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schmidt schrieb am 4.4. 2022 um 10:22:06 Uhr über

Schädelinneres

Das Zentrum der Betrachtung flieht

in mein Fensterchen kriechen

Augendrücken Handauflegen Sehen

ich habe eine Depression seit der Ohrfeige Vaters mit Zehn wegen Französisch

Mutters Librium zwanzig half für einen wundervollen Nachmittag in dem alles von mir abfiel

Viel durfte man nicht stehlen, das wäre aufgefallen, ich wiederholte die Sache bei jeder neuen Zwanzigerdose zweimal und freute mich tierisch auf den Nachmittag.

eine ähnliche Freude habe ich später nur noch kurz vor dem Entschluß verspürt mir einen erneuten Chloroformrausch zu gönnen im vollen Bewußtsein der Leber.

Einer von zehntausend verstürbe so meine damalige Info über das individuelle Risiko bei dieser obsoleten Form der narkose welches ich vielfach, mindestens zwanzig Mal in Kauf nahm.

Ich dachte sogar, gut wärs, dann ist auch gut. Aber vorher noch mal schön. der Gedanke scheint sich irgendwie in mir festgesetzt zu haben. Es sollte schön sein.


Ich soll bei mir bleiben. Ich habe dieses Bauchweh. Es sticht neuerdings scharf. Gebläht ist auch. Der Kühlschrank leert sich. Ich bin wieder aufgestanden. das wird mir gar nicht gut tun. aber das ist auch egal. ich sitze doch seit zwanzig jahren meine zeit nur ab. die zeit der vergnügungen sind doch vorbei. auf den flohmarkt laufen. ich bin schnell müde und kraftlos. ich habe keinen antrieb. ich verspüre den antrieb aber, den willen, ich will, etwas anderes, mehr tun, aber ich kann es nicht. es ist wie eine blockade. jeder antrieb endet im aufstehen vom sessel, vom Stuhl, vom Bett, mit dem Hin- und herlaufen in der Wohnung, dem Nachschauen, wie kann ich aus dem was vorhanden ist etwas machen worauf ich vielleicht nachher hunger habe und ich habe weniger hunger und stelle mir auch gar nicht mehr vor das ich etwas kochen möchte, meist bleibt es bei einem brot mit irgendetwas dazu, ich bin ganz mechanisch, ich schlafe auch nie lange am stück, ständig drehe ich mich und es juckt das ohr immer noch.

die Schmerzempfindungen in den Beinen sind nun auch auf der Rückseite der Oberschenkel zu spüren. Außerdem tun größere partien der Hautoberfläche an beiden Oberarmen weh, das ist so ein starker schmerz der aber völlig auf der Oberfläche sich befindet, etwas ganz seltsames, das hatte ich einmal kurz auch schon früher mal auf den Oberschenkeln, einem Oberschenkel. Das ist sehr seltsam.
Und es tut weh. Und zwar stark weh. Obwohl es nur so oberflächlich ist. Es ist eine ganze Fläche auf der haut die wehtut.

ich kenne die berichte chlordiazepoxid habe sehr lange Halbwertszeiten im Körper und akkumuliere dementsprechend bei regelmäßiger Einnahme. was es dann aber tut wurde nicht beschrieben, nur, daß es wohl nur in ausnahmesituationen heute noch verordnet wird.

jedenfalls hat es alsbald nach der Einnahme eine schwer genau zu beschreibende aber erleichternde Wirkung auf meine Stimmung gehabt.

In der Depression kann ich nichts tun obwohl ich rein körperlich dazu in der lage wäre und bin. Aber der Impuls etwas zu tun bleibt stecken. Es erscheint mir sinnlos, ja, sogar schädlich, jetzt irgendwie zu handeln, nur abzuwarten ist die einzige mögliche Option. Und ich hasse das. das hat nie meiner natur entsprochen und ich sehe auch, das alle die, die meine natur früher kannten nun bestürzt sind und mir gerne meine frühere natur zurückgäben und das sie sich hilflos fühlen weil sie nicht wissen wie sie meine situation einzuschätzen haben und sicher holen sie sich rat von irgendwelchen fachleuten im Umgang mit solchen menschen wie mir. Ich wollte nur weg aus dieser familie. Das umfasste aber nicht meine Geschwister. damals zumindest nicht.

