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Pedro, am 17.12. 2013 um 08:47:03 Uhr
Anti-Aging

Der Begriff Anti-Aging, auch Altershemmung, ist eine Bezeichnung für Maßnahmen, die zum Ziel haben, das biologische Altern des Menschen hinauszuzögern, die Lebensqualität im Alter möglichst lange auf hohem Niveau zu erhalten und auch das Leben insgesamt zu verlängern. Verwendet wird dieser Begriff in der Medizin, von Ernährungswissenschaftlern, der Nahrungsergänzungsmittelindustrie, von Kosmetikherstellern und auch teilweise im Zusammenhang mit Schönheitsoperationen. Anti-Aging ist ein Marketingbegriff.

Anti-Aging unterscheidet sich von Verjüngung: Während Anti-Aging das Ziel hat, Alterungsprozesse zu verlangsamen, sollen diese durch Verjüngungsmaßnahmen zurückgesetzt werden.

Inhaltsverzeichnis

1 Altersforschung/Biogerontologie
2 Studien
3 Medizinische Anti-Aging-Therapien
3.1 Allgemeine Empfehlungen
3.2 Methoden ohne Wirkungsnachweis
3.2.1 Melatonin
3.2.2 Dehydroepiandrosteron
3.2.3 Wachstumshormone
3.2.4 Thymustherapie
4 Ernährung
5 Anti-Aging und Kosmetik
6 Siehe auch
7 Literatur
8 Weblinks
9 Quellen

Altersforschung/Biogerontologie

Wenn wir nicht so altern würden, wie wir es zurzeit tun, würde der Mensch nach Meinung von D. Pearson/S. Shaw durchschnittlich etwa 800 Jahre leben, nach Meinung von Randolph M. Nesse und George C. Williams etwa 690 Jahre. Die Lebensspanne wäre nur durch Unfälle, Fremd- oder Selbsttötung und Krankheiten begrenzt. Die durchschnittliche Lebenserwartung (LE) hat sich zwar in der letzten Zeit in den Ländern der Ersten Welt deutlich erhöht, das maximal erreichbare Lebensalter scheint dagegen seit sehr langer Zeit konstant bei etwa 120 Jahre (bis 122 Jahre) zu liegen, ohne dass derzeit abzusehen ist, dass dieser Wert zukünftig durch Anti-Aging-Maßnahmen beeinflussbar sein wird, da er unter Umständen genetisch determiniert ist.

Wissenschaftler der Biogerontologie sind überzeugt, dass der Prozess des körperlichen Alterns gleichzeitig durch mehrere Faktoren bedingt ist, von denen sich nur wenige bedingt beeinflussen lassen. Unterschieden werden prinzipiell:

Programmtheorien, genetische Ursachen (inkl. Telomerverlust), auch aktives Altern genannt

Wissenschaftliche Studien zur Zwillingsforschung haben ergeben, dass die Lebenserwartung zu etwa 30 Prozent durch die Gene vorgegeben ist. Andere Studien schätzen die Bedeutung der genetischen Ursachen höher ein und kommen auf einen Wert von 70 %. Wer aus einer Familie kommt, in der mehrere Vorfahren ein hohes Alter erreicht haben, hat selbst statistisch auch eine höhere Lebenserwartung. Langlebigkeit ist also ein vererbbares Merkmal. Eine Vielzahl von Genen (death genes, longevity assurance genes) sind bei Lebewesen inzwischen identifiziert worden.

Altern durch Lebensstil und Umwelteinflüsse

Erwiesenermaßen beeinflussen Lebensstil und Umweltbedingungen den Prozess des Alterns; sie können ihn verzögern oder beschleunigen. Negative Auswirkungen haben Tabakrauchen und hoher Alkoholkonsum, zu wenig Schlaf, Übergewicht, Stress, aber auch Verkehrslärm und Umweltverschmutzung.

