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Panitan schrieb am 27.7. 2004 um 11:12:01 Uhr über

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Für die zwei englischen Aufsätze, die ich schon vor Wochen hätte schreiben können, habe ich noch etwa drei Stunden Zeit, was für mich viel zu wenig ist. Verzweiflung, Wut, Lähmung und Entsetzen überfluten mich. Ich, der ich immer mehr realisiere, daß schon die Formulierung eines einzigen englischen Satzes Schwerstarbeit für mich ist, soll in dieser für einen Kaltblüter wie mich erschreckend kurzen Zeit ungefähr 1000 Worte zu Papier bringen, dazu noch wo ich von den Themen eigentlich keine Ahnung habe, wild darauf los spekulieren Quasi, und das ohne daß mir auf halber Strecke das letzte bißchen Konzept flöten geht? Das konnte ich noch nie. Naja, verdammt, das ist ja kein Schönheitswettbewerb, ich will ja nur den verfluchten Schein, alles andere ist mir doch egal, aber ich schaffe es augenscheinlich nicht einmal irgendetwas zu schreiben. Einfach irgend einen Mist. Hätte ich nur schon vor Wochen damit angefangen, und jeden Tag nur einen Satz geschrieben oder so, ja, wie entspannt hätte das alles ablaufen können. Es wäre auch vielleicht besser, wenn ich (noch) dümmer wäre, denn dann könnte ich ja wirklich schreiben, was mir gerade in den Sinn kommt, ohne ständig gegen meinen Willen darauf achten zu müssen, daß dies alles irgendwo wenigstens halbwegs stimmig ist. Wahrscheinlich könnte ich diesen Mist auch irgendwie aus dem Internet zusammenkopieren, aber nicht einmal dafür reichen drei Stunden aus. Ich könnte laut schreien, wenn ich es könnte und wenn es mir irgendwie nützen würde. Schon beim vorherigen Ereignis dieser Art (seinerzeit war allerdings nur ein Essay zu schreiben) fühlte ich mich, als ich nachdem mein Wecker mich geweckt hatte und ich im Bett lag, mir versuchte einzureden, ich hätte auch noch in einer Stunde genug Zeit mit dem Schreiben anzufangen, und das jede Stunde, natürlich ohne es zu glauben, mich weit weit weg wünschte, an irgend einen Ort an dem ich vor solchem mich ja tatsächlich kein Stück weiterbringenden Zwangsscheiß verschont wäre, auch in die Arme eines lieben Menschen, C. vorrangig, ein wenig zu masturbieren versuchte um mich abzulenken, was angesichts des ständigen psychischen Drucks ja auch weder leicht noch besonders angenehm ist ~ wenigstens hilft es, einen Moment lang gedankenlos zu sein ~ schon da war dies alles jedenfalls die Hölle. Wiewiele Stunden brauchte ich da eigentlich für diesen einen Essay? Sicher mehr als drei und dieses mal sind es zwei, zwei Essays. Ich möchte heulen, wenn ich Zeit dazu hätte. Ich solchen Momenten der Paranoia möchte ich einfach weggehen, mich in einen Zug setzen, irgendwohin fahren, natürlich weiß ich, daß das auch scheiße wäre, die einzige solche natürlich nicht wirklich spontane Aktion solcher Art war während meiner Zeit in O. ein Abstecher ins ja sehr nahegelegene Straßburg, wo ich mich dann mangels Ortskenntnis aber nur um den Bahnhof herum bewegte (und dennoch beinahe verirrte), schlimmerweise ein viel zu weites Rammstein T-shirt trug (was hatte mich nur geritten, selbiges zu kaufen? Getragen habe ich es jedenfalls, weil es das einzig saubere war), und eine viel zu weite beschissen aussehende Jacke, obwohl es viel zu heiß für eine so dicke Jacke war und ich wie verrückt