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wuming schrieb am 22.11. 2008 um 01:18:13 Uhr über

Yes



Igor Vamos und Jacques Servin auf der GO-Expo 2007The Yes Men sind eine Netzkunst- und Aktivistengruppe, die Kommunikationsguerilla betreibt und mit einer Fälschung der Webseite der WTO bekannt wurde. Mitglieder der Gruppe geben sich als Repräsentanten internationaler Konzerne oder Institutionen aus und karikieren mit übertriebenen Forderungen auf Konferenzen deren Ziele (Überidentifikation). Sie selbst bezeichnen dies als „Identitätskorrektur“ (“identity correction“).

Die zwei führenden Mitglieder der Gruppe sind unter einer Reihe von Pseudonymen bekannt, zuletzt Andy Bichlbaum und Mike Bonano. Ihre bürgerlichen Namen lauten Jacques Servin und Igor Vamos. Servin ist ein Science-Fiction-Autor, Vamos arbeitet als Assistenzprofessor am Rensselaer Polytechnic Institute in New York.

Bei ihrer ersten Aktion, in den 1990ern, tauschten sie die Elektronik von Barbie- und GI-Joe-Sprach-Puppen gegeneinander aus und stellten sie zurück in die Geschäfte. Sie veröffentlichten dann eine Erklärung im Namen derBarbie-Befreiungs-Organisation“.

Die Gruppe gibt an, sie werde von Herb Alpert finanziert.

Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 WTO
1.1 Salzburg
1.2 CNBC
1.3 Tampere
1.4 Plattsburgh
1.5 Sydney
2 Wahlkampf
3 Dow Chemical
3.1 Bhopal
3.2 Acceptable Risk Calculator
4 Halliburton
5 New York Times
6 Siehe auch
7 Dokumentarfilme über die Yes Men
8 Weblinks
9 Einzelnachweise



WTO [Bearbeiten]1999 sicherten sich die Yes Men die Domain „gatt.org“ (General Agreement on Tariffs and Trade) und stellten eine gefälschte Seite der Welthandelsorganisation (WTO) ins Netz. An die Adresse ihrer gefälschten WTO-Seite bekamen sie trotz der vollkommen überzogenen angeblichen Forderungen der WTO auf der Seite immer wieder E-Mails und Einladungen realer Organisationen. Dies nutzen sie dann für Auftritte auf diversen Konferenzen.


Salzburg [Bearbeiten]Im Mai 2000 wurde, über die Seite der Yes Men, der WTO-Generalvorsitzende Mike Moore zu einer Konferenz über internationale Handelsgesetze eingeladen. Im Namen von Moore lehnten die Yes Men die Einladung ab, aber sie schickten stattdessen einen gewissenDr. Andreas Bichlbauer“.

Dr. Bichelbauer“ hielt einen Vortrag über den freien Handel und darüber, dass Hindernisse, die diesen behinderten, abgebaut werden müssen. Unter anderem sollte der freie Markt einer Demokratie das Handeln mit Wählerstimmen über Webseiten wie „voteauction.comermöglichen. Auf diesen Vorschlag erhielten die Yes Men jedoch keinerlei kritische Reaktionen von den Besuchern der Konferenz, selbst alsDr. Bichelbauer“ Hitlers Wirtschaftspolitik lobte, blieben Reaktionen aus. Nach dem Vortrag interviewte ein Mitglied der Yes Men die Teilnehmer der Konferenz über die Ausführungen vonDr. Bichelbauer“, jedoch wollte auch hier niemand etwas Ungewöhnliches an dem Vortrag bemerkt haben.


