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Illuminatus schrieb am 31.10. 2001 um 21:24:06 Uhr über

Psychose

23 - Von der Vorstellung über die Psychose zur Neurose



Vorbemerkung

Dieser Artikel sollte nicht gelesen werden, wenn man noch beabsichtigt die Illuminatus! Trilogie von R.A. Wilson zu lesen. Das raubt nämlich den ganzen möglichen Effekt des Buches und es bleibt nur ein »normaler« Roman.



Wirklichkeit



Wirklichkeit. Viele Philosophen haben sich schon zu diesem Thema ausgelassen. Was ist Wirklichkeit, existiert Wirklichkeit außerhalb der individuellen Erfahrung, lässt sich Wirklichkeit objektiv beschreiben, hat Wirklichkeit Grenzen, ist Wirklichkeit beeinflussbar, gibt es deckungsgleiche Wirklichkeit, und dergleichen, sind Fragen die schon seit Anbeginn der Philosophie die Menschen beschäftigen.

Diese Fragen zu beantworten dient uns hier als Vehikel um die Kraft der Vorstellung herauszustellen und zu beschreiben.

Wirklichkeit und Wahrheit sind eng miteinander verbunden. Durch die Lüge wird eine falsche Wirklichkeit vorgegaukelt. Es wird eine Wirklichkeit geschaffen, die bei einer Überprüfung nicht deckungsgleich mit der subjektiv empfundenen Wirklichkeit ist. Dieser Widerspruch veranlasst uns dazu eine Aussage als Lüge zu bezeichnen.

Eine Überprüfung an einer fiktiven, objektiven Wirklichkeit kann es nicht geben. Diese objektive Wirklichkeit steht nämlich immer im Widerspruch zur eigenen Empfindung der Realität. Zum Beispiel würde niemand die Farbe gelb mit der exakt gemessenen Wellenlänge für gelb bezeichnen. Zumal gelbe Farbe eben alles andere als gelb ist, sondern nur gelb am besten reflektiert. Die objektive Realität ist ein lebloses Konstrukt aus Zahlen und unvollständigen Formeln das sich gänzlich von der erlebten Wirklichkeit unterscheidet.

Was bleibt nun als Wirklichkeitsbeschreibung? Die konventionalisierte Wirklichkeit als eine Art unsichtbarer Gesellschaftsvertrag bildet mit Sicherheit den Kernbestandteil der täglichen, objektiven Erfahrung der Wirklichkeit. Beispiele hierfür finden wir im täglichen Leben. Formen, Farben, Geschmäcke, Helligkeit, Lautstärke, und viele andere von unseren Sinnen vermittelten Eindrücken werden mit dem bisher Erfahrenen verglichen und in Relation gesetzt. Zu jeder Zeit. Treffen wir auf eine anderst erlebte Realität so verwirrt dies uns oder dient der Erheiterung. Zum Beispiel kam vor kurzem ein Freund bei mir vorbei. Er kam von draußen in die Wohnung und sagte es sei schön warm heute. Da ich aufgrund dieser Information nur mit einem Pullover und leichter Hose vor die Tür ging um Zigaretten zu holen war ich ob der 10°C doch sehr verwundert. Aber für die Winterszeit war dies natürlich sehr warm. Nur nicht, wenn man aufgrund eines südländischen Auslandsaufenthalts zwei Jahre keinen Winter mehr erlebt hat...
Sicher gibt es auch viele lustige Beispiele aus dem täglichen Leben wie die Realitätsempfindung bewusst pervertiert oder umgekehrt wird um einen humorvollen Effekt zu erreichen und das Erlebte positiv zu relativieren.

