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Erinnerungsverlust. Arten von Amnesie sind: Man unterscheidet hinsichtlich eines bestimmten
Zeitraumes:- anterograd:
Erinnerungsverlust für Ereignisse, die nach dem Beginn der ursächlichen Erkrankung oder des
ursächlichen Einflugfaktors auftreten.-
retrograd: Erinnerungsverlust für Ereignisse, die vor dem Beginn der ursächlichen Erkrankung oder
des ursächlichen Einflußfaktors
auftraten. Vom Ausmaß her totale und lakunäre Amnesien. Als Sonderform der A. gilt die
hypnotische A. als spontane oder
suggerierte Unfähigkeit, Inhalte der Hypnose oder die Herkunft bestimmter Suggestionen aus der
Hypnose zu erinnern -
Kurzzeitgedächtnis: Speicherung von Information über 30 – 60 Sekunden. Testung mittels sog.
Spannenmaße:
Einzelinformationen oder kurze Geschichten werden im Sekundentakt vorgesprochen oder gezeigt,
unmittelbar im Anschluß daran
Wiedergabe durch den Patienten. – Arbeitsgedächtnis: Gleichzeitiges Behalten und Anwenden von
Informationen. Testung mittels
sog. „Satzspannen": Der Patient liest mehrere Sätze und soll das letzte Wort jedes Satzes
wiedergeben (Bei Störung „Verlieren des
roten Fadens"). –Vor allem die Schizophrenien, aber auch depressive und Zwangsstörungen
werden mit Dysfunktionen des
präfrontalen Kortex in Verbindung gebracht. Der präfrontale Kortex läßt sich in eine Anzahl von
Subregionen gliedern, denen
verschiedene kognitive und affektive Funktionen zugeschrieben werden. Hierzu gehört
insbesondere das Arbeitsgedächtnis, das bei
einer Vielzahl psychiatrischer Patienten leistungsgemindert ist. Die Erforschung der neuronalen
Implementierung von
Arbeitsgedächtnisfunktionen im Gesunden könnte zu einem besseren Verständnis präfrontaler
Hirnfunktionsstörungen führen, wie
sie sich in verschiedenen psychopathologischen Symptomen äußern, und eine differenziertere
Diagnostik und Therapie ermöglichen.
Langzeitgedächtnis: Speicherung von Information über Minuten– Jahre. Testung: Vorlesen einer
Geschichte oder Demonstration
von Bildern; nach 24 – 48 Stunden Reproduktion des Gehörten bzw. Gesehenen Es läßt sich in ein
episodisches und ein
semantisches Subsystem unterscheiden »Semantisch« (Universelles Wissen ohne unbedingten
Bezug zur eigenen
Person).bezeichnet nicht nur eine lexikalische Zuordnung, sondern den bewußten Abruf auf der
Basis von Familiarität. »Episodisch«
(Behalten von Dingen, die zur eigenen Person in Beziehung stehen („Was gab es heute zum
Frühstück?" „Was haben wir gestern
gemacht?").) bezeichnet hingegen die für das autobiografische Gedächtnis notwendige Fähigkeit,
Items innerhalb des Kontextes der
früheren Präsentation zu erinnern..Experimentell läßt sich eine solche Differenzierung durch das
»Erinnern/Wissen«-Paradigma
operationalisieren. Hierbei erhalten Versuchspersonen die Aufgabe, nach dem Erlernen einer
Wortliste in der anschließenden
Wiedererkennungsphase, in der die zuvor gelernten mit einer gleichen Anzahl an neuen Wörtern
präsentiert werden, eine
»Alt/Neu«-Entscheidung zu treffen. Bei jedem der als alt erkannten Wörter, sollen sie entscheiden,
ob die Wiedererkennung auf
einem Gefühl der semantischen Familiarität (Wissen-Antwort) oder aber auf der episodischen
Erinnerung des Lernereignisses
(Erinnern-Antwort) beruht.Lernen: Fähigkeit zur Aneignung neuer Informationen. – Prospektives
Gedächtnis: Fähigkeit, sich an
Dinge zu erinnern, die sich auf die Zukunft beziehen („Erinnern Sie mich morgen an dieses Thema!")
– Prozedurales Gedächtnis:
Fertigkeiten, die ohne Nachdenken ausgeführt werden können (Anziehen, Zubinden der Schuhe,
Anlegen der Krawatte Fahrradfahren
oder Schwimmen) ?150; Gedächtnisinhalte, die weitgehend unbewusst sind und so gut wie nie
durch Unfälle zerstört werden.
Zuguterletzt gibt es noch ein viertes Gedächtnissystem, das völlig unbewusst arbeitet. Auch diesem
kamen die Wissenschaftler
durch Menschen auf die Spur, deren Erinnerungsfähigkeit gestört war. So zum Beispiel der
berühmteste Fall der Neuropsychologie:
Ein Patient namens H.M. litt in den fünfziger Jahren unter starken epileptischen Anfällen. In einer
Operation entfernte man ihm Teile
beider Schläfenlappen. Nach der Operation zeigte sich, dass der Patient die Fähigkeit verloren
hatte, neue Eindrücke zu speichern.
