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GPhilipp schrieb am 6.5. 2002 um 23:51:17 Uhr über

Dichter

Du & Ich

ICH hab'
dICH
gerICHtet
nICHt,
GedICHt:
berICHte
DU!

*

dichter
dichte
dich,
Du
Dichter!

*

re: lieziewZ

schatten im licht
gibt es nicht

ratten im loch
aber doch

mäuse im haus
hat der klaus

pferde im stall
auf dem ball

yana am fenster:
sie sieht gespenster

licht ist im keller,
ein flugzeugpropeller

katzen im sack:
elendes pack

katze im schoß
auf deiner hos'

haare im topf,
meerschweinchenkopf

hand auf dem tisch,
es gibt fisch

kuli schreibt wort:
bleistiftort

finger drückt taste,
für zähne die paste

lieder für dich,
geld für mich

geld ist unwichtig,
so ist es richtig:

suppe im teller,
fahrrad im keller

auto vor'm haus
lied ist aus

dichter und denker,
richter und henker

kaufmann und chef,
hundegekläff

arbeit und leben
greifen daneben

leben und tod ist
anfang und ende

ente und schluß:
goldener schuß

tod oder liebe
lachen und sex

keuschheit und triebe,
sie lese spex

er hört rex gildo,
ihr guildo horn

nicolas born
in gorleben

hielt eine rede,
vor ort

schrieb ein gedicht,
kannte mich nicht

er starb zu früh,
gab sich müh'

romane er schrieb
und reiste umher

wer macht das nicht -
stand er im licht?

bücher stehen aufgereiht
im regal

ist das egal?
rente schmal

lohn und gehalt
in gewalt?

lohn in der tasche
laufmasche, lauf

kauf dir ein buch
oder kopftuch

angst ist normal
dali war's nicht

'der ist faschist',
sagen die leute

'er ist verrückt
und spielt virtuos
mit den medien'

'nein, er ist tot
gott sei dank,
er war krank'

spielte verrückt
es bleiben die bilder

'war er verliebt
in garcia lorca?'

gala, die kleine,
die alte, die göttin

er spannt sie aus
dem paul éluard

bleibt in paris
seine frau

'dali ist schlau,
ein vollidiot'

nein, er ist dumm
er spielt mit dem tod

kämpft mit dem stier:
der öffentlichkeit

und mit der kunst
um publikum's gunst

werke er schafft
über nacht

nein,
er nicht allein

und überhaupt ist der surrealismus irgendwie beschissen, oder? wer will das wissen?

oder nicht: er ist nun mal,
da sind die maler

stolz ist das volk,
stolz die regierung

hinterher sind alle klüger,
da erkennt man den betrüger

'wahrheit sagt der idiot,
ich lügner bin sehr schlau',

sagt salvatore impotente,
stutzer, stützer, ignorante

wo ist der mensch
und der mann?

wie ist die frau:
ist sie schlau?

was sind die kinder,
menschheitsrinder

rinde und borke am baum
oder traum?

schaum in der wüste,
eisenbahn düste

wölfe, sie jagen
das wild

jäger erschießen brunhild
aus versehen

konnten im dunkeln
nichts sehen

kein licht war in der dunkelheit,
und schatten gab es nicht im licht

gedichte schreib ich nicht für dich, du nichte, mag keine gerichte, herr fichte

jedoch ich koche ziemlich gern'
auch mandeln ohne kern'

phantasie um mitternacht,
thorsten hat gelacht

erst am nächsten morgen
machte er sich sorgen

freute sich auf den papa,
denn schließlich war er da

bruder saß am telefon,
das konnt' er schon!

dichter wollte denken,
er vergaß zu lenken

kam ganz plötzlich aus dem takt
weil es in der leitung knackt'

schrieb mal so, mal so,
dann so

sogar er dachte nicht
an ein gedicht

auch nicht an ehrhardt,
heinz

an mainz schon gar nicht
oder freiburg

wo er noch nie gewesen war
tübingen ja, und marburg

bremen und london,
paris und berlin, hamburger hafen

schlafen im zelt
an der weser
ein feuerwerk

oper von händel
rockkonzert

klänge im ofen,
gas in der kammer

hilfe!
zu spät

tode und teufel,
gott steh' uns bei

hilf einer armen seele,
gott sei ihm gnädig

tot ist er nun,
war gebildet

alt ist er worden
und weise

*

Bauer

Ein Bauer gräbt im Garten:
d'rauf kannst du lange warten,
das macht die Bäuerin.

Sie melkt die Kühe, kocht die Brühe,
schmiert die Brote für die Kinder,
die sie weckt', ist auf um Fünf!

