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GPhilipp schrieb am 11.7. 2003 um 02:04:33 Uhr über

dichter

Der Dichter

Spät steht er auf am Wochenschluss;
weil er doch noch was dichten muss,
sitzt er nach Toast und schwarzem Tee
nachdenklich sinnend am PC.

Dann kocht er gleich das Mittagessen
und hat die Verse bald vergessen;
drum setzt er sich, es ist schon spät,
an seinen Schreibtisch: »Ja, es geht


Der Dichtersack

Wieder mal die weiße Leere:
nichts passiert, der Abend still,
nach der Arbeit in sich kehre,
wer noch schreiben kann und will.

Dichter schlägt die Tasten an:
ja er zeigt uns, was er kann,
schneller haut er in die Tasten,
morgen wird er wieder fasten.

Heute sitzt er auf dem Stuhle:
ungesund ist das, ich weiß,
doch er dichtet Texte, coole,
und ihm wird allmählich heiß.

Niemand stört den Hauspoeten:
er kann walten, wie er will,
zwar verdient er no Moneten,
doch zuweilen schweigt er still.

Andre Dichter waren Denker,
unser Freund ist faul und alt,
zu bequem, sich aufzureffen,
bleibt der Zauber seltsam kalt.

Scheißegal, er ist kein Dichter,
kann nur gut Maschine schreiben,
und das übt er: "Ich will bleiben,
werd' einmal berühmt!", so spricht er.


Was nützt der Stift oder die Taste,
wenn Dichter spricht: »Kein Bock, ich raste

Weisses Papier der Dichter braucht,
wenn auch der Schornstein nicht mehr raucht.

Der Dichter muss nur schreiben können,
dann darf er sich auch Weine gönnen,


raucht beim Schreiben Zigaretten,
die ihn aber auch nicht retten.

Heinrich Böll trank schwarzen Tee
oder kannenweis' Kaffee.


junge autoren

die jungen autoren,
sie schreiben nicht mehr,
nur noch auf den foren:
die lieben sie sehr!

die junge autorin
hält ihr manuskript
verborgen. sie tippt:
im lotto gewinnt sie!

der alte herr im anzug
schreibt nun sein letztes buch:
das ist für ihn nichts neues,
doch immer ein versuch.

ein schriftsteller im kino sitzt;
anstatt zu schreiben,
um zu bleiben,
isst er in dunkelheit und schwitzt.

der junge autor ist erst zehn,
er kann zwar schon 'ne weile geh'n
und schrieb kalender voll mit acht,
doch alle welt über ihn lacht!

luise schrieb ihr erstes buch
bereits mit fünfzehn jahren,
sie trug damals ein grünes tuch.

herbei zog an den haaren sie
eine geschichte, frei erzählt;
die handelte von hoffnung, liebe,
von glaubenszweifel jener diebe,
die niemand wählt und keiner liebt.

schriftstellerinnen: holde wesen?
so manche mag am text genesen,
die andre wird erst richtig krank,
dann schreibt sie wieder: gott sei dank!

schriftstellerfrauen ham's nicht gut;
selbst wenn sie ziert ein modisch' hut,
ist der des mannes angesehen
und sie darf gehen.

die dichterinnen darf es geben:
das lehrt doch schon geschichte,
und manche frau aus ihrem leben
mehr macht als nur gerichte.

beschreibt und phantasiert sehr frei,
auch männer lesen's gerne,
doch halten sie sich ferne:
ihnen behagt das alles nicht,
weshalb sie schreiben ein gedicht,
das ausdrückt ihren schrei nach liebe,
den sie schon kannten in der wiege.


der dichter denkt:

vor ihm steht ein computer
den haut kaputt vor wut er

sie streichelt ihre katze,
die faucht und krallt die tatze

sie liegt auf ihrem sofa,
ihr freund fährt mit dem mofa

sie liest in ihrem buch,
es kommt lieber besuch

ich wasche mir die finger,
es sind bezwinger, wäschewringer

ich putze mir die nase
und stoße um die vase

das café literatur
ist offen sonntags nur

du zeigst auf deine stirn:
richtig, da ist kein hirn

du sitzt auf der toilette
und rauchst 'ne zigarette?

stehst abends an der theke,
mußt krank zur apotheke?

