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wuming schrieb am 22.12. 2008 um 02:59:52 Uhr über

Schriftsteller


Lion Feuchtwanger (* 7. Juli 1884 in München; † 21. Dezember 1958 in Los Angeles) war ein deutscher Schriftsteller und zu Lebzeiten einer der meistgelesenen deutschsprachigen Autoren in den USA und in Russland.


Lion Feuchtwanger auf einer DDR-Briefmarke von 1974Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Leben in Deutschland bis 1933
2 Exil in Frankreich und den USA
3 Werke
3.1 Romane
3.2 Lyrik
3.3 Autobiografische Schriften
3.4 Erzählungen
3.5 Theaterstücke
4 Literatur
5 Verfilmungen seiner Werke
6 Dokumentarfilm
7 Siehe auch
8 Weblinks
9 Belege



Leben in Deutschland bis 1933 [Bearbeiten]
Lion Feuchtwanger wurde als Sohn des vermögenden jüdisch-orthodoxen Margarinefabrikanten Sigmund Feuchtwanger und seiner nicht weniger begüterten Ehefrau Johanna geb. Bodenheim geboren. Er unternahm schon früh Versuche als Schriftsteller, die ihm bereits als Schüler einen Preis einbrachten. 1903 schloss er die Schule mit dem Abitur am humanistischen Wilhelmsgymnasium München ab. Danach studierte er Geschichte, Philosophie und Deutsche Philologie in München und Berlin, löste sich dabei stark vom Elternhaus. Er promovierte 1907 bei Franz Muncker über Heinrich Heines Der Rabbi von Bacharach. Von einer Habilitation nahm er aufgrund der Beschränkungen für Juden Abstand. (1933 entzog die Universität München den Doktortitel, weil er Jude sei. Erst im November 1952 gab ihm die Universität den Titel wieder offiziell zurück.)

Er gründete 1908 seine eigene Kulturzeitschrift Der Spiegel, dessen erste Ausgabe am 30. April erschien. Nach 15 Nummern und sechs Monaten fusionierte sie jedoch auf Grund finanzieller Probleme mit der von Siegfried Jacobsohn herausgegebenen Zeitschrift Die Schaubühne, für die Feuchtwanger von nun an schrieb.[1]. 1912 heiratete er die jüdische Kaufmannstochter Marta Löffler, weil sie schwanger war. Ihrer beider einzige Tochter starb bei der Geburt. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 leistete er Militärdienst, aus dem er aber aus gesundheitlichen Gründen frühzeitig entlassen wurde. Bereits 1918 entdeckte er das Talent des jungen Bertolt Brecht, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verbinden sollte. Während der Revolution 1918/1919 war Feuchtwanger krank und unbeteiligt.

Nach einigen Erfolgen als Dramatiker verlagerte er seinen Schwerpunkt auf den historischen Roman. Am erfolgreichsten war Jud Süß (geschrieben 1921/22, veröffentlicht 1925), der auch international bereits ab 1926 großen Anklang fand, nachdem Feuchtwanger lange in Deutschland vergeblich einen Verleger gesucht hatte. Die antisemitische Thematik schien unpopulär. Sein zweiter großer Erfolg war Margarete Maultasch. Aus beruflichen Gründen zog er 1925 nach Berlin, 1932 in eine große Villa am Grunewald. 1932 erschien der erste Teil der jüdischen Trilogie Der jüdische Krieg. Feuchtwanger sprach sich für den Kosmopolitismus aus und damit auch gegen einen jüdischen Nationalismus. Auch richtete er sich gegen den marxistischen Historischen Materialismus. Sein Interesse galt fortschrittlichen Intellektuellen als Schrittmachern des Fortschritts.

