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schmidt schrieb am 4.2. 2011 um 22:41:58 Uhr über

Frauhaut

Ein Teil der Klique, ein großer Teil der Klique, sie haben alle nur noch sehr mäßig Bier getrunken und dann doch irgendwann rief einer von ihnen, Scheißspanier. Laut hinein ins amerikanische Viertel mit Aussicht auf die Burg auf der ein Feuerwerk stattfand zum Nationalfeiertag. Der Arzt hatte sehr schlechte Laune, man hatte ihn extra einbestellt, der Chemiker wolle etwas von ihm, einen Gefallen, mehr wolle er nicht am Telefon sagen, doch der Chemiker sah die Bierlaune des Arztes der seinen haarlosen muskelprotzenden Oberkörper vorzeigte und angesichts der Präsenz gewisser redseeliger Personen und der Bierlaune des Arztes verschob der Chemiker die Bitte nach einer Zusammenarbeit auf eine unbestimmte Zukunft. Mensch Junge, Du warst einmal so ein Netter. Jetzt will ich einen Strohalm. Ich mag keine Worte mit doppeltem Hauchlaut.

Der Espion, also der Spanier, erst sagt er, ich habe davon keine Ahnung, dann sagt er, wir haben fünf bis zehntausend Zentrifugen. Da ist wieder der ganz leise Verdacht er befindet sich auf Rekrutierungstour. Auch nach unserem besten Synthetiker hat er sich erkundigt. Nach wie vor spielt er nicht mit offenen Karten. Möglicherweise ist er ein Riesenarschloch. Möglicherweise wurde er gefoltert und es wurden ihm die Zehennägel herausgerissen.
Vielleicht führt die regelmäßige Anwendung von Essigsäure zu dieser Nageldeformation.
Er war sechs Jahre abwesend. Er sagt, ich habe mich gewundert wie leicht ich einreisen konnte mit dem deutschen Pass. Ich dachte man fragt mich, wo sind Sie so lange gewesen. Aber niemand hat etwas gefragt. Er macht jede Menge Beweisphotos.

Der Sohn des Staatssekretärs hat kantige Gesichtszüge. Er fährt gleich nach dem Spiel zurück und bietet eine Mitfahrgelegenheit. Seit langer Zeit steht eine offene Frage im Raum, ob er wahrheitsgemäß vor Gericht bezeugen werde wie er die Wirkung einer bestimmten Droge erlebt hat. Damals antwortete er, ich belaste mich doch nicht selbst. Er hatte also auch Angst davor in diesem Land die Wahrheit zu sagen weil er persönliche Nachteile befürchtet. Genau um diesen Punkt geht es mir. Das erinnert mich. Das muß sich ändern. Die Wahrheit hat Priorität. Die Wahrheit benötigt Privilegien und nicht Strafe. Sie hat noch immer sehr zarte Haut, die Dreiundvierzigjährige. Ich verstecke meine Komplimente ganz gut, ich sage, Du wirst doch nun bestimmt auch bald vierzig.

Die Mutter eines Jungen spreizt die Beine im kurzen Rock während sie entspannter Klaviermusik lauscht. Der Vater des Jungen schüttelt mir die Hand und sagt, mein Bub hat das genossen, ich habe auch mal reingehört. Eine Sonja die allerheftigst umarmt wird von Mutter und Tochter, die Tochter hat ganz rote Backen und will sich kaum von ihr lösen, backt einen hervorragenden Lauchdillkuchen. Eine ordentlich hübsche Blonde fährt alleinerziehend mit Kind genau dann weg als ich nun endgültig laufen will, der Spanier sagt, hättest sie fragen sollen ob sie in deine Richtung fährt, wiederholt, Mutter, alleine, mit einem Kind. Vorher zählt er mir die noch unverheirateten in Deutschland lebenden weiblichen Verwandten auf, Gitti, eine kleine Lustige, die ein Behindertenheim in der Nähe von Gießen leitet.
Die Schwester des erfolgreichen Bankers der nun sein zweites Haus gekauft hat und dessen Eltern nachgezogen sind.