Da schläft der Bauer noch,
und sie spielt mittags Koch:

Sie kocht den Kindern Suppe,
die diese gar nicht mögen.

Die Tochter mit der Puppe spielt,
der Teddybär vom Jüngsten schielt.

Die Bäu'rin schaufelt Mehl ins Wasser,
sie rührt den Brei mit einem Stock
und füllt die Schweinetröge.

Die Tiere schmatzen, quieken
und legen sich ins Stroh,
die Eltern sich auf's Ohr,
oben die Kinder sitzen, über
Hausaufgaben schwitzen.

Dabei hör'n sie Musik:
Tonband und Radio.

Was macht am Tag der Bauer?
Er pflügt, treibt Kühe auf die Weide
und gibt sich ehrlich Mühe
beim Mahlen oder Dreschen,
beim Säen, Eggen, Füttern!

Die Saat geht auf:
das ist der Lauf
der Dinge.

Das Wetter manchmal stört,
zerstört die Ernte: hört!
Da hungerten sie früher,
zogen fort
an einen andern Ort.

Der Städter, er kauft Obst
zu jeder Jahreszeit!

Hausfrauen kochten's ein:
Gemüse und auch Schwein.
Auf dem Regal im Keller
standen viel Gläser, voll,
füllten am Tag die Teller
und viele Bäuche: toll!

So kommt er über'n Winter, unser Bauer,
er hat Familie, Kinder
und ist schlauer
als du denkst.

Arbeitet er, so denkt er nach,
muß planen, überlegen:
'Was ist zu tun, was muß ich kaufen,
will ich heut' über'n Acker laufen?'

Im Winter legt er sich ins Bett,
da gibt's nicht viel zu tun:
Kühe füttern, Schweine, Hühner,
Rüben holen aus der Miete,
Heu und Stroh verstreu'n, sich freu'n.

Er setzt sich in die warme Stube:
Stühle flicken, Sitze flechten,
reparieren dies und das.

Der Älteste baut ein Theater
für die kleinen Brüder, Schwester:
Kasperlfiguren, Teufel, König.
Er läßt verschwinden Scheine, Geld
im Ofen, der die Wärme hält,
kann zaubern, dass sie's nicht versteh'n
und läßt den Schein uns wiederseh'n.
Aus Mehl und Wasser, Leim und Schnitzel,
die Köpfe waren angemalt' Papier,
und Kleidung, Stoffe, Fetzen bloß:
den Vorhang auf, die Bühne frei -
uns ist es einerlei,
'Seid ihr denn alle da?', fragt Kasper,
'Ja!'

Krank ist der Bauer, liegt im Bett
und hustet schlimm: 's ist gar nicht nett.
So schläft er Jahr für Jahr
und stirbt am Ende gar -
zu früh.

Er war verletzt, atmete schwer,
litt unter Asthma sehr:
im Sommer war's besonders schlimm,
erstickt und ohne Luft er fast
im Heu und Staub,
bei Hitze und Arbeit.

Artikel für die Zeitung schrieb er:
die Straße neu geteert, die Zeit -
lag er im Bett und las, genas?

Schrieb's auf in seiner Mundart.
Es wurde hoch gelobt
und auch gedruckt:
sie wollten mehr!

Jedoch er starb,
und bald darauf die Eltern, seine.
Der Hof wurde verpachtet,
(sein Eigen war er nicht.)

Die Kinder zogen fort.
Der Jüngste blieb im Ort
bei seiner alten Mutter,
der jungen Witwe, die trug Trauer.

Ich fuhr nach Bremen mit dem Bus,
weil doch der Mensch was lernen muß:
so lernte ich Wein zu probieren,
(hatte es nicht so mit den Bieren)
und wohnte bei des Vater's Schwester,
die mich versorgte gut!

Ich las und kaufte Bücher,
fuhr mit der Straßenbahn
und traf am Abend Freunde,
die mich zum Kino 'nahm.

Seit über dreißig Jahren
sind mir die Bauern fremd,
doch kenn' ich sie wie gestern
als Kind kannt' ich nur sie!

Auch Tiere waren mir vertraut:
ein Pferd, ein Hund, die Katze
die Schweine, Kühe, Hühner, Mäuse.

Auch Ratten gab es, Vögel im Baum,
auf die wir schossen, du glaubst es kaum,
mit einem Luftgewehr: das war nicht schwer -
der Kirschbaum stand im Garten.

Hier in der Stadt gibt's Meerschweinchen
und Katzen, Hunde, Vögel
und Menschen, die sich nicht versteh'n
und selten seh'n.

3/02


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