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wuming schrieb am 17.3. 2003 um 20:47:19 Uhr über

EugenDrewermann




Eugen Drewermann Lesen Sie vom Propheten Jona, Mr. President! Start Service Recherche ALS EIN GOTTESGERICHT AUSBLIEB Das Alte Testament erzählt eine Geschichte, die im Irak spielt Was kann die USA noch daran hindern, gegen den Irak »loszuschlagen«, auch wenn sie trotz aller wirtschaftlichen Erpressung von Ländern wie Mexiko, Chile, Guinea, Angola und Kamerun die nötigen Stimmen im Weltsicherheitsrat zur diplomatischen Scheinrechtfertigung ihres längst geplanten Krieges nicht bekommen? Eine erste Angriffswelle - so verheißt man martialisch - solle 3.000 Lenkwaffen und Bomben zum Einsatz bringen, die, »chirurgisch clean« natürlich, die Energieversorgung der Sechs-Millionen-Stadt Bagdad zerschmettern, die Infrastruktur zerstören, sämtliche möglichen Verstecke des irakischen Präsidenten und seiner Regierung in Schutt und Asche verwandeln und in wenigen Tagen, ja, Stunden schon, wenn alles »gut« geht, den »durchschlagenden« Erfolg amerikanischer Militärüberlegenheit vor aller Welt unter Beweis stellen werden. So viel steht seit August 2002 fest: Die Bush-Administration will diesen Krieg unter allen Umständen. Mit allen Vorwänden, Lügen, Fälschungen. Ihr ist jedes Mittel recht. Condoleezza Rice im August 2002: der Irak hat Atombomben, der Irak will Atomwaffen haben, der Irak könnte Atomwaffen haben (wollen)... Fakt ist: Anders als in Nordkorea, Pakistan und Israel gibt es keine Atomwaffen im Irak. Selbst die behaupteten Uran-Einkäufe des Saddam-Regimes mussten die USA fälschen, um die Welt von einer Bedrohung zu überzeugen, die nicht besteht. Für die USA definitiv nicht und für die Region des Mittleren Ostens so wenig, dass selbst die Türkei einen Krieg gegen den Irak nicht will - trotz des Kurdenproblems und trotz des Euphrat-Staudammprojektes nicht! Aber Colin Powell im Februar 2003: Der Irak unterstützt al Qaida - seine Massenvernichtungswaffen können in die Hände von Terroristen geraten. Nur: Die irakische Baath-Partei ist weit entfernt von religiösem Fanatismus, und zwischen Bin Laden und Hussein gibt es nur eine relevante Gemeinsamkeit: dass sie beide Verbündete der USA waren. Im Kampf gegen die Sowjets in Afghanistan der eine, im Kampf gegen die islamische Revolution in Iran der andere. Über eine Million Menschen ließen allein im Ersten Golfkrieg (1980-1988) das Leben. Ein Krieg, zu dem die USA den Irak ermunterten: Sie fanden damals nichts dabei, als Saddams Truppen die Insel Fao mit Giftgas zurückeroberten und als 1988 bei den Aufständen in Halabja 5.000 Kurden vergast wurden. Wie wenig das Zweistromland heute eine Gefahr darstellt, bewiesen Blair und Bush selber, als sie jüngst vor der UNO in unfreiwilliger Komik eine Studentenarbeit aus dem Jahre 1991 als neueste Erkenntnisse der Sicherheitsdienste vorstellen ließen. Mit einem Wort: Die so dringliche Abrüstung des Irak ist ein reiner Propaganda-Vorwand, den freilich alle Politiker heute zu akzeptieren vorgeben, um als »Realpolitiker« zu gelten. 1998 hat man Außenministerin Madeleine Albright gefragt, ob das Embargo der Briten und Amerikaner gegen den Irak in ihren Augen den Tod von 500.000 Kindern unter fünf Jahren wert sei. »Das ist es wert«, war ihre Antwort. Man schätzt bei der UNICEF, dass inzwischen mehr als 1,5 Millionen - vorrangig Kinder, Kranke und alte Leute - an den Folgen der durch keinen UN-Beschluss gedeckten Strangulationspolitik der USA seit 1991 getötet wurden. Kein Diktator der arabischen Welt oder sonst wo auf Erden hat einen ähnlichen »Erfolg« in Zeiten des Nicht-Kriegs aufzuweisen. Aber: Müssen wir den Amerikanern nicht dankbar sein, dass sie uns von Wilhelm II., von Adolf Hitler und vom Sowjetimperium befreit haben? Grund zu solcher Dankbarkeit besteht wohl kaum, wenn die »Siege« der USA lediglich die Meilensteine imperialistischer und neokolonialistischer Hegemonialinteressen bilden sollen. Ob sie das tun, entscheidet sich gerade jetzt: Verträge über die Behandlung von Kriegsverbrechern, über die Kontrolle von Bio-Waffen, gegen die Weitergabe von Landminen, über das Verbot von Präventivkriegen, über die Haftbedingungen von Kriegsgefangenen - alles abgelehnt von der Bush-Administration in nur zwei Jahren. Massenvernichtungsmittel in unvorstellbaren Mengen und in