Dönerbude

In der Ostzone ist der Besuch in der Dönerbude immer ein klitzekleiner Ausflug in eine zivilisierte Welt. Man geht freundlich miteinander um, und macht einen klaren, sauberen deal: Döner komplett mit scharf zum Mitnehmen und dafür drei Euro fuffzich. Keine argwöhnischen Ossis auf Hinterfüßen oder in verhärmter Furchtsamkeit, kein Beschiss, kein Hintenrum - man fühlt sich zuhause, im Westen. Man schwatzt ein paar Brocken mit dem Dönermann, der leider nur selten mehr als ein paar Brocken deutsch spricht - über meine null komma null türkisch-Kenntnisse fange ich allmählich an, mich zu schämen, bekommt seinen Döner, der Hund bekommt auch ein paar Bröckchen, und dann geht es lustig nachhause, in der Erwartung eines schmackhaften und ernährungsphysiologisch auch absolut halbwegs vertretbaren, in Relation zum Ossi-Fraß um die Thüringer Klöße herum sogar geradezu vollwertiges Abendessen, bei dem man auch wunderbar blastern kann. Ein Döner in Ostdeutschland - eine europäische Kurzgeschichte.

Neulich an der Dönerbude.

Eine Zusammenfassung der absurdesten Dönerbuden Theorien.
Übrigens das ultimative Rezept gegen Wartezeiten an Dönerbuden.
Stellen Sie Ihre eigenen Theorien auf und der nächste Dönerbuden Besuch wird garantiert ein Riesen Spaß.

* Was ist eine »Dönerbude«?

»Dönerbude« ist ein deutsch - orientalischer Begriff für ein Freiluft – Fastfood – Container.
Wichtigstes Merkmal: Sie werden meistens von schmierigen Typen, die wie Todfeinde des Gesundheitsamtes aussehen, bedient.

* Was muss ich als Anfänger im Umgang mit »Dönerbuden« wissen?

Eine »Dönerbude« ist eine ganz andere Welt, als die Ihnen bisher bekannten Fastfood Restaurants wie MC Donalds, Burger King etc.
Im laufe der Jahre hat sich daher in »Dönerbuden« eine ganz eigene Sprache entwickelt.
Falls Sie sich entschliessen das erste Mal eine »Dönerbude« zu Besuchen sollten Sie besonders auf folgende Dinge besonders achten:

1. Falls Sie am Tresen herumlungernde suspekte Typen sehen, begrüssen Sie die Herren mit einem freundlichen:
»He krasse BMW M3 fahre du da!«
Vergessen Sie nicht das BMW M3 besonders hervorzuheben.
Auch wenn es kein M3 ist.
So schaffen Sie sich Freunde fürs Leben.

2. Fragen Sie den freundlichen Herrn an der Theke nach der Spezialität des Hauses.
Mir ist auch klar, dass diese Frage völlig überflüssig ist, doch so schaffen Sie direkt eine coole Atmosphäre.
Da wird in Ihnen niemand mehr einen Anfänger vermuten.

3. Nun stellt sich das Problem die richtige Mischung in den Fladen zu bekommen.
Schließlich können Sie zwischen Salat, Tomaten, Zwiebeln und diversen, je nach Dönerbude, großartigen Saucen wählen.
Ich bevorzuge die Variante Salat, Zwiebeln, Yoghurtsauce.
Jedoch sind bei der Zusammenstellung praktisch keine Grenzen gesetzt.
Gegen entsprechendes Entgelt verschwindet auch Ihre Schwiegermutter im Fladen.

4. Wenn Sie Ihr Kebab etwas pikanter mögen dann bestellen Sie bitte wie folgt:
»Ich nehme Kebab, mit scharf!«
Denn mit jeglicher anderer Artikulation des Umstandes, ernten Sie nur verständnislose Blicke.

* Kann man an Dönerbuden Waffen kaufen?

Freilich, oder haben Sie ernsthaft geglaubt, dass ein »Döner Spezial« 5000 Piepen kostet?
Die Eiscreme Truhe in Dönerbuden ist nur zur Tarnung da.
Oder haben Sie schon jemanden beim Dönermann Eiscreme bestellen sehen?

* Doch wie komme ich an Waffen?

Um an Waffen zu gelangen müssen Sie die richtigen Codewörter kennen.
(Die GROLENIUM FAT GUNS GmbH gibt keine Gewähr für die Richtigkeit der aufgelisteten Angaben, da es regionale Unterschiede gibt. Benutzung der Angaben auf eigene Gefahr!)

1. »He Dönermann, brauche Döner ultrascharf bis Blut fliesst!« =(Beretta 9mm)

2. »He Dönermann, meine Döner brauche mehr ultrascharf!« =(Munition Beretta 9mm)

3. »He Dönermann, brauche Döner ultrascharf mit leise Husten!« =(Beretta 9mm mit Schalldämpfer)

4. »He Dönermann, brauche ultra krasse Döner« =(Bazooka)

5. »He Dönermann, brauche Döner mit Wirkung gegen fliegende Objekt!« =(Stinger)

Doch aufgepasst!
Die Garantiebestimmungen an Dönerbuden sind echt miserabel!