CNBC [Bearbeiten]2001 wurden die Yes Men zu einer Fernsehkonferenz des Senders CNBC eingeladen, live sollten sie in einer Videokonferenz mit Globalisierungskritikern (u.a. Barry Coates als Vertreter des „World Development Movement“) die Position der WTO darlegen. Der Vertreter der Yes Men trat hier unter dem Alias „Granwyth Hulatberi“ auf. Hulatberi hielt sich nicht zurück und verkündete, dass Coates' Kinder, wenn sie von privatisierter Bildung profitieren würden, verstünden, wie der freie Markt funktioniert und dass sie dann Denker wie Charles Darwin und Milton Friedman anstatt Robespierre und Abbie Hoffman bevorzugen würden. Ein freier Handel sei immer der richtige Weg, so sollte es auch einen Handel für Menschenrechtsverletzungen in Form von „Gerechtigkeitsbelegen“ (“Justice Vouchers“) geben. Die Reichen hätten automatisch Recht, da sie Macht besäßen und die Armen eben nicht. Barry Coates war offensichtlich mehrfach kurz davor, die Fassung zu verlieren.

Einige Tage nach der Sendung erhielten die Yes Men ein Dankesschreiben des Senders.


Tampere [Bearbeiten]2001 wurden die Yes Men zur Konferenz „Towards the Globalization of Textile Trade“ nach Tampere (Finnland) eingeladen. Da die bisherigen Vorträge und Auftritte kaum kritische Reaktionen bei den Konferenzgästen hervorgerufen hatten, entschloss sich die Gruppe, ein wenig drastischer zu Werke zu gehen.

Einige Zitate aus dem Vortrag:

Einige der Verteidiger des (amerikanischen) Bürgerkrieges sagen, dass der Krieg, bei all seinen Fehlern, zumindest zum Verbot der unfreiwillig importierten Arbeitskräfte geführt hätte. Nun ist ein solches Geschäftsmodell natürlich eine schreckliche Sache. Ich bin selber ein Abolitionist. Aber de facto gibt es keinerlei Zweifel daran, dass die Kräfte des Marktes die Sklaverei im Laufe der Zeit durch eine „sauberere“ Quelle an Arbeitskräften ersetzt hätten. Wenn die unfreiwillige Importierung von Arbeitskräften nicht verboten worden wäre, was glauben Sie, würde heute ein Sklave kosten?“
Lassen wir den Sklaven doch einfach in seiner Heimat, sagen wir Gabun. In Gabun kann man ihn für 10 $ für zwei Wochen mit Lebensmitteln versorgen, nicht nur für einen Tag. 250 $ reichen für ein Jahr Unterkunft, nicht nur für einen Monat, 50 $ reichen für eine lebenslange Versorgung mit Kleidung! Gesundheitsvorsorge ist ebenfalls sehr viel günstiger. Zusätzlich können Jugendliche ohne schwere Auflagen eingestellt werden.“
Der größte Vorteil des Systems „Ausgelagerte Arbeitskräfteist jedoch, dass der Sklave nicht unfrei sein muss! Dies beruht hauptsächlich auf dem Wegfall der einmaligen Transportkosten, die so nicht mehr wieder hereinbekommen werden müssen. Die potenziellen Verluste bei einer Flucht beschränken sich auf das rudimentäre Training des Sklaven. Dadurch, dass der Sklave frei sein kann, wird er oder sie plötzlich zum Arbeiter und nicht mehr zum Sklaven! Ein weiterer wichtiger Punkt für die Moral der Sklaven- Arbeiter! - ist es, dass sie in ihrem angestammten Lebensraum verbleiben können und nicht umgesiedelt werden müssen, wo sie unter Heimweh und Rassismus leiden würden.“
Die Ausführungen über Sklaverei und freier Marktwirtschaft dienen den Yes Men ein Plädoyer für die totale Überwachung von Arbeitskräften durch Manager zu halten. Die WTO sei der Meinung, dass die Effizienz der Produktion durch die Kontrolle des Arbeiters während der Arbeit und auch in seiner Freizeitgestaltung gesteigert werden könne.

