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Gronkör schrieb am 18.5. 2001 um 18:42:07 Uhr über

Klassenkampf

Akkumulation
(3) Wörtlich »Anhäufung«, Kreislauf, der aus Geld Kapital, daraus Wert und Mehrwert und daraus mehr Kapital macht. Marx verweist darauf, das der Ursprung der Spirale nicht in der besonderen Sparsamkeit der Ur-Kapitalisten und der Faulheit der Ur-Arbeiter gelegen habe, sondern dass die ungleichen Ausgangsverhältnisse des Kapitalismus durch Gewalt, Raub, Plünderung und Mord hergestellt wurden - weswegen er von »sogenannter ursprünglicher Akkumulation« spricht.
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Algorithmische Revolutionen
(4) Umwälzungen, die durch Algorithmisierungen bewirkt wurden. In der Zeit der Industriellen Revolution waren Algorithmusmaschine und Prozeßmaschine (siehe Industrieller Prozeß) noch in einer Maschine vereint. Diese Maschine vergegenständlichte sowohl den mechanischen oder chemischen Prozeß als auch den Algorithmus dieses Prozesses. Nach der Industriellen Revolution (als Prozeß-Revolution) folgte mit dem Fordismus die erste algorithmische Revolution. Der Fordismus führte mit Hilfe der Arbeitswissenschaft die möglichst umfassende Algorithmisierung, d.h. Festlegung einer »wissenschaftlich« ermittelten optimalen Fertigung durch, der sich die ArbeiterIn als abhängigeR HandlangerIn der Maschine total unterzuordnen hatte. Dem Fordismus folgte mit dem Toyotismus als Vorhaben die zweite algorithmische Revolution. Dabei wird mit Hilfe des Computers einerseits Hardware und Software getrennt, an- dererseits wird versucht, die mögliche Änderbarkeit der Produktion vorauszuahnen und algorithmisch festzulegen. Die Subjektivität der ArbeiterIn, die der Fordismus ausschloß, soll nun wieder in die Produktion integriert werden.
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Algorithmisierung
(5) Überführung eines bislang nicht festgelegten, nur informell vereinbarten, auf Erfahrung basierenden Prozesses in eine feste Beschreibung der Ablauflogik, in einen Algorithmus.
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Algorithmus
(6) Beschreibung des Ablaufes eines Prozesses. Ein Algorithmus kann in verschiedener Form vorliegen: Als GedankengangErst muß ich a tun, dann b, damit c rauskommt«), als schriftliche AnweisungMan nehme 100 Gramm Mehl, 2 Eier, ... und backe bei 200 Grad 30 Minuten«), als Vergegenständlichung Ablauflogik in »Hardwareform« (z.B. das Uhrwerk einer mechanischen Uhr), als Anweisungsfolge (Software) für die Universalmaschine Computer usw.
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Algorithmusmaschine
(7) Maschine, die einen Algorithmus vergegenständlicht. Zur Zeit der Industriellen Revolution wurde der Algorithmus noch unmittelbar physisch durch die Ablauflogik der Maschine repräsentiert und war damit untrennbar mit der Hardware der Maschine verbunden. Dies änderte sich erst mit der Entwicklung einer algorithmischen separaten Universalmaschine, dem Computer. Der Computer trennt Hard- und Software. Die Hardware ist in der Lage potentiell beliebige Algorithmen in Softwareform (als Programm) auszuführen.
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Allgemeine Interessen
(8) Interessen, die - im Gegensatz zu Partialinteressen - nicht auf Kosten anderer, sondern nur im Interesse aller erreicht werden können. Allgemeine Interesse verändern sich historisch, ein Beispiel für heute ist das Friedensinteresse. Allgemeine Interessen sind mit dem Kapitalismus strukturell nicht realisierbar.
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(8.1) Re: Allgemeine Interessen, 23.03.2001, 19:02, Robert Meyer: Allgemeine Interessen - spontan stellt sich bei mir da ein intuitives Verständnis ein, welche Bedürfnisse dort hineingehören. Bei einer Differenzierung Allgemeiner Interessen kollidieren diese aber immer mit Partialinterssen. Wenn Allgemeine Interessen nicht mit dem Kapitalismus strukturell realisierbar sind (mit der realen Form des Marxismuses hat es auch nicht geklappt), welche realitätstauglichen Modelle kommen dann noch in Frage?