Der Betrunkene ruft zweimal für alle hörbar, ich bin froh daß Du gekommen bist. Ich weis nicht was ich darauf antworten soll. Die Zeit in Gesellschaft ist eine Zeit in der ich eine Sorge weniger habe, falls dort etwas Unvorhergesehenes passiert mit meinem Herzen sind eine Menge Leute mit ihren Funktelefonen um mich herum die Hilfe herbeiholen.
Das ist für mich der Unterschied. In der Nacht vor dem Urlaub trinken beide Eheleute bis in die frühen Morgenstunden, gehen um vier schlafen, stehen um halb zehn auf. Am anderen Tag räumen sie die Trümmer des Festes auf und begeben sich gegen Abend auf eine tausend Kilometer lange Autofahrstrecke.
Siebzehnzweinullbier
Bier macht albern. Gras macht albern. Manche halten sich zurück, sie wollen nicht albern erscheinen. Anderen ist das Albern sein in diesem Moment egal. Gleichgültig. Also unwichtig. Aber nur in diesem Moment. Das ist eine Geburtssekunde der Zwiespältigkeit. Schizodingsda. Kleiner Scherz. Nein, kein Scherz. Halb im Ernst. Ein ernster Scherz. Wie erziehen Sie ihre Kinder. Mit ernsthaften Scherzen oder scherzhaft, im Ernst. Oder ganz im Ernst. Ohne Scherz. Verscherzen Sie es nicht. Ganz im Ernst. Mit wem auch immer. Die Stunde des Wartens auf das Abendessen. Einerseits lockt ein Ereignis. Aber andererseits möchte man die Verlockung aufschieben. Die Mittel um die Verlockung aufzuschieben. Nimm das nicht, das nimmt Dir den Appetit. Ich esse Schokolade. Kurzfristig hat diese Sache genau die gleiche Wirkung wie das erste Glas Bier. Eine leichte Nervosität. Später wirkt diese Sache besser als das Glas Bier, es beruhigt. Ein Glas Bier beruhigt nicht.

Ich will etwas tun. Ich kann nichts tun. Die zweite Geburtssekunde. Die Suche nach einem Schuldigen. Es darf aber keinen Schuldigen geben. Weil man sonst Opfer wäre. Und so zu denken tut nicht gut. Aber es muß einen Schuldigen geben. Der darf aber nicht gefunden werden. Vielleicht ist er in den Genen, dann wäre nur der Zufall schuld, der blöde Zufall, es muß aber einen greifbaren Schuldigen geben. Dann kommt nur noch die Droge in Frage, man nimmt die Droge damit man endlich weiß wer der Schuldige ist. Dann hat man den Schuldigen, es ist die Substanz. Die Substanz ist ein wunderbarer Schuldiger. Sie lässt sich völlig ohne Widerspruch beschuldigen, sie nimmt alle Schuld bereitwillig auf sich, sie ist sogar dankbar für die Schuld, das macht sie erst recht interessant.

Unbewußt, jaklar, unbewusst verschleppt werden und im Paradies aufwachen, der Polizeimeister hat seine Frau nackt im Kofferraum mit Chloroform verschleppt, unterwegs bei Tempo hundertsechzig auf der Landstraße überkommt ihn das Gefühl etwas ganz und gar nicht Konformes zu tun, etwas das allen Erwartungen die man in ihn setzt völlig und zutiefst widerspricht und denkt, ein Schlenker mit dem Lenkrad und alle Schuld verfliegt, löst sich auf, ist einfach weg, niemand mehr will irgendeine Pflichterfüllung von mir, oder das ich ohne Sünde bleibe, niemand mehr droht mir, niemand nimmt mir Erworbenes weg, keiner will mich erziehen, alle Arschlöcher der Erde sind mit einer kleinen winzigen Handbewegung ausradiert, weggewischt, verschwunden. Einfach nicht mehr da. So etwas wünsche ich mir. Ich bin so gut erzogen.