Biochemisches Altern/Abnutzungstheorien

Das biochemische Altern ist ein Prozess, der im Körper abläuft und bei dem freie Radikale die wesentliche Rolle spielen. Sie entstehen permanent als Abfallprodukte des Stoffwechsels und gelten als potenziell zellschädigend. Nach Ansicht mancher Forscher können sie durch eine zusätzliche Zufuhr von bestimmten Vitaminen, Liponsäure oder Selen teilweise unschädlich gemacht werden, was sich auf den Prozess des Alterns auswirken soll. Auf den Menschen bezogene Studien, die dies beweisen, gibt es jedoch nicht.

Hormonelles Altern

Im Laufe des Lebens sinkt die Produktion verschiedener Hormone im Körper kontinuierlich, was als eine wesentliche Ursache des Alternprozesses und von Krankheiten wie Demenz, Arthrose, Knochenschwund und auch von Krebs angesehen wird.

Die Altersforscher gehen nach aktuellem Wissensstand davon aus, dass Menschen im Idealfall etwa 120 Jahre alt werden können. Bekanntlich erreichen sehr wenige tatsächlich dieses Alter. Ein Ziel der Forschung ist es, die Bedingungen zu ergründen, die das Erreichen eines sehr hohen Lebensalters fördern. Seit 1976 gibt es daher Untersuchungen der nationalen Gesundheitsinstitute der USA und des japanischen Gesundheitsministeriums auf der Insel Okinawa, auf der überdurchschnittlich viele Menschen leben, die mindestens 100 Jahre alt sind, nämlich rund 600 bei insgesamt 1,3 Millionen Bewohnern. Okinawa ist die ärmste Präfektur Japans, die Menschen leben vor allem vom Fischfang.

Relativ viele Hochbetagte leben aber auch auf Sardinien und in Neuschottland. In den Mittelmeerländern ist die Rate der Zivilisationskrankheiten niedriger als im übrigen Mitteleuropa. Bis heute hält sich auch das Gerücht, dass das Volk der Hunza besonders langlebig sei. Diese Annahme ist jedoch wissenschaftlich widerlegt, zu dieser Theorie ist es vermutlich durch reine Schätzung auf Grund des Aussehens älterer Menschen dieser Volksgruppe gekommen.
Studien

Der Nachweis einer tatsächlichen Lebensverlängerung ist schwer zu führen. Man braucht dazu große Vergleichsgruppen, die randomisiert prospektiv und am besten doppelblind mit verschiedenen Substanzen behandelt werden. Nach etwa 5 bis 10 Jahren vergleicht man die Sterblichkeit.

Obwohl der Markt für Anti-Aging-Mittel, insbesondere Hormone, Vitamine und Spurenelemente, wächst, konnte nach diesen strengen Kriterien die Wirksamkeit nicht sichergestellt werden. Bei der Vermeidung von Herzinfarkten waren beispielsweise die sogenannten Antioxidantien Vitamin E und C in großen Studien wie der englischen Heart Protection Study unwirksam. Andererseits zeigte Folsäure, ein Vitamin der B-Gruppe, bei mehreren Studien eine gute Wirkung gegen Kreislauferkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall [1].

Folgende Medikamente können die Lebenserwartung eines Teiles der Bevölkerung, der zur Arteriosklerose neigt (Männer ab 50, Frauen ab 65), möglicherweise günstig beeinflussen:

Blutdrucksenker wie ACE-Hemmer bei Menschen, die an krankhaft erhöhtem Blutdruck (arterielle Hypertonie) leiden. Ein überlegener Effekt besonderer Substanzgruppen ist bisher nicht nachgewiesen. Nachgewiesen ist ausschließlich eine effektive Blutdrucksenkung.
Entzündungs- und Thromobozyten-Aggregationshemmer (z. B. Acetylsalicylsäure). Rudolf Virchow hat 1852 die Arteriosklerose als primäre Entzündung der Schlagadern erkannt. Sie wird heute als epitheliale Dysfunktion im Initialstadium der Arteriosklerose beschrieben
Cholesterinsenker, wie beispielsweise Statine, wurden bisher nur bei koronaren Risikopatienten geprüft. Die ALLHAT-LLT-Studie[2] zeigte keinen Effekt der Intervention, während die ASCOT-LLA-Studie[3] einen Effekt festgestellt haben will. Die letztgenannte Studie weist erkennbare Mängel auf. Sie wurde vorzeitig abgebrochen, während die ALLHAT-LLT-Studie korrekt zu Ende geführt wurde.
Omega-3-Fettsäuren

