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mcnep schrieb am 1.7. 2008 um 20:16:53 Uhr über

Jägerwitze

Drei Männer gehen auf die Jagd: Ein einäugiger Deutscher, ein einbeiniger Amerikaner und ein einarmiger Japaner. Sie kommen unterwegs an einer eingestürzten Brücke vorbei. Als sie deshalb einen Umweg von einem Kilometer gehen, finden sie im Gebüsch einen Frauenschuh. »Ach Du liebe Zeit«, sagt der Deutsche, »was sollen wir jetzt bloß machenDer Japaner hat eine Idee: »Wir können mit meinem Handy die Polizei rufen, allerdings muss einer von euch für mich wählen...« Gesagt getan, die Polizei nimmt den Fall auf und die drei stapfen weiter. Da sehen sie in einem Baum eine mumifizierte Leiche. »Das hat bestimmt etwas zu bedeuten«, sagt der einäugige Deutsche und sieht sich ängstlich um. »Ach wasdarauf der rauhbeinige Amerikaner. Aber es wird langsam dunkel und ungemütlich, und sie haben immer noch keinen einzigen Bock geschossen. »Ich glaube, da hinten sehe ich einen halben Hochsitz«, sagt der Deutsche, aber die anderen erklären ihm, dass es ein ganzer ist und sie klettern alle drei hinauf, der Amerikaner, der von seinen Waidbrüdern gestützt wird, als erster. Als sie oben ankommen, entdecken sie dort, wie eben erst vergessen, einen ganzen Stapel Sexhefte und fangen sofort an, darin zu lesen. Nach einiger Zeit sagt der Japaner zum Amerikaner: »Ich habe zwar nur einen Arm, aber der Deutsche wird schon ein Auge zudrücken...« Beide überlegen nur kurz und fangen dann wie die Irren zu onanieren an. Sie sind kurz davor, sich auf die knarrenden, fichtenholzduftenden, grob gezimmerten Planken zu entladen, als der ganze Hochsitz fürchterlich zu wackeln beginnt und ein unheimliches Geräusch vom Waldboden ertönt. Der Deutsche ist als erstes am Ausguck und sieht einen riesigen Bären, der wütend versucht, den Hochsitz umzustürzen. »Wir sind ganz schön in der Klemme«, bescheidet er den Jagdbrüdern, die sich mit heruntergelassenen Hosen und angstgeweiteten Augen von der Bedrohung überzeugt haben. Der Japaner greift zu seiner Flinte, einer 20/76er Bockflinte von Sauer, und will dem Bär eins auf den Pelz brennen, da rutscht ihm die Flinte aus der Hand und fällt herunter zu dem Bären auf den Waldboden. Als er sich nach diesem Sammlerstück (Sterling Exquisit) bücken will, purzelt er selber hinterher, dem Bären vor die Füße. Der zögert auch nicht lange und reißt dem Japaner mit einem Prankenhieb die Eingeweide heraus, auf dem Hochsitz hört man nur noch ein hohles Wimmern wie aus einem verkohlenden Horrorbäumchen, dann wird die gefräßige Stille nur gelegentlich vom Aufspleißgeräusch eines Markknochens unterbrochen. Auf dem Hochsitz ist es sogar noch stiller. Als der Morgen anbricht, ist der Japaner nur noch ein zerrissenes Bündel Stoffetzen und der Bär gesättigt. Er setzt noch einen riesigen Bärenschiss genau vor die Hochsitzleiter und stapft zurück in den Wald. Weil der dritte Mann beim Abstieg fehlt, setzt sich der einbeinige Amerikaner auf den einäugigen Deutschen, aber der tritt schon nach der ersten Stufe daneben und stürzen herab: Der Deutsche mitten in den riesigen Haufen, der Amerikaner einen Meter daneben auf einen Baumknorren, wo er mit sonderbar verdrehtem Hals und einem dünnen Rinnsal Blut aus dem linken Ohr liegenbleibt. Der Deutsche, der die agonischen Krämpfe des Sterbenden voller Entsetzen verfolgt hat, sieht sofort, das hier nichts mehr zu helfen ist; er greift sich - soviel Überlegung ist noch da - die Flinte des Japaners und rennt panisch fort - genau in die Arme eines alten Hökerweibleins mit einem riesigen Hut, das auf einer Lichtung Blaubeeren sammelt. »Du liebe Güte«, ruft sie, »wie schauen Sie denn aus?