schwitzte. Derzeit wo es kalt und regnerisch ist, laufe ich ja immer im Hemd herum, weil ich diese Jacke auf keinen Fall mehr tragen will und für eine andere, wennich sie denn fände, kein Geld habe. Die meisten Straßburger sahen sehr gut aus, deshalb schämte ich mich umso mehr dafür, so häßlich zu sein. Die drei Stunden sind schon weniger geworden. Meine Güte, auf deutsch wäre es schon schwer, mir soviel zu diesen Themen aus den Fingern zu saugen, obwohl dieser Film ja eigentlich ein Thema sein müßte, daß geradezu für mich gemacht ist, dachte ich jedenfalls, aber irgendwie fällt mir zu den Fragestellungen trotzdem nichts ein. Irgendwann werde ich Claudia fragen, ob ich sie noch einmal treffen darf, in zehn oder zwanzig Jahren vielleicht, wenn es mich bis dahin noch gibt. Ich hätte die verstrichene Zeit prima dazu nutzen können, schon einmal einige Internetseiten zu diesem Film aufzurufen. Wenn ich mit Schreiben anfangen werde, werden es wohl nur noch zwei Stunden sein. 500 Wörter pro Stunde und keine Ahnung, Erstarrung und Lethargie nach jedem Satz. Und was mache ich, wenn ich in diesen zwei Stunden wirklich nur einen der Essays knapp vollenden kann? Bekomme ich dann einen Nervenzusammenbruch? Lege ich mich wieder in mein Bett und heule? Eigentlich muß man diese Essays zu Beginn des jeweiligen Seminars abgeben. Diesen hätte man außerdem per Email schicken können, aber eben eigentlich nur bis Beginn des jeweiligen Seminars. Gut, der Dozent ist recht locker, vermutlich würde ich den Schein auch bekommen, wenn ich es erst danach tue. Vielleicht bleibt mir ja auch nichts anderes übrig, so wie es aussieht. Tierischen Hunger habe ich, ich habe heute noch nichts gegessen, für mehr als ein Stück Pizza reicht es vor Seminarbeginn um 14 Uhr auch nicht mehr, selbst wenn ich wie durch ein Wunder doch rechtzeitig fertig werden sollte.
Scheiße, eine der Essayfragen ist, wie die Soundeffekte in dem Film zur Beschreibung der Beziehung der beiden Hauptfiguren beitragen. Ich kann mich doch an diese bescheuerte Geräuschkulisse gar nicht mehr im einzelnen erinnern und zum erneuten Ansehen der DVD habe ich nun wirklich keine Zeit mehr. Wenn ich bloß, wie die anderen, dazu gezwungen gewesen wäre, mir während des Films Notizen zu machen, obwohl mir das natürlich den Film verdorben hätte. Aber nein, ich hatte das ja nicht nötig, ich hatte ja die DVD und den Film schon gesehen. Ein ganzes Wochenende Zeit mithin. Zeit, diese Zeit, den ganzen Tag vor dem Computer sitzen. Ob ich das alles schreibe um mich abzureagieren, oder auch um zu beweisen, daß es immerhin möglich ist, 500 Wörter in verhältnismäßig kurzer Zeit einzutippen, wenn man sich das Thema und die Sprache selbst auswählt? Heute Abend gehe ich dann aber in der Mensa essen, glaube ich, Abends in der Mensa, das ist immer ein lustiges Gefühl, vor allem wenn man noch Automatenkaffee dazu trinkt, in O. habe ich mir das ja angewöhnt, vorher ja nur Tee. Ich frage mich, ob Coffein nicht in seiner bewußtseinsverändernden Wirkung unterschätzt wird, die Coffeinflashs die ich, als jemand der dieses Zeug noch nicht gewohnt ist recht schnell bekomme, verändern schon meinen Blick auf die Wirklichkeit. Alles wird sehr langsam und horizontlastig, und vor allem werden die Farben bunter, so wie auf den Photos mancher dieser Blogger bei livejournal. So, nun sind es fast genau zwei Stunden