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stereo81 schrieb am 12.9. 2010 um 17:47:29 Uhr über

MeineGeschichte

Hallo alle zusammen,

ich bin vor kurzem da erste mal hier im Blaster in Erscheinung getreten, doch tatsächlich lese ich schon eine ganze Weile hier. Also, denke ich, ist es Zeit mich hier mal vorzustellen...

Achtung, lang!

Ich bin 25 Jahre alt, männlich, Student (noch, dazu später) und wohne bei meinen Eltern. Dass ich süchtig nach Pornographie und im besonderen Maße süchtig nach Onlinepornographie bin, ist mir schon eine Weile bewußt. Der erste Eintrag meines »Suchtausstiegstagebuchs« ist datiert auf den 02.01.10. Nachdem der Neujahrsvorsatz keine Pornographie mehr zu konsumieren genau einen Tag gehalten hat.

Kindheit

Das erste mal bin ich mit Pornographie in Kontakt gekommen,
als ich ungefähr 11 Jahre alt war und mit einem damaligen Freund im Schlafzimmer meiner Eltern versteckte Pornohefte gefunden habe. Die erste Reaktion, war aber eher, "was ist
das?" von Sex hatte ich noch keine Ahnung. Aber aus irgendeinem Grund hat mich das nicht losgelassen. Als meine Eltern das nächste mal aus dem Haus waren, bin ich ins Schlafzimmer gegangen und hab mir die Hefte angeschaut. So begann es wohl. Irgendwann fand ich auch die ersten
versteckten Videos.
Und das alles noch vor Beginn der Pubertät.

Danach fing Pornographie langsam an zu einem festen Teil meines Lebens zu werden, fast jedesmal wenn meine Eltern nicht zuhause waren, schaute ich mir die Hefte an, schaute die Videos und onanierte dazu. Waren keine Hefte zur Hand fing ich an mich zu Serien wie Xena, Baywatch oder den späten Filmen selbstzubefriedigen. Ich fing sogar an vereinzelt Sex-Hefte im Supermarkt zu klauen,
einmal wurde ich dabei auch erwischt. Meine Mutter kam einmal unerwartet früh nach Hause und stand dann im Wohnzimmer bevor ich die Kassette aus dem Recorder holen konnte. Ihre Worte waren »damit kannst Du Dir ja später die Wände tapezieren«, ich habe mich sehr geschämt, aber das hielt nicht lange an...

Jugend

Eine Freundin hatte ich während der Schulzeit nie,
allerdings war ich bis zum Ende in ein Mädchen verliebt, die für mich aber immer unerreichbar schien. Für mich war sie damals »die Eine«, aber ich war zu schüchtern sie überhaupt anzusprechen, oder eher gehemmt. So blieb ich mit meinen Phantasien allein. Sozial war ich auch sonst eher isoliert, ich hatte nur einen »Freund«, unsere einzige gemeinsame Basis waren Computerspiele, andere Hobbies hatte ich nicht.
Irgendwann hielt der Computer auch Einzug in unsere Familie und auch hier fand ich nach einer Weile Pornobilder meines Vaters.
Neugierig wie ich bin, probierte ich rum, bis ich
selbst herausfand wie ich an Pornobilder aus dem Netz herankam. Irgendwann las ich in einer Zeitschrift, wie man im Internet Passwörter für Pornoseiten bekommen kann. Exzessiv wurde es dann, als ich meinen eigenen Computer kaufte und selber spät abends oder wenn meine Eltern weg waren heimlich eine Modem-Verbindung legte.

Ab 18

Mit der höheren Bandbreite wechselte ich dann irgendwann von Bildern auf kurze Clips und immer so weiter. Für die Schule gelernt habe ich so gut wie nie, tagsüber habe ich Computerspiele gespielt abends Pornos geguckt. Mit 18 hatte ich zum ersten mal eine kurze Beziehung mit einem jüngeren Mädchen, aber mehr als Küssen ist nicht gelaufen und so fühlte ich mich immer mehr unter Druck. Nun volljährig fing ich erstmal an mir selber Pornos aus der Videothek auszuleihen und Pornohefte zu kaufen, woraus sich nach einer Weile eine ziemliche Kollektion entwickelte.

Die erste Zeit bei der Bundeswehr war auch die erste längere Pause, doch bereits in der Stammeinheit gab es dann ein Internetterminal und CDs mit Pornos von den anderen Soldaten und ich war wieder voll drin.
Im Urlaub traf ich dann ein Mädel die für einen Sommer meine Freundin wurde. Irgendwann hat sie mich mit Sex quasi überfallen, aber ich fühlte mich zu sehr unter Druck gesetzt und »versagte«, jedesmal wenn sie Sex versuchte.
Irgendwann hat sie sich von mir getrennt.