* Kann ich an einer Dönerbude eine Leiche entsorgen?

Ja mein lieber Herr Genosse das ist möglich.
Das ist sogar relativ einfach.
Sie verkleiden sich als Fleischlieferanten und behaupten dies sei eine Fleischspende, der Nachbarhilfe für türkische Kleingewerbler.
Der Dönermann wird sich freuen und Sie haben elegant Ihre Sorgen, respektive Ihre Ehefrau entsorgt.
Wie sagt man so schön, lieber eine Leiche im Fladen als eine Leiche im Keller.

* Wie steht es mit dem Flirtfaktor an Dönerbuden?

Der Flirtfaktor an Dönerbuden ist gleich null, außer Sie starten einen Flirtversuch mit der Exfrau Ihres Nachbars, die jedoch total verkohlt am Dönerspieß hängt.
Für Leichenficker sicherlich eine heiße Nummer.
(Dönerkebabisch: »Allde macht krasse Sonnenbad an Dönergrill«)

*Ist demnach der Dönergrill als Sonnenbank geeignet?

Das glaube ich eher nicht. Allerdings könnte es doch möglich sein, schließlich sind die Dönerfritzen ja auch immer schön braungebrannt.
Zu beachten bleibt, bei zu häufiger Anwendung gibt es üble Schrumpelhaut und der Teint wechselt von einem Sexy braun zu einem Kohle schwarz.
Auch hier herrschen üble Garantiebestimmungen.

* Kann man an Dönerbuden Frauen kaufen?

Auch das glaube ich eher nicht, denn die Dönerfritzen sind Türken und keine Thailänder.
Doch die Hoffnung nicht aufgeben, vielleicht gibt Ihnen der Dönermann, gegen genügend Bares, ein Weib aus seinem Harem ab.

* Was ist ein Dönerkebab?

Jeder mit Dönererfahrung weiß, dass er Fleisch im Fladenbrot bekommt, wenn er einen Döner bestellt.
Doch was sagt der Duden dazu?
Im Duden steht nichts von Fladenbrot.
Dort heißt es vielmehr hinter "Döner:
»Kebab aus an einem Drehspieß gebratenem Fleisch«.
Der Dudendöner wird also ohne Fladenbrot serviert, denn wer nun nachschlägt, was ein Kebab ist, der findet als Erklärung:
»Am Spieß gebratene [Hammel]fleischstückchen«.
Was unterscheidet also den Dudendöner vom Kebab?
Antwort:
Der Kebab wird am Spieß gebraten, der Döner am Drehspieß.
Ist das alles?
Laut Duden ist das alles.
Wie wir sehen, geht der Duden hier etwas an der Realität vorbei.
Die Esskultur auf unseren Straßen scheint im Hinblick auf den Döner weiter zu sein als in der Dudenredaktion.
Wird dort nie ein Döner bestellt, oder kommt der Döner dort nie mit Fladenbrot an?
Es bleibt zu hoffen, dass der Dudendöner der nächsten Auflage nachgebessert wird.

* »Krasse Lexikon« vs. Duden

Im »Krasse Lexikon«-Verlag kennt man sich beim Döner besser aus.
Das Universal Lexikon 2001 definiert »Dönerkebab« als:
»Fladenbrot gefüllt mit gebratenem Hammelfleisch vom Drehspieß.«
Das passt.
Auch wenn der Döner mit Hühnerfleisch oder für nicht islamische Kunden mit Schweinefleisch angeboten wird, so handelt es sich doch um eine korrekte Definition.
Der Krasse-Lexikon-Döner kommt der Wirklichkeit im deutschen Sprachgebrauch und damit der Wirklichkeit in der neuen Esskultur also wesentlich näher.
Andererseits hat der Duden wiederum gut aufgepasst, als er bei »Hammelfleisch« das »Hammel« in Klammern setzte.
So findet in den Standardwerken der deutschen Sprache mal wieder ein kleiner Kulturkampf statt:
Dudendöner gegen Krasse-Lexikon-Döner.
Eine Umfrage unter Dönerkunden könnte zum Entschärfen der Situation beitragen.

* Döner vs. Dönermann

Auch der Dönermann sollte gehört werden.
Einige von ihnen behaupten, dass es den Begriff »Döner« in der Türkei gar nicht gibt.
Dann wäre »Döner« eine sprachliche Neuschöpfung durch Türken auf deutschsprachigem Boden, eine kulturelle Gemeinschaftsleistung von geradezu beispielhaftem integrationsgehalt.
»Krass, wat?«
Alles klar?
Ich hab’s ja immer gesagt!!
Was lernen wir daraus: Das Leben ist schöner mit Döner!

Wer in »Osman's Dönerbude« in der Moselstrasse einen Döner »mit allem, aber ohne Knoblauchsosse, Tomate, Kraut, Zwiebel, Fleisch und Brot« bestellt, bekommt stattdessen zum gleichen Preis ein Gramm Haschisch.