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Allmende
(9) Gemeindeeigentum an Land und anderen Ressourcen. Früher häufig, heute meist privatisiert als Eigentum oder langfristig verpachtet und damit ebenfalls in privater Verfügungsgewalt.
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Anarchie
(10) Gesellschaftlicher Zustand, in dem es keine institutionalisierten Regeln oder Herrschaftsstrukturen (mehr) gibt und alle Regeln zwischen Menschen in freien Vereinbarungen getroffen werden. Anarchie bedeutet also nicht die Abwesenheit jeglicher Regeln, sondern entscheidend ist, wie die Vereinbarungen entstehen: als Übereinkünfte zwischen gleichberechtigten Menschen, die niemals als Selbstzweck weiterbestehen können.
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(11) »Anarchismus heißt, daß Sie frei sein werden, daß niemand Sie versklaven, Sie herumkommandieren, Sie berauben oder mißbrauchen wird. Das bedeutet, daß Sie die Freiheit haben werden, das zu tun, was Sie wollen, und daß sie nicht gezwungen werden, etwas gegen ihren Willen zu tun. Das bedeutet, daß Sie die Möglichkeit haben, ohne Einmischung anderer so leben zu können, wie Sie es wünschen. Das bedeutet, daß Ihr Nachbar die gleiche Freiheit hat wie Sie, daß jeder dieselben Rechte und Freiheiten besitzen wird. Das bedeutet, daß alle Menschen Brüder sind und wie Brüder in Frieden und Harmonie leben werden. Das heißt, daß es keine Kriege geben wird und keine Gewaltanwendung einer Gruppe gegen die andere, kein Monopol, keine Armut, keine Unterdrückung und kein Ausnutzung des Mitmenschen. Kurz gesagt: Anarchismus heißt die Gesellschaftsform, in der alle Männer und Frauen frei sind und in der alle die Vorteile eines geregelten und sinnvollen Lebens genießen«. (Berkmann, 1929)
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Arbeit
(12) Gesellschaftstheoretischer Begriff, der die Produktion und Reproduktion des gesellschaftlichen Lebens durch Stoffwechsel des Menschen mit der Natur beschreibt. Über die Form der Arbeit ist damit nichts ausgesagt. Arbeit kann also z.B. Sklavenarbeit, Lohnarbeit oder freie selbstbestimmte Entfaltung jenseits einer Verwertungslogik sein. Was hier nicht gemeint ist, ist »Arbeit« als umgangssprachliche Bezeichnung für die Tätigkeit einzelner Menschen, da diese »Arbeit« widersprüchlich verwendet wird. So meint der Satz »Ich gehe zur Arbeit« die Lohnarbeit, während »Hier leisten wir politische Aufklärungsarbeit« diese gerade nicht meint. Arbeitslosigkeit führt zu finanziellen und sozialen Problemen - entzieht den Menschen aber auch jene Tätigkeit, die vielen ein Bedürfnis ist. Ist Arbeit tatsächlich das »erste Lebensbedürfnis« wie Marx schrieb (MEW 1962/1875, 21)? »Nicht die 'Arbeit' als solche ist erstes Lebensbedürfnis, sondern 'Arbeit' nur soweit, wie sie dem Einzelnen die Teilhabe an der Verfügung über den gesellschaftlichen Prozeß erlaubt, ihn also 'handlungsfähig' macht. Mithin ist nicht 'Arbeit', sondern 'Handlungsfähigkeit' das erste menschliche Lebensbedürfnis - dies deswegen, weil Handlungsfähigkeit die allgemeinste Rahmenqualität eines menschlichen und menschenwürdigen Daseins ist, und Handlungsunfähigkeit die allgemeinste Qualität menschlichen Elends der Ausgeliefertheit an die Verhältnisse, Angst, Unfreiheit und Erniedrigung.« (Holzkamp 1983, 243). Im visionären Entwurf dieses Buches ist Arbeit ein Prozeß fernab von der Fixierung auf die Verwertungslogik und Entlohnung und kann als Prozeß verstanden werden, bei dem der Mensch mit Hilfe von Mitteln vorhandene, z.B. natürliche Gegebenheiten verändert.
