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Günter Einbeck schrieb am 4.2. 2006 um 16:16:44 Uhr über

Einstein

In Berlin wurde im März 2005 eine Tagung zum Einsteinjahr 2005 abgehalten, wo sich 6000 Physiker aus aller Welt trafen und darüber diskutieren wollten, was für Auswirkungen Einsteins Ideen seit 1905 gehabt hatten. Gut, fangen wir damit an.

Steven Weinberg gab 1992 ein neues Buch heraus mit dem Titel »Dreams of a Final Theory«, das 1993 ins Deutsche übersetzt wurde mit dem Titel »Der Traum von der Einheit des Universums«. In diesem Buch führt Weinberg u.a. an, daß man den Wert von Publikationen besonders daran erkennen kann, wie oft sie im Verlauf der Jahrzehnte pro Jahr zitiert werden. Nun ja, zitieren wir mal die Namen deutscher und österreichischer Forscher von Weltrang, die in diesem »Buch der Physik verzeichnet sind«:
Johannes Kepler, Carl Freidrich Gauß, G.F. Bernhard Riemann Clausius, Ludwig Boltzmann (Österreicher) , Wilhelm Conrad Röntgen, Max Planck, Wilhelm Ostwald, Albert Einstein, Arnold Sommerfeld, Max Born, Werner Heisenberg, Wolfgang Pauli (Österr.), Erwin Schrödinger (Österr.), Pascual Jordan, David Hilbert, Arthur Haas, Emil Warburg, Erwin Freundlich, Victor Weisskopf, Hans Bethe und Eugene Wigner.

Das ist sehr nett von Weinberg, und man kann die Liste erweitern mit :
Gottfried W. Leibniz, Joseph von Fraunhofer, Alexander von Humboldt, Hermann von Helmholtz, Robert Bunsen, Julius Robert Mayer, Gustav Kirchhoff, Walter Nernst, Otto Hahn und Lise Meitner, Robert Koch, Adolf Butenandt, Felix Klein, Emmy Noether ...

Wer sich jetzt das Vernügen macht, in allen Büchern von Steven Weinberg, Stephen W. Hawking, Paul Davies, David Schramm, Martin Rees, John A. Wheeler ... dasselbe zu tun, so wird er feststellen:
Die angelsächsischen Spitzenforscher zitieren gerne die großen deutschen Gelehrten, Erfinder, Forscher und Genies - bis 1945. Eieiei, hmm, was ist denn das ?

Was kam so z.B. nach Otto Hahns Nobelpreis für Chemie 1944 ? Zur besseren Darlegung muß auf die Kaiser Wilhelm-Gesellschaft(KWG) Bezug genommen werden, deren Nachfolger die Max Planck-Gesellschaft(MPG) ... nun ja, hatte werden sollen.
Präsidenten der MPG Nobelpreisträger und Nobelpreis
Otto Hahn 1948-1960 Walter Bothe (Physik) 1954
Adolf F.J. Butenandt 1960-1971 Karl Ziegler (Chemie) 1963
Feodor Lynen (Medizin) 1964
Manfred Eigen (Chemie) 1967
Reimar Lüst (1972-1984 Konrad Lorenz (Medizin) 1973
Georges Köhler (Medizin) 1984
Heinz A. Staab 1984-1990 Klaus von Klitzing (Physik) 1985
Ernst Ruska (Physik) 1986
Robert Huber (Chemie) 1988
Johann Deisenhofer (Chemie) 1988
Hartmut Michel (Chemie) 1988
Hans Zacher 1990-1996 Erwin Neher (Medizin) 1991
Bert Sakmann (Medizin) 1991
Christiane Nüsslein-Volhard(Medizin) 1995
Paul J. Crutzen (Chemie) 1995
Hubert Markl 1996-2002 tote Hose
Peter Gruss 2002 bis heute nur ein Nobelpreis

Das war das von der MPG. Aber - wir hatten die guten Physiker Hofstadter und Mössbauer in den 1960er Jahren - nur sie wurden nicht Präsidenten der MPG. Eieiei, was ist denn das ?
Als Präsidenten nach Otto Hahn und Adolf Butenandt kam ab 1972 kein Nobelpreisträger mehr dazu, Präsident der MPG zu werden ? Hmm !

