Es wird immer sehr viel vom Gesetz von Angebot und Nachfrage gesprochen und der Laie, aber auch der Fachmann reden aneinander vorbei, weil sie von verschiedenen Auslegungen des Gesetzes reden.
Nun, in seiner einfachsten Ausführung besagt dieses Gesetz nichts anderes, als daß sich der Preis eines Gutes, ausgedrückt in einem anderen Gut nach dem Verhältnis des Angebotes zur Nachfrage richtet. P = N:A. Man kann das auch in Form einer Waage darstellen.
Da nun in einer arbeitsteiligen Marktwirtschaft mit dem Tauschmittel Geld alle Nachfrage in Geld ausgedrückt wird, kann man das Gesetz auch folgendermaßen ausdrücken: Der Preis eines Gutes richtet sich nach dem Verhältnis von angebotenem Gütern zu nachfragendem Geld. P = G: W. Wobei W für Warenangebot steht. Das nennt man dann die Quantitätstheorie des Geldes und auch das kann man mit einer Waage darstellen.
Als sich herausstellte, daß ein empirischer Beweis für diese Theorie außer bei sehr langen Zeiträumen fast unmöglich war, wurde die Quantitätstheorie, durch die Einbeziehung der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes ergänzt. Geld tritt nämlich auf dem Markt, wenn auch mit verschiedenen Besitzern immer wieder als Nachfrage auf während es in der Natur der Ware liegt, daß sie nur einmal dort auftritt und dann verbraucht wird. Das ergibt die Formel: P = GxU:W. Dabei ist U die Umlaufgeschwindigkeit. Man nennt das die bereinigte Quantitätstheorie und man kann auch das in Form einer Waage darstellen, nur muß man dazu den Waagebalken mit der Geldwaagschale verlängern und die Waagschale beweglich anbringen. Die Umlaufgeschwindigkeit wird dabei durch die Entfernung vom Drehpunkt des Waagebalken dargestellt. Je weiter weg, desto schneller und desto größer die Hebelwirkung. Das ist übrigens meine Erfindung und ich bin recht stolz darauf. Sie ist in English 2 abgebildet.
Nun gibt es zwar noch weitere Verfeinerungen auch der bereinigten Quantitätstheorie so wie zum Beispiel die Einbeziehung des sogenannten Giralgeldes auf der Geldseite, wo dann die Formel P = GxU(1+h):W lauten würde, aber ich finde, daß das Giralgeld also Kredit anstandslos unter der Umlaufgeschwindigkeit eingereiht werden kann.
Vielleicht sollten wir auch noch die englische Facon der Quantitätstheorie anführen. Sie lautet MV = PT. Da ist M die Geldmenge, V (velocity) die Umlaufgeschwindigkeit, P der allgemeine Preisstand und T steht für Transaktionen. Da verliert durch die Einbeziehung de Transaktionen mit einem schon gegebenen Preis die ganze Theorie ihre Aussagekraft und zeigt nur einen schon vollzogenen vergangenen volkswirtschaftlichen Vorgang auf. Es ist so als ob man sagen würde : Eins ist gleich eins. Das stimmt auch. Und sogar sehr genau. Allerdings zeigt auch sie genau, was eigentlich den Wert des Geldes bestimmt. Sicherlich jedenfalls nicht eine wie immer geartete Deckung.
Was passiert aber nun, wenn man in die dritte Gleichung eine Umlaufsicherung einbezieht?
Erstens würde sich dadurch die durchscnittliche Umlaufgeschwindigkeit bis auf ihre natürliche durch die Handelscharakteristik bestimmte Grenze beschleunigen, womit der Faktor U eine fixe Größe würde. Nun könnte man, was bisher unmöglich war, durch einfache Verminderung und Vermehrung des Geldes 3) (legal tender) einen festen Preisstand ohne Inflation oder Deflation halten. Das ohne der heute üblichen Verzögerung, wo geldtechnische Maßnahmen, wenn überhaupt, nur nach einigen Monaten greifen. Dadurch würde einem Großteil der Spekulationen der Boden entzogen. Da bei Umlaufsicherung Kassenhaltung (Liquidität) durch diese Kosten erschwert wird, ist die für erfolgreiche Spekulationen nötige Spekulationskasse sehr schwer auf längere Zeit zu halten. Ein tödlicher Schlag für Börsenspieler aber nicht für Investoren.
Was ist aber diese natürliche Grenze der Umlaufgeschwindigkeit?
Recht einfach! Es ist die Verfügbarkeit von Waren und Dienstleistungen auf dem Markt. Wenn der Markt leergefegt ist, wie es die Manchesterleute von einer freien Wirtschaft erwarteten, aber ohne Umlaufsicherung nicht erreichen konnten, verliert das Geld die Möglichkeit umzulaufen. Es ist ja der Gegenspieler nicht mehr da!
Dieser Endpunkt wird natürlich in der Praxis nie erreicht weil immer neue Waren auf den Markt strömen und Dienstleistungen angeboten werden. Produktion war nie in der Geschichte ein Problem. Es war immer die Unterkonsumation, die zu Problemen führte. Den Konsumwilligen wurde das dazu nötige Geld durch die Zinsautomatik genommen und die Besitzer der riesigen Vermögen, die einzigen Nutznießer und Nettozinsbezieher wollen ja nichts mehr kaufen und ihre Einkünfte nur wieder zinstragend anlegen. Es fehlt also dieser Absatz und Warenüberangebot und Dienstleistungsüberangebot (Arbeitslosigkeit) sind die unausbleibliche Folge.