Doch genug der Vorrede. Man kann sich die eigene Wirklichkeit auch schaffen. Ein nachvollziehbares Beispiel sind die Religionen. Hier wird sogar eine äußerst komplexe Wirklichkeit geschaffen die erstens nicht »bewiesen« werden kann und zweitens immer nur von einer Minderheit geteilt wird. Doch allem »Realismus« zum Trotz richten die Religionsmitglieder ihre Realität an dieser künstlich geschaffenen Realität aus. So richtet man sich an bestimmten Geboten aus und bestraft sich sogar selbst um sich in bestimmte Verhaltensmuster einzupassen. Diese geschaffene Wirklichkeit scheint sich auch bei vielen Menschen erfolgreich zu bewähren. Eine gute Religion kann viele unerklärliche Bereiche der Realität erläutern und umschreiben. Dies hilft den Mitgliedern sich besonders und wichtig zu fühlen. Aber auch mehr Vertrauen in die zukünftige, ungewisse Realität verspricht eine Religion. All dies hilft dem Menschen sich in der doch niemals vollständig deckungsgleichen Realität der verschiedenen Individuen zurechtzufinden und zu orientieren.
Ähnliches versuchen schon seit Urzeiten die verschiedensten Bewegungen. Diese Bewegungen müssen nicht immer religiösen Ursprungs sein, haben immer gemeinsam, dass sie Realitäten beschreiben die nicht für alle nachvollziehbar sind und bisher unbefriedigend erklärte Aspekte in neuem Licht vorstellen.


Experiment


Und nun lieber Leser fordere ich sie auf ein Selbstexperiment durchzuführen.

Beobachten sie den nächsten Monat wie auffallend oft die Zahl »5« in ihrem Leben auftaucht. Untersuchen sie aber auch im Besonderen die Quersummen von augenscheinlich unauffälligen Zahlenreihen. Auch der simplen Gleichung 5=6 und 2+3=5 sollten sie ihre Beachtung schenken. Suchen sie nach Häufungen und Auffälligkeiten.

Nach kürzester Zeit wird ihnen tatsächlich eine Häufung diese Zahl auffallen. Dies kann sogar gespenstische Ausmaße nehmen. In den meisten Fällen verläuft dieses Experiment erfolgreich und eine Metaprogrammierung des eigenen Hirns hat stattgefunden. Natürlich kann auch eine fast beliebige andere Zahl verwendet werden... der Effekt ist der gleiche. An diesem Experiment sollten jedoch nicht von Grund auf paranoid veranlagte Personen teilnehmen, da sich eventuell keine Normalisierung mehr einstellt und der Effekt sich kontinuierlich verstärkt.

Dies ist die eine vom Probanden selbst herbeigeführte Psychose. Der Mensch beginnt Fakten nach einem bestimmten Muster zu sortieren und selektieren, welches für Außenstehende oftmals nicht nachvollziehbar ist. Dies wird von außen als krank- und zwanghaft angesehen. In diesem Artikel soll jedoch nicht weiter auf Ursachen für solche Verhaltensweisen (wie z.B. nach Freud: Kindheitstraumata, Umwelteinflüsse, Veranlagung, ...) eingegangen werden. Vielmehr soll aufgezeigt werden wie das Schema einer Psychose aufgebaut ist. Denn hat man das Schema einmal verstanden und evtl. erfahren, so lässt man sich auch weniger leicht beeinflussen und kann eine drohende Psychose evtl. schon im Voraus abwenden.


Definition


In der Psychologie herrscht die Meinung vor, dass Psychose und Neurose streng voneinander zu trennen sind. Das dem jedoch nicht ganz so ist wird jedoch aus den Definitionen schnell klar:
Psychose:
[gekürzt, Quelle Meyers Lexikon]Sammelbegriff; Erscheinungsformen : Wahn, Haluzination, Gedächtnis-/Affektstörungen, unmotiviert erscheinende Verhaltensänderungen
Neurose:
[gekürzt, Quelle Meyers Lexikon]]Sammelbegriff; Erscheinungsformen : Hemmungen, Furcht, Unsicherheit, Labilität, Melancholie
Weiter Lektüre zu den zwei Begriffen: Homepage eines Arztes, Lexikon

