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Hohlwein, Jakob schrieb am 27.4. 2001 um 21:55:27 Uhr über

Mittelalter

Die Ritterorden im Hochmittelalter

Einführung:

Die Ritterorden des Hochmittelalters stellen für den heutigen Menschen ein oft schwer verständliches Phänomen dar. Im Ansehen des mittelalterlichen Menschen standen sie aber über andere religiöse Gruppen; sie galten oft als die Verkörperung des ritterlichen Ideals schlechthin.
Die Ritterorden waren Bruderschaften von Rittern. Zusammen mit den Priestern und dienenden Brüdern des Ordens lebten sie in Konventen, Ordenshäusern und Ordensburgen. Wie die Mönche lebten sie streng nach ihrer jeweiligen Ordensregel. Und ebenso verpflichteten sie sich zu den drei klassischen Gelübden: zu Armut (Verzicht auf Eigentum), Keuschheit (Ehelosigkeit) und Gehorsam (gegenüber den Ordensoberen und dem Papst.
Ihre Ziele und Aufgaben waren immer auch karitativer Natur, sie pflegten im heiligen Land in eigenen Hospitälern kranke Pilger und fungierten auch als Schutz reisender Pilger. Nach und nach traten diese Funktionen aber oft in den Hintergrund und die Ordensritter verstanden sich immer mehr als die »Gottesstreiter« schlechthin; ihre Aufgabe war der Dienst für Gott in der Befreiung des Heiligen Landes. Dieser Dienst drückte sich in der Sicherung des Königreiches Jerusalem und im permanenten Kampf gegen die Heiden - die Muslime - aus.




Die Ritter vom Hospital des heiligen Johannes des Täufer
Die Johanniter

Wappen: Weißes Balkenkreuz auf schwarzem Grund.
Ordenstracht: Schwarze Mäntel mit weißem Kreuz auf der linken Schulter
und
als Kriegskleid ein roter Wappenrock auf dem ein weißes Kreuz mit acht Zungen aufgenäht oder aufgemalt ist.

Ordensbanner: Rot mit weißem Balkenkreuz.

Der Orden wurde 1022 von Kaufleuten in Amalfi gegründet. Seine Mitglieder widmeten sich zunächst der Krankenpflege; die Johanniter bauten musterhafte Spitäler nahe dem heiligen Grab in Jerusalem, in Akkon und später auf Zypern, Rhodos und Malta. Bald aber nahmen die Kämpfe gegen die Ungläubigen die Ritter so in Anspruch, daß 1118 die Spitalarbeit ganz den dienenden Brüdern überlassen wurde. In der Struktur ähnelte dieser Orden dem der Templer.
Nach dem endgültigen Verlust des Heiligen Landes zogen sich die Johanniter zuerst nach Zypern zurück und später nach Rhodos zurück.. Von dort aus führte der Orden mit einer eigenen Flotte Angriffe gegen türkische Schiffe und Häfen.








Die armen Ritter Christi
Die Templer oder Tempelritter


Wappen: Ein rotes Ankerkreuz auf weißen Grund.
Ordenstracht: Weißer Mantel mit rotem Kreuz.
Ordensbanner: Ein geteiltes Banner, oben schwarz und unten weiß.