läufst ohne regenschirm
und kaufst 'ne rolle zwirn

rührst mit 'nem löffel flüssigkeit
und sorgst immer für heiterkeit

der arbeitslose bettler
sitzt dort bei jedem wetter

sie trinken bier im park,
bereden manchen quark

und schwanken durch die stadt,
kein mensch was für sie hat

kein reicher gibt ihr geld,
kein armer sieht die welt

sie sitzen in der sonne, reden
und suchen schutz bei regen

wenn alle schließlich ohne arbeit
und auch das geld ist nichts mehr wert,
dann fällt dem dichter ein
kein reim:
er trinkt NUR noch, trinkt wein

der arbeitslose dichter denkt:
ob dieser leser mir was schenkt?

der arbeiter wird leser erst,
wenn er verliert den job:
dann hat er zeit und liest die zeitung,
gelegentlich ein buch,
fängt endlich selbst zu schreiben an!

.

'Dichter denken nach':
das is' ja das Problem - ach!

Sie denken nicht
nur ein Gedicht.

Sie schreiben Wörter, Reime,
ganze Sätze: lauter Schätze
sie entdecken.

Streichen durch und kritzeln,
malen Strichmännchen ins Heft
und tippen Tasten blitzeschnell.

Andere suchen die Buchstaben einzeln
mit nur einem Finger.

Die Profis gehen nur spazieren,
sind in Bewegung;
sie denken an die liebste Freundin
und schon ist ein Gedicht geboren.

Eine erste Zeile gibt den Rhythmus vor,
das Versmaß, woran Du Dich orientierst.
Sie ist das Sprungbrett, der Impuls beim Weitwurf (der Ball fliegt von alleine!)

Dichter denken nicht,
sie schreiben ihr Gedicht.

Dichter fühlen, dichter sehen:
Dichter schweigen!

Außenseiter sind sie, Propheten.
Sie leiden!

Und arbeiten hart! Und doch
ist alles ein Geschenk
von oben.

Sie vertrödeln viel Zeit:
ohne Muße kein Gedicht!

Unendlich viel Zeit
hat der Dichter.

Er lebt immer im Jetzt,
er dehnt und intensiviert
das Hier und Heute, den Augenblick.

Er schaut nicht zurück.

Alle Vergangenheit
zeigt sich im Heute
als Bild - oder nicht.

Dichter existieren nicht
in der Mehrzahl,
und jeder ist anders.

Gedichte
sind Gebete - manchmal.

Ein Gedicht ist eine Botschaft,
die per Flaschenpost ins Meer geworfen wird,
und niemand weiß: kommt sie an?

.

des dichters einsamkeit
befreit und schreit

politiker im rampenlicht
verzehren sich

die sängerin im studio
singt so wie so

der bäcker früh steht auf,
noch vor des tages lauf

der bauer hat's im winter gut,
liegt faul auf seinem hut

des lehrers duldsamkeit
schenkt schülern freiheit

der hausfrau grüne schürze
birgt manch gewürze


des urlaubers glück
ist, was ihn entzückt

erfinder sind scheu,
machen alles neu

des spielers geschick
bricht gegners genick

der dichter ideen:
wie die wohl entstehen?

die dichtergedanken:
woran sie erkranken?

politikerreden
geh'n häufig daneben

politikerstreit
geht manchmal zu weit

politikermund
kann sich kaum beherrschen

die sache ist rund
und ganz schön kompliziert!

drum streiten wir
und trinken bier

dann singen wir
und streiten
weiter

demokratie:
wir lieben sie

doch dichter sind
wie lichter am horizont

in dunkler nacht,
da niemand wacht

.

der dichter sitzt mal wieder stumm
und glotzt nur in der gegend rum

ihm fällt (wie immer) gar nichts ein
doch trinkt er (wie die andern) wein

warum kann er denn nichts erzählen?
ein mann der sprache! tut nur wählen

ist er zuviel allein gewesen,
von krankheit ist er nicht genesen?

sie sprechen eine and're sprache,
das plappern ist nicht seine sache!

er weiß nicht viel (ist dumm vielleicht)
und in gesellschaft ist er seicht,
weil witzig ist er eben nicht

er schreibt des abends ein gedicht
in seiner stillen kammer.
bei lampenlicht
erklingt gejammer,
nicht?

das ist musik in seinen ohren!
es sind gespinste, nachtgeboren







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