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Gastbeitrag von Jens schrieb am 6.9. 2014 um 20:42:28 Uhr über

Fachkräfte

Die Mär vom Fachkräftemangel
Mainstreammedien geben, wenn auch nicht zur besten Sendezeit, unumwunden die Wahrheit zu.
Eines dieser Wunder lief in Form einer sehr aufschlußreichen Reportage am Montag, den 21.7.2014 im Ersten Programm. Ob dies König Fußball zu verdanken war und ob in diesem Zusammenhang diverse politisch korrekte Zensoren eher mit dem „Gauchotanz“ beschäftigt waren, weiß ich nicht. Etwa bei 0:50 wird der Satz: „Deutschland braucht Fachkräfteaus einer dementsprechenden Werbekampagne eingeblendet. Marco Dadomo vom Verband Deutscher Ingenieure (VDI) sagt: „Wir sind ein Hochtechnologieland, was von Forschung und Entwicklung lebt. Wenn diese Forschung und Entwicklung nicht vorhandener Fachkräfte ins Ausland wandert, wär das schlecht.“ Danach folgt dann wieder ein Werbetext mit dem Slogan: „Ein guter Platz für Fachkräfte. Deutschlands Zukunft sichern.“ Angeblich ist, wenn unser ministerielles Multitalent van der Leyen recht hat, „Arbeit da, die nicht gemacht werden kannund es sind „Aufträge da, die nicht angenommen werden können.“
Angeblichfehlen junge Leute.
Etwa bei 2:20 wird berichtet, wie angeblich junge Ingenieure dringend gesucht werden. Aber irgend etwas scheint hier nicht zu stimmen. So sagt gleich im Anschluß an diese Behauptung eine Absolventin aus: „Aus dem Umfeld hab ich gehört, daß man schon locker 3040 Bewerbungen schreiben muß.“ Moment mal! Da sind angeblich junge Ingenieure so derart begehrt was heißen müßte, daß diese es eigentlich garnicht nötig haben dürften sich zu bewerben, weil sie von den Unternehmen ja schon aus der Uni oder der FH heraus eingestellt und dort abgeworben werden müßten. Warum dann also so viele Bewerbungen? Und auf die Frage wie lange man warten müsse, um einen Job zu kriegen, ist von Seiten einer anderen Absolventin von einer Suchzeit von durchschittlich 6 Monaten die Rede. Im Fall dieser Abolventin haben sich 600 Leute auf 5 Stellen beworben. Sie lesen richtig, nicht 500 Stellen und lediglich 6 Bewerber, sondern 600 Bewerber auf lediglich 5 Stellen. Ab etwa 3:40 meldet sich dann Karl Brenke, ein Fachmann vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) mit folgendem Statement zu Wort: „Die Unis quellen über, die Absolventenzahlen, gerade im ingenieurwissenschaftlichen Bereich, sind enorm gestiegen, und wir werden eher Probleme haben, all die jungen Leute, die gut ausgebildet sind, auf dem Arbeitsmarkt unterzubringen.“
Gleich im Anschluß daran wird bei etwa 4:00 dargestellt, was die Bundesanstalt für Arbeit als Mangelsituation bezeichnet. Wörtlich heißt es hier: „Die Bundesagentur für Arbeit nennt es Mangel, wenn auf eine Stelle 3 Jobsucher kommen. Oder auf 100 Stellen weniger als 300 passende Bewerber. Der Mangel ist also keine Null.“ Wie bitte? Höre ich das hier, zweifele ich nun nicht mehr nur an meinem eigenen Doktortitel, sondern, auf weitaus tieferem Niveau, bereits an meiner Grundschulbildung. Denn schon in der ersten Klasse glaube ich gelernt zu haben, daß ein Mangel doch anders aussieht.
