Doris

liebe Doris
Ich möchte dich um etwas bitten, Doris. Ich bin aufrichtig und ehrlich zu dir. Ich meine dass ich es Wert bin aufrichtig und ehrlich behandelt zu werden. Darum denke bitte einmal kurz darüber nach, ob du an meiner Stelle das Gefühl hättest, dir würde eben dies zuteil werden. Und? Was merkst du dabei? Dass ich nicht DER bin um den deine Gedanken kreisen, weiß ich nun inzwischen wohl. Ich hatte ein paar interessante Gespräche in letzter Zeit die mich rein informativ doch erheblich weiter gebracht haben als all die Gespräche mit dir. Leider kann ich was so erzählt wird, obwohl es mir schwer fällt zu glauben dass mich mein Gefühl so täuschen kann, nicht verdrängen. Ich kann kaum erfassen, was ich alles zu hören bekam, und vor allem die Frage warum ich scheinbar der einzige bin der so blind ist und dich trotz allem immer noch liebt und selbst Eindeutiges beiseite schiebt macht mich krank. Ich komme zu dem Schluss dass ich scheinbar nur ein Spielstein bin den du bewegst wie es dir gerade in deinen von Taktik bestimmten Kram passt – dir wichtig sind andere Dinge. In Bezug auf dich leide ich scheinbar unter völligem Realitätsverlust musste ich mir sagen lassen. Nur, würde ich es gut finden wenn du endlich mal den Mut aufbringst es mir ins Gesicht zu sagen was zwischen dir, mir „et al“ so Sache ist, anstatt mich weiter hinzuhalten oder Ähnliches. Deine Warm- oder Hinhaltetaktik geht mir wirklich etwas an die Nerven. Ich habe dich mehrfach gebeten für Klarheit zu sorgen – z.B. in der Bar Tolucci habe ich dich (inständig und bereit für die Antwort?) darum gebeten jetzt zu sagen dass es mit uns nichts wird – aber immer hast du anstatt die Gelegenheit mich loszuwerden zu nutzen meine Bedenken routiniert, wortgewand oder ohne Worte zerstreut oder statt mir auf meine bitte hin eine klare Absage zu erteilen nichts gesagt und eher das Gegenteil getan, sogar den Anschein erweckt du würdest ernsthaft über meine Gedanken, mein ansinnen und Person nachdenken. Ich finde dein Verhalten so etwas von hochgradig unfair… selbst wenn ich für dich nur der „Arsch vom Dienst“ wäre der halt ab und zu herhalten muss, hätte ich’s verdient dies zu wissen, und könnte auch damit leben…. nur lass mich nicht in dem Glauben dass du etwas für mich empfinden könntest wenn es NICHT so ist. Benutz mich, wenn du es willst, aber nenne es dann auch so und heuchle nicht Gefühle. Rethorisch bist du ja unbestritten gut im erklären (gut genug für mich jedenfalls), inhaltlich leider immer weiträumig an der (vollständigen) Geschichte vorbei, für Andere scheinbar nicht halb so schwer zu durchschauen wie du selbst vielleicht von dir glaubst (für mich allerdings schwer). Wie wäre es, wenn du mir nach euerm Urlaub einfach mal die komplette Story von Doris, ihren Wünschen, Zielen und Träumen erzählst und mir die Position erklärst in der ich mich befinde. Meinen Standpunkt und meine Einstellung zu dir kennst du – ich glaube ich brauche mich da nicht zu wiederholen, daran ändert sich auch grundsätzlich erst mal nichts (ich frage mich manchmal wieso bei allem was ich weiß), nur – Vertrauen würde ich solange du weiter so lavierst nicht gerade als einen Hauptbestandteil dessen benennen, das bei mir bisher noch vorhandene verspielst du gerade Zug um Zug, und das Bewusstsein bestenfalls 3tte Wahl in deiner „Welt am Draht“ zu sein und als Mensch noch nicht mal so ernst genommen zu werden, dass man Aufrichtigkeit verdient hat verletzt mich sehr. Ich kann alles Mögliche akzeptieren, nur nicht, so behandelt zu werden, und das gerade von dir nicht. Ich hoffe dass du einen guten Grund dafür hast den ich auch verstehen kann – ich würde ungern meine recht hohe Meinung von dir revidieren müssen. Ich finde das alles so sinnlos, denn ich sehe vor allem absolut keinen Grund dafür mich so im Unklaren zu lassen – außer eventuell absolutes Desinteresse an meiner Person. Du sagtest mal zu mir du würdest niemals zweigleisig fahren, nicht schlecht formuliert, und noch nicht mal unrichtig, weil vermutlich nur zuwenig Gleise…… Wir sehen und sprechen uns dann in Berlin nächste/übernächste Woche, nach den Ferien - und dann möchte ich es nämlich wissen – alles – da wirst du nicht drum herumkommen. Ich will endlich meinen Status in der Versuchsanordnung kennen – Welt am Draht…. Schlimm ist das ich dich trotzdem Liebe – und dass du mich trotzdem ich dich so liebe nicht wie einen Menschen behandeln kannst. Ich würde nur sehr ungern meine ursprünglich Einschätzung deiner Person revidieren zu müssen und bereuen dich zu kennen. Ich will einfach nur Ernst genommen werden, vor allem von jemandem der mir wie du sehr wichtig ist, aber ich habe ehrlich gesagt nicht vor mich wie Andere völlig zu Affen zu machen.