Feuchtwanger erkannte als einer der ersten hellsichtig die Gefahren durch Hitler und die NSDAP; so schrieb er bereits 1920 in seinem Text Gespräche mit dem ewigen Juden, der ersten Satire gegen den Nationalsozialismus: „Türme von hebräischen Büchern verbrannten, und Scheiterhaufen waren aufgerichtet, hoch bis in die Wolken, und Menschen verkohlten, zahllose, und Priesterstimmen sangen dazu: Gloria in excelsis Deo. Züge von Männern, Frauen, Kindern schleppten sich über den Platz, von allen Seiten; sie waren nackt oder in Lumpen, und sie hatten nichts mit sich als Leichen und die Fetzen von Bücherrollen, von zerrissenen, geschändeten, mit Kot besudelten Bücherrollen. Und ihnen folgten Männer im Kaftan und Frauen und Kinder in den Kleidern unserer Tage, zahllos, endlos.“ (L.F.: Ein Buch nur für meine Freunde. Ffm 1984, S. 453f.)

Im November 1932 brach er zu Vorträgen nach London und in die USA auf. Ab dem 30. Januar 1933 war eine Rückkehr nach Deutschland unmöglich aufgrund seiner politisch gefährlichen Arbeit und wegen seiner jüdischen Abstammung. Feuchtwanger galt den Nationalsozialisten als einer ihrer intellektuellen Hauptgegner. Seine Bücher wurden ein Opfer der Bücherverbrennung 1933. Sein Name tauchte im Sommer 1933 in der ersten Ausbürgerungsliste Hitlerdeutschlands auf. Eine literarische Frucht dieser Phase war der Roman Die Geschwister Oppermann.


Exil in Frankreich und den USA [Bearbeiten]
Seit 1933 lebte Feuchtwanger in Sanary-sur-Mer, einem Zentrum des deutschsprachigen Exils in Südfrankreich. Aufgrund der hohen Auflagen seiner Bücher insbesondere im angelsächsischen Sprachraum führte er ein vergleichsweise behagliches Leben im Exil. Als Folge der wenig antinazistischen Haltung der Westmächte näherte er sich weiter dem Sowjetkommunismus an. Werbewirksam reiste er vom November 1936 bis Februar 1937 in die stalinistische Sowjetunion, in der seine Werke mit Hilfe Artemi Chalatows verlegt wurden. In seinen Reiseeindrücken Moskau 1937 rechtfertigte er die Schauprozesse gegen angebliche Trotzkisten und erregte damit die Empörung von Arnold Zweig, Franz Werfel und Bruno Frank. Seine stalinfreundliche Haltung verzögerte später seine Einbürgerung in die USA. In Exil rechnet er satirisch mit den deutschen Intellektuellen ab, die im Deutschen Reich geblieben waren.

Im Jahre 1940 musste sich Feuchtwanger nach dem Überfall Deutschlands auf Frankreich wie viele andere Deutsche, die sich in Frankreich aufhielten, im Mai in das Internierungslager Les Milles begeben, wo er bereits bei Kriegsausbruch 1939 für wenige Wochen interniert worden war. Später wurden die Gefangenen von Les Milles aufgrund des Vorrückens der deutschen Truppen in ein provisorisches Zeltlager nahe Nîmes verlegt. Von dort wurde er von Angestellten des amerikanischen Konsulats in Marseille - als Frau verkleidet - herausgeschmuggelt. Nach Monaten des Wartens in Marseille konnte er mit seiner Frau Marta Feuchtwanger unter abenteuerlichen Umständen über Spanien und Portugal in die USA fliehen und lebte ab 1941 bis zu seinem Tode in Kalifornien, ab November 1943 in der komfortablen Villa Aurora. Auch durch die Einkünfte durch Filmrechte konnte er sich diese mit einer großen Bibliothek leisten. Feuchtwanger war Mitbegründer des Aurora-Verlages 1944 in New York. Nach dem Krieg wurde er als Linksintellektueller argwöhnisch von den US-Behörden in der McCarthy-Ära beobachtet. Am Lebensende befasste er sich wieder mit jüdischen Themen und befürwortete einen jüdischen Staat als Zuflucht (Die Jüdin von Toledo).