Manfred Eigen und Irenäus Eibl-Eibesfeldt(Österr.) waren ganz tolle Forscher - wurden aber eigenartiger Weise auch nicht Direktoren der MPG, übrigens wie auch Konrad Lorenz.

Da hat man ja die richtigen Leute als Präsidenten der MPG ab 1972 genommen !

Nun, jetzt kann man auch sagen, wie es mit den Referenzen der o.g. angelsächsischen Forscher auf deutsche Forscher nach 1945 in Deutschland steht: tote Hose !

Steven Weinberg nennt Fritjof Capra mit seinem Buch »Das Tao der Physik« von 1984 - sonst keinen.
Martin Rees - der Gentleman-Kosmologe - nennt allerdings einen guten deutschen Astrophysiker von einem MPI, der mit seiner Gruppe in Chile gute Erfolge bei der Messung der Geschwindigkeit von Sternen fast im Zentrum der Milchstraße vorzuweisen hat. Aber darf man diese Ausnahmen jetzt überhaupt noch namentlich aufführen ?

Was in der deutschen Spitzenforschung in den bereichen Hoch und Elementarteilchenphysik, Kosmologie und Quantengravitation seit Heisenbergs Tod stattgefunden hat, ist eine einzige Katastrophe und Blamage.

Hier wird eine Kostprobe typisch deutscher Nachkriegs-Bildungslandschaft mit angelsächsischem Umfeld gegeben:

Zur Lage der Rechtschreibreform der Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) von 1972 bis 2000 in einer zum Beispiel angeführten Geschichte der kosmologischen Forschung:

1946 George Gamow und Ralph Alpher publizieren ihr Modell vom heißen Urknall mit dem überdichten Gemisch aus Protonen und Elektronen (Ylem), die laufend zu Neutronen rekombinieren, Vorhersage von Restwärmestrahlung als Hohlraumstrahlung mit einem Maximum bei 5 Grad K, Versuche zur Nukleosynthese
1948 Fred Hoyle, Thomas Bondi und Walter Herman publizieren das Modell vom Universum im Fließgleichgewicht (steady state theory): Das Universum war schon immer da und expandierte seit ewigen Zeiten und wird das auch in Zukunft tun, und die damit einhergehende Verdünnung der globalen Materiedichte wird durch die laufende Nachentstehung von Materie ausgeglichen

1951 In Deutschland wird die Beschäftigung mit Atom und Kernphysik von den Alliierten wieder erlaubt
Die von den Allierten direkt nach Kriegsende aufgelöste Kaiser Wilhelm-Gesellschaft(KWG) ist in den 3 Westzonen wieder eingerichtet worden, nun unter dem Namen Max Planck-Gesellschaft(MPG).

1958 Einführung der Yang-Mills-Eichtheorien und -Felder durch Chen Ning-Yang und Robert Mills
1960 Einführung der Skalarfelder durch Peter Higgs, die später nach ihm als Higgs-Felder bezeichnet werden
bis 1965 hat sich in USA, Princeton, durch John A. Wheeler, England, Cambridge, durch Dennis Sciama und UdSSR, Moskau, durch Yakow B. Zeldovich je eine Forschungsgruppe für Kosmologie und Astrophysik gegründet, bei Wheeler und Sciama unter starker Wertung der Allgemeinen Relativitätstheorie
1965 Singularitätstheorem von Roger Penrose, Twistor-Theorie
1965 Robert Wilson und Arno Penzias von den Bell Labs entdecken durch Zufall und wegen sorgfältigster Messungen bei der 6 m Hornantenne von Holmdel, New Jersey, eine Rest-Mikrowellenstrahlung die nur asu dem Weltraum kommen kann
Robert Dicke und Philip James Peebles erklären sie als Rest-Wärmestrahlung vom Urknall her. Weitere Messungen zeigen, daß sie einer Hohlraumstrahlung von 2,726 Grad K entspricht
1967 John A. Wheeler prägt den Begriff Black holes und von da an sind Schwarze Löcher Schwerpunkte der Forschung
1967 Steven Weinberg und Abdus Salam erarbeiten unabhängig voneinander das Konzept von der elektroschwachen Kraft als Vereinheitlichung von Elektrodynamik und schwacher Wechselwirkung
1971 Gerard t'Hooft publiziert über magnetische Monopole und bereitet den Großen Vereinheitlichungstheorien den Weg