Im Grunde mag ich Doris sehr, nur steht diese ganze Beziehung unter einem schlechten Vorzeichen. Am Beginn der derzeit 3,5 Jahre andauernden 2ten Phase stand Doris' Aussage, dass es doch blöd von ihr wär, meine Omnipotenz nicht für sich zu nutzen. Seither fühle ich mich in der Position eines Dienstleisters, der bei Bedarf geordert wird. Nun, ich hab mir immer gesagt, wenn mir das nicht mehr gefällt, kann ich's ja lassen. Hab ich aber nicht. Ich hab mich einerseits durchaus in Doris verliebt, nur konnte ich sie nur durch Wahrung von Distanz ertragen. Immer wenn von Doris zaghafte Versuche kamen, an mich heranzukommen, mußte ich denken: »...dann klär doch bitte erstmal MEINE Position in deinem Leben und teil mir das Ergebnis mit...« - nur sagen konnte ich nichts, denn ich hatte Angst dass alleine das Einlassen auf das Thema mich soweit in diese Gefahrenzone saugen würde dass es nicht ohne Enttäuschung und Schmerz für mich ausgehen konnte. Ich bin gebrannt - sie hätte mich in diesen Jahren mehrfach schwer verletzt, hätte ich sie näher an mich herangelassen. Doris weiß allerdings nicht, was ich alles weiß, z.B. dass ich weiss was bei Bärbels letzter Party geschah, nachdem ich krank nachhause gegangen war - nichts was in irgendeiner Form das Vertrauen in Doris vertieft hätte jedenfalls.

»Willst Du ihm als nächstes Geld zahlen, wenn er sich eine andere Freundin in seinem Alter sucht?« fragt Doris ihren Olli und vergisst ganz dabei, was sie einem dritten nur Wochen zuvor gesagt hat - sie führe niemals 2-gleisig. Nun - ich, der dritte, weiss es besser, Doris fährt drei- und mehrgleisig! Eins weiss nichts von drei, drei wusste bis eben nichts von zwei - und zwei ist immer greifbar.

Doris war im Kirchenrat und tobte, wenn ihr Sohn sonntags nicht die Hose anzog, die sie extra für ihn gebügelt hatte, wenn er zum Ministrieren ging.

Er hat dann später mit einem Schwert auf eine Tür eingehackt.