Wird bei näherem Betrachten der Erscheinungsformen nicht offensichtlich, dass die Psychose eher rein geistig bedingt und die Neurose eher physisch bedingt ist? Zum Beispiel ist die ausgeprägteste Form der Melancholie, die manische Depression, sehr oft erblich bedingt. Hemmungen, Furcht und Unsicherheit werden oftmals schon in der Kindheit erlernt und gehen so in Fleisch und Blut über, dass der Körper automatisch auf bestimmte Situationen reagiert. Diese Reaktion wirkt sich wieder auf den Geist aus und erzeugt so die daraus resultierenden Gefühle.
Die Psychose hingegen kann auch nur im Kopf stattfinden. Aus einer Haluzination muss nicht zwangsläufig eine körperliche Reaktion erfolgen. Vielmehr führt die Gewöhnung des Körpers an die krankhafte geistige Verfassung mehr und mehr zu einer Neurose.

Meiner Meinung nach sind die Psychose und die Neurose ein und die selbe Krankheit, jedoch in unterschiedlich fortgeschrittenen Stadien. Ich möchte an dieser Stelle jedoch auch darauf aufmerksam machen, dass viele verschiedene Theorien zu den beiden Krankheitsbildern existieren. Meine persönliche Meinung hierzu erhebt keinesfalls Anspruch auf unbedingte Gültigkeit.



Heilungsmöglichkeit


Die ideale Heilmethode besteht meiner Meinung in folgender Methode:
Vorausgesetzt wird eine intensive Therapeut-Patient-Beziehung. Diese Beziehung sollte sich über einen langen Zeitraum von über einem Jahr erstrecken. In dieser Zeit baut der Therapeut eine weitere Psychose beim Patienten auf. Von dieser selbsterzeugten Psychose heilt der Therapeut den Patienten wieder und zeigt ihm so den Aufbau und das Prinzip der Krankheit. Ist das Prinzip der Krankheit erst vom Patienten durchschaut und erlebt so dürfte der letzte Schritt, nämlich die Anerkennung der Krankheit als eine falsche Wirklichkeit, leichtfallen. Einer Heilung und Neuerkennung der Wirklichkeit ohne die Krankheit dürfte nichts mehr im Wege stehen.

Diese Methode der Heilung ist leider so zeitintensiv, dass sie wohl nur seltenst in Anspruch genommen werden dürfte. Außerdem besteht eine Chance der Verschlimmerung des Krankheitsbildes. Ich möchte deshalb wie im Experiment erwähnt zu einer Art präventiv Impfung (statt der Passivimpfung während der Krankheit) raten und auffordern.

Die Methoden der derzeitigen Medizin sind hauptsächlich Medikamentenverabreichung, Ruhe, kurze Psychologische Gespräche und Gruppentherapien. Sie führen jedoch leider nicht immer zum Erfolg. Jedoch haben sie absolute Daseinsberechtigung und können Menschen in vielen Fällen helfen. Vielleicht könnte eine Kombination der beiden Methoden zu größeren Erfolgen führen als dies jede einzelne Methode im Stande wäre zu vollbringen.


Nachwort


Ich persönlich hatte in meinem näheren Umfeld schon mehrfach mit Menschen zu tun, die an dieser schrecklichen Krankheit erkrankt waren. Teilweise nahmen sich diese Menschen das Leben, weil sie mit ihrer subjektiven Wirklichkeit nicht mehr leben konnten. Viel zu oft waren dies Menschen die ich liebte.

Sollten sie, werter Leser, an einer bedenklichen, bedrohlichen Wirklichkeitsvorstellung leiden (dies zeigt sich unter anderem durch oben aufgeführte Erscheinungsformen), so zögern sie bitte nicht einen Arzt zu Rate zu ziehen. Dieser Arzt unterliegt der Schweigepflicht und wird sie nur zum Besseren hin beraten.

Sie riskieren Ihr Leben, wenn Sie dies nicht tun.






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