1972 die KMK beginnt mit den Planungen zur Rechtschreibreform in Deutschland

1974 Die erste Große Vereinheitlichungstheorie wird von Howard Georgi und Sheldon Glashow publiziert
1974 entwickelte Stephen W. Hawking das Konzept von der Strahlung Schwarzer Löcher
1975 entsteht die Supergravitation aus dem Konzept der Supersymmetrie (SUSY) als Kandidat für eine Alles Umfassende Theorie in 2 bis 26 Dimensionen, wobei die 11D Supergravitation als die hoffnungsvollste Theorie erscheint
1980 entwickelte Alan Guth seine Vorstellung von der Inflation
1983 Alan Guth, Andrei Linde, Paul Steinhardt, Andreas Albrecht, Alexander Starobinsky und viele andere haben das Konzept der Chaotischen Inflation aus der Neuen Inflationstheorie entwickelt, und es entsteht das Konzept von Inflationskosmos und Multiversum
1984 haben Michael Green und John Schwarz nach vielen Mühen die Superstringtheorie (ursprünglich entwickelt 1967 von Gabriele Veneziano) zu einem guten Kandidat für eine 10D Alles Umfassende Theorie ausgearbeitet
1986 wurde im Aspen Center for Physics das Strichmännchenmuster von Marc Davis, John Huchra und Margaret Gellert bei der großräumigen 3D Verteilung der Galaxien diskutiert, ebenso die Drift großer Galaxienhaufenschollen von über 500 Millionen Lj Durchmesser in Richtung des Großen Attraktors
1990 wurde die M-Theorie(als Komplex aus 5 Superstringtheorien und der Supergravitation) zusammen mit den p-Membranen aus der Taufe gehoben
- 1996 verbreitete sich das Konzept des Multiversums in der Kosmologie
- 2000 richtete sich vieler Forscher und Kosmologen auf die Alles Umfassenden Theorien, Quantengravitation, Multiversum, M-Theorie
2000 Die KMK führt gegen den massiven Protest der Bevölkerung in Deutschland die Rechtschreibreform unter starkem Zwang ein.
Das schöne viele Geld, anstatt in den Rachen der KMK gesteckt der Kosmologieforschung übergeben - die deutsche Forschung in Kosmologie, Quantengravitation ... wäre heute keine Lachnummer !

Namen von angelsächsischen und russischen Spitzenforschern wie Fred Hoyle, George Gamow, Steven Weinberg, Sheldon Glashow, Dennis Sciama, John A. Wheeler, Alexej Sachharov, Andrei Linde, John A. Wheeler ... sind in aller Munde.
Sie wurden zu großen alten Männern der Forschung.
Nennen Sie die Namen großer alter Männer der Forschung in Deutschland ab 1980 !
Es gab einen Wiederanlauf der Forschung in Deutschland mit z.B. Werner Heisenberg, Adolf Butenandt, Mößbauer, Hofstadter, Konrad Lorenz, Manfred Eigen ... wo sind sie jetzt ? Nun die alte Garde ist natürlich abgetreten, aber die anderen sind meistens da, wo Günter Blobel auch ist, in USA oder England.

Man muß sich - bei Sicht auf die über Jahrzehnte dauernde und laufend zunehmende Abwanderung der besten Köpfe aus Forschung und Wissenschaft in die angelsächsische Forschung - fragen:
Machen unsere Politiker das extra ?
So dumm können die doch gar nicht sein, daß sie nicht die Folgen der Abwanderung sehen, zumal ja schon im Januar 1997 der damalige Bundespräsident Roman Herzog über das Zurückbleiben der deutschen Spitzenforschung proklamiert hat: »Es muß ein Ruck durchs Land gehen

Der letzte Nobelpreis an einen Mitarbeiter der Max Planck-Gesellschaft(MPG) wurde 1995 verliehen - bis heute wartet man seit dem auf ein solches hehres Ereignis vergebens.
In den 1980er Jahren kamen an Deutschland 4 Nobelpreise !
Man muß sich fragen: Merken die im MPG-Präsidium das nicht ? So dumm können die doch eigentlich gar nicht sein - oder ?