Studium

Danach fing ich ein Studium an, das ich seit 10 Semestern bis heute betreibe, aber quasi jede Nacht saß ich vor dem Computer, manchmal bis 5 oder 6 Uhr morgens und onanierte. Meine jetzige Freundin lernte ich etwa im zweiten Semester kennen und mit ihr hatte ich dann auch zum ersten Mal »richtigen« Sex, trotzdem ließ ich die Finger nicht von den Pornos. Nachdem der Sex dann irgendwann weniger wurde, wurden die Pornos wieder mehr. So vergingen die Jahre. Ich habe ihr vor ca. einem Jahr von meiner Sucht erzählt, sie war erst schockiert aber dann doch verständnisvoll. Seit Monaten haben wir allerdings im Prinzip keinen Sex mehr.

bis heute

Lernen fällt mir unglaublich schwer (faul), ich kann mich nur schlecht konzentrieren und besitze eine äußerst niedrige Frustrationsschwelle. Wenn ich anfing für Klausuren zu lernen, schweifte ich kurz darauf ab und suchte stattdessen nach neuen Pornos im Internet. So fiel ich im Studium auch immer weiter zurück. Die Leute mit denen ich angefangen habe, schreiben jetzt ihre Diplomarbeit und ich stehe im Augenblick ungelogen maximal 10 Tage vor meiner möglichen Exmatrikulation, da die Frist für die dritte Vordiplomswiederholungsprüfung dann abläuft. Meine Eltern wissen nicht davon und hätten wohl auch kein Verständnis. Ich habe mich noch nicht angemeldet, noch nicht gelernt und es warten in den nächsten Tagen noch 2 weitere Klausuren und ein Referat auf mich.

Familiensituation

Zudem, habe ich es bis heute nicht geschafft mir einen Nebenjob zu suchen, um endlich selbstständig zu werden und auszuziehen. Ich habe aber immer das Gefühl, ich hätte keine
Zeit, wäre eh zu schlecht, o.ä. Die Situation zuhause ist deshalb ziemlich ansgepannt und wird immer schlimmer. Bafög bekomme ich nicht und von meinem Vater bekomme ich nur
»rationierte« 10in der Woche. Mit meinen Eltern könnte ich generell nicht über die Situation reden. Meine Mutter ist überbeschützend und würde es einfach nicht wahrhaben wollen, während mein Vater ein (ich habe die Definition nachgeschlagen) narzisstischer Tyrann ist, der die Familie psychologisch terrorisiert, mit »amtlichen Schreiben«,
Verträgen und so solchen »kranken« Sachen, außerdem ist er selber in hohem Maße internetsüchtig, vielleicht sogar mehr als ich.

Aufhören

Ich habe bisher immer versucht die Sucht alleine zu besiegen, da ich einerseits Angst habe, dass durch Indiskretion oder Zufall »alles ans Licht kommt«, andererseits aber denkeich müßte doch 100% der Zeit aufwenden um mein Studium zu retten«, letztendlich tue ich das dann aber auch nicht.
Beim ersten Mal »Aufhören« habe ich alle Porno-Hefte geshreddert und die CDs zerbrochen. Den Computer kann ich nicht abschaffen, da ich ihn für mein Studium brauche.
Ich hab versucht so abstinent zu sein, habe Strichlisten geführt, seit 1 1/2 Jahren schreibe ich bei Rückfallen in ein Sucht-Journal, das jetzt voll ist mit guten Absichten. Ich versucht meine Zeit am Computer zu rationieren oder habe Kindersicherungs-Programme installiert, die ich jedoch bisher immer wieder überlistet habe. Im Augenblick habe ich das beklemmende Gefühl »abzurutschen«, weil um mich herum alles zusammenzubrechen droht und mein Konsum ausufert.

Das alles hört sich sehr negativ formuliert an, doch ich denke, dass viele eine ähnliche Geschichte erlebt haben:

Mit Pornographiekontakt noch vor der Pubertät, unerwiderter Liebe, exzessivem Onanieren, den Nächten vor dem Bildschirm, die Schuldgefühle, irgendwann das Eingeständnis, das es so nicht weiter gehen könne, den vielleicht unzähligen Rückfällen...

Ich muss loskommen, bevor ich »ganz unten« ankomme, denn noch bin ich auf dem Weg dorthin.
Ich freue mich über Meinungen und Gedanken und nochmal Hallo! an alle.

stereo81


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