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10) Offener Brief eines alten Freiwirtes an alle deutschen Sparer.
Liebe Sparer!
Viele von Euch werden schon einmal von Freigeld oder »Schwundgeld « oder »zinslosen« Geld gehört haben und es dann gleich abgelehnt haben, weil Ihr doch Zinsen für Eure Sparguthaben beziehen wollt. Diese Geldreformer wollen dann auch noch das Geld mit 6 bis 12 % Umlaufgebühr im Jahr belasten, da kann man wohl gar nicht mehr sparen, nicht wahr?
Sie rechnen Euch genau wie die Banken auch vor , daß sich Geld mit 3.6 % Zinsen in zwanzig durch Zins und Zinseszins verdoppelt hat und bei 7.2 % sogar schon in zehn. Da müßtet Ihr ja schön blöd sein, wenn ihr auf das verzichten würdet, nicht wahr?
Vor kurzem las ich was so ein Geldreformer namens Margreiter geschrieben hat und ich will es hier wörtlich wiedergeben. Er schreibt: »Auch Spareinlagen sind zurückgehaltenes Geld. Jemand anderer wird genötigt einen ( zu verzinsenden) Kredit aufzunehmen, weil anderenfalls das Geld nicht mehr im Kreislauf ist. Daher sind auch und gerade Spareinlagen einer Geldsteuer zu unterwerfen.« Was für ein Grausen. Da wollen sie sogar noch das Geld auf den Konten besteuern, für das sie sowieso keine Zinsen mehr zahlen wollen.
Es ist wohl klar, daß sich für so eine Sache nie genug Menschen finden werden, um sie einzuführen und die wenigen Leute, die sich dafür einsetzen, könnten einem leid tun, nicht wahr?
Wahrscheinlich sind es sowieso nur Nichtsnutze, die nie etwas gespart haben, sonst könnten sie sich doch nicht für so etwas einsetzen, nicht wahr?
Aber warum ist wohl unser schönes Geld, das sich auf der Bank in zwanzig Jahren verdoppelt hat, jetzt weniger als die Hälfte wert? Sollten wir uns nicht lieber doch mit diesen Geldreformern etwas näher beschäftigen?
Sie wollen ja auch eine Festwährung. Geld soll seinen Kaufwert behalten. Damit könnten die Sparer wohl einverstanden sein, nicht wahr?
Wir wollen die Sache deshalb etwas näher untersuchen und Punkt für Punkt die wahren Tatsachen erklären.
Da können wir gleich beim »Schwundgeld« anfangen. Das wahre Schwundgeld ist nämlich unser heutiges Geld dessen Wert von Jahr zu Jahr schwindet, während das »Freigeld« seinen Wert behält und wieviel Umlaufgebühr muß man dafür zahlen? Wieviel machen die 6 % bei den Geldumsätzen eines Normalbürgers aus? 1/8 Promille! Noch einmal in Worten: ein achtel Promille seines Geldumsatzes!
Beim bisher einzigen belegten Experiment mit umlaufgesichertem Geld 1932 in Wörgl waren es ganze 740.- Schilling in all den 14 Monaten. Das waren damals bei 12 % Umlaufgebühr allerdings 1/4 Promille des getätigten Umsatzes. Im Durchschnitt zahlte also jeder, der etwa 3,000 Bürger 25 Groschen im Jahr. Was für ein gewaltiger Schwund, nicht wahr? :-)
Was wurde aber damals damit erreicht? Die vielleicht entscheidenste Folge des umlaufgesicherten Wörgler Geldes war der Rückgang der Arbeitslosigkeit um ein Viertel.. Was diese wieder in Arbeit Stehenden in der kurzen Zeit schufen waren Straßenbeleuchtung, Straßen und Kanalbau, eine Brücke, eine Sprungschanze und vieles andere neben der Erfüllung vieler persönlicher Wünsche und Bedürfnisse. All das für 25 Groschen pro Kopf und Nase. Dann wurde das erfolgreiche Experiment allerdings auf das Bestreben der damals privaten österreichischen Nationalbank verboten.