Die durch eine Umlaufsicherung 1) gesicherte Nachfrage bewirkt aber neben der Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen auch indirekt eine Nachfrage nach Produktionsgütern und das größere Angebot dieser drückt dann den Sachkapitalszins. Das ist wohl einer der Hauptgründe warum die Nutznießer des heutigen Systems von einer Umlaufsicherung nichts wissen wollen und ihre zahmen Nationalökonomen geben ihnen dabei Hilfestellung solange es geht. Der Zins darf nicht in Frage gestellt werden.
Nun hat aber mein Vorschlag noch einen entscheidenden Vorteil. Man braucht nicht unbedingt den Staat dazu! Jedes andere Kollektiv kann so ein reines Tauschmittel einführen. Das kann ein Ort sein, wie damals Wörgl oder ein Verein, wie damals bei Wära, oder Bezirke und Klöster und Städte, wie damals bei den Brakteaten. Es bedarf auch keiner Ausschließlichkeit, wie beim heutigen Geld. Genau so wie die Brakteaten neben anderen Geld umliefen und auch das Wörgler Geld kann Freigeld in der Form wie vorgeschlagen neben anderen Geld als so etwas wie eine Zweitwährung umlaufen.
Man muß nur darauf achten, daß es durch einen Wechselkurs von den Preisschwankungen des anderen Geldes abgeschirmt ist. Nur so kann man einen gleichbleibenden Wert, gemessen an einem Index garantieren.
Wie weitgehend es dann das andere Geld vom Markt verdrängt, hängt davon ab, wie das andere Geld manipuliert wird. Wird das andere Geld deflationiert, verschwindet es automatisch vom Markt und Freigeld wäre das einzige Tauschmittel. Das war in Wörgl recht deutlich zu sehen.
Wird das andere Geld inflationiert, ist die Sache etwas komplizierter. Bei leichter Inflation würde umlaufgesichertes Geld gleichwertig mit dem anderen Geld umlaufen, aber im Laufe der Zeit würden längerfristige Zahlungen und Verträge mehr und mehr in Freigeld abgeschlossen werden, weil nur dieses eine gleichbleibende Kaufkraft garantiert. Es wäre aber unvergleichlich schwerer es unter diesen Umständen einzuführen. Das andere Geld funktioniert in dieser Situation ja auch noch. Das ist der Hauptgrund, daß es seit Wörgl keine freiwirtschaftlichen Geldexperimente mehr gegeben hat. Es herrscht seit 1945 in allen Ländern der Welt Inflation, die nur in wenigen Industriestaaten einigermaßen im Rahmen gehalten wird.
Wieder etwas anderes ist bei starker Inflation gegeben. Hier versagt das andere Geld auch als Tauschmittel und wenn ein alternatives Tauschmittel da ist wird es diese Funktion übernehmen. Das andere Geld ist Makulatur. 2)
1) Mein Vorschlag zur Umlaufsicherung in Anlehnung an die 300 Jahre lang erfolgreich umlaufenden Brakteaten des Hochmittelalters ist es, einfach alles neu herausgegebene Geld mit einem Ablaufdatum zu versehen (je ein Zwölftel für jedes Monatsende). Nach Ablauf wird jeder Geldschein entweder umgetauscht oder mit einem neuen Ablaufdatum ein Jahr in die Zukunft zu versehen. Der Umtausch ist gebührenpflichtig mit 5% des Nennwertes.
Einfach, problemlos und ohne Markerlkleberei, wie frühere Vorschläge. Sozusagen Stamp script ohne stamps. Als Kleingeld könnte man eventuell die Brakteaten wieder auferstehen lassen. Sie müssten ja nicht aus Silber sein.
Als alternatives Geld verwendet, braucht man Kleingeld nicht unbedingt. Dafür kann man noch immer das andere Geld verwenden. Man wird es sowieso für verschiedene Automaten weiterhin brauchen.
2) Milton Friedman bringt dazu ein überraschendes geschichtliches Beispiel. Während der Jahre nach der kommunistischen Machtübernahme wurde der Rubel bewußt inflationiert. Die Kommunisten (wie alle Marxisten mit wenig Einsicht in das Geldwesen) glaubten den Rubel dadurch wertlos machen zu können und anschließend das Geld überhaupt abschaffen zu können. Bezüglich des wertlos machen’s hatten sie ja recht, aber mit dem Abschaffen haperte es dann doch. Das eigenartige während dieser Inflationszeit war, daß die alten zaristischen Papierrubel ihren Wert behielten und weiter verwendet wurden, obwohl niemand damit rechnen konnte, daß sie je eingelöst werden würden.(Seite11-12, Money Mischief)
3) Gesell sah das sehr wohl und schenkte daher der bereinigten Quantitätsformel keine große Beachtung. Mit Hilfe seiner Reform war ja die alte Quantitätsformel auch richtig. Seine Umlaufsicherung macht aus der Umlaufgeschwindigkeit eine fixe Größe und man kann sie daher außer acht lassen.(NWO Seite187-200)
Um das noch mit anderen Worten zu erläutern. Der Preis eines Gutes wird durch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage bestimmt. Das ist kurz gesagt das bekannte Gesetz von Angebot und Nachfrage.
Der Wert des Geldes wird (stetigen Umlauf vorausgesetzt) durch das Verhältnis zwischen umlaufender Geldmenge und angebotenen Waren und Dienstleistungen bestimmt!
So einfach ist die Sachlage, aber trotzdem haben das seit 100 Jahren, als Gesell das schon darstellte, erst wenige begriffen und unter den Wirtschaftswissenschaftlern sind es sehr wenige.
Selbst ein Milton Friedman, der sehr klar erkennt, wie der Geldwert bestimmt wird, sieht nicht, daß der Umlauf ins Stocken kommt, wenn der erzielbare Zins unter eine gewisse Grenze sinkt und sieht die Lösung in einfacher Geldmengenmanipulation.
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