Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Freundschaft«
Fridolin schrieb am 2.10. 1999 um 21:23:47 Uhr zu
Bewertung: 8 Punkt(e)
Liebende reden dauernd miteinander über ihre Liebe - Freunde kaum je über ihre Freundschaft. Liebende stehen sich gegenüber, ineinander versunken - Freunde stehen Seite an Seite, versunken in ein gemeinsames Anliegen. Darum ist doch Freundschaft von allen Liebesformen die am wenigsten eifersüchtige! Zwei Freunde sind hocherfreut, wenn sich ihnen ein dritter anschliesst, und drei über den vierten. Dan können sie mit Dante (dem italienische Goethe) sprechen »Hier kommt einer, unsre Lieb' zu mehren!«
Die Freude an der Zusammenarbeit, am Fachsimpeln, die gegenseitige Achtung und das Einverständnis unter Freuden, die einander in täglichen Bewährungsproben kennenlernen, ist zweifelslos wertvoll! Und noch was kommt mir in den Sinn:
Liebende suchen das Heimliche. Freunde stellen diese Einsamkeit rund um sich fest, diese Schranke zwischen ihnen und der Herde, ob sie wollen oder nicht.
Wie kann man also etwas so kostbares, so mysteriöses und tiefes wie die Freundschaft als unwichtig und vergessenswürdig benennen? Wieso? Weshalb? Hilfe!
Udo schrieb am 21.6. 2006 um 18:07:47 Uhr zu
Bewertung: 5 Punkt(e)
Paul kommt alle paar Wochen vorbei und trinkt mein Bier und meinen Wein weg, raucht meine letzten Zigaretten, plündert meinen Kühlschrank und beleidigt meine Plattensammlung und die Bilder an den Wänden und die Bücher in den Regalen. Er ist schlecht rasiert, noch schlechter angezogen und riecht nicht besonders gut. Ich weiß nie, was ich mit ihm reden soll, ich weiß noch nicht einmal ganz genau, wie wir usn kennen gelernt haben. Und ich bin froh, wenn er wieder geht, was nach zwei oder drei Stunden, je nachdem, was ich an Vorräten gebunkert hatte, stets der Fall ist.
Paul nennt mich seinen Freund, aber dann kann er meistens schon nicht mehr so richtig sprechen. Ich glaube, wenn es mir mal so richtig dreckig ginge und Paul käme vorbei - er würde einen ziemlich weiten Bogen um mich machen.
Aber wenn er einmal länger nicht da war, fange ich an, mich zu fragen, was mir ihm passiert ist.
Mcnep schrieb am 16.8. 2001 um 18:35:51 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
Nein, mit der Liebe ging es nicht. Wie er gleich bei seiner Ankunft richtig geahnt hatte: auf diesem Kalkboden wächst keine Liebe. Versuchen wirs mit der Freundschaft. Ein gewisser Andreas Wixel, Archivar, war ihm hiefür besonders empfohlen, deshalb, weil ihn Frau Direktor Wyß nicht ausstehen konnte; einen scheuledernen Andreas pflegte sie ihn zu nennen. Für diesen Andreas verspürte er jetzt, unbekannterweise, plötzlich eine stürmische Zärtlichkeit, eilte, ihn aufzusuchen, und freundete sich ihm an, ganz gerührt von seinem scheuledernen Anblick. Der Wixel wiederum war gerührt von Viktors jäher Freundschaft, und um den Freundschaftsbund einzuweihen, verabredeten die beiden auf nächsten Sonntag nachmittag einen Ausflug auf die Guggisweld. Von dort stierten sie dann den unendlichen, schauerlichen Sonntagnachmittag auf die Stadt hinunter, zwischen einem kegelnden Turnverein und einer weinerlichen Blechinusik; Viktor stockstumm, die Blicke auf die Münstergasse geheftet, der Wixel querköpfiges Zeug über den Unterschied von Goethe und Schiller von sich gebend, in unerbittlichem Klavadatsch, daß es einen zum Erbrechen hätte erbarmen mögen. Es half nichts, Pseuda mochte sagen, was sie wollte, er war wirklich ein scheulederner Andreas, der Wixel.
Carl Spitteler, Imago
Kain schrieb am 25.6. 2006 um 00:22:12 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
Seit Olims Zeiten wollte ich sein Freund sein. Er würde mich beschützen und belustigen können, niemals würde er etwas Geschmackloses über meine Gedanken sagen, immer hätte er eine freundliche Bemerkung zu allem, was ich tue oder sage, und - das überhaupt Beste - er würde beim Essen nicht schmatzen.
Sie alle schmatzten einfach zu viel, jedesmal nach dem ersten Gang steigerten sie sich in einem wahren Wettbewerb gegenseitig zu widerwärtigen Höchstleistungen aus ihren vollgestopften Hälsen.
Mein Wunsch, ihm nahe zu kommen, wurde derart stark, daß allein sein Anblick mich mit der Rohheit, die uns gemeinsam umgab, auszusöhnen vermochte. Sein Lachen legte sich wie eine lindernde Hand auf mein schmerzendes Gesicht, so daß ich, wenn ich endlich wieder allein war, verschiedene Lachen einstudierte, mit denen ich ihm imponieren wollte.
Vor dem Einschlafen stellte ich mir immer vor, er würde morgen mit mir wegfahren, oder übermorgen, oder doch bald. Diese Vorstellung besänftigte meine Träume, ohne doch meinen Zorn ganz zum Erliegen bringen zu können.
Als er eines Tages fort ging, war mir, als erlösche jedes Licht um mich herum und würde niemals wieder für mich scheinen.
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