Du & Ich
ICH hab'
dICH
gerICHtet
nICHt,
GedICHt:
berICHte
DU!
*
dichter
dichte
dich,
Du
Dichter!
*
re: lieziewZ
schatten im licht
gibt es nicht
ratten im loch
aber doch
mäuse im haus
hat der klaus
pferde im stall
auf dem ball
yana am fenster:
sie sieht gespenster
licht ist im keller,
ein flugzeugpropeller
katzen im sack:
elendes pack
katze im schoß
auf deiner hos'
haare im topf,
meerschweinchenkopf
hand auf dem tisch,
es gibt fisch
kuli schreibt wort:
bleistiftort
finger drückt taste,
für zähne die paste
lieder für dich,
geld für mich
geld ist unwichtig,
so ist es richtig:
suppe im teller,
fahrrad im keller
auto vor'm haus
lied ist aus
dichter und denker,
richter und henker
kaufmann und chef,
hundegekläff
arbeit und leben
greifen daneben
leben und tod ist
anfang und ende
ente und schluß:
goldener schuß
tod oder liebe
lachen und sex
keuschheit und triebe,
sie lese spex
er hört rex gildo,
ihr guildo horn
nicolas born
in gorleben
hielt eine rede,
vor ort
schrieb ein gedicht,
kannte mich nicht
er starb zu früh,
gab sich müh'
romane er schrieb
und reiste umher
wer macht das nicht -
stand er im licht?
bücher stehen aufgereiht
im regal
ist das egal?
rente schmal
lohn und gehalt
in gewalt?
lohn in der tasche
laufmasche, lauf
kauf dir ein buch
oder kopftuch
angst ist normal
dali war's nicht
'der ist faschist',
sagen die leute
'er ist verrückt
und spielt virtuos
mit den medien'
'nein, er ist tot
gott sei dank,
er war krank'
spielte verrückt
es bleiben die bilder
'war er verliebt
in garcia lorca?'
gala, die kleine,
die alte, die göttin
er spannt sie aus
dem paul éluard
bleibt in paris
seine frau
'dali ist schlau,
ein vollidiot'
nein, er ist dumm
er spielt mit dem tod
kämpft mit dem stier:
der öffentlichkeit
und mit der kunst
um publikum's gunst
werke er schafft
über nacht
nein,
er nicht allein
und überhaupt ist der surrealismus irgendwie beschissen, oder? wer will das wissen?
oder nicht: er ist nun mal,
da sind die maler
stolz ist das volk,
stolz die regierung
hinterher sind alle klüger,
da erkennt man den betrüger
'wahrheit sagt der idiot,
ich lügner bin sehr schlau',
sagt salvatore impotente,
stutzer, stützer, ignorante
wo ist der mensch
und der mann?
wie ist die frau:
ist sie schlau?
was sind die kinder,
menschheitsrinder
rinde und borke am baum
oder traum?
schaum in der wüste,
eisenbahn düste
wölfe, sie jagen
das wild
jäger erschießen brunhild
aus versehen
konnten im dunkeln
nichts sehen
kein licht war in der dunkelheit,
und schatten gab es nicht im licht
gedichte schreib ich nicht für dich, du nichte, mag keine gerichte, herr fichte
jedoch ich koche ziemlich gern'
auch mandeln ohne kern'
phantasie um mitternacht,
thorsten hat gelacht
erst am nächsten morgen
machte er sich sorgen
freute sich auf den papa,
denn schließlich war er da
bruder saß am telefon,
das konnt' er schon!
dichter wollte denken,
er vergaß zu lenken
kam ganz plötzlich aus dem takt
weil es in der leitung knackt'
schrieb mal so, mal so,
dann so
sogar er dachte nicht
an ein gedicht
auch nicht an ehrhardt,
heinz
an mainz schon gar nicht
oder freiburg
wo er noch nie gewesen war
tübingen ja, und marburg
bremen und london,
paris und berlin, hamburger hafen
schlafen im zelt
an der weser
ein feuerwerk
oper von händel
rockkonzert
klänge im ofen,
gas in der kammer
hilfe!
zu spät
tode und teufel,
gott steh' uns bei
hilf einer armen seele,
gott sei ihm gnädig
tot ist er nun,
war gebildet
alt ist er worden
und weise
*
Bauer
Ein Bauer gräbt im Garten:
d'rauf kannst du lange warten,
das macht die Bäuerin.
Sie melkt die Kühe, kocht die Brühe,
schmiert die Brote für die Kinder,
die sie weckt', ist auf um Fünf!