Ab etwa 4:15 wird dann gefragt: „Woher weiß der VDI eigentlich, daß so viele Ingenieure fehlen?“ Und Marco Dadomo vom VDI sagt hier ganz klar: „Unsere Zahlenbasis basiert auf Zahlen der Bundesanstalt für Arbeit, die wir dann durch unser Wirtschaftsinstitut entsprechend aufbereiten lassen.“ Gleich danach wird dann auch erklärt, daß aufbereiten multiplizieren heißt. Und weil ja nicht jede offene Stelle gemeldet wird, multipliziert das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) mit 7. Aus einem gesuchten Ingenieur werden also 7 Ingenieure, dieangeblichnicht da sind, um die vielen Stellen zu besetzen. Prof. Dr. Gerd Bosbach, Professer für Wirtschaftsforschung und Statistik, faßt diesen Umstand dann auch ab etwa 4:45 mit den folgenden Worten passend zusammen: „Heute zu sagen, jede gemeldete Stelle muß ich mit dem Faktor 7 multiplizieren ist unsinnig. Und wie ich demletzt gehört hab, hat der VDI jetzt einfach die Multiplikationszahl von 7 auf 5 verändert. Wieder völlig ohne Begründung. Das paßt gut ins Thema Lügen mit Zahlen. Ich bieg mir meine Statistik so zurecht, daß was Schlimmes rauskommt. Ab etwa 5:20 nennt uns Martin Gaedt dann auch einen Grund, weshalb die Presse so derart auf das Thema „Fachkräftemangel“ abfährt: „Dieser Mythos wird uns erzählt, weil es für die Medien so einfach ist, die Schlagzeilen der Verbände aufzugreifen. Die Verbände liefern Pressemitteilungen, die Medien können es einfach aufgreifen.“ Gleich im Anschluß an dieses Statement wird dann noch die VDI-Werbung: „Mitglied werden im VDI. Wir verbinden Kompetenz“ eingeblendet. Persönlich weiß ich lediglich, daß ich mit dieser Art vonKompetenzwie sie weiter oben mit den Rechenbeispielen ja schon beschrieben wurde, noch nicht einmal einen Hauptschulabschluß bekommen hätte. Die Medien allerdings hinterfragen derartige Behauptungen und Slogans garnicht mehr, sondern schreiben diese einfach ab. Ab etwa 5:45 wird dann beschrieben, daß der VDI mit seinen „mathematischen Kompetenzenauf 90400 nicht besetzte Ingenieursarbeitsplätze kommt. Weil er aber die arbeitslos gemeldeten Ingenieure nicht mal 7 nimmt, sind das nur 22284 Ingenieure. Also ist die Lücke, „angeblich“, 68700 Ingenieure groß. Diese Lücke soll die VolkswirtschaftangeblichMilliarden kosten, was, laut dem Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) angeblich auchexakt zu berechnensei. Hier werden dann auch 3,3 Mrd. Euro Umsatzverlust angegeben. Ein Jahr später sollen es bereits 8 Mrd. Euro an Umsatzverlust sein. Und in anderen Umfragen klagt allein der Mittelstand schon über 30 Mrd. Euro Umsatzverlust wegenangeblich“ fehlender Fachkräfte. Ab 10:30 wird auf die Werbekampagne „Make it in Germanyaus dem Jahre 2012 eingegangen. Hier wurde ja behauptet, daß Deutschland auch internationale Fachkräfte alleine schon wegen des „demographischen Wandelsbenötigen würde. Auch bei etwa 21:35 wird gesagt, daß wegen des sogenannten „demographischen Wandelsin Deutschlandangeblichdringend Ärzte aus dem Ausland benötigt werden. Dies kommentiert Prof. Dr. Gerd Bosbach wie folgt: „Ganz haarsträubend wird es dann, wenn man von einem demographisch bedingten Ärztemangel redet. Das machen die Kassenärzte, die Vereinigungen, das macht aber auch die Bundesregierung. Das ist, ja, verückt. Völlig verrückt. Wenn wir einen Ärztemangel in Deutschland haben, dann liegt es daran, daß wir einen ganz hohen Numerus Clausus haben. Der Numerus Clausus heißt doch nichts anderes, als das zehntausende junge Leute Medizin studieren wollen. Die wollen Ärzte werden und man verweigert ihnen das Studium.“