H.M. begrüßte Bekannte, als sähe er sie zum ersten Mal; eine halbe Stunde nach dem Mittagessen
wusste er nicht mehr, ob er
etwas zu sich genommen hatte, geschweige denn was; über Todesfälle in der Familie war er jeden
Tag aufs Neue geschockt. Bei
Gedächtnistests zeigte sich jedoch, dass auch Patienten wie H.M. noch bestimmte Arten von
Information bleibend aufnehmen
können. z.B. bei Erkennen von unvollständigen Bildern. Wenn man den Versuch wiederholt, stellt
sich ein Lerneffekt ein: Das Bild
wird immer früher erkannt ?150; erstaunlicherweise nicht nur von Gesunden, sondern auch von
Patienten wie H.M., die scheinbar keine
neuen Informationen speichern können. Zeigt man ihnen aber zwischen den Sitzungen das
vollständige Bild, dann können sie sich
nicht daran erinnern, es jemals gesehen zu haben. Organisches amnestisches Syndrom, Ein
Syndrom mit deutlichen
Beeinträchtigungen des Kurz- und Langzeitgedächtnisses, bei erhaltenem Immediatgedächtnis. Es
finden sich eine eingeschränkte
Fähigkeit, neues Material zu erlernen und zeitliche Desorientierung. Konfabulation kann ein
deutliches Merkmal sein, aber
Wahrnehmung und andere kognitive Funktionen, einschließlich Intelligenz, sind gewöhnlich intakt.
Die Prognose ist abhängig vom
Verlauf der zugrundeliegenden Läsion. Korsakow-Psychose oder -Syndrom. Untersuchungen
belegen, dass Aktivierung oder
Inaktivierung von spezifischen metabotrophen Glutamat-Rezeptoren (mGLU-Rezeptoren) an
hippocampalen Neuronen die Art und
Weise der Gedächtnis-Entstehung generell regulieren. Außerdem sind die Rezeptoren wesentlich an
der vorübergehenden
Informationsspeicherung im Hipocampus beteiligt.Weitere Studien könnten nützliche Erkenntnisse
für die Rolle der
mGLU-Rezeptoren bei Gedächtnisstörungen liefern. Dies wiederum könnte zu neuen Therapien,
etwa bei Alzheimer, führen.
Persönliche Erinnerungen werden anscheinend in der rechten Gehirnhälfte gespeichert. Die meisten
Menschen führen einen
ständigen Kampf gegen das Vergessen. Ob es die Telefonnummer ist oder ein Name, an den man
sich nicht mehr erinnert, das
Gedächtnis scheint sehr unzuverlässig zu sein. Dabei gibt es meist einen einfachen Grund für unsere
Alltagsvergesslichkeit: Unsere
Lebensweise. Stress ist der größte Risikofaktor für Vergesslichkeit. Wer andauernd zu viele
Eindrücke aufnehmen und
speichern muss, der ist anfälliger dafür, einiges davon zu vergessen. Dass Stress wirklich
vergesslich macht, das haben Forscher
des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie an Mäusen gezeigt. Durch einen gentechnischen Eingriff ist
im Gehirn der Mäuse die
Stressregulation ausgefallen ?150; und sie sind deshalb extrem vergesslich. Das konnten die
Wissenschaftler durch einen
Gedächtnistest zeigen: Sie füllten ein rundes Becken mit Wasser und stellten eine Plattform an eine
ganz bestimmte Stelle.
Normale Mäuse erinnerten sich nach einigen Trainingsrunden daran, wo die Plattform war ?150;
sie schwammen sofort darauf zu. Anders
die Stress-Mäuse: Auch nach vielen Übungsrunden fanden sie die Plattform höchstens zufällig.
Außer Menschen mit Depressionen
gibt es noch eine andere Gruppe, die erhöhte Stresswerte hat: Marathonläufer. Anscheinend ist vor
allem bei älteren Läufern durch
die ständige körperliche Belastung der Cortisolspiegel im Gehirn höher als normal. Bei
Gedächtnistests schnitten diese älteren
Läufer deutlich schlechter ab als Vergleichspersonen ?150; ein weiterer Hinweis über den
Zusammenhang von Stress und Gedächtnis.
Empfindliche Kernspinstudien mit Geräten, die in der Lage sind den Hippocampus isoliert
darzustellen und die genaue Messungen
seines Volumens gemacht haben(1-3), weisen auf eine Atrophie (Schrumpfung) dort bei Patienten
mit Depressionen hin. Ältere
Studien hatten diesen Zusammenhang wegen schlechterer technischer Möglichkeiten nicht
nachweisen können(4-5). Der Effekt
scheint abhängig von der Schwere der Depression und ihrer Dauer zu sein. Diesen Effekt findet
man ähnlich bei schweren reaktiven
Depressionen (Belastungsreaktionen). Ähnliche Veränderungen findet man beim Cushingsyndrom,
bei dem das Gehirn ebenfalls
einer langdauernd erhöhten Glukocortikoidkonzentration ausgesetzt ist. Der Hippocampus ist die
Gehirnregion, die für das
Gedächtnis am wichtigsten ist. Gedächtnisstörungen bei Depressionen, Belastungsreaktionen und
beim Cushingsyndrom sind
bekannt. Es scheint so zu sein, daß diese Veränderungen nicht reversibel sind (3). Verantwortlich
gemacht wird das Stresshormon
Cortison. Diese Untersuchungen machen nochmals deutlich, daß psychische Traumen organische
und sichtbare Spuren im Gehirn
hinterlassen.
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