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wuming schrieb am 10.6. 2010 um 22:28:14 Uhr über

Schriftsteller

David Grossman[1] (hebr. ‏דויד גרוסמן‎‎; * 25. Januar 1954 in Jerusalem) ist ein israelischer Schriftsteller von Kinder- und Jugendbüchern, Romanen und Essays.

Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Leben
2 Einzelne Werke
2.1 Wohin du mich führst
2.2 Löwenhonig. Der Mythos von Samson
2.3 Die Kraft zur Korrektur
3 Bibliographie
3.1 Übersetzungen
4 Auszeichnungen
5 Weblinks
6 Einzelnachweise


Leben [Bearbeiten]
Grossman studierte Philosophie und Theater an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Anschließend arbeitete er als Korrespondent und Moderator für Kol Israel, die öffentlich-rechtliche Hörfunkanstalt des Landes. Zwischen 1970 und 1984 war er für eine populäre Kindersendung verantwortlich. Sein Jugendbuch Ein spätes Duell wurde hier zuerst als Hörspiel gesendet.

Grossman ist als linksgerichteter Friedensaktivist hervorgetreten und hat sich in mehreren Büchern kritisch zum Nahostkonflikt geäußert. Im August 2006 forderte er gemeinsam mit Abraham B. Jehoshua und Amos Oz von Israels Regierungschef Ehud Olmert ein sofortiges Ende der Kämpfe im Libanon. Wenige Tage später, am 12. August 2006, starb Grossmans zweiter Sohn Uri im Südlibanon, als sein Panzer von einer Panzerabwehrrakete getroffen wurde.

David Grossman lebt in Mevaseret Zion, einem Vorort Jerusalems. Er ist verheiratet und Vater dreier Kinder.

Einzelne Werke [Bearbeiten]
Wohin du mich führst [Bearbeiten]
Im mehrfach ausgezeichneten Jugendbuch Wohin du mich führst verwebt Grossman zwei Handlungsstränge miteinander. Die erste Geschichte erzählt von einem 16-jährigen Jungen namens Assaf, der einen Ferienjob in der Jerusalemer Stadtverwaltung hat. Eine seiner Aufgaben ist es, den Besitzer eines Hundes zu finden. Dieser Hund führt ihn zu verschiedenen Freunden der Besitzerin, die ihm Geschichten über diese erzählen. Allmählich entsteht bei ihm ein Bild von der Besitzerin. Im Mittelpunkt der zweiten Handlung steht die ebenfalls 16-jährige Tamar, die Besitzerin des Hundes. Sie ist, wie sich herausstellt, plötzlich mit ihrer Hündin untergetaucht, um ihrem drogenabhängigen Bruder zu helfen, der ein talentierter Musiker ist und im Heim eines skrupellosen Mäzens gefangen gehalten wird. Am Ende des Buches treffen sich die Protagonisten der beiden Stränge. Rezensenten lobten die phantasievoll entwickelten Charaktere des Buches und seine „stimmige Dramaturgie“.[2]

Löwenhonig. Der Mythos von Samson [Bearbeiten]
Löwenhonig erschien 2005. Das Buch ist eine aus dem Geist einer „Chavrutah“[3] (einer Art jüdischem Bibel-Lesekreis) entstandene Deutung des Samson-Mythos aus dem Buch der Richter.[4] Der Titel spielt auf die Lösung des Rätsels an, das Samson den Philistern aufgibt: „Was ist süßer als Honig? Was ist stärker als ein Löwe?“ (Ri 14,18)

Grossmans Samson ist ein tragischer Held, ein jüdischer Sisyphos; Samsons göttliches Auserwähltsein wird als schicksalhaftes Stigma gedeutet. In einer einfühlenden, ebenso tiefenpsychologisch wie gegenwartskritisch argumentierenden Auseinandersetzung mit dem Helden Israels[5]erwächst hier die These von Samson als dem mythischen Prototyp eines Selbstmordattentäters.[6] Die Deutung des Mythos gerät zugleich zu einer Kritik der Politik des Staates Israel, dem Grossman ein „problematisches Verhältniszur eigenen Macht unterstellt. Die Demonstration von Stärke, das Beantworten von Gewalt mit übermächtiger Gegengewalt seieindeutig ein ‚samsonsches‘ Handlungsmuster“.[7]