noch. Die einzige Strategie wäre wirklich: schreiben schreiben schreiben und nur nicht auf den Inhalt achten, den Schein wird wohl jeder bekommen, der irgendetwas zu Papier bringt, egal wie hochtrabend die Ausgangsfragen auch formuliert sein mögen. Wenn es wenigstens nur ein Aufsatz wäre, aber nein zwei, aber soweit war ich ja bereits, jetzt beginne ich schon eine Schleife, wenn es nur auch eine Zeitschleife wäre, dann hätte ich mehr Zeit. Ist nicht vielleicht alles schreiben hier auch ein Kampf gegen die Zeit? Warum schreibe ich 'vielleicht', wenn ich doch sowieso ein Fragezeichen setze? Aber vielleicht haben Floskeln ja auch eine wichtige Funktion? Mein dauernd gebrauchtes 'hm' hatte sie, wobei ich das allerdings eher in Chats verwendete. Gegen die Einsamkeit könnte ich wieder ICQ installieren, aber wahrscheinlich würde das auf diesem Rechner ähnlich von Aussetztern geplagt werden wie Chatcity. Komisch, daß Webradio meistens ganz gut funktioniert. Dort habe ich auch den Song gehört (wieder gehört, denn eigentlich kannte ich ihn ja bereits), der auf meiner Beerdigung gespielt werden sollte: Talking Heads - And The Days Go By.
Es ist zum schreihen, Schrei-hen, SCHREI-HEN. Nun bin ich in diesem Blastertext gefangen und kann ich nicht mehr verlassen, and the days go by...
Wenn ich zur Uni fahre, verliebe ich mich auf dem Weg dorthin durchschnittlich in drei oder vier Mädchen. Gestern sah ich an der Haltestelle ein dickes sehr gut gekleidetes und frisiertes Mädchen mit Brille, das unheimlich sexy ~ ja sexxxy ~ war, die längsgestreifte Hose paßte genau, das schwarze armlose Oberteil zeigte zwei blasse weiche glatte Arme, rote wilde Haare. Sie war wohl älter als ich, was, wenn ich etwas zu bieten hätte, vermutlich kein Hinderungsgrund sein sollte. Zwei Stunden, immer noch, nun aber ziemlich genau, um die Geistesarbeit noch weiter hinauszuschieben, ziehe ich nun schon einmal Schuhe und Hemd an und bereite meine Tasche vor. Ich bin doch ein ekelhaftes Stück Scheiße. Nein bin ich nicht. Vielleicht liegt mir das alles ja auch nicht, dieser ganze Geisteswissenschaftsblödsinn, obwohl mir Englisch eigentlich bisher noch am besten gefiel. Vielleicht sollte ich etwas künstlerisches tun. Das ist natürlich Unsinn. Ohnehin reine Theorie, denn noch ein Studium würde ich nicht bezahlt bekommen, arbeiten kann ich nicht. Ich könnte ja auf diesen Schein pfeifen und den Kurs wiederholen, aber das wäre so unnötig, dazu habe ich ja auch noch genug Gelegenheit. Nein, zu früh werde ich dieses Studium sicher nicht abschließen, selbst dann nicht, wenn ich es wollte. Es wäre doch schön, in einer Welt zu leben, in der die Menschen tun können, was sie möchten. Technisch machbar wäre das wahrscheinlich sogar.
Es erstaunt mich ja selbst wie in meiner Autistenwelt solche Kleinigkeiten zu riesigen Problemen werden, es stimmt schon, Hauptsache gesund, auch andere Dinge können eine Rolle spielen, aber doch nicht so ein Schein, erst recht nicht, sich für diese Dinge krank zu machen. Dieser Text muß nun enden. Nicht aus Höflichkeit dem Leser gegenüber, sondern schlicht aus Not, aus Zeitnot. Aha, heute scheint es sonnig zu werden, kein Regen in Sicht. Das ist gut, weil ich ja zur Ersatzverkehrbushaltestelle laufen muß, nachdem ich die zwei Essays geschrieben habe. In zwei Stunden.


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