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Max van der Moritz schrieb am 5.8. 2002 um 13:35:42 Uhr über

Freigeld

1) Das Gesetz von Angebot und Nachfrage.

1. Jeder, der sich überhaupt für Wirtschaft interessiert kennt dieses Gesetz und verschwendet meistens keinen zweiten Gedanken darüber. Selbst gute Nationalökonomen argumentieren oft im luftleeren Raum, weil sie dieses Gesetz vernachlässigen.

2. Kaum jemand beachtet, wie einschneidend dieses Gesetz in allen wirtschaftlichen Belangen wirkt und seine Auswirkungen im Geldwesen insbesonders werden kaum beachtet.

3. Im folgenden sollen einige grundlegende Verbindungen aufgezeigt werden.



Das Gesetz von Angebot und Nachfrage stellt ganz einfach fest, daß sich der Preis eines Gutes aus dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage ergibt Das heißt- mehr Nachfrage - höherer Preis, weniger Nachfrage - niedriger Preis. Mehr Angebot drückt den Preis, weniger Angebot steigert den Preis.

Mathematisch wird das in der Gleichung ausgedrückt. P = N/A.

Oder optisch in Form einer Waage:

Da nun in einer arbeitsteiligen Marktwirtschaft alle Nachfrage durch Geld bewirkt wird, kann man das Gesetz von Angebot und Nachfrage auch folgendermaßen formulieren: Der Preis richtet sich nach dem Verhältnis von Warenangebot und nachfragenden Geld. Die alten Nationalökonomen haben das auch in Form einer Waage dargestellt nur trat an die Stelle von Nachfrage Geld. Das war die sogenannte Quantitätstheorie des Geldes.

Sie lautet folgendermaßen: Der allgemeine Preisstand richtet sich nach dem Verhältnis von angebotener Warenmenge zur nachfragenden Geldmenge.

Die alten Nationalökonomen hatten nur eines vergessen. Nämlich daß jede Ware praktisch nur einmal auf dem Markt erscheint und dann verbraucht wird, während Geld immer wieder als Nachfrage auftritt. Das Gesetz muß also in diesem Fall durch den Begriff der Umschlaghäufigkeit des Geldes ergänzt werden und folgendermaßen lauten :

Der Preis richtet sich nach dem Verhältnis vom Warenangebot zur Geldmenge multipliziert mit deren Umlaufgeschwindigkeit.

Auch das kann man in Form einer Waage darstellen:

P ist der allgemeine Preisstand.

W ist das Warenangebot.

G ist die Geldmenge in einer beweglich aufgehängten Waagschale.

U ist die Umlaufgeschwindigkeit.

Damit ist auch optisch dargestellt, daß Geldmenge UND Umlaufgeschwindigkeit beachtet werden müssen, denn eine geringere Geldmenge kann sehr wohl durch eine größere Umlaufgeschwindigkeit ersetzt werden wie im anderen Fall eine größere Geldmenge durch geringere Umlaufgeschwindigkeit ausgeglichen werden kann.

Silvio Gesells Verdienst ist, daß er einen Weg gezeigt hat wie man die Umlaufgeschwindigkeit auf eine flexible Höchstgrenze treiben kann und dadurch alle Faktoren kontrollierbar machen kann.

Das ist alles und eigentlich könnten wir hier mit unseren Ausführungen enden.

Gesagt - getan !

Alles andere haben vor mir schon viele andere formuliert. Um nur einige Namen zu nennen : Silvio Gesell, Th. Christen, Karl Walker, Otto Valentin, Helmut Creutz und viele, viele andere.

In meiner englischen Version habe ich etwas ausführlicher weitere Fragen behandelt weil im englischen Sprachraum das alles noch relativ unbekannt ist. Im deutschen Sprachraum sollte das ( hoffentlich) nicht notwendig sein.










Na, da bin ich doch weich geworden und will das Gesetz von Angebot und Nachfrage als dargestellt in der bereinigten Quantitätstheorie des Geldes noch näher untersuchen. Wir wissen, daß Preise in einer arbeitsteiligen Marktwirtschaft sich aus dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage ergeben. Primitiv ausgedrückt: Viele Eier = billige Eier. Wenig Eier = teure Eier. Viel Geld = billiges Geld. Das heißt man muß mehr Geld für Waren und Dienstleistungen geben. Wenig Geld = teures Geld. Das heißt man bekommt für weniger Geld mehr Waren und Dienstleistungen. Oder von einem anderen Blickpunkt gesehen. Je mehr Geld gedruckt wird desto höher steigen die Preise und wenn Geld gehortet oder eingezogen wird dann fallen die Preise.

Was für den allgemeinen Preisstand gilt, gilt auch für den Preis einzelner Güter So könnte man zum Beispiel sagen Luft hat keinen Preis weil das Angebot im Verhältnis zur Nachfrage unendlich ist.