Die Übertragung des Mythos auf die aktuelle Situation stieß teilweise auf Kritik. Die Analogie werde, so etwa die Jüdische Allgemeine, dem komplizierten Nahostkonflikt nicht gerecht.[8]

Die Kraft zur Korrektur [Bearbeiten]
Der Essayband enthält Grossmans wichtigste Beiträge zur Politik und Literatur. So beschreibt er seine Faszination für die Texte von Scholem Alejchem, die ihm die untergegangene Kultur des osteuropäischen Schtetl nahegebracht hätten. Die Geschichten über Tewje, den Milchmann, und die anderen Bewohner einer galizischen Kleinstadt führten ihn in ein exotisches Land, in dem es nachSauerteig, Essig, Rauchroch. Schon als Kind habe sich seine Sicht auf diese literarischen Figuren jedoch geändert: „Als ich etwa neuneinhalb Jahre war, wurde mir mitten in der Trauerfeier am Gedenktag für die sechs Millionen Opfer der Shoah, mitten in einer jener unsensiblen, abgedroschenen hilflosen Zeremonien, mit einem Mal klar: Diese sechs Millionen, diese Ermordeten, diese Opfer, dieseMärtyrer der Shoah“, wie man sie auch nanntedas waren meine Leute. Das waren Mottel, Tewje, Lili und Shimek.“

Zu den anderen Beiträgen des Buches zählen die Rede zur Eröffnung des Berliner Literaturfestivals 2007 und seine Ansprache anlässlich der Gedenkfeier für den ehemaligen Ministerpräsidenten und Friedensnobelpreisträger Jitzhak Rabin im November 2006. Hier forderte er Ehud Olmert auf, trotz der Terroraktion der Hamas auf die Palästinenser zuzugehen. In vielen Texten Grossmans schwingt deutlich Pessimismus mit: „Seht, was aus dem jungen, mutigen, enthusiastischen Staat geworden ist!“