Diese Aussage von Prof. Bosbach erinnert mich auch an die Mär vom Lehrermangel. Ab 30:40 wird in dieser Reportage dann endgültig die Maske fallen gelassen. Wörtlich heißt es hier: „Früher mußten Firmen Ausländern mindestens 66000 Euro bezahlen, damit sie sie nicht billiger beschäftigen konnten als Deutsche. Jetzt reichen 47600 Euro. Und wenn man Ingenieur ist sind 32000 Euro Jahresgehalt genug.“ Prof. Dr. Gerd Bosbach sagt hierzu exakt: „Die wahre Arbeitskraft wird nicht teurer weil wir Mangel haben, sondern wird beliebig billiger. Das ist ein Widerspruch, den ein Betriebswirt, Volkswirt auch überhaupt nicht erklären kann. Was auch zeigt, hier geht es nicht um realen Fachkräftemangel. Hier geht es um billige Fachkräfte aus dem Ausland, die auch den Deutschen oder in Deutschland lebenden halt eine billige Konkurrenz sind, damit er sich im Preis möglichst denen anpaßt. Ab 32:25 wird noch ein sehr gutes Beispiel dafür genannt, wie geringere Löhne den deutschen Arbeitsmarkt beeinflussen. Ein Mann, der bei einer großen Deutschen Bank mehrere Jahre in der IT als Freiberufler gearbeitet hat, stellte fest, daß dort schließlich vermehrt Arbeitskräfte aus Indien eingestellt wurden die natürlich zu viel geringeren Stundensätzen gearbeitet haben, während am Frankfurter Standort dieser Bank in die Tausende gehende Freiberufler freigesetzt wurden. Ab etwa 34:30 kommt dann Simone Janson zu Wort, in deren Blog Berufebilder im Jahre 2009 ein Sturm losbrach, nachdem sich eine Ingenieurin meldete, die keinen Job bekam und weiter angab, daß nur 5 Prozent Ihres Jahrganges einen hätten. 500 Einträge gab es seitdem von Ingenieuren, die sich von Ihrem Verband verraten fühlen. Ab etwa 35:15 wird schließlich eine Wirtschaftsingenieurin im Bereich Bioinformatik und Biosystemtechnik vorgestellt. Diese hat ein Jahr in Holland gearbeitet, dann noch Projektmanagement draufgesattelt und sucht nun mit einem sehr guten Studienabschluß und sogar als Jahrgangsbeste vergeblich einen adäquaten Job. Wörtlich sagt sie: „Ich hab in dem letzten Jahr ca. 4045 Bewerbungen geschrieben und wurde insgesamt 3 mal eingeladen zu Vorstellungsgesprächen. Ich dachte, wenn man gut ausgebildet ist und gut in dem ist, was man gemacht hat, dann reicht das, dann findet man immer irgendwie einen Job. Ich hatte nicht gedacht, daß ich mal wirklich in die Situation komme, daß ich ein Jahr arbeitslos bin und wirklich einfach nichts finde.“ Ab etwa 31:10 wird die gegenwärtige Situation ganz richtig wie folgt beschrieben: „Einheimische Igenieure bekommen nur schwer einen Job. Ausländische Hochqualifizierte sollen sich mit niedrigeren Gehältern zufriedengeben. Hurra, wir sind weltoffen ist eigennützig. Deutschlands Wohlstand sichern sagen die Politiker. Gewinne steigern, ohne sie als Lohn weitergeben zu müssen, meint die Wirtschaft. „Das Märchen vom Fachkräftemangel. Wer hats erfunden?“ Die Antwort, die hier ganz klar gegeben wird ist: „Die Unternehmenschefs und ihre Lobbyisten. Damit die Politik den Arbeitsmarkt nach allen Seiten öffnet. So können sie aus einem Überangebot die besten fischen ohne ihnen höhere Löhne zahlen zu müssen. Übrigens wollte die aktuelle Arbeitsministerin den Machern dieser Reportage zum Thema nichts sagen. Eine Mitarbeiterin teilte mit, die Ministerin hat sich bislang noch kein Meinungsbild zum Thema Fachkräftemangel bilden können und wird auch bis Herbst dazu noch keine Position haben. Ich kann nur jedem Leser dieses Artikels wärmstens empfehlen, sich den Link zu dieser Reportage unter http://youtube.com/watch?v=BArmrsK_EEE herunterzuladen und genauestens anzusehen sowie diese Reportage dann weiterzuempfehlen. Da ich bei der Länge der Reportage bei weitem nicht auf alle dort behandelten Punkte und Sachverhalte eingehen konnte, lohnt sich dies auf jeden Fall. Und es würde sich sicher auch lohnen, die heutige junge Generation sowie diverse Ausländer, die mit dem Gedanken spielen, hierherzukommen und es in Deutschland zu schaffen, einmal umfassend über die wahre Situation auf dem Arbeitsmarkt aufzuklären.


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