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Autonom
(13) Bezeichnung für »selbstorganisiert-unabhängig«. »Autonom« ist in diesem umfassenden Sinn nicht gleichbedeutend mit der Abeitsform »der Autonomen«, die ihre Autonomie oft nur in äußerlichen Verhaltensweisen (Kleidung, Aktionsformen) ausdrücken, aber intern nicht nur Hierarchien aufweisen und damit von Einzelpersonen abhängen, sondern auch mit ihren Strukturen und Ressourcen oft auf externe, z.B. finanzielle Unterstützung angewiesen sind.
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Autonomie
(14) Unabhängigkeit und Selbstbestimmung. Innerhalb einer politischen Bewegung bedeutet das Autonomie-Prinzip, daß alle Teile der Bewegung eigenständig sind, arbeiten und entscheiden, für sich sprechen und mit ihren Handlungen von sich aus so agieren, daß auch Andere eigene Ideen und Aktionsformen umsetzen können. Autonomie schließt nicht aus, daß in Bündnissen oder bei Aktionen gemeinsame Absprachen erfolgen, die den Rahmen abstecken. Autonomie ist ein strategisches Kernelement emanzipatorischer Gesellschaftsvisionen und einer Bewegung von unten, was bedeutet, daß die Grenze der Autonomie und damit auch der Toleranz genau dort liegt, wo Autonomie und emanzipatorische Strukturen in Frage gestellt werden.
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Biologismus
(15) Ableitung sozialer Rollen und Wertigkeit von Menschen aus tatsächlichen oder behaupteten biologischen Unterschieden zwischen ihnen oder aus entsprechenden Verhältnissen in Tierpopulationen. Typische Beispiele sind soziale Rollenzuweisungen aufgrund des Geschlechts, Ableitungen weltweiter Arbeitsteilung aus vermeintlicher geistiger Überlegenheit der Menschen einer bestimmten Hautfarbe oder die Begründung von Hierarchien über die Beschreibung des Herdenverhaltens einiger Tierarten. Biologistische Argumentationen dieser Art übersehen bewußt oder unbewußt, daß sich menschliches Verhalten vor allem aus den Einflüssen des sozialen Umfeldes der Person und ihrer Integration in die menschliche Gesellschaft entwickelt.
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Dekonstruktion
(16) Vorgang des Abbaus gesellschaftlicher Erwartungshaltungen und Vorgaben, die Menschen auf bestimmte Rollen und Verhaltensweisen festlegen.
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Demokratisierung
(17) Prozeß der wachsenden Mitbestimmung über alle Ressourcen und Lebensbedingungen der Menschen bis hin zu völliger Herauslösung der Entscheidungsbefugnisse aus institutionalisierten Verhältnissen (Parlamente, Behörden, Vereine, Konzerne usw.). Am Ende der Demokratisierung steht das umfassende Zugriffsrecht der Menschen auf Ressourcen und Lebensbedingungen, die sie in freier Vereinbarung direkt oder über Abstimmungen, in Einzelfällen oder dauerhaft regeln. Demokratisierung ist ein reformerisches Programm, das aber gleichzeitig den Weg zu weitergehenden Veränderungen ebnet, wenn die Menschen erst einmal wieder den Zugriff auf Land, Produktionsmittel, Bildung, Häuser, Versorgungsleitungen, Rohstoffe usw. haben. Alle diese Bereiche, auch kleinere Teile in ihnen, können Ort der Demokratisierung sein, mit dem Ziel der Verlagerung der Entscheidungsbefugnisse von »oben nach unten«, also von institutionalisierten Machtstrukturen zu den Menschen selbst.
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Dialektik
(18) Das Denken von Entwicklung als Bewegung in Widersprüchen. Alles konkret Existierende ist zwar einerseits mit sich selbst identisch, aber in verschiedenen Beziehungen zur Außenwelt treten Unterschiede zu Tage. Diese widersprüchliche Einheit von Identität und Unterschied setzt die dialektische Bewegung in Gang. Im realen Sein (Fünfschritt) wie auch im Denken. Verkürzt wird oft davon gesprochen, daß es zu jeder These (sie ist erstmal eine Identität mit sich selbst) eine Antithese (ein Unterschied, der aber direkt - durch »bestimmte Negation« - von der These ausgeht) gäbe und deren Einheit eine weiterführende Synthese ermögliche. Zur Abbildung der Widersprüchlichkeit von realen Bewegungen werden in der Dialektik Begriffspaare verwendet, die die Pole der untersuchten Bewegung fassen sollen. Beispiele sind: Wesen und Erscheinung, Inhalt und Form, Wirklichkeit und Möglichkeit, Notwendigkeit und Zufall, Allgemeines und Einzelnes. Dabei enthält ein Moment das jeweils andere, sie existieren in ihrer Bedeutung ohne das andere überhaupt nicht.