Bibliographie [Bearbeiten]
Übersetzungen [Bearbeiten]
Zickzackkind
Wohin du mich führst (מישהו לרוץ איתו)
Stichwort: Liebe
Sei du mir das Messer
Joram und der Zauberhut
Eine offene Rechnung
Ein spätes Duell
Diesen Krieg kann keiner gewinnen (Death as a way of life)
Der Kindheitserfinder
Der geteilte Israeli. Über den Zwang, den Nachbarn nicht zu verstehen
Der gelbe Wind. Die israelisch-palästinensische Tragödie
Das Lächeln des Lammes
Das Gedächtnis der Haut
Löwenhonig. Der Mythos von Samson
Die Kraft zur Korrektur. Über Politik und Literatur
Eine Frau flieht vor einer Nachricht. Roman
Auszeichnungen [Bearbeiten]
1991 Nelly-Sachs-Preis
1999 Mount Zion Award
2001 Buxtehuder Bulle für Wohin du mich führst
2002 Jugendbuchpreis der Jury der jungen Leser für Wohin du mich führst
2002 Manès-Sperber-Preis
2004 Wingate Literary Prize
2008 Geschwister-Scholl-Preis für Die Kraft zur Korrektur
2009 Literaturpreis Albatros der Günter-Grass-Stiftung Bremen für seinen Roman Eine Frau flieht vor einer Nachricht[9] und die Übersetzung des Buchs aus dem Hebräischen ins Deutsche von Anne Birkenhauer
2010 Friedenspreis des Deutschen Buchhandels für sein Eintreten für den israelisch-palästinensischen Dialog
Weblinks [Bearbeiten]
Commons: David Grossman – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Literatur von und über David Grossman im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (Datensatz zu David Grossman • PICA-Datensatz • Apper-Personensuche)
David Grossman in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
Es ist Zeit, dass wir unser wirkliches Leben leben“, Interview zu Löwenhonig in der Jüdischen Zeitung
Warten Sie keinen einzigen Tag“, Rede von David Grossman am Jahrestag des Attentats auf Jitzchak Rabin, Artikel in der Zeit vom 9. November 2006
Die Welt wird täglich enger, leicht gekürzte Fassung einer Rede, die David Grossman am 29. April 2007 in New York beim PEN-Festival World Voices zum Thema Meinungsfreiheit gehalten hat, Artikel in der Zeit vom 3. Mai 2007
Das gute Buch macht den Leser einzigartig, Erföffnungsrede des Literaturfestivals in Berlin 2007, Artikel in der Welt vom 5. September 2007
Confronting the beast, Essay im Guardian vom 15. September 2007
Der Krieg läuft nicht davon, Artikel von David Grossmann zum Nahost-Konflikt in FAZ.NET vom 1. Januar 2009
»Ich möchte nicht wütend sein«, Artikel über David Grossmann anlässlich des Erscheinens seines neuen Romans Eine Frau flieht vor einer Nachricht in Die Zeit vom 13. August 2009
Einzelnachweise [Bearbeiten]
Die deutsche Schreibweise des Namens schwankt zwischen „Grosman“ (Deutsche Nationalbibliothek), „Grossman“ (dtv, Jüdische Zeitung) und „Grossmann“ (ebenfalls dtv).
Neue Zürcher Zeitung, 25. September 2002
↑ „Ich gehöre einer ‚Chavrutah‘ an. Eigentlich versteht man unter einer ‚Chavrutah‘ zwei Jeschiwa-Schüler, aber wir sind zu dritt: ich, ein weiterer Mann und eine Frau. Eine wunderbare Sache. Wir treffen uns jede Woche und sitzen vier Stunden zusammen und nehmen einen Bibeltext unter die Lupe. Wir machen eben genau das, was Juden während ihrer ganzen Geschichte getan haben.“ Vgl. Weblinks: «Es ist Zeit, dass wir unser wirkliches Leben leben». Eine Chavrutah ist als Textarbeit zu zweit Teil der Jeschiva (Talmudschule).
Die Geschichte Samsons wird erzählt in den Kapiteln 13 bis 16.
vgl. D. Grossman. Löwenhonig, S. 17: „Samson, der Held, so lernt ihn jedes jüdische Kind von klein auf kennen.“ Grossman weist darauf hin, dass bsw. der Plan zur atomaren Aufrüstung IsraelsSamsons Entscheidunggenannt wurde. Vgl. ebd. S. 84
↑ „Heute […] wird man den Gedanken nicht los, dass Samson in gewisser Weise der erste Selbstmordattentäter war. Und obwohl die Umstände seiner Tat andere waren als die Attentate im heutigen Israel, ist es denkbar, dass sich jenes Prinzipdurch Selbstmord Rache und Mord an Unschuldigen zu verüben – im Bewußtsein der Menschen verankert hat, jenes Prinzip, das in den letzten Jahren so sehr perfektioniert wurde.“ ebd. S. 122 f.
vgl. ebd. S.83; „Die Macht wird als ein Wert an sich angesehen, der immer wieder bestätigt werden muss; beinahe automatisch beschreitet man den Weg der Gewalt, statt andere Reaktionsmöglichkeiten auszuloten – und dies ist ein eindeutig ‚samsonsches‘ Handlungsmuster.“
Ralf Balke 2006 in der „Jüdischen Allgemeinen“: „Solche Analogien muss man nicht gut finden, liefern sie doch genau jenen Kommentatoren Munition, die den komplizierten Nahostkonflikt auf die zum Verständnis wenig hilfreichen Phrasen von David gegen Goliath oder ähnlich dummes Zeug reduzieren wollen.“
↑ [1]
Normdaten: PND: 118970399 – weitere Informationen | VIAF: 79057392
Personendaten
NAME Grossman, David
ALTERNATIVNAMEN Grossmann, David; Grosman, David
KURZBESCHREIBUNG israelischer Schriftsteller
GEBURTSDATUM 25. Januar 1954
GEBURTSORT Jerusalem

Vonhttp://de.wikipedia.org/wiki/David_Grossman“
Kategorien: Hörfunkmoderator | Autor | Literatur (20. Jahrhundert) | Literatur (21. Jahrhundert) | Literatur (Hebräisch) | Roman, Epik | Essay | Kinder- und Jugendliteratur | Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels | Person (Jerusalem) | Israeli | Geboren 1954 | Mann


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