Recht deutlich lassen sich die Auswirkungen des Gesetzes von Angebot und Nachfrage auf der Börse beobachten. Ist Nachrage nach einer Aktie aus welchen Gründen auch immer dann steigt der Preis. Der steigende Preis zieht andere Anleger an und damit wird die Nachfrage vergrößert. Leute, die eine Aktie besitzen, die im Preis steigt trennen sich nur schwer von ihr und deshalb bleibt das Angebot gering. Deshalb steigt der Preis noch mehr und dabei ist es gleichgültig ob die Aktie das Papier wert ist auf dem sie gedruckt ist.

Die Börsenspieler wissen genau daß keine Aktie das wert ist was dafür bezahlt wird, deshalb werden bei einer gewissen Höhe des Preises sogenannte Gewinnmitnahmen gemacht und Aktien abgestoßen und dann kann das Spiel mit verkehrten Vorzeichen weiter gehen. Aktien die abgestoßen werden fallen im Preis und jeder versucht sie loszuwerden bevor sie noch weiter fallen. Das Angebot steigt aber wo bleibt die Nachfrage? Niemand will eine Aktie kaufen die im Preis fällt und jeder wartet bis sie noch billiger wird und mit jeden weiteren Preisrückgang werden die Besitzer dieser Aktien gezwungen sie abzustoßen. In den meisten Fällen haben sie ja mit Kredit gekauft wegen der »leverage«. Sie hatten ja gedacht daß sie mit geringen Eigenkapitaleinsatz große Gewinne machen könnten und jetzt kündigen die Banken die Kredite für die Aktien deren jetziger Wert die Kreditsumme nicht mehr deckt.

Genau die selben Gesetze bestimmen aber auch die Gesamtwirtschaft. Wenn im allgemeinen die Preise fallen stockt der Absatz weil jeder mit Einkäufen wartet bis die Sachen noch billiger werden. Damit wird aber die Absatzkrise noch mehr verschärft und Kredite werden gekündigt und Firmen gehen pleite und immer mehr Leute werden arbeitslos.

Im gegenteiligen Fall bei steigenden Preisen kauft jederman so schnell wie möglich bevor die Sachen noch teurer werden. Damit werden die Preise noch höher getrieben. Sogar Kredite werden aufgenommen um von den noch billigen Preisen zu profitieren und diese Kredite werden auf dem Umweg über die Nationalbank zusätzliches Geld und die größere Geldmenge im Verrein mit der erhöhten Umlaufgeschwindigkeit des Geldes steigert nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage die Preise noch mehr.

Deshalb noch einmal: Der Preis richtet sich nach dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage und in einer arbeitsteiligen Wirtschaft hat alles seinen Preis.





Noch etwas mehr über die Rolle des Geldes. Es stellt in einer arbeitsteiligen Marktwirtschaft praktisch die gesamte Nachfrage dar und jedermann bestimmt durch seine wirksame Nachfrage was und zu welchen Preis Güter und Dienstleistungen verkauft werden können. Die psychologischen Beweggründe für Käufe die über die primitivsten. Lebensbedürfnisse hinausgehen haben wir schon gestreift und wenn man etwas in der Geschichte nachforscht kann man leicht herausfinden welchen Einfluß das Geld ausübte.

Gleich zu Anfang müssen wir feststellen, daß es ohne Geld keine arbeitsteilige Wirtschaft und damit auch keine Zivilisation geben kann.

Weiterhin müssen wir feststellen, daß Geld als Tauschmittel nur dann optimal funktioniert, wenn seine Menge im Vergleich zu Gütern und Dienstleistungen so geregelt ist , daß allgemeine Preisschwankungen nur langsam und unmerkbar passieren. Bei galloppierender Inflation versagt das Geld als Tauschmittel genau so wie es bei Deflation versagt

Wiederholen wir es aber ruhig noch einmal. Inflation verhindert den Austausch weil kaum jemand seine Güter für Geld hergeben will für das er später immer weniger kaufen kann und Deflation macht jeden Güteraustausch überhaupt unmöglich weil jederman wartet bis die Sachen noch billiger werden..

Ohne funktionelles Tauschmittel gibt es aber keine Arbeitsteilung und ohne Arbeitsteilung wären 80% der Menschheit zum Hundertod verurteilt weil sie als Selbstversorger ohne Werkzeuge ( es gibt ja keine Handwerker mehr) nicht mehr genug Lebensmittel produzieren könnten.