Da schläft der Bauer noch,
und sie spielt mittags Koch:
Sie kocht den Kindern Suppe,
die diese gar nicht mögen.
Die Tochter mit der Puppe spielt,
der Teddybär vom Jüngsten schielt.
Die Bäu'rin schaufelt Mehl ins Wasser,
sie rührt den Brei mit einem Stock
und füllt die Schweinetröge.
Die Tiere schmatzen, quieken
und legen sich ins Stroh,
die Eltern sich auf's Ohr,
oben die Kinder sitzen, über
Hausaufgaben schwitzen.
Dabei hör'n sie Musik:
Tonband und Radio.
Was macht am Tag der Bauer?
Er pflügt, treibt Kühe auf die Weide
und gibt sich ehrlich Mühe
beim Mahlen oder Dreschen,
beim Säen, Eggen, Füttern!
Die Saat geht auf:
das ist der Lauf
der Dinge.
Das Wetter manchmal stört,
zerstört die Ernte: hört!
Da hungerten sie früher,
zogen fort
an einen andern Ort.
Der Städter, er kauft Obst
zu jeder Jahreszeit!
Hausfrauen kochten's ein:
Gemüse und auch Schwein.
Auf dem Regal im Keller
standen viel Gläser, voll,
füllten am Tag die Teller
und viele Bäuche: toll!
So kommt er über'n Winter, unser Bauer,
er hat Familie, Kinder
und ist schlauer
als du denkst.
Arbeitet er, so denkt er nach,
muß planen, überlegen:
'Was ist zu tun, was muß ich kaufen,
will ich heut' über'n Acker laufen?'
Im Winter legt er sich ins Bett,
da gibt's nicht viel zu tun:
Kühe füttern, Schweine, Hühner,
Rüben holen aus der Miete,
Heu und Stroh verstreu'n, sich freu'n.
Er setzt sich in die warme Stube:
Stühle flicken, Sitze flechten,
reparieren dies und das.
Der Älteste baut ein Theater
für die kleinen Brüder, Schwester:
Kasperlfiguren, Teufel, König.
Er läßt verschwinden Scheine, Geld
im Ofen, der die Wärme hält,
kann zaubern, dass sie's nicht versteh'n
und läßt den Schein uns wiederseh'n.
Aus Mehl und Wasser, Leim und Schnitzel,
die Köpfe waren angemalt' Papier,
und Kleidung, Stoffe, Fetzen bloß:
den Vorhang auf, die Bühne frei -
uns ist es einerlei,
'Seid ihr denn alle da?', fragt Kasper,
'Ja!'
Krank ist der Bauer, liegt im Bett
und hustet schlimm: 's ist gar nicht nett.
So schläft er Jahr für Jahr
und stirbt am Ende gar -
zu früh.
Er war verletzt, atmete schwer,
litt unter Asthma sehr:
im Sommer war's besonders schlimm,
erstickt und ohne Luft er fast
im Heu und Staub,
bei Hitze und Arbeit.
Artikel für die Zeitung schrieb er:
die Straße neu geteert, die Zeit -
lag er im Bett und las, genas?
Schrieb's auf in seiner Mundart.
Es wurde hoch gelobt
und auch gedruckt:
sie wollten mehr!
Jedoch er starb,
und bald darauf die Eltern, seine.
Der Hof wurde verpachtet,
(sein Eigen war er nicht.)
Die Kinder zogen fort.
Der Jüngste blieb im Ort
bei seiner alten Mutter,
der jungen Witwe, die trug Trauer.
Ich fuhr nach Bremen mit dem Bus,
weil doch der Mensch was lernen muß:
so lernte ich Wein zu probieren,
(hatte es nicht so mit den Bieren)
und wohnte bei des Vater's Schwester,
die mich versorgte gut!
Ich las und kaufte Bücher,
fuhr mit der Straßenbahn
und traf am Abend Freunde,
die mich zum Kino 'nahm.
Seit über dreißig Jahren
sind mir die Bauern fremd,
doch kenn' ich sie wie gestern
als Kind kannt' ich nur sie!
Auch Tiere waren mir vertraut:
ein Pferd, ein Hund, die Katze
die Schweine, Kühe, Hühner, Mäuse.
Auch Ratten gab es, Vögel im Baum,
auf die wir schossen, du glaubst es kaum,
mit einem Luftgewehr: das war nicht schwer -
der Kirschbaum stand im Garten.
Hier in der Stadt gibt's Meerschweinchen
und Katzen, Hunde, Vögel
und Menschen, die sich nicht versteh'n
und selten seh'n.
3/02
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