1118 gründete ein französischer Ritter, Hugo de Payns zusammen mit einigen Gefährten eine Bruderschaft zur Sicherung der Pilgerstraßen nach Jerusalem. König Balduin II gab der noch kleinen Gemeinschaft ein Gebäude auf dem Boden des alten Salomonischen Tempels in Jerusalem. Aufgrund dieses Ortes wurde die Gemeinschaft »militia templi« (Ritterschaft des Tempels) genannt, woraus sich der Name »Templer« entwickelte. Die Ritter selbst bezeichneten sich lieber als »pauperi milites Christie«, als die "armen Ritter Christi.
Bedeutung erlangten die Templer erst durch die Unterstützung von Bernhard von Clairvaux, dem Begründer des Zisterzienserordens. Unter dem Eindruck von zwei Mitgliedern der Templer im Jahre 1126 hatte er eine Schrift »de laude novac militiae« (vom Lob der neuen Ritterschaft) verfaßt, in der er im Gegensatz zu den »weltlichen« Rittern das Ideal einer »geistlichen Ritterschaft« verherrlichte.
Bernhard von Clairvaux wirkte auch maßgeblich bei der Gestaltung der neuen Ordensregel mit: unter seinem Einfluß wurde sie eng an die der Benediktiner angelehnt; letztendlich war sie eher von mönchischen und weniger von ritterlichen Grundsätzen geprägt. In ihr spiegelte sich der Charakter des neuen Ordens wieder: wesentlich ist der Gedanke der Disziplin und der einfachen Lebensführung. Die Regel warnt die Ordensbrüder vor übertriebenen Ehrbegriffen. Sie verbietet u.a. das Schach- und Würfelspiel, die Jagd und Falkenzucht. In den Ordenskonventen durften keine Gaukler und Schauspieler anwesend sein; zusätzlich war den Brüdern selbst das Singen von lustigen oder gar anzüglichen Liedern verboten.
Hugo de Payns selbst fügte der Regel ausführliche Bestimmungen über die Bewaffnung, Pferde und die Art und Weise des Kampfes bei.
Festzuhalten bleibt, daß die Templer kein Mönchsorden waren, der sich den Idealen des kreuzfahrenden Rittertums verschrieben hatte, sondern ein Ritterorden, der seine Lebensformen aus der Regel der Mönchsorden begründete. Die Kraft, aus der die Templer lebten, war das Bewußtsein der wahren Streiter Christi und nicht die Frömmigkeit der Mönche. Dies galt im Übrigen auch in ähnlicher Weise für andere Ritterorden, so wie auch die Regeln anderer Ritterorden, so wie auch die Regeln der anderen Orden in Fragen der Zucht, der Lebensweise etc. der Templerregel ähnelten.
Dem Orden traten hauptsächlich französische und normannische Ritter bei. An der Spitze stand der Großmeister. Die Ritter lebten in sog. Konventen, die mehr Burgen als Klöster waren; hier genügten schon 13 Ritter um ein Konvent zu bilden.
Aufgrund des roten Kreuzes, nannte man sie auch die »roten Mönche«. Bei den Sarazenen waren sie wegen ihrer Tapferkeit gefürchtet. Im Gegensatz zu weltlichen Heerführern war der Orden nicht bereit Gefangene gegen Lösegeld freizukaufen. Auch machte der Orden im Kampf selbst keine Gefangenen. Als Beispiel für die Tapferkeit der Ordensritter sei die Schlacht von Banjas im Jahre 1156 angeführt: hier fielen über 300 Ritter im Kampf und nur 27 kehrten zurück. Von den 22 Großmeistern des Ordens fielen 5 in der Schlacht, 5 weitere starben an ihren Verletzungen; einer starb in muslimischer Gefangenschaft und der letzte Großmeister des Ordens starb 1314 auf dem Scheiterhaufen.




Die Schwertbrüder - Der Livlandorden



Wappen: Zwei nach unten zeigende gekreuzte, rote, Schwerter auf weißem Grund.
Ordenstracht: Weißer Mantel mit zwei nach unten zeigenden, gekreuzten roten Schwertern.
Banner: ?

Der 1202 gegründete Orden eroberte 1237 Livland und Kurland. Im Jahr 1230 verbündeten sie sich mit dem Deutschen Ritterorden und wurden 1237 mit diesem zusammengeschlossen.



Der Deutsche Ritterorden



Wappen: Schwarzes Balkenkreuz auf weißem Gewand.
Ordenstracht: Weißer Mantel mit schwarzem Kreuz auf der linken Schulter.
Banner: Schwarzes Balkenkreuz auf weißem Banner.
Knappen trugen ein schwarzes T-Kreuz auf dem weißen Gewand aber einen grauen Mantel.
Sergeanten trugen das schwarze T-Kreuz auf einem grauen Gewand und grauen Mantel.
Die Laienbrüder trugen das T-Kreuz während die Brüder, die das Gelübde abgelegt hatten, ein Vollkreuz trugen.