In der Folge reißt Mike Andy seinen Business-Anzug vom Leib. Darunter befindet sich ein golden schimmernder Trikotanzug, in dem ein überdimensionierter Phallus integriert ist. An der Spitze des Phallus befindet sich ein Display, über das der Manager direkt mit dem Arbeiter kommuniziert. Praktisch sieht dies so aus, dass Mikrochips im Körper des Arbeiters implantiert werden, die elektromagnetische Signale in den Hintern des Managers senden.

Zu dem Vortrag erhalten die Yes Men wiederum nur Applaus und niemand schien irgendein Problem mit den Inhalten des Vortrags zu haben.


Plattsburgh [Bearbeiten]2002 wurden die Yes Men von Richard Robbins an dieState University of New York“ in Plattsburgh eingeladen, um dort einen Vortrag vor Studenten zu halten. Der Vortrag stand unter der einleitenden FrageWarum ist Verhungern ein Problem?“. Die Yes Men erklärten in aller Offenheit, dass die Politik der WTO, ähnlich der Politik Englands vor derGroßen Hungersnot in Irland“, zu Hungersnöten führt. Ihre Lösungen folgten aber der Logik des freien Marktes. Sie schlugen ein System zum Recycling gegessener Nahrung vor. Die Lebensspanne eines Hamburgers könne so um das zehnfache verlängert werden. Eine Grafik machte deutlich, dass das System in der Tat darauf hinauslaufen würde, dass die dritte Welt den recycelten Kot, der in der ersten Welt anfällt, essen würde.

Bei diesem Vortrag erhielten die Yes Men erstmalig eine negative Reaktion, allerdings waren die Studenten schon von Beginn an negativ der WTO gegenüber eingestellt und die Yes Men wurden bereits vor dem Vortrag ausgebuht.


Sydney [Bearbeiten]
“Kinnithrung Sprat“ verkündet in Sydney die Auflösung der WTOAuf einer Konferenz der Certified Practicing Accountants Association of Australia in Sydney verkündete der vermeintliche WTO-Mitarbeiter Kinnithrung Sprat, dass die WTO im Lichte all ihrer Misserfolge beschlossen habe, sich aufzulösen und neu zu gründen als Organisation, die dann nicht mehr für Großkonzerne, sondern für die Armen und Schwachen arbeiten wolle.

Auf diesen Vortrag erhielten die Yes Men durchweg positive Resonanz, einige Konferenzteilnehmer traten nach dem Vortag anHerrn Sprat“ heran und gaben diesem Tipps, wie die neue Organisation ihrer Meinung nach sicherstellen könne, wirklich für die Armen zu arbeiten.

Auch auf eine Pressemitteilung der Yes Men (im Namen der WTO) erhielten diese hunderte von begeisterten E-Mails.


Wahlkampf [Bearbeiten]2004 gingen die Yes Men alsYes, Bush Can!“ (Ja, Bush kann!) auf Tour und ermutigten die Unterstützer einPatriotisches Gelöbniszu unterzeichnen, indem sie ihre Bereitschaft erklärten, nukleare Abfälle in ihrem Garten zu lagern und ihre Kinder in den Krieg zu schicken. Sie traten ebenfalls auf dem Republikanischen Parteitag auf.


Dow Chemical [Bearbeiten]
Bhopal [Bearbeiten]Am 3. Dezember 2004, dem 20. Jahrestag des Bhopalunglücks, trat Yes Man Andy Bichlbaum auf BBC World alsJude Finisterra“, ein Dow-Chemical-Sprecher, auf. Dow Chemical ist der Eigentümer von Union Carbide, dem Verantwortlichen für das Unglück, bei dem Tausende ihr Leben verloren und die Überlebenden oft schwere Folgeschäden davontrugen. An diesem Jahrestag meldete nun BBC, dass das Unternehmen Dow Chemical, seit ein paar Jahren der neue Eigentümer der Union Carbide, sich zu seiner Pflicht bekennen wolle und 12 Milliarden US-Dollar an die Familien der mehr als 3.000 Toten und 120.000 Verletzten von Bhopal auszahlen werde: „Ich bin sehr glücklich, dass ich heute mitteilen kann, dass Dow erstmals die volle Verantwortung für die Katastrophe in Bhopal übernimmt. […] Wir haben beschlossen, Union Carbide zu liquidieren, diesen Albtraum für die Welt, der Dow Kopfschmerzen bereitet.“ Kurz darauf dementierte BBC ihre Meldung - und der im BBC-Live-Interview zu Wort kommende „Jude Finisterrra“ stellte sich als Yes Man heraus. In der Zwischenzeit war jedoch der Aktienkurs von Dow Chemical einmal kräftig in den Keller gerutscht.