es ist auch schwer anderen ein bild von sich zu geben wenn man sich selbst nicht einmal wirklich zu kennen glaubt. ich hätte so gerne tonbandaufnahmen jenes kleinen jungen im Gespräch mit seiner wohl leicht bis mittelgradig schwer hysterischen Mutter die sich fast immer im Griff hatte, wie oft sprach sie, sie hasse daß sie so gut erzogen sei, die plappernden weiber hatten alle ein leichteres Los, wenigstens Putzfrauen und Freundinnen mit denen sie tratschen konnten, sie aber sei immer für die anderen die tochter aus besserem haus, die lehrertochter geblieben, die hätten sie immer von oben herab behandelt dabei habe sie sich nie für etwas besseres gehalten, im gegenteil, sei neidisch auf sie gewesen, wie unbefangen sie waren, wie wenig zurückhaltend, und sie habe sich bestraft gefühlt, weil sie, die lehrerstochter mit vier Buben am Hals und einem Maurer der sich mit Geld nicht auskannte alles managen musste, und im Haushalt oder den Kindern da war der mann ihr keine Hilfe, wenn der vom Bau kam, dann war nur noch Abendessen angesagt für ihn und Füße hochlegen. Klar, ich hab sie so manches mal ausrasten gesehen und gehört. Mir machte das Angst und ein schlechtes gewissen. ich fühlte mich verpflichtet mehr zu helfen.
Die Eltern waren niemals dazu da irgendeinen Kummer oder eine Sorge ihres Jungen anzuhören, es war immer ein taktisches Spiel von was man überhaupt sprechen durfte. Die Schule musste ich quasi als, ich krieg das schon hin, ich hab nur pech gehabt, ich werd mehr lernen, ich hatte ja fast nur vieren im ersten Gymnasialzeugnis, nur in Musik eine zwei. Aber sonst durchweg Vier. Auch in Sport. Und religion das war eine drei. Ich war da nicht besonders gesprächig. Ich glaubte da schon nicht an diesen Gott. Mich hat nur interessiert als der große dunkel angezogene Herr einmal sagte er könne Hypnose. Da war ich sofort Feuer und Flamme und forderte ihn auf es bei mir zu versuchen vor der ganzen Klasse. Er zögerte, ich wiederholte, ich wolle das wirklich versuchen, er meinte, das müsse man aber auch wirklich wollen, ich meinte, ich wolle das wirklich, na, er kam dann und schaute mit so zehn vielleicht zwanzig Sekunden tief in die augen und schwenkte ein wenig seinen Kugenschreiber vor meinen Augen rum um dann zu verkünden, bei mir funktioniere das nicht, wahrscheinlich würde ich mich innerlich dagegen sträuben.

wo ich doch in der Volksschule nur einsen hatte außer in Sport eine zwei, und dann nach dem Wechsel in die große Stadt nebenan mit neun Jahren in die Sechsta des Gymnasiums und dann überall nur vieren, den Schock musste ich dann meinen Eltern beibringen. Und die eine Fünf in dem Französischtest, das war es dann, das war Vaters Fiasko, die Katastrophe an sich, der worst case, er, der quasi sein Leben für Frankreich gegeben hätte und das seine Kinder Französisch lernen, es war das einzige Gymnasium in der ganzen landeshauptstadt welches Französisch als erste Fremdsprache anbot, das war der einzige Grund weshalb ich auf dieses Gymnasium ging, gehen sollte, andere hatten auch einen schlechteren Ruf, und meine Eltern haben diese Aufnahme eines Schülers aus dem Dorf das damals noch nicht dem Stadtbusnetz angegliedert war auch nur bewilligt bekommen weil sie persönlich beim Schuldirektor Koch vorsprachen und es diese rührende Geschichte mit Vaters quasi Pflegeeltern in Frankreich gab, die ihn als kriegsgefangenen zwei Jahre aufgenommen und wie einen sohn behandelt, man mußte auch bedenken daß er quasi gleichzeitig also kurz vor Kriegsende seine beiden Eltern bei einem Bombenangriff verloren hatte.

Ich versuche zu schlafen. Ich versuche immer dich zu entschlüsseln. es ist so seltsam manchmal sagtst du dinge und ich entschlüssele sie vielleicht nicht richtig. Ich bemühe mich um Klarheit da wo ich es vermag. Ständig schreibe ich lange Briefe an verschiedene personen, im Liegen, beim Einschlafenwollen, heute bin ich nochmal aufgestanden. wahrscheinlich sage ich nie das richtige. es wäre schön wenn man das reden und schreiben sparen könnte und sich trotzdem verstehn könnte. das wäre wirklich schön. manchmal ist mir das reden und schreiben aber so etwas wie die allerletzte rettung. zu sagen, ich bin noch da und alles ist gut auszuhalten im Moment. Leider fehlt mir die Vorhersage über das Morgen. Ich hab immer gerne gewusst was morgen geschieht, was morgen geschieht. ein mittel das es mir gut geht. das tilidin hat geholfen. das hat meine stimmung gehoben. und zwar promt. siebzehn Tropfen. Ohne Naloxon. Ich neige nicht zur Überdosierung. Eher im Gegenteil. sicher wird man mir sagen, im Krieg werden kriegswichtige Medikamente im Krieg gebraucht und ich sei hier nicht im Krieg, sondern nur im Wirtschaftskrieg. Ich werde sagen, und wenn ich dem Arzt einen Streuselkuchen mit Äpfeln backe. Und dann ist meine Argumentation auch schon erschöpft. dann kommt wieder die alte Freundin, die urururalte Freundin meine liebgewonnene Depression die ich schon so vermisst habe und die ich seit meiner Kindheit so gut kenne, und die mir zu nehmen halte ich für völlig unverantwortlich, bewahrt sie mich doch vor zu schnellem Handeln.

es kann nicht jeder mensch glücklich sein. die statistik spricht dagegen. Und glück ist nicht einklagbar. und man ist ja auch einfach selbst schuld daran. jeder mensch hat die chance, heutzutage. wie ich sie hasse. die sowas sagen. und selbst für den hass bin ich zu müde. ich will nur einmal ganz alleine an mich denken und nur für mich handeln. die anderen, die sind nämlich stärker als ich. ich muß mich einmal auf mich selbst konzentrieren. dafür wird es wirklich zeit. Nichts anderes hätte ich die letzten zwanzig jahre doch getan und zeit gehabt, höre ich stimmen. ja, das denkt ihr, aber ich war niemals mit mir selbst befasst, immer nur mit anderen. aber das habe ich nicht erzählt. das habe ich alles für mich behalten. was hab ich mir für viele gedanken um andere gemacht. ich weiß, glück kann möglich sein. aber bitte ohne das einer unter mir zu leiden hat.


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