Ganz so krass ging es in der menschlichen Geschichte zwar meistens nicht zu, aber vom Untergang vergangener Zivilisationen sollten wir schon besser etwas lernen

Wenn wir es nicht tun, werden unsere wenigen überlebenden Nachkommen vielleicht auch einmal die Ruinen bestaunen, die von dieser Zivilisation übriggeblieben sind, wie die griechischen Ziegenhirten nur wenige Jahre nach dem Zusammenbruch es taten. Sie glaubten, daß Götter die Akropolis gebaut hätten..

Es mag vielleicht übertrieben klingen aber die Tatsache bleibt, daß wir heute auch noch nicht viel mehr über das Geldwesen wissen als die alten Griechen und daß wir deren Geldwesen praktisch unbesehen übernommen haben.

Also noch einmal! Ohne ein funktionierendes Tauschmittel gibt es keine Arbeitsteilung! Ohne Arbeitsteilung gibt es keine Zivilisation! Wo blieben da wohl die Ökonomen, die uns die Inflationen und Deflationen bescheren? Und wo werden wir bleiben, wenn wir nicht dafür sorgen, daß endlich ein Tauschmittel geschaffen wird, welches ohne Inflation funktionieren kann?

In diesem Zusammenhang wäre es vielleicht interessant die Auswirkungen des Geldsystems im Zeitalter der Gotik zu untersuchen, wo zwar nicht die Inflation aber doch Geldhortung und Deflation verhindert wurden aber das haben andere Autoren wie Karl Walker und Fritz Schwarz schon ausreichend getan und alle anderen Freiwirte haben das zumindestens in ihren Büchern erwähnt. Ich möchte nur hinzufügen, daß wir heute die Errungenschaften der Gotik bei weiten übertreffen könnten. Wir könnten nämlich außer der Verhinderung des Geldstreiks und der Deflation auch die Inflation vermeiden und wer sich die langfristigen Auswirkungen dieser Tatsache auf eine freie Wirtschaft nicht vorstellen kann, dem ist wohl nicht zu helfen.

Es bleibt eigentlich nur noch übrig den Beweis zu führen, daß die freiwirtschaftlichen Reformen machbar und tatsächlich wirksam sind und dann zumindestens in einem Land oder sogar nur in einer Provinz die Reformen politisch durchzudrücken. Der Rest der Welt wird dann dem Beispiel genau so folgen wie der Großteil der damaligen zivilisierten Welt dem Beispiel des Bischofs von Magdeburg gefolgt ist. Erfolg wirkt nämlich sehr überzeugend.

Zuerst zur Machbarkeit und Wirksamkeit der freiwirtschaftlichen Reformen. Woergl hat bewiesen, daß sie machbar sind und hat teilweise sogar gezeigt wie wirksam sie zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit sein können.

Trotzdem kommen immer wieder Einwände aus den verschiedensten Lagern. Die Einwände aus dem marxistischen, planwirtschaftlichen Lager haben sich nach dem Zusammenbruch des marxistischen Experiments selbst ad acta gelegt und brauchen deshalb nicht mehr ernst genommen werden. Vom libertären Lager gibt es keine Einwände und wenn sie welche hätten, würden sie im freiwirtschaftlichen Lager offene Türen einrennen. Sie sehen aber leider noch nicht die Mängel des kapitalistischen Systems, deshalb ist da noch einige Aufklärungsarbeit notwendig.

Bleibt eigentlich nur mehr die offizielle Wirtschaftswissenschaft. Eigentlich haben die sich auch durch ihre nachgewiesene Unfähigkeit schon selber in die Ecke gestellt, denn wer hat uns denn die beiden Inflationen und die Wirtschaftskrisen mit anschließenden Weltkriegen beschert, wenn nicht sie. Silvio Gesell hat schon zur Jahrhundertwende die Lösung aufgezeigt und was haben sie gemacht?

Sie haben als Alibiversuch eine monströse Geldmengentheorie aufgebaut und zeigen nun immer wieder darauf. » Seht her, wir können nichts tun, die Geldmenge ist unkontrollierbar!« Leider haben sich sogar einige Freiwirte, die es besser wissen sollten von so viel » Gelehrtheit« beeinflußen lassen. Dabei ist es so einfach! Die Funktion des Geldes ist Bargeldmenge mal Umlaufgeschwindigkeit. Ob man nun etwas zur Geldmenge zählt oder es der Umlaufgeschwindigkeit zurechnet ist bedeutungslos und ein Streit um des Kaisers Bart.

Schaut euch die Waage an und wenn ihr es dann auch noch nicht sehen könnt, baut euch eine und versucht sie ins Gleichgewicht zu bringen wenn die Umlaufgeschwindigkeit völlig willkürlich verändert wird.

Das ist es aber nun wirklich. Das einzige was zum Verständnis noch fehlen könnte für einen unvoreingenommenen Menschen ist eine Erklärung der Monopole als Behinderung der freien Wirtschaft, aber das hat Otto Valentin 1951 schon ausreichend getan.






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