Medizinische Anti-Aging-Therapien
Allgemeine Empfehlungen

Als Anti-Aging-Therapie werden ganz uneinheitlich unterschiedliche Maßnahmen bezeichnet. Das kann, angefangen bei der therapeutischen Behandlung bestimmter Alterskrankheiten wie Alzheimer und Gedächtnistraining, über Ernährungsberatung und bis hin zum Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln und Hormontherapien gehen. Bis in die 1990er Jahre galt auch die Frischzellentherapie als möglicheGeheimwaffegegen Alternsprozesse; in Deutschland wurde sie 1997 verboten. Im Jahr 2000 wurde das Verbot zwar aufgehoben, die Therapie ist mittlerweile jedoch nicht mehr besonders populär.

Auf Grund vorliegender Forschungsergebnisse empfehlen die verschiedenen Anti-Aging-Experten generell Dinge, die allgemein die Gesundheit fördern können:

Ausgewogene Ernährung
Vermeidung von Übergewicht und gemäßigtes „Hungern
Regelmäßige Bewegung (Verbrauch von mindestens 2000 bis 3000 Kalorien pro Woche); siehe auch Seniorensport
Verzicht auf das Rauchen
Verzicht auf ausgiebige Sonnenbäder und Besuche in Solarien
Vermeidung von negativem Stress

Die Hormonsubstitution bei alternden Menschen ist unter Medizinern umstritten. Hormongaben können auch negative Auswirkungen haben, wie es aus Studien ersichtlich ist. So steht die langfristige Einnahme weiblicher Hormone im Verdacht, das Risiko für ein Tumorwachstum zu erhöhen.[4] Die Zufuhr von Testosteron bei Männern fördert nachweislich die Entstehung von Prostatakrebs.
Methoden ohne Wirkungsnachweis

Folgende Maßnahmen werden immer wieder empfohlen, sind aber nicht durch große prospektive Studien belegt.
Melatonin

Zu den Anti-Aging-Hormonen gehört das Melatonin, das in der Zirbeldrüse produziert wird und den menschlichen Schlaf-Wach-Rhythmus steuert. Die körpereigene Produktion lässt im Alter nach, was unter anderem zu Schlafstörungen führen kann. Die Hypothese, dass Melatonin einen Anti-Aging-Effekt beim Menschen zeigen könnte, gehen zum einen auf die Schweizer Forscher Maestroni und Pierpaoli zurück, andererseits auf den US-amerikanischen Forscher Russell J. Reiter. In den Studien von Maestroni und Pierpaoli an Ratten wurden später schwerwiegende technische Mängel entdeckt.

In den USA gelten Melatoninpräparate als „Wundermittel“ und sind frei im Handel erhältlich, in Deutschland sind sie wegen des Fehlens des Unbedenklichkeitsnachweises nicht zugelassen. Der wissenschaftliche Nachweis, dass Melatonin tatsächlich das Altern verzögert, fehlt bislang; ebenso Langzeitstudien zu möglichen Nebenwirkungen. Melatonin müsste präventiv in relativ hoher Dosierung eingenommen werden, was eine Störung zirkadianer Rhythmen zur Folge hätte, wenn dieses nicht regelmäßig jeden Tag zu einer bestimmten Zeit eingenommen würde. Die Behandlung müsste streng genommen bereits in der Kindheit einsetzen, was sich wegen der störenden Einflüsse des Melatonins auf die kindliche sexuelle Entwicklung verbietet. Melatonin war darüber hinaus eine Zeit lang im Gespräch alsPille für den Mannund gilt alsWaffegegen freie Radikale.
Dehydroepiandrosteron