Schauen wir uns aber jetzt auch die Verdoppelung des Geldes durch Zins und Zinseszins an. Daß das Geld dann meistens weniger als die Hälfte wert ist, 1) haben wir schon erwähnt, aber daß irgend jemand diese Zinsen auch zahlen muß, haben wir bisher nicht untersucht. Wer zahlt also? Die Antwort ist einfach. Jedermann! Jeder zahlt Zinsen genau so wie Steuern im Preis aller Dinge, die er kauft. Der Anteil der Zinsen in den verschiedenen Preisen richtet sich nach der Höhe des Kapitalanteils in den einzelnen Preisen. Er ist aber selbst bei Millionären meist mehr als sie an Zinsen beziehen. Nur die extrem hohen Vermögen, die durch Zins und Zinseszins exponential wachsen und wo der Verbrauch nur mehr eine minimale Rolle spielt, erzielen mehr Zinsen als davon bezahlt werden.
Bleibt nur mehr die Steuer auf Spareinlagen und da kann ich Euch auch beruhigen. Sie ist keinesfalls notwendig und ist nur den Hirnen von Buchgeldfanatikern entsprungen, die sich von nebulösen Geldmengentheorien haben anstecken lassen.. Diese Steuer würde auch nichts einbringen, weil es spielend leicht ist ihr zu entgehen. Man braucht sein Geld ja nicht auf dem Konto lassen und kann es in direkten Beteiligungen wie Aktien, Bonds oder Investitionen anderer Art anlegen oder privat verleihen.
. Natürlicherweise sagt kein Sparer nein, wenn ihm seine Bank Zinsen gut schreibt aber das ist nicht der einzige Grund warum jemand spart. Die Leute sparen indem sie Geld beiseite legen für spätere größere Anschaffungen oder als Rücklage fürs Alter und in vielen Fällen wäre es ihnen lieber wenn die Kaufkraft dieses Geldes gesichert wäre anstelle von Zinsen, die samt den Geld in periodischen Abständen wertlos werden. Heute ist es doch so, daß die geringen Zinsen, die man bekommt gleich mehrfach durch den Kaufkraftverlust aufgewogen werden und nebst all dem kann man nicht einmal sicher sein, daß später das Geld noch überhaupt etwas wert ist.
Wenn ihnen dann noch klar wird, daß sie mehr Zinsen in den Preisen der Güter, die sie kaufen, bezahlen müssen als sie je bekommen, könnten sie sich vielleicht doch mit einer Umlaufsicherung anfreunden. Wenn diese Umlaufsicherung die Arbeitslosigkeit beseitigen kann und die Kaufkraft des Geldes erhalten kann, dann ist das doch wohl ein Achtel Promille seines Einkommens wert. Einkommen ist in dem Fall mit Geldumsatz gleichzusetzen, weil jemand ja nur im Rahmen seines Einkommens etwas kaufen kann. Das Arbeitseinkommen ist aber dann durch die fehlenden Zinskosten so viel höher, daß das Achtel Promille weniger als ein Witz ist. Volkswirtschaftlich spielt es auch gar keine Rolle ob er das selber tut oder ob er Teile seines Einkommens spart und es anderen leihweise überläßt, die dann damit einkaufen.
Aber bleiben wir nur konkret. In Wörgl kostete die Umlaufsicherung jeden Bürger nur 25 Groschen weil nur ein Teil seines Einkommens aus Wörgler Geld bestand. Wieviel ein Achtel Promille für jeden einzelnen ausmacht kann jeder selbst leicht ausrechnen, wenn der Großteil oder die Gesamtheit seines Einkommens aus umlaufgesicherten Geld besteht. Ein Achtel Promille von 100,000 Mark ist ganze 12.50! Man braucht sich also sicherlich nicht vor der Umlaufsicherung fürchten. Schauen wir uns die Sache noch von einer anderen Seite an. Bei einer Umlaufhäufigkeit von etwa 500 mal im Jahr ( diese Zahl wurde in Wörgl erreicht) und einer angenommenen Umlaufsicherung von sechs mal 1 %, gleich einmal im Jahr 6 % muß man diese 6 % durch 500 dividieren und erhält da 0.12 Promille des Geldumsatzes.
Die Grundlage dieser Berechnungen sind die Zahlenangaben in der Broschüre von Fritz Schwarz » Das Experiment von Wörgl« und jeder kann das selber nachrechnen. Dazu genügt das kleine ein mal eins.