Hier ist auf das Phänomen des Head hunting hinzuweisen: Deutsche Studenten werden während ihres Studiums genau beobachtet und die besten werden nach USA und England gemeldet, die daraufhin diesen Studenten - oft noch vor dem Abschluß - feine Angebote zu Weiterstudium und Forschungsarbeit in USA oder England anbieten.

Weil die Politiker in Deutschland die Forschung extrem reglementieren, freuen sich dadurch natürlich die »Genies« sehr, daß sie aus dem KMK MPG und sonstigen Muff herauskommen und nehmen diese Angebote an.

Weil nun die deutschen »Genies« nur zu gerne die verlockenden Angebote aus dem Ausland annehmen, wäre es völlig idiotisch, anzunehmen, daß die »Genies« unter den in Deutschland studierenden und arbeitenden Ausländern auch nur eine Sekunde länger zögern würden, verlockende Angebote aus der angelsächsischen Forschung anzunehmen.

Hier arbeiten höhere Verwaltungsbeamte und Wissenschaftsfunktionäre, Bundestagsabgeordnete und andere Politiker Hand in Hand ineinander, so daß die Jenies immer schneller Deutschland verlassen.
Im Sinne der deutschen Steuerzahler und Bürger Deutschlands ist das gewiß nicht.

Noch eine weitere Frage kommt auf: Machen die Leute, die für den Absturz in der Spitzenforschung in Deutschland über Jahrzehnte verantwortlich sind, das extra, und zwar als »Strafe« für die Deutschen und Deutschland wegen der deuten NS-Vergangenheit 1933 bis 1945 ?

Bei den Zwei-plus-Vier-Gesprächen für die Erlangung der Wiedervereinigung mußte Helmut Kohl den 4 Regierungschefs George Bush, Michail Gorbatschow, Margaret Thatcher und Francois Mitterand versprechen, daß sich nach der Wiedervereinigung Deutschland auf dem Feld der »sensitiven Technologien«, d.h. auf dem Gebiet der Hochtechnologie, entsprechend zurücknehmen soll.
Das hat Kohl dann auch getan - Bildung, Wissenschaft und Forschung wurden unter Helmut Kohl immer weiter vernachlässigt, sie bekamen immer weniger Finanzmittel.

Aber die um 1970 im Zuge der 1968er-Bewegung aufkommenden Demonstrationen gegen Kernkraftwerke und die zivile Nutzung der Kernenergie insgesamt auf deutschem Boden hat mit Sicherheit einen anderen Ursprung.
Die 1968er wurden programmiert zu einer antideutschen Bewegung mit Motiven wie
- »Lehnt euch gegen eure bösen Nazi-Väter auf !«,
- » Alle Wissenschaftler sind Fachidioten«,
- »Wir fordern den sofortigen Ausstieg aus der Kerenergie«,
- »Wir fordern freien Zuzug aller Ausländer nach Deutschland«,
und diese Motive fanden schon zu Zeiten der Regierung starken Eingang in die Politik der Bundesregierung.

Als im Oktober 1998 Rot-Grün die Macht übernahm, wurden die Motive der 1968er punktuell umgesetzt mit dem Ausstieg aus der Kernenergie als Regierungsziel, Ausländerpolitik, Verhinderung des Transrapid-Einsatzes in Deutschland ...

Die sehr restriktive Politik von Helmut Kohl auf dem Gebiet von Staustrahltriebwerken, Stammzellen und Embryonenforschung, PID ... wurde von Rot-Grün beibehalten.

Es ist völlig klar, daß man auf diese Weise die »Genies« immer schneller aus dem Land treibt und es über die Jahrzehnte immer weiter mit der Wirtschaft in Deutschland abwärts geht, mit einer laufend weiter wachsenden Zahl von Arbeitslosen.

Uns fehlen die großen alten Männer der Forschung.

Also ja doch, in Berlin wurde gerade eine Tagung zum Einsteinjahr eröffnet, wo sich 6000 Physiker aus aller Welt treffen und darüber diskutieren wollen, was für Auswirkungen Einsteins Ideen seit 1905 gehabt haben.
Gut, fangen Sie als Physiker damit an, über die Spitzenforschung in Deutschland seit 1945 zu diskutieren !

Nun, trauen Sie sich nicht ?
Nun, die Verhäktnisse und Entwicklungen sind offensichtlich, aber keiner traut sich, darüber zu reden.





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