Dehydroepiandrosteron (DHEA) steuert die Produktion von Geschlechtshormonen bei Männern und Frauen. Die Konzentration von DHEA im Körper sinkt im Alter drastisch. Anti-Aging-Mediziner postulieren, dass eine Einnahme der Substanz positive Auswirkungen auf die Muskelmasse habe, die Haut straffer werde und sich das Gedächtnis verbessere. Auch zur positiven Wirkung der DHEA-Substitution gibt es keine verlässlichen wissenschaftlichen Studien. Es gibt Hinweise auf eine mögliche Begünstigung von Tumoren, doch wird dies von anderer Seite bestritten, unter anderem von der German Society of Anti-Aging-Medicine (GSAAM). Als Einzelsubstanz ist DHEA in Deutschland bislang nicht zugelassen, sie ist jedoch in Präparaten zur Behandlung von Frauen in den Wechseljahren enthalten. Die GSAAM betont auf ihrer Website: „In den pharmazeutischen Prüfberichten des Bundesamtes für pharmakologische Sicherheit ist keine einzige Nebenwirkung berichtet worden, weder im onkologischen noch im metabolen oder kardiologischen Bereich.“
Wachstumshormone

Seit einer 1990 publizierten Studie[5] gilt das Wachstumshormon Somatotropin (HGH, Human Growth Hormone) als besonders wirksames Anti-Aging-Mittel. Die Anhänger werben mit Aussagen wie Fettabbau, Hautgeneration, Prävention von Diabetes mellitus, Verbesserung des Stoffwechsels und eben verzögertes Altern. Auch die Bildung von Wachstumshormonen lässt im Laufe des Lebens kontinuierlich nach. Kritiker warnen jedoch vor unkalkulierbaren Risiken. Der Altersforscher Christoph Bamberger weist darauf hin, dass Tierversuche gezeigt haben, dass die Gabe von Wachstumshormonen Krebs begünstigt, da die Substanz generell alle Zellen zum Wachstum anregt, also auch möglicherweise vorhandeneschlafende“ Krebszellen.

Dem gegenüber verweisen Befürworter der Therapie mit Somatotropin auf Studien, die die Schutzwirkung dieses Substanz vor Krebs belegen. Die Anwendung von Somatotropin sollte unter Aufsicht eines spezialisierten Arztes erfolgen, der die Substitution in Abstimmung mit anderen defizienten Hormonen durchführt. Eine Monotherapie mit Somatotropin ist bei multipler hormoneller Defizienz – wie sie meist ab der Lebensmitte vorliegt – nicht empfehlenswert, da Somatotropin die Ausschüttung z.B. von Cortisol bremst, was die Stressresistenz verringern kann. Als Applikationsform ist nur die Injektion in das Unterhautfettgewebe wirksam.

In verschiedenen Tiermodellen konnte dagegen gezeigt werden, dass reduzierte Spiegel von Wachstumshormonen, und als Folge davon von IGF-1, sowohl die mittlere als auch die maximale Lebenserwartung signifikant erhöhen.[6] Heterozygote weibliche Mäuse bei denen der IGF-1-Rezeptorabgeschaltetwurde (Gen-Knockout) haben dementsprechend eine höhere Lebenserwartung.[7] Transgene Mäuse, die vermehrt Wachstumshormone exprimieren, weisen dagegen eine deutlich reduzierte Lebenserwartung auf, sind früher geschlechtsreif und zeigen altersbedingte Veränderungen ebenfalls deutlich früher, als der Wildtyp.[8][9]
Thymustherapie

Mit zunehmendem Alter lässt die Aktivität des Thymus, der für das Immunsystem eine wichtige Funktion hat, nach (Immunoseneszenz). Um diesem Effekt entgegenzuwirken, wurden früher Thymuspräparate von Schaf-Embryonen im Rahmen der Frischzellentherapie injiziert. Heute werden meist Präparate aus getrockneten Thymusdrüsen von ausgewachsenen Schafen oder Schweinen oral verabreicht. Diese Therapie wird von einigen Ärzten und Heilpraktikern mit dem Ziel angeboten, die Immunabwehr zu stärken. Mitunter wird auch behauptet, dass damit Krebs bekämpft werden könne. Es wird auch damit geworben, dass Thymuspräparate das Altern verzögern. Studien, die diese Behauptungen wissenschaftlich belegen, gibt es dazu nicht.
Ernährung