Der Orden wurde während des dritten Kreuzzuges 1190 in Akkon gegründet.
Auch hier stand am Beginn der karitative Gedanke: es wurde ein Spital für die Kranken und Siechen errichtet. Zusätzlich entstand bald ein zweites Hospital in Jerusalem und man nannte sich nun »Hospitale sancte Marie domus Theutonice in Jherusalem« = Spital St. Marien des Deutschen Hauses zu Jerusalem; hieraus wurde der spätere Name "Orden der Ritter des Hospitals
Sankt Marien der Deutschen in Jerusalem".
Der Aufschwung des Ordens begann aber erst mit Hermann von Salza einem Berater des Königs Friedrich von Sizilien, des späteren Kaisers FriedrichII. Hermann von Salza wird 1196 Hochmeister des Ordens und es gelang ihm nach und nach Privilegien für den Orden bei Kaiser und Papst zu erlangen. 1221 wurde der Deutsche Ritterorden rechtlich den Orden der Johanniter und Templer gleichgestellt. So heißt es in den Statuten des Ordens, daß man ihnen gewährte Kranke zu pflegen wie die »Johanniter« und ritterlich zu leben wie der Orden der »Templer«.
Die deutschen Ordensritter lebten nach ihren Ordensstatuten in strenger Zucht. Auch hier wurden zuerst die drei klassischen Gelübde angeführt: »die Keuschheit ewiglich; der Verzicht auf eigenen Willen, das ist der Gehorsam bis in den Tod; das Gelöbnis der Armut, daß der ohne Eigentum lebe, der diesen Orden empfängt«. Nur als ganzes durfte der Orden Ländereien, Burgen, Kapellen usw. besitzen.
Hinsichtlich der Lebensweise der Brüder heißt es weiter: »Es ist dieser Orden zur Ritterschaft gegen die Feinde des Kreuzes und Glaubens besonders bestimmt. Daher sind Dinge, die zur Ritterschaft gehören...gestattet. Doch soll am Sattel oder Zaum wie am Schilde kein Gold oder Silber oder andere weltliche Farbe sein... Der Meister verleiht den Brüdern Roß und Waffen und kann sie anderen geben, ohne daß die Brüder widersprechen dürfen, denn sie haben kein Eigentum daran
Im deutschen Ritterorden gab es außer Rittern und Geistlichen auch noch dienende Brüder in grauen Mänteln, die auf dem Acker oder in der Werkstatt die gröberen Arbeiten verrichteten.
An der Spitze des Ordens stand der auf Lebenszeit gewählte Hochmeister. Fünf Großgebietige standen ihm zur Seite; ein jeder von ihnen hatte für einen bestimmten Teil der Verwaltung zu sorgen. Jede bedeutende Ordensburg und das sie umgebende Gebiet wurde einer Komtur anvertraut.
Mehrere Komtureien bildeten eine Ballei.
Bis 1230 kämpfte der Orden im heiligen Land. Dann erhielt Hermann von Salza von Kaiser Friedrich II den Auftrag »in das Preußenland mit den Kräften des Ordenshauses und mit allen Mitteln einzudringen«. Diese Ostkolonialisierung wurde von dem Orden auch als Kreuzzug betrachtet; man kämpfte ja gegen die heidnischen Preußen. Alles eroberte Land wurde dem Orden als Lehen unterstellt - es entstand ein eigener Ordensstaat, der Hochmeister wurde Reichsfürst und der schwarze Reichsadler sein Wappen. 1309 wurde die Marienburg die Residenz des Hochmeisters und damit Zentrum des Deutschordensstaates.
Dieser entstand etappenweise: 1237 beherrschte der Deutsche Orden durch den Zusammenschluß mit dem Schwertbrüder- oder Livlandorden bereits Livland und Kurland. 1309 eroberte er das Gebiet um Danzig, besiegte 1346 die Esten und kämpfte erfolgreich gegen die Litauer.
Der entscheidende Niedergang des Ordens begann 1410, als sein Heer bei Tannenberg vernichtend geschlagen wurde. Von dieser Niederlage konnte sich der Deutsche Ritterorden nie mehr erholen.