1953 erhielt Lion Feuchtwanger den Nationalpreis der DDR 1. Klasse für Kunst und Literatur. Dort wurde er als Antifaschist und kommunistischer Sympathisant hoch in Ehren gehalten, wenn auch die jüdischen Momente seines Werkes weniger gewürdigt wurden.

Lion Feuchtwanger erkrankte 1957 an Nierenkrebs. Nach mehreren Operationen verstarb er Ende 1958 an inneren Blutungen.


Werke [Bearbeiten]

Romane [Bearbeiten]
Der tönerne Gott, 1910
Jud Süß, München 1925, ein Roman über Joseph Süß Oppenheimer, ISBN 3-7466-5600-1
Die häßliche Herzogin Margarete Maultasch, Berlin 1923
Wartesaal-Trilogie; diese drei Romane setzen sich mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus und Reaktionen darauf auseinander.
Erfolg. Drei Jahre Geschichte einer Provinz, Berlin 1927-30, ISBN 3-7466-5606-0
Die Geschwister Oppermann (früherer Titel: Die Geschwister Oppenheim), Amsterdam 1933, ISBN 3-7466-5607-9 - dieser Roman schildert die Verfolgung der Juden nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten
Exil, 1937-39, ISBN 3-7466-5022-4, schildert den Alltag und das Leben eines deutschen Komponisten im französischen Exil. Dabei engagiert sich der zunächst unpolitische Künstler im Verlag einer Emigrantenzeitung.
Josephus-Trilogie, Romane über den jüdischen Geschichtsschreiber Flavius Josephus:
Der jüdische Krieg, 1931-32, ISBN 3-7466-5602-8
Die Söhne, 1934-35
Der Tag wird kommen, 1939-41
Der falsche Nero, 1936
Die Brüder Lautensack, 1941
Simone, 1943 u.ö. Die 15-jährige Simone Planchard im gewaltsamen Widerstand gegen die Nazis in Frankreich, gleicher Stoff von Bertolt Brecht und Feuchtwanger dramatisiert
Die Füchse im Weinberg, 1944-46. Zum Niedergang des Ancien Régime im vorrevolutionären Frankreich.
Venedig (Texas), 1946, New York, Aurora-Verlag, Auflage 4.000
Waffen für Amerika, 1947/1948 Zur amerikanischen Unabhängigkeit mit französischer Hilfe.
Goya oder der arge Weg der Erkenntnis, Frankfurt/Main 1951 (größter Erfolg in den USA, Anspielung an McCarthy-Ära)
Narrenweisheit oder Tod und Verklärung des Jean-Jacques Rousseau, 1950-52
Die Jüdin von Toledo (Veröffentlichung in Westdeutschland 1955: Spanische Ballade), USA 1954, ISBN 3-7466-5621-4
Jefta und seine Tochter, 1955-57

Lyrik [Bearbeiten]
Pep J. L. Wetcheeks amerikanisches Liederbuch, Potsdam 1928. Ironische Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Glauben an die Kraft des Kapitals.

Autobiografische Schriften [Bearbeiten]
Moskau 1937 : Ein Reisebericht für meine Freunde. Amsterdam: Querido Verlag, 1937. - Es gibt zahlreiche Neuausgaben, z.B. Berlin: Aufbau Verlag, 1993. ISBN 3-7466-0168-1. Feuchtwangers Sicht der stalinistischen Sowjetunion, die er 1936/1937 besuchte.
Unholdes Frankreich, 1942 (späterDer Teufel in Frankreich“), ISBN 3-7466-5018-6, beschreibt Feuchtwangers Erlebnisse in Frankreich 1940 im französischen Internierungslager Les Milles, während die deutsche Front sich auf das Lager zubewegt.