Die Yes Men präsentieren „Gilda, the Golden Skeleton“
Acceptable Risk Calculator [Bearbeiten]Die Yes Men stellten als vermeintliche Dow-Repräsentanten 2005 auch einen Acceptable Risk Calculator vor, ein Computerprogramm, das angeblich vom Dow-Konzern entwickelt worden sei, um Standorte für Unternehmen zu finden, an denen die Bevölkerung ein hohes Unfall-Risiko zu tragen bereit ist, wofür sie von 70 Bankern Applaus ernteten, die sie zu ihrer Konferenz eingeladen hatten. Die Banker posierten hinterher sogar noch für Fotos mit dem (angeblichen) Dow-Maskottchen Gilda, the Golden Skeleton.


Halliburton [Bearbeiten]Am 9. Mai 2006 traten die Yes Men als Halliburton-Repräsentanten auf der Konferenz „Catastrophic Lossin Erscheinung. Dies war eine in Florida abgehaltene Tagung, die die Auswirkung der globalen Erwärmung zum Thema hatte. Die Yes Men stellten diesbezüglich den SurvivaBall vor. Dieser sollte Manager vor Stürmen, Erderwärmung, Flutwellen etc. schützen. Der SurvivaBall sieht aus wie ein überdimensionierter Plastik-Ball mit 6 Armen, zwei Kopfhöreröffnungen und einer Öffnung für das Gesicht des zu rettenden Managers. Die Zuhörer waren sichtlich angetan von der Idee des SurvivaBalls. Es kam sogar zu einer Anfrage, inwiefern der SurvivaBall auch vor Terrorismus schützen würde. Auch eine gefälschte Homepage von Halliburton wurde online gestellt.


New York Times [Bearbeiten]Am 12. November 2008 verteilten die Yes Men eine gefälschte Ausgabe der New York Times, datiert auf den 4. Juli 2009. In dieser Ausgabe zeichneten sie das Bild einer besseren Welt, in welcher der Irakkrieg beendet, George W. Bush wegen Hochverrats angeklagt und Condoleezza Rice sich öffentlich für ihre Lügen über den Irakkrieg entschuldigt hat.[1] Nach eigenen Angaben wurden dabei über 1,2 Millionen Ausgaben gedruckt und unter die Leute gebracht. Zu dem Projekt existiert eine Website, die Ausgabe ist auch zum freien Herunterladen [2] verfügbar.


Siehe auch [Bearbeiten]Kommunikationsguerilla
Fake
Kapitalismuskritik

Dokumentarfilme über die Yes Men [Bearbeiten]The Yes Men
info wars

Weblinks [Bearbeiten]The Yes Men
Acceptable Risk Calculator
DieWTOSeite der Yes Men
Interview mit den Yes Men auf Telepolis
Statistiken, die von den Yes Men in Sydney präsentiert wurden
Beyond Petrol
New-York-Times-Website

Einzelnachweise [Bearbeiten]↑ Spiegel-Artikel zur gefälschten New York Times
PDF der gefaketen NYT-Ausgabe
Vonhttp://de.wikipedia.org/wiki/The_Yes_Men“
Kategorien: Künstlergruppe | Globalisierungskritische Organisation | Politischer Widerstand | Netzkultur


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