Die Ritter des heiligen Grabes

Wappen: Rotes geschweiftes Prankenkreuz auf einem weißem Gewand.
Gründung im 13. Jahrhundert. Geistliche und militärische Institution.
Die Ritter dieses Ordens bemühten sich um die Rückeroberung Jerusalems und dessen Verteidigung. Nach dem Verlust Palästinas zogen sie sich nach Italien zurück.



Der Lazarus Orden Die Lazarener

Wappen: Grünes Kreuz auf weißem Grund.
Der Lazarus Orden ist ursprünglich eine religiöse Gemeinschaft, die das vor 1142 gegr. Leprosenspital in Jerusalem unterhielt. Der Orden lebte nach der Augustinerregel. Vor der Mitte des 13. Jh. konstituierte er sich in Akkon als geistlicher Ritterorden.



Compagnia della buona morte

Wappen: Weißer Totenkopf vor zwei gekreuzten, weißen Knochen auf schwarzen Grund.

Diese Bruderschaft ist mit den vorher genannten Orden nicht zu vergleichen. Sie wurde 1176 in Italien gegründet und bekämpfte die Anhänger der staufischen Könige in Italien. Unter der Führung von Alberto da Giussano zeichneten sie sich auch durch einige Erfolge aus.




Schlußbemerkungen


Wie lassen sich nun diese eng miteinander verknüpften Phänomene »Kreuzzüge« und »Ritterorden« erklären und deuten?
Warum begann 1096/97 der erste Kreuzzug und nicht schon lange vorher - Jerusalem war 638 von den Muslimen erobert worden. Seit Jahrhunderten waren Pilger nach Jerusalem gekommen, ohne wesentlich von den Arabern gestört zu werden und auch die orientalischen Christen im Heiligen Land waren zwar nicht gleichgestellt mit Muslimen, lebten aber vom Gesetz geschützt und in Frieden.
Um der Kreuzzugsbewegung in ihren Ursprüngen gerecht zu werden, muß man die geistliche Erneuerungsbewegung begreifen; hier hatte der mittelalterliche Mensch die Möglichkeit, sich mit seiner ganzen Kraft für Gott einzusetzen und sicher das ewige Heil zu erlangen; er konnte seinem Leben einen ganz neuen Sinn und eine neue Wendung geben. Das dieses Ideal sehr bald und immer wieder von der Kirche und weltlichen Machthabern mißbraucht wurde, muß ebenso festgestellt werden.
Auch die Ritterorden sollte man unter dem Gesichtspunkt der christlichen Erneuerungsbewegung sehen. Ein Ritter war sich durchaus bewußt, daß sein Leben ein Widerspruch in sich selbst trug; als christlicher Ritter war er verpflichtet Barmherzigkeit zu üben und letztlich sogar seine Feinde zu lieben. Als Ritter an sich, als Gefolgsmann seines Lehnsherren, als Berufskrieger mußte er dagegen immer wieder kämpfen und töten.
Hier mochte ein Leben in einem Ritterorden eine Art seelisches Regulativ darstellen: der Ritter konnte der erlernten »Beschäftigung« nachgehen und war zusätzlich seines Seelenheils sicher. Als eine Art »wahrer Ritter« kämpfte er in einem »Heiligen Krieg« für den höchsten Kriegsherrn, für Gott selbst.























Die Farben der Kreuze die von den Kreuzfahrern getragen wurden




Bis zum dritten Kreuzzug trugen alle Kreuzfahrer ein rotes Kreuz als Feldzeichen. Mit dem Beginn des dritten Kreuzzuges 1189 trugen die Kreuzfahrer die Kreuzfarbe ihres Herkunftslandes.



Herkunft: Kreuzfarbe:

Deutschland schwarz

England weiß

Frankreich rot

Italien gelb

Belgien grün



Die Kreuzzüge


1. Kreuzzug 1095 - 1099 Eroberung Jerusalems

2. Kreuzzug 1146 - 1148

3. Kreuzzug 1189 - 1192 Kreuzzug der Könige

4. Kreuzzug 1199 - 1204

Kinderkreuzzüge 1212

Kreuzzug nach Damiette 1217 - 1221

5. Kreuzzug 1228 - 1229

6. Kreuzzug 1249 - 1254

7. Kreuzzug 1270






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