« »Sehen Sie sich doch selber mal im Spiegel an«, knurrt der Deutsche, doch dann fängt er an, der Alten die traurige und abenteuerliche Geschichte vom Frauenschuh, dem Skelett und dem Bären zu erzählen. Nur die Sache mit der Onanie lässt er fort, weil ihn die Greisin auf sonderbare Weise an seine Großmutter erinnert, der er noch viel harmlosere Dinge verschwiegen hat. Als er geendet hat sagt die Alte zu ihm: »Du armer Mann, was Du alles mitmachen musstest! Wisse jedoch, dass ich ich die Fee Melinde bin, und die Gabe habe, alles, was einem Menschen in den vorherigen 24 Stunden widerfahren ist, ungeschehen zu machen. Unter zwei Bedingungen: Du musst auf der Stelle mit mir schlafen und mir anschließend einen Witz erzählen, der so lustig ist, dass ich, die arme Fee Melinde, die seit Ausbruch des dreißigjährigen Kriegs nicht mehr gelacht hat, meine Freude wiederfinde. Der einäugige Deutsche denkt sich: «Das mit dem Witz wird so schwer nicht werden, am Jägerstammtisch ist schon manch ein guter Spaß gemacht worden. Aber wie komm ich bloß über die Alte drüberWährend das Hökerweiblein Rockschicht um Rockschicht ablegt und immer mehr von ihrer faltenschlagenden Haut offenbart, will es bei dem Deutschen so gar nicht zu den erforderlichen harten Tatsachen kommen. Doch da hat ihn das Weiblein schon an ihren welken Busen gezogen, die nächsten gut 20 Minuten bleiben an dieser Stelle unerzählt und der schaudernden Phantasie an diesem Punkt der Geschichte mehrheitlich jugendlichen Leser überlassen. Jedenfalls, irgendwann hat die alte Frau ihren Juchzer, und sofort zieht sie sich Rock um Rock um Rock um Rock wieder an und kreischt: «Der Witz! Jetzt musst Du mir den Witz erzählenPlötzlich ist das Gehirn des Einäugigen wie leergefegt, ein Witz, wenn ihm doch ein Witz einfiele! Plötzlich dämmert es ihm: Ist nicht sogar der-beste-Witz-der-Welt ein Jägerwitz? Da war doch mal diese Umfrage, unter Amerikanern zwar, aber die essen doch die gleichen Hamburger wie wir, also müsste das doch gehen, wie war das nochmal... Und er fängt an: «Zwei Freunde gehen auf die Jagd. Da ruft der eine seinen Hausarzt an und fragt: Woran merkt man eigentlich, wenn eine Leiche nicht mehr atmetEr blickt beifallheischend auf die Fee Melinde, die ihn wiederum aufmunternd ansieht: «Ein interessanter Anfang. Nur weiter.» «Das... das war der Witz...» murmelt der Jäger schüchtern. «Das war noch nicht sehr lustig», sagt die Fee Melinde darauf. «Einige Worte haben sich verändert», räumt der Deutsche ein. «Es war von Anfang bis Ende unlustig», bescheidet ihm die Alte, und noch bevor der arme Grünrock sein Gedächtnis erneut befragen kann, hat sie ihre Hutnadel gezückt und dem Unglücklichen durch sein einziges sehendes Auge gebohrt. Und während er, getragen auf einer Woge aus Vernichtungsschmerz einer ungnädigen Nacht entgegendämmert, bohrt sich das Hökerweiblein mit einem markerschütternden in einer Kreiselbewegung in den felsigen Waldboden, unwirklich schnell, der Geblendete spürt den kühlen Hauch ihrer Rockschöße und hört noch, während diese Geschichte qualvoll langsam einem verdienten Ende entgegendämmert, ihren Diskant, getränkt mit Grabesschleim: «DieStrengeFee hat Dich gefickt! DieStrengeFee hat Dich gefickt!"


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