Wie geringfügig die wirklichen Kosten der Umlaufsicherung sind, bemerkte auch ich erst, als ich da einmal nachrechnete und ich kannte das Büchlein schon seit fast 50 Jahren und seit über 80 Jahren versuchen die Anhänger Silvio Gesells die Notwendigkeit einer Umlaufsicherung zu beweisen und keiner von ihnen fand heraus wie gering die tatsächlichen Kosten dafür sind. Ich hoffe, daß ab jetzt den Gegnern einer Umlaufsicherung viel Wind aus den Segeln genommen werden kann. Mit diesen Erkenntnissen kann man aber auch alternatives Geld neu überdenken und wer weiß, was der » Teppich denkender Hirne« ( Teilhard de Chardin) da noch hevorbringen wird
Wir sind aber noch immer nicht am Ende unserer Erkenntnisse. Nun wissen wir , daß uns die Umlaufsicherung nur ein achtel Promille unseres Einkommen kosten wird. Aber was wird sie uns noch bringen? Na, ja, nur die Kleinigkeit, daß nach einiger Zeit die Arbeitseinkommen sich durch den Wegfall der Zinsbelastung mindestens verdoppeln werden und daß weiterhin jede technische Erungenschaft sich direkt in den Arbeitseinkommen niederschlagen wird, was noch wesentlich größere Verteile bringen würde.
Zum Schluß will ich noch auf den Goldaberglauben eingehen, für die Sparer,die glauben, daß bei einer Goldwährung ihr Geld sicher wäre.
Sicher, mit Gold könnten die Staaten keine Hyperinflation machen, aber was würde anstelle der Inflation passieren? Fragt Eure Eltern und Großeltern!
Anfangs, wenn die Kosten der Goldgewinnung dem festgelegten Preis des Goldes entsprechen und genug Gold gefunden wird um die laufenden Abgänge für Schmuck, Verschatzung und einfachen Verlust u.s.w. auszugleichen, kann das noch einigermaßen gut gehen. Wenn aber aus irgend einen Grund ( Spekulation) Gold vom Markt verschwindet, fängt der Teufelskreis an und die Deflationskrise beginnt, die dann wie immer in der Geschichte der Menschheit erst durch einen Krieg und Abkehr von der Goldwährung gebrochen wird. Das sind unausbleibliche Gesetzmäßigkeiten und ich kann Euch das europäische Szenario schon jetzt voraussagen.
Der EURO wird nach kurzer Zeit des Versuches ihn stabil zu halten eine Schwachwährung, die in Hyperinflation enden wird. Darauf hin werden wieder Nationalwährungen eingeführt werden, die mit allerlei Deckungen, wie Gold oder Silber versehen werden. Hoffentlich ist aber auch eine Indexwährung darunter. Die Gold und Silberwährungen bringen eine Deflationskrise und die Wirtschaft bricht zusammen. Das Chaos nimmt ungeahnte Ausmaße an bis Selbsthilfegruppen mit umlaufgesicherten Tauschmitteln wie in Wörgl 1932 oder wie die Brakteaten des Hochmittelalters einen neuen Frühling bringen werden.
Vielleicht sind aber auch die Proponenten des Euro hartnäckiger als erwartet. Dann passiert die Deflation schon vor der Hyperinflation und wir können gleich mit alternativen Tauschmitteln anfangen, weil es der deflationierte Euro erlaubt. Das wäre eigentlich ein erwünschter Idealfall aber leider sehr unwahrscheinlich.
Wie lange das dauern wird und ob wir bis dahin unsere Verkehrsmittel schon mit einer Wasserstoff, Sauerstoffmischung betreiben werden sehe ich nicht, aber 2030 wenn nicht früher könnte es schon sein. Ich würde mich aber liebend gern eines besseren belehren lassen und eine Verkürzung dieser Zeitspanne mit Freuden begrüßen..
1) Da kam mir gerade eine Statistik in die Hand, die zeigt, daß im »stabilen« Canada von 1980 bis 1991 der canadische Dollar fast genau die Hälfte seines Kaufwertes verlor.(genau von 54.6 auf 98.6). Nehmen wir an jemand legte 1980 sein Geld auf die Bank mit 7.2% Verzinsung. Mit Zins und Zinseszins hatte es sich in den zehn Jahren gerade verdoppelt, Wunderschön! Er konnte jetzt sogar noch 5% mehr dafür kaufen, als er 1980 hätte tun können. Noch einmal wunderschön! Aber jetzt kommt der Pferdefuß! Die ganzen zehn Jahre zahlte er in den Preisen seiner Lebensnotwendigkeiten neben den darin enthaltenen Steuern auch mindestens 30% Zinsanteil für andere, die ihm ihre eigenen Zinsen verrechnen mußten. Pfui. Das war nicht mehr wunderschön! Dazu kommt noch die Frage ob er überhaupt so hohe Zinsen bekommen hätte.
Übrigens, die Zahlen für Deutschland sind fast gleich!
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