Und vorher soll man noch ein wenig frieren, ein wenig im Regen stehen, ein wenig die herumsitzenden Figuren betrachten, ein wenig Kinderplappern hören, eine Haut fühlen, ja, das mit der Haut, das mit der wohlduftenden glatten Haut, die Haut die zu Dir kommt, das haben sie früh bemerkt, das willst Du, das diese Haut zu Dir kommt obwohl Du ein Ekel bist und weil du ein Ekel bist und gerade weil und egal, denn Du, nur Du, nur Dir, nur Dir gehört diese Haut, Du hast diese Haut geheiratet, du kannst diese Haut nicht gehen lassen, du musst sie festhalten und wenn sie nach Käse beginnt zu riechen dann kaufe ihr Parfüm und wasche sie und reibe sie ein mit Öl, eine Haut ist doch das Beste was man besitzen kann, man darf eine Haut nicht gering schätzen, hast Du deine Haut erst einmal verloren, dann weist Du wovon ich rede.

Die ganzen übrigen Plappermäuler, man lädt sie ein, man ist froh wenn sie alle wieder nach Hause gehen, dann ist man wieder da wo man hingehört, dieser Ausflug mit den ganzen Quatschköppen ist immer nur dazu da das man froh sein kann da zu sein wo man ist, das man froh wird das man überhaupt einfach nur da ist. Das ist sehr wenig. Und es ist das Einzige was zählt. DerAusflug und die Haut.

Siebzehnzweinullbiermorgen

Ihr seid da also jetzt angekommen. Müde mit klebrigem Sand in den Augen an einem Strand wo die Zigaretten weniger als die Hälfte kosten und wahrscheinlich auch wunderbares Gras zu haben ist. Gras das man mit Angelblei beschwert gut umwickelt mit Aldifolie in der Ölflasche versenken kann, da kommt kein noch so guter Hund drauf, besser noch im Schmierfett, in der Kilodose aus Blech, jahrelang ging das gut, aber wir reden ja nicht miteinander, und jetzt wo ich es schreibe hat es in fünf Minuten die Kanzlerin auf dem Tisch und die gibt ein Rundschreiben an die Zollstationen heraus. Ich denke mir mein Meer. Falls mal, was in diesen Tagen selten ist, ein kleiner Wind zu meinem Dachfenster hereinweht, dann denke ich mir, dort hinten, hinter dem Weiss der protzigen Winzervilla, dort hinten ist das Meer. Es ist mir nur zu warm um hinzugehen, ich warte lieber auf die kleinen Windstöße hier in meinem Zimmer unterm Dach. Irgendwie schützt mich mein Doktor. Die Leute wagen es nicht mich einfach so anzusprechen. Man fragt mich also nicht so leicht nach etwas Zucker an der Haustür als anderswo. Wenn es an meiner Haustür klopft muß ich mit wichtigeren Dingen rechnen als einem Nachbar der nach Zucker fragt.

Wagner, Wagner, Wagner ist ein Knallkopp. Wagner ist cholerisch. Wagner protzt. Wagner ist autoritär. Ich muß nicht viel mit Wagner reden um all das zu wissen. Wagner ist ein Jammerlappen. Wagner will sein Leben genießen. Dazu gehören keine kotzenden Kinder wie er sich ausdrückt. Ein Balg ist ihm genug gewesen. Wagner ist muskulös. Aber Wagner wird sein jüdisches Aussehen nicht los. Diese Deformation des gesamten Gesichts, eine Art von traurigen Augen die man bekommt wenn die Eltern während der Zeugung und Schwangerschaft kräftig saufen, deshalb ist Wagner wütend, da kann er noch so viel an seinen Oberkörpermuskeln arbeiten, das Gesicht wird er nicht los. Was hat Wagner für Gründe dem Schmidt Tabletten zu verschaffen.







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