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Peter K. schrieb am 11.7. 2005 um 01:18:32 Uhr über

Motorrad

Meine Motorradgeschichte beginnt 1983. Helmut Kohl ist Bundeskanzler, die Friedensbewegung tobt, und ich weigere mich, Motorradführerschein zu machen. Motorradfahren ist was für lebensmüde Spinner. Nicht umsonst ist die Helmpflicht und der Stufenführerschein gerade eingeführt worden. Alles Selbstmörder - sage ich mir. BMW bringt in diesem Jahr die K 100 heraus.

Dann passiert 14 Jahre lang nix. Ich studiere Jura, fahre mal 3 Jahre Fahrrad, und dann gehe ich irgendwann in den Osten, als Anwalt. Hier ist ne traumhafte Motorradgegend - Rhön, Spessart und Thüringer Wald liegen vor der Haustür. Dauernd brausen sie an mir vorbei. Auch ein Kumpel will mich für Motorradfahren begeistern, und setzt mich - in Stoffhose und Sommerhemd - auf seine R 1100 GS. Erklärt mir flüchtig die Bedienelemente, zeigt mir, wie ich den ersten Gang einlege, und dann, sagt dieser Idi zu mir, soll ich es ganz einfach machen, wie im Auto: Kupplung kommen lassen und leicht Gas geben.

Das mache ich, und die 1100er bäumt sich auf wie ein Mustang, schiesst auf dem Hinterrad über den gottlob leeren Parkplatz. Nach der Schrecksekunde greife ich nach vorne - zum Bremsgriff. Das nützt natürlich nichts, weil das Vorderrad ja in der Luft schwebt. Aber durch den Griff nach der Bremse lasse ich den Gasgriff los, das Vorderrad kommt langsam runter - und rabum: ich liege auf der Fresse. Logisch - das Vorderrad war ja durch meinen Bremsgriff blockiert.
Mehr Glück wie Verstand habe ich gehabt. Nur Hose und Hemd zerrissen, ein paar Schürfwunden; sonst alles ok.
Aber mein altes Vorurteil wird verstärkt: Motorradfahren ist was für Idioten.

Wiederrum einige Jahre Pause. Bis zu Frühjahr 2005. Ich habe eine Frau geheiratet, die total auf Motorrad steht, obwohl sie keinen Fleppen dafür hat. Hatte halt nie das Geld dazu. Für ein kleines Geschäft, daß ich mit einem Partner aufmache, besteht der Partner auf einem Moped als Dienstfahrzeug. Na gut - kriegt er halt seine 850er Roadster.
Und meiner Frau schenke ich zum 45. Gebu nach zwei ziemlich harten Jahren mal einen Gutschein für den Moped-Fleppen und auch gleich noch das Moped dazu - ne 500er Kawa. War n Gelegenheitskauf von einer Freundin.

Und da denke ich mir: Mensch, denke ich mir, du hast jetzt 2 Mopeds gekauft, und deine Alte macht den Fleppen - also machst Du den gleich mit. Wenn ich schon zwei so Teile bezahlt habe, will ich auch mal damit fahren können ! So !

Sommer 2005: Ich habe mittels eines Intensivkurses meinen (unbeschränkten) Motorrad-Fleppen gemacht. Bin in der Fahrschule ne 600er Honda CBF gefahren, danach ein bissl mit der kleinen Kawa von meiner Frau. Die hat nämlich aufgrund von Papierkramärger die Prüfung nicht mit mir zusammen machen können, und hängt jetzt dumm rum.

Biken finde ich inzwischen toll - macht riesig Spaß, bin auch bislang nur einmal umgefallen (fast im Stand) und würge den Bock nur noch gaanz selten ab (grins). Aber ich fühle mich auf diesen Japanern überhaupt nicht wohl. Viel zu klein für mich, zu leicht. So richtig in die Kurve damit zu gehen - das traue ich mich einfach nicht. Es kommt mir alles irgendwie liedschäftig vor an diesen Dingern.

Und dann, Ende Juni: Ich setze mich doch mal auf die 850er Boxer von meinem Partner. Ein Mords Trumm an Eisen, Chrom und Gummiwülsten. Wiegt 240 Kilo (vollgetankt). Bekomme ich kaum vom Hauptständer, geschweige denn mal ein paar Schritte geschoben. Naja, wie sagte der Fahrlehrer immer: Warum schiebst Du ? - Das Ding hattn Motor ! Also angeworfen, und losgetuckert.

Und schon auf den ersten Metern merke ich, Motorrad geht auch anders ! Und nach den ersten paar Hundert Meter merke ich, wie geil es ist, ein richtiges Motorrad zu fahren, ein schweres Motorrad, zu dem man selbst im Spass nicht mehr »Moped« sagen möchte. Ich erlebe es, mit 220 kg Eisen unter meinem Arsch auf der Landstrasse Tango zu tanzen - wenn auch noch gaanz langsam.

Und jetzt habe ich mir ne K 75 RT zugelegt - auch so ein riesen Trumm von vollverkleidetem Tourer. Das Teil wiegt 260 kg (vollgetankt), und beim ersten Anhalten bei der Probefahrt hätte es mich bald umgehauen, so schwer ist das Ding. Aber auch dieses Ding, dieses eckige Monster mit seinen Koffern und Fächern und elektrischer Scheibe und was weiss ich noch alles - es verwandelt sich in eine Balleteuse, sowie es auch nur einen halben Meter aus eigener Kraft rollt. Das Ding hat 75 PS, die aus 750 ccm kommen, die auf drei Zylinder verteilt sind. Das ist mehr als genug zum gemütlich fahren - und man kann schon ganz schön auf die Tube drücken, wennn's einen mal juckt. Aber das geilste ist und bleibt die unglaubliche Schwerelosigkeit und Leichtigkeit, zu denen 5 Zentner Eisen imstande sein können.

Alle paar Stunden fasse ich mir an den Kopf, weil ich mir als erstes Moped so ein Trumm ausgesucht habe, daß nicht mal aussieht, wie ein Motorrad, sondern eher wie ein Staubsauger oder ein Rasenmähertraktor - aber es ist das Moped, auf dem ich mich wohl fühle, bequem sitze mit meinen langen Gräten, und zu dem ich Vertrauen habe. Alles ist solide daran, und nichts wird von ihr so schnell krumm genommen. Fahrbahnunebenheiten, Kurve im zu hohen Gang angefahren oder doch etwas zu schnell - für die K 75 alles kein Problem. Ab etwa 1500 Upm ist der Dreizylinder da, und er bleibt es bis zum Roten Bereich. Mit 60 schaltest Du in den fünften, und da bleibst Du einfach. Gut, das Getriebe ist etwas hakelig, gewöhnungsbedürftig - aber BMW spendiert einem andererseits eine digitale Ganganzeige: sehr Anfängerfreundlich, würde ich sagen. Es ist halt einfach ein Moped: ideal zum fahren lernen, zum gewöhnen lernen an den Wind, an die Kurven ... es ist einfach nur geil !


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