Erzählungen [Bearbeiten]
Panzerkreuzer Potemkin, Aufbau Verlag (DDR), 1946, veröffentlicht in der Bundesrepublik 1985 im Fischer Taschenbuch Verlag, ISBN 3-596-25834-0. Enthält verschiedene Erzählungen, darunter auch »Venedig (Texas

Theaterstücke [Bearbeiten]
Altindische Schauspiele, Reclams Universal-Bibliothek (DDR), Band 453, 1969
Wahn oder Der Teufel in Boston, Pazifische Presse, Los Angeles, 1948

Literatur [Bearbeiten]
Marta Feuchtwanger: Leben mit Lion. Gespräch mit Reinhart Hoffmeister in der ReiheZeugen des Jahrhunderts“. Lamuv, Göttingen 1991, ISBN 3-88977-278-1
Hans Wagener: Lion Feuchtwanger, Morgenbuch, Berlin 1996, ISBN 3-371-00406-6.
Reinhold Jaretzky: Lion Feuchtwanger, 5. Aufl., Rowohlt, Reinbeck bei Hamburg 1998, ISBN 3-499-50334-4.
Wilhelm von Sternheim: Lion Feuchtwanger. Ein deutsches Schriftstellerleben, Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-7466-1416-3.
Manfred Flügge: Die vier Leben der Marta Feuchtwanger. Biographie, Aufbau, Berlin 2008, ISBN 978-3-351-02664-6.

Verfilmungen seiner Werke [Bearbeiten]
1934 - Jew Süss - Regie: Lothar Mendes (mit Conrad Veidt)
1939 - Semya Oppengeym - Regie: Grigori Roschal
1971 - Goya - oder Der arge Weg der Erkenntnis - Regie: Konrad Wolf
1973 - Die Brüder Lautensack - Regie: Hans-Joachim Kasprzik
1981 - Exil - Regie: Egon Günther (mit Klaus Löwitsch und Vadim Glowna)
1983 - Die Geschwister Oppermann - Regie: Egon Monk (mit Wolfgang Kieling und Rosel Zech)
1991 - Erfolg - Regie: Franz Seitz (mit Bruno Ganz)

Dokumentarfilm [Bearbeiten]
Feuchtwanger lebt! Reportage, Deutschland, 2008, 44 Min., Buch und Regie: Herbert Krill, Produktion: 3sat, Erstsendung: 17. Dezember 2008, Inhaltsangabe mit Video, 44 Min.

Siehe auch [Bearbeiten]
Lion-Feuchtwanger-Preis
Exilliteratur

Weblinks [Bearbeiten]
Literatur von und über Lion Feuchtwanger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (Datensatz zu Lion Feuchtwanger • PICA-Datensatz) • Einträge im Musikarchiv
Tabellarischer Lebenslauf, DHM
Biographie, judentum-projekt.de
Lion Feuchtwanger - Chronist des Antisemitismus
Informationen zu Feuchtwanger, Lion im BAM-Portal
Feuchtwanger Memorial Library an der USC in Los Angeles
Villa Aurora - Künstlerresidenz - Historisches Baudenkmal - Kulturzentrum
Lion Feuchtwanger relaunched - Das offizielle Portal zum Internationalen Lion Feuchtwanger-Jahr 2008-2009
Lion Feuchtwanger in der Internet Movie Database (deutsch)

Belege [Bearbeiten]
W. von Sternheim, Lion Feuchtwanger, p. 93ff
Personendaten
NAME Feuchtwanger, Lion
KURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller
GEBURTSDATUM 7. Juli 1884
GEBURTSORT München
STERBEDATUM 21. Dezember 1958
STERBEORT Los Angeles

Vonhttp://de.wikipedia.org/wiki/Lion_Feuchtwanger“
Kategorien: Autor | Literatur (20. Jahrhundert) | Literatur (Deutsch) | Mann | Deutscher | Deutschsprachiger Emigrant | Bewegung Freies Deutschland | Person (München) | Roman, Epik | Geboren 1884 | Gestorben 1958AnsichtenArtikel Diskussion Seite bearbeiten Versionen/Autoren Persönliche WerkzeugeAnmelden Suche
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