erkannte hierin unschwer „jenen Sascha Anderson…, der mit seinen Denunziationen unter den renitenten Künstlern der DDR wütete“.[4]
Cornelia Schleime, Selbstportrait als Pilotin, 2001 Werke [Bearbeiten]
Super-8-Filme (um 1980):
Das Nierenbett,
o.A.
Unter weißen Tüchern
Als die Bilder laufen lernten
Selbstinszenierungen (Auswahl):
Körpermalaktion (Hüppstedt 1981)
Mund auf Nase zu (1982)
My Chrysler (1989)
Selbstinszenierung mit Zopf (1993)
Die Stasiserie (1993). Die Serie gehört zu den eindringlichsten Arbeiten der Künstlerin. Nach dem Lesen ihrer Stasi-Akte hat sie zu Texten hieraus 14 fotografische Selbstinszenierungen produziert
Malerei: Neben der Arbeit an Werkgruppen wie Der Zopf (1996–1997), Die Nonnen (1999–2002) oder Die Päpste (2003) kehrt Cornelia Schleime immer wieder zur Anfertigung von Portraits zurück. So sind in den späten 1990-Jahren eine große Zahl von Kinderportraits entstanden, u. a. Ein Schiff wird kommen (1999, 145 × 480 cm)
Zeichnungen: Zu ihrem Gesamtwerk gehört eine Vielzahl von Zeichnungen, die sie seit dem Dresdner Studium anfertigte
Roman: Weit fort, Hamburg 2008
Ausstellungen (Auswahl) [Bearbeiten]
2003 Kunst in der DDR, Neue Nationalgalerie, Berlin
2004 Berlin–Moskau / Moskau–Berlin 1950–2000, Tretjakov Gallery, Moskau
2005 IBCA 2005, IBCA Biennale Prag
2006 Life as a Legend: Marilyn Monroe, Kunsthaus Hamburg
2007 GERMAN PAINTING, Marlborough Gallery, London
2008 Cornelia Schleime: Blind Date, Galerie Michael Schultz, Berlin sowie Kunsthalle Tübingen
2009 Kunst und Öffentlichkeit, Neuer Berliner Kunstverein
2009 STANDPUNKTE II 1986-2006, Museum Junge Kunst, Frankfurt/Oder
2010 Art of Two Germanys/Cold War Cultures, Deutsches Historisches Museum, Berlin
Museen und öffentliche Sammlungen (Auswahl) [Bearbeiten]
Kunstmuseum Walter
Kupferstichkabinett der Staatlichen Kunstsammlung Dresden
Museum Meermanno Westreianum Den Haag
Frissiras Museum, Athen
Kupferstichkabinett Berlin
Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Sammlung Berlinische Galerie Berlin, Martin-Gropius-Bau
Deutscher Bundestag, Berlin
Getty-Museum Los Angeles
Preise und Auszeichnungen [Bearbeiten]
2004: Fred-Thieler-Preis
2004: Gabriele Münter Preis, Berlin
2005: Award of excellent painting, National Art Museum of China, Beijing
Literatur [Bearbeiten]
Gegenbilder, Filmische Subversion in der DDR 1976–89. K. Fritsche, C. Löser (Hrsg.), Januss Press Berlin
Cornelia Schleime, Arbeiten von 1985–1996, Ausstellungskatalog. Galerie Michael Schultz (Hrsg.), Berlin, 1996
Paul Kaiser, Claudia Petzold (Hrsg.): Bohème und Diktatur in der DDR. Deutsches Historisches Museum, Berlin
R. Galenza, H. Havemeister (Hrsg.): Wir wollen immer artig sein …, Punk, New Wave, HipHop, Independence-Szene in der DDR 1980–90., Berlin 1999
Anke Scharnhorst: Schleime, Cornelia. In: Wer war wer in der DDR? 4. Ausgabe. Ch. Links Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-86153-364-2, Band 2.
Cornelia Schleime. Galerie Schwind, Frankfurt/M, 1999
Cornelia Schleime – Ein Schiff wird kommen … Mannheimer Kunstverein (Hrsg.), Mannheim, 2000
Cornelia Schleime – Von hier nach dort. Galerie Michael Schultz (Hrsg.), Berlin, 2000
Instruktionen für den Notfall. Städtische Galerie Sonneberg, 2001
Cornelia Schleime – Eine etwas umständliche Art, sein Herz zu verlieren. Galerie Michael Schultz (Hrsg.), Berlin, 1997
Kunst in der DDR. Neue Nationalgalerie Berlin, 2003
Rituale. Akademie der Künste Berlin, 2003
Cornelia Schleime – Das Paradies kann warten. Ausstellungskatalog, Galerie Michael Schultz (Hrsg.), Berlin, 2003
Weblinks [Bearbeiten]
Website der Künstlerin
Cornelia Schleime in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
Galerie Michael Schultz Berlin
Die Stasiserie – gezeigt bei art-site.de
Aktuelle Einzel- und Gruppenausstellungen von Cornelia Schleime
Die Liebe der Nonnen – Artikel der Taz vom 10. März 2004 über Cornelia Schleime
ostPUNK! too much future – Dokumentarfilm mit Cornelia Schleime u. a., Kinostart August 2007
Einzelnachweise [Bearbeiten]
↑ Eckard Gillen 2002 – zitiert nach der Website der Künstlerin
↑ Eckard Gillen 2002 – zitiert nach der Website der Künstlerin
↑ FAZ vom 13. Februar 2008
↑ FAZ vom 13. Februar 2008
Normdaten: Personennamendatei (PND): 118759310
Personendaten
NAME Schleime, Cornelia
KURZBESCHREIBUNG deutsche Performancekünstlerin und Malerin
GEBURTSDATUM 4. Juli 1953
GEBURTSORT Berlin
Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Cornelia_Schleime“
Kategorien: Frau | Deutscher Maler | Zeitgenössischer Künstler | Filmschaffender | Punk | Geboren 1953
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