unvorstellbarer Schrecklichkeit ihrer Wirkung befinden sich heute ohne jede internationale Kontrolle in den Händen der Militärmaschinerie der Number One. Weltverantwortung? Die USA kürzen gerade die Auslandshilfe von drei Milliarden auf 1,7 Milliarden Dollar und vergeben selbst diese beschämend kleine Summe nur als Prämie für Wohlverhalten. In einer Zeit, in der wir endlich alle Möglichkeiten besäßen, eine Welt in Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit aufzubauen, sehen wir gerade God´s own Country in einer Mentalität befangen, die nach steinzeitlichem Vorbild Macht mit Recht verwechselt. Hoffen lässt sich in dieser Lage allein auf den Widerstand der Bevölkerung, neuerdings wohl auch der Kirchen. Sie akzeptieren Krieg nicht mehr als Mittel der Politik. Allzu lang haben die Phrasen vom »gerechten Krieg« gegolten. Jetzt erklärt sogar der Papst: »Ein Krieg ist eine Niederlage für die MenschheitWissen konnte man das immer schon. Zwei Parteien können sich nicht darüber einigen, was rechtens sei - und dann soll das Recht hervorgehen aus dem Mündungsfeuer der stärksten Kanonen? Das Recht des Stärkeren mag ein Gesetz des Tierreichs sein, für Menschen bedeutet es das Ende ihrer Menschlichkeit. Doch sonderbar: Gerade die »Frommen« im Lande, gerade die C-Parteien, gerade die sich besonders religiös gebenden Staatsmänner lassen sich im Kreise der »Willigen« bei ihrer Unterstützung der USA nicht irritieren: Offenbar gehört es noch immer zum Weltbild der Konservativen, dass Gott und die Macht ein und dasselbe sind. Und dieses Weltbild lässt sich institutionalisieren. Was treibt ausgerechnet den kirchentreuen José María Aznar in die Arme der Bush-Armada? Man sagt, er stehe der katholischen Geheimsekte des Opus Dei nahe, deren Gründer José María Escrivá 2002 von Johannes Paul II. heilig gesprochen wurde. Von Spaniens Verteidigungsminister Federico Trillo weiß man, dass er Mitglied dieser mafiosen Bewegung ist, deren Ziel unter anderem in der Zerschlagung der islamischen Welt zugunsten der Weltherrschaft »Christi« besteht. Bis heute gibt es weder eine nationale noch internationale Kontrolle dieses römisch-katholischen Laienordens, der es in Gestalt des FBI-Direktors Louis Freeh sogar geschafft hat, die Überwachung der US-Bevölkerung in die Hand zu bekommen. Erdölinteressen, Geheimdienstbündeleien und ein bigotter Fundamentalismus faschistoider Prägung scheinen gut zu koalieren. Doch die Menschen lassen sich von Lügen und Machtspielen ihrer Regierungen immer weniger beeindrucken. Erstmals gehen allerorten Millionen auf die Straße, ohne selbst in unmittelbarer Gefahr zu sein. Wir stehen weltweit vor der Erkenntnis, dass jeder Krieg nichts weiter ist als Staatsterror - ein gigantisches Verbrechen unter der Maske feierlicher Worte. George W. Bush mag das »Böse« bekämpfen wollen, doch 500.000 irakische Kinder sind nicht das Böse. Und es missrät selbst zum Schlimmsten, wer über Leichen hinweg dem »Guten« dienen will. Es gilt umzulernen, und es leidet keinen Zweifel, in welchem Sinne. Jeden Morgen, so hört man, liest der US-Präsident mit seinem Kabinett die Bibel. Nichts und niemand, scheint es, könne ihn von seinem Kriegskurs abbringen - außer der Bibel vielleicht. Es gibt dort zwei Szenen, die, recht verstanden, alles ändern könnten. Das Neue Testament erzählt, dass Jesus alle Reiche dieser Welt sein eigen habe nennen können, er hätte nur den Teufel anzubeten brauchen. Wer wirklich Weltherrschaft erringen will, soll das wohl heißen, wird niemals auf der Seite Gottes stehen. Und das Alte Testament erzählt eine Geschichte, die im alten Irak spielt, in Ninive: Dort hat der Prophet Jona soeben verkündet, Gott werde in wenigen Tagen diese große Stadt in seinem Zorn zerschmettern; schon wartet Jona ungeduldig auf das Gottesgericht, da weigert sich der Herr, so zu tun. Denn: »Mich«, spricht er, »sollte nicht dauern um Ninive, wo mehr als 120.000 Menschen wohnen, die nicht zwischen rechts und links unterscheiden können, und um all die Tiere?« (Jona 4,11). Wenn Gott so ist, darf dann ganz anders handeln, wer glaubt, Gott habe ihn berufen? Herr Präsident, lesen Sie die Geschichten des Propheten Jona! Wenn Sie diesen Krieg im letzten Augenblick abblasen, sind Sie vielleicht wirklich, was zu tun Sie so oft sagen: Wiedergeboren in Gott.
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