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Ein-Punkt-Bewegung
(19) Bezeichnung für politische Gruppen und Zusammenhänge, für die nur ein bestimmtes Thema im Mittelpunkt steht und die kein oder kaum Interesse an übergreifenden politischen Aktionen, Visionen oder Positionen haben. Typische Beispiele sind Anti-Castor- oder Anti-Naziaufmarsch-Gruppen, Eine-Welt-Läden, Frauenbüros oder Umweltverbandsgruppen.
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Emanzipation
(20) Loslösung und Befreiung aus direkter Abhängigkeit, Unterdrückung, Ausgrenzung, Diskriminierung, sozialen Konstruktionen, Rollenzuschreibungen, Orientierungen aus Erwartungshaltungen Erwartungshaltungen und Benimmregeln sowie Entkopplung von der Verwertungslogik des kapitalistischen Marktes. Ziel der Emanzipation ist die Selbstbestimmung und -entfaltung des Menschen. Diese ist erreicht, wenn äußere Zwänge (repressive Gewalt, bevormundende Apparate, ökonomische Zwänge) ebenso verschwinden wie die sozial konstruierten Erwartungshaltungen, Verpflichtungs- und Verbundenheitsgefühle, Sicherheitsbedürfnisse usw.
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Emanzipatorische Gruppen und Projekte
(21) Gruppen und Projekte, die das Ziel der gesellschaftlichen Emanzipation verfolgen und im Binnenverhältnis bereits praktizieren oder eine entsprechende Praxis anstreben.
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Emanzipatorischer Umweltschutz
(22) Vereinigung der Selbstbestimmung und -entfaltung des Menschen mit dem Umweltschutzes als Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen für ein selbstbestimmtes und angenehmes Leben. Selbstbestimmung ist ohne den Erhalt der Lebensgrundlagen nicht möglich. Umweltschutz ohne emanzipatorische Ziele wendet sich gegen die Menschen und stärkt die Herrschaftsstrukturen, die dann wiederum auch die Ausbeutung und Zerstörung der Umwelt fördern. Auch Umweltschutz von unten genannt.
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Entfremdung
(23) Gesellschaftliche Situation, in der die Beziehungen zwischen Menschen als Verhältnisse zwischen Sachen erscheinen und in der die durch die Menschen hervorgebrachten Produkte, gesellschaftlichen Verhältnisse, Institutionen etc. den Menschen als fremde, sie beherrschende Mächte gegenübertreten (vgl. auch Fetischismus).
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Epochen der Produktivkraftentwicklung
(24) Einteilung der menschlichen Gesellschaftsgeschichte in Zeitabschnitte nach dem Kriterium der Produktivkraftentwicklung. Die Produktivkraftentwicklung kann man in drei Epochen einteilen, in denen jeweils ein Aspekt des Mensch-Mittel-Natur-Verhältnisses der Produktivkraft der Arbeit im Zentrum der Entwicklung steht. In der »Natur-Epoche« der Produktivkraftentwicklung stand die Bodenbewirtschaftung in der Landwirtschaft und bei der Gewinnung von Brenn- und Rohstoffen unter Nutzung von einfachen Mitteln sowie menschlicher und tierischer Antriebskraft im Mittelpunkt der Anstrengungen. Die eigenständige Entwicklung der Arbeitsmittel und Entfaltung des Menschen war dem untergeordnet. Die »Mittel-Epoche« der Produktivkraftentwicklung ist bestimmt durch die fortwährende Revolutionierung der Arbeitsmittel in Form der großen Industrie (vgl. Industrieller Prozeß). In der »Epoche der Menschen« steht die Selbstentfaltung der Hauptproduktivkraft Mensch im Zentrum der Produktivkraftentwicklung. Die jeweils nachfolgenden Epochen heben die vorangegangenen Entwicklungsetappen auf und führen sie im neuen Kontext in veränderter Weise fort. Die Epochen der Produktivkraftentwicklung bestimmen die Formen der Vergesellschaftung.
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