Häufig wird eine hohe tägliche Zufuhr der Vitamine A, C und E empfohlen sowie von Selen, um die schädliche Wirkung der freien Radikale zu bremsen. Bei einem solchen Vorgehen müssten die entsprechenden Substanzen allerdings in hoher Dosierung lebenslang gegeben werden. Zu hohe Vitamin-C-Gaben führen wiederum zu einem Ansteigen der Konzentrationen an freien Radikalen insbesondere in Anwesenheit von freiem Eisen, was eine mögliche Wirkung in Frage stellt. Außerdem wird häufig geraten, auf rotes Fleisch, tierische Fette, Zucker, regelmäßigen Kaffee- und Alkoholkonsum und Nikotin zu verzichten. Statt Rotwein wird eherRoter Traubensaft“ oder „Weintraubenextrakt aus roten Trauben und Kernen“ empfohlen.[10] Die Gelatine-Hersteller behaupten, dass durch die Einnahme von täglich 10 Gramm ihres Produktes unter anderem das Bindegewebe gefestigt und die Faltentiefe der Haut gemindert werde.[11]

Nachweislich leben überdurchschnittlich viele Menschen, die älter als 100 Jahre alt werden, auf Okinawa und auf Sizilien; auf beiden Inseln werden die Geburten amtlich erfasst.[12] Im Gegensatz dazu gibt es zum Beispiel für die Altersangaben der Hunzukuc keine amtlichen Belege. Auf Okinawa ernähren sich die Bewohner vor allem von Fisch, Nori, Goya-Gurken, Soja, Tofu, Kohl, Süßkartoffeln, Obst und grünem Tee. Auf Sizilien wird viel Gemüse gegessen, außerdem spielen Fisch und Olivenöl bei der Ernährung eine wichtige Rolle.

Da die meisten Menschen, die über 100 Jahre alt werden, schlank sind und tendenziell eher Untergewicht haben, was auch auf Okinawa und Sizilien der Fall sein soll, gibt es außerdem den Tipp, die tägliche Kalorienzufuhr zu senken und bei den Mahlzeiten nie bis zur völligen Sättigung zu essen.

Eine lebenslange hypokalorische Ernährung (Kalorienrestriktion) erhöht die Lebenserwartung bei Tieren, aber auch bei Einzellern, und ist bis jetzt bei Mäusen, Ratten, Fischen, Fliegen und Spinnen nachgewiesen. In Tierversuchen an Mäusen, aber auch bei Menschenaffen habe sich durch eine ständige leichte „Hungerkur“ das Lebensalter um bis zu 40 Prozent verlängert, bei Hefezellen um 70 Prozent.[12] Bei Mäusen entspricht das einem Plus von zwei Jahren. Anhänger einer permanenten unterkalorischen Ernährung bezeichnen sich selbst als Cronie.

Einige Wissenschaftler bezweifeln, dass sich die Ergebnisse auf den Menschen übertragen lassen. Außerdem hat eine dauernde unterkalorische Ernährung auch unerwünschte Begleiterscheinungen. Bei Affen wurde Knochenschwund festgestellt, außerdem sinkt die Körpertemperatur und die Paarungsbereitschaft verschwindet.[12]

Eine Variante der Kalorienrestriktion ist das intermittierende Fasten.

David Sinclair von der Harvard Medical School in Boston ist davon überzeugt, dass eine extreme Diät einen „Notruf“ in den Körperzellen auslöst, der den Alterungsprozess drastisch verlangsamt. Er hat in Laborversuchen herausgefunden, dass sich dieser lebensverlängernde Effekt in vitro bei Hefezellen durch die Substanz Resveratrol aus Rotwein künstlich auslösen lässt. Ob sich das Ergebnis auf Menschen übertragen lässt, ist offen.[12]
Anti-Aging und Kosmetik

Sichtbares äußeres Zeichen des Alterns ist die Hautalterung, die etwa ab dem 25. Lebensjahr einsetzt und irgendwann vor allem in Form von Falten sichtbar wird. Dabei wird wieder zwischen dem biologischen Altern und dem Altern durch äußere Einflüsse unterschieden. Biologisch verlangsamt sich die Geschwindigkeit der Zellerneuerung, die Fähigkeit Feuchtigkeit zu speichern nimmt ab. In tieferen Hautschichten wird durch das Enzym Collagenase mit zunehmendem Alter immer mehr Kollagen abgebaut, wodurch die Haut an Elastizität verliert.[13][14]

Der wichtigste äußere Faktor bei der Hautalterung ist die Einwirkung von UV-Strahlung, auch als Lichtalterung bezeichnet. Die UV-Strahlung lässt freie Radikale entstehen, die Zellbestandteile zerstören und Zellen zum Absterben bringen können. Vor allem ausgiebige Sonnenbäder und Besuche im Solarium verstärken diese Form des Alterns. AuchAltersfleckensind Sonnenschäden. Auch Nikotingenuss führt zu einer vorzeitigen Hautalterung mit Faltenbildung.

Da deutlich sichtbare Falten als Zeichen des Älterwerdens zumindest im westlichen Kulturkreis als nicht erstrebenswert gelten, werden zahlreiche Kosmetikprodukte mit dem Schlagwort Anti-Aging und dem Versprechen der Faltenreduktion beworben. Der Begriff Anti-Aging ist nicht gesetzlich geschützt, kann also beliebig benutzt werden. Am größten ist das Marktangebot bei Gesichtscremes, wobei verschiedene Inhaltsstoffe als „Faltenkiller“ beworben werden. Dazu zählen Vitamin C, Retinol, Kollagen, Coenzym Q10, Hyaluronsäure, aber auch Kaviarextrakt und sogar Goldpartikel.

Stiftung Warentest bemängelt regelmäßig in seinen Untersuchungen mangelnde bzw. nur kurze und geringe Wirksamkeit der Produkte.[15][16] Fälschlicherweise pauschalisiert stellt Stiftung Warentest fest, dass die Wirkstoffe nur an der Oberfläche der Haut wirkten und nicht eindrängen.[17] Dies gilt jedoch nur für einige Wirkstoffe.

So ist das Problem der Applikation über die Haut vor allem die Molekülgröße. Da die obere Hautschicht reich an Lipiden ist, werden am besten niedermolekulare lipophile Substanzen aufgenommen. Entgegen Werbeversprechen wird Kollagen, Hyaluronsäure u.v.m. nicht von der Haut aufgenommen.[18]

Ein wirksames Mittel gegen die Hautalterung (vor dem Auftreten der Schäden/Falten) wären Antioxidantien, die die freien Radikale neutralisieren können. Hier kommen Vitamin C, Vitamin B3, α-Liponsäure, Grünteepolyphenole[19] und Vitamin E in Betracht, von letzterem insbesondere Tocotrienole.[20] Diese sind in lebenden Zellen besonders aktiv und können auch sehr gut in die Haut eindringen.[21]

Die Kosmetikbranche bzw. kosmetische Medizin bieten unter den Begriffen Anti-Aging oder Pro-Aging ein breites Spektrum von Methoden zur Bekämpfung von Falten an. Häufig wird der Begriff auch für Maßnahmen der Schönheitschirurgie verwendet. Die Wirkung aller Methoden ist zeitlich auf Monate oder Jahre begrenzt und teilweise mit Risiken verbunden. Das Altern des Organismus und der Haut wird dadurch de facto nicht beeinflusst.
Siehe auch

Telomerase
Biogerontologie
Unsterblichkeit

Literatur

Christoph M. Bamberger: Besser leben - länger leben, Droemer Knaur 2006. 224 Seiten. ISBN 3-426-64280