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Der Dichter
 Spät steht er auf am Wochenschluss;
 weil er doch noch was dichten muss,
 sitzt er nach Toast und schwarzem Tee
 nachdenklich sinnend am PC.
 
 Dann kocht er gleich das Mittagessen
 und hat die Verse bald vergessen;
 drum setzt er sich, es ist schon spät,
 an seinen Schreibtisch: »Ja, es geht!«
 
 
 Der Dichtersack
 
 Wieder mal die weiße Leere:
 nichts passiert, der Abend still,
 nach der Arbeit in sich kehre,
 wer noch schreiben kann und will.
 
 Dichter schlägt die Tasten an:
 ja er zeigt uns, was er kann,
 schneller haut er in die Tasten,
 morgen wird er wieder fasten.
 
 Heute sitzt er auf dem Stuhle:
 ungesund ist das, ich weiß,
 doch er dichtet Texte, coole,
 und ihm wird allmählich heiß.
 
 Niemand stört den Hauspoeten:
 er kann walten, wie er will,
 zwar verdient er no Moneten,
 doch zuweilen schweigt er still.
 
 Andre Dichter waren Denker,
 unser Freund ist faul und alt,
 zu bequem, sich aufzureffen,
 bleibt der Zauber seltsam kalt.
 
 Scheißegal, er ist kein Dichter,
 kann nur gut Maschine schreiben,
 und das übt er: "Ich will bleiben,
 werd' einmal berühmt!", so spricht er.
 
 
 Was nützt der Stift oder die Taste,
 wenn Dichter spricht: »Kein Bock, ich raste!«
 
 Weisses Papier der Dichter braucht,
 wenn auch der Schornstein nicht mehr raucht.
 
 Der Dichter muss nur schreiben können,
 dann darf er sich auch Weine gönnen,
 
 
 raucht beim Schreiben Zigaretten,
 die ihn aber auch nicht retten.
 
 Heinrich Böll trank schwarzen Tee
 oder kannenweis' Kaffee.
 
 
 junge autoren
 
 die jungen autoren,
 sie schreiben nicht mehr,
 nur noch auf den foren:
 die lieben sie sehr!
 
 die junge autorin
 hält ihr manuskript
 verborgen. sie tippt:
 im lotto gewinnt sie!
 
 der alte herr im anzug
 schreibt nun sein letztes buch:
 das ist für ihn nichts neues,
 doch immer ein versuch.
 
 ein schriftsteller im kino sitzt;
 anstatt zu schreiben,
 um zu bleiben,
 isst er in dunkelheit und schwitzt.
 
 der junge autor ist erst zehn,
 er kann zwar schon 'ne weile geh'n
 und schrieb kalender voll mit acht,
 doch alle welt über ihn lacht!
 
 luise schrieb ihr erstes buch
 bereits mit fünfzehn jahren,
 sie trug damals ein grünes tuch.
 
 herbei zog an den haaren sie
 eine geschichte, frei erzählt;
 die handelte von hoffnung, liebe,
 von glaubenszweifel jener diebe,
 die niemand wählt und keiner liebt.
 
 schriftstellerinnen: holde wesen?
 so manche mag am text genesen,
 die andre wird erst richtig krank,
 dann schreibt sie wieder: gott sei dank!
 
 schriftstellerfrauen ham's nicht gut;
 selbst wenn sie ziert ein modisch' hut,
 ist der des mannes angesehen
 und sie darf gehen.
 
 die dichterinnen darf es geben:
 das lehrt doch schon geschichte,
 und manche frau aus ihrem leben
 mehr macht als nur gerichte.
 
 beschreibt und phantasiert sehr frei,
 auch männer lesen's gerne,
 doch halten sie sich ferne:
 ihnen behagt das alles nicht,
 weshalb sie schreiben ein gedicht,
 das ausdrückt ihren schrei nach liebe,
 den sie schon kannten in der wiege.
 
 
 der dichter denkt:
 
 vor ihm steht ein computer
 den haut kaputt vor wut er
 
 sie streichelt ihre katze,
 die faucht und krallt die tatze
 
 sie liegt auf ihrem sofa,
 ihr freund fährt mit dem mofa
 
 sie liest in ihrem buch,
 es kommt lieber besuch
 
 ich wasche mir die finger,
 es sind bezwinger, wäschewringer
 
 ich putze mir die nase
 und stoße um die vase
 
 das café literatur
 ist offen sonntags nur
 
 du zeigst auf deine stirn:
 richtig, da ist kein hirn
 
 du sitzt auf der toilette
 und rauchst 'ne zigarette?
 
 stehst abends an der theke,
 mußt krank zur apotheke?
 
 läufst ohne regenschirm
 und kaufst 'ne rolle zwirn
 
 rührst mit 'nem löffel flüssigkeit
 und sorgst immer für heiterkeit
 
 der arbeitslose bettler
 sitzt dort bei jedem wetter
 
 sie trinken bier im park,
 bereden manchen quark
 
 und schwanken durch die stadt,
 kein mensch was für sie hat
 
 kein reicher gibt ihr geld,
 kein armer sieht die welt
 
 sie sitzen in der sonne, reden
 und suchen schutz bei regen
 
 wenn alle schließlich ohne arbeit
 und auch das geld ist nichts mehr wert,
 dann fällt dem dichter ein
 kein reim:
 er trinkt NUR noch, trinkt wein
 
 der arbeitslose dichter denkt:
 ob dieser leser mir was schenkt?
 
 der arbeiter wird leser erst,
 wenn er verliert den job:
 dann hat er zeit und liest die zeitung,
 gelegentlich ein buch,
 fängt endlich selbst zu schreiben an!
 
 .
 
 'Dichter denken nach':
 das is' ja das Problem - ach!
 
 Sie denken nicht
 nur ein Gedicht.
 
 Sie schreiben Wörter, Reime,
 ganze Sätze: lauter Schätze
 sie entdecken.
 
 Streichen durch und kritzeln,
 malen Strichmännchen ins Heft
 und tippen Tasten blitzeschnell.
 
 Andere suchen die Buchstaben einzeln
 mit nur einem Finger.
 
 Die Profis gehen nur spazieren,
 sind in Bewegung;
 sie denken an die liebste Freundin
 und schon ist ein Gedicht geboren.
 
 Eine erste Zeile gibt den Rhythmus vor,
 das Versmaß, woran Du Dich orientierst.
 Sie ist das Sprungbrett, der Impuls beim Weitwurf (der Ball fliegt von alleine!)
 
 Dichter denken nicht,
 sie schreiben ihr Gedicht.
 
 Dichter fühlen, dichter sehen:
 Dichter schweigen!
 
 Außenseiter sind sie, Propheten.
 Sie leiden!
 
 Und arbeiten hart! Und doch
 ist alles ein Geschenk
 von oben.
 
 Sie vertrödeln viel Zeit:
 ohne Muße kein Gedicht!
 
 Unendlich viel Zeit
 hat der Dichter.
 
 Er lebt immer im Jetzt,
 er dehnt und intensiviert
 das Hier und Heute, den Augenblick.
 
 Er schaut nicht zurück.
 
 Alle Vergangenheit
 zeigt sich im Heute
 als Bild - oder nicht.
 
 Dichter existieren nicht
 in der Mehrzahl,
 und jeder ist anders.
 
 Gedichte
 sind Gebete - manchmal.
 
 Ein Gedicht ist eine Botschaft,
 die per Flaschenpost ins Meer geworfen wird,
 und niemand weiß: kommt sie an?
 
 .
 
 des dichters einsamkeit
 befreit und schreit
 
 politiker im rampenlicht
 verzehren sich
 
 die sängerin im studio
 singt so wie so
 
 der bäcker früh steht auf,
 noch vor des tages lauf
 
 der bauer hat's im winter gut,
 liegt faul auf seinem hut
 
 des lehrers duldsamkeit
 schenkt schülern freiheit
 
 der hausfrau grüne schürze
 birgt manch gewürze
 
 
 des urlaubers glück
 ist, was ihn entzückt
 
 erfinder sind scheu,
 machen alles neu
 
 des spielers geschick
 bricht gegners genick
 
 der dichter ideen:
 wie die wohl entstehen?
 
 die dichtergedanken:
 woran sie erkranken?
 
 politikerreden
 geh'n häufig daneben
 
 politikerstreit
 geht manchmal zu weit
 
 politikermund
 kann sich kaum beherrschen
 
 die sache ist rund
 und ganz schön kompliziert!
 
 drum streiten wir
 und trinken bier
 
 dann singen wir
 und streiten
 weiter
 
 demokratie:
 wir lieben sie
 
 doch dichter sind
 wie lichter am horizont
 
 in dunkler nacht,
 da niemand wacht
 
 .
 
 der dichter sitzt mal wieder stumm
 und glotzt nur in der gegend rum
 
 ihm fällt (wie immer) gar nichts ein
 doch trinkt er (wie die andern) wein
 
 warum kann er denn nichts erzählen?
 ein mann der sprache! tut nur wählen
 
 ist er zuviel allein gewesen,
 von krankheit ist er nicht genesen?
 
 sie sprechen eine and're sprache,
 das plappern ist nicht seine sache!
 
 er weiß nicht viel (ist dumm vielleicht)
 und in gesellschaft ist er seicht,
 weil witzig ist er eben nicht
 
 er schreibt des abends ein gedicht
 in seiner stillen kammer.
 bei lampenlicht
 erklingt gejammer,
 nicht?
 
 das ist musik in seinen ohren!
 es sind gespinste, nachtgeboren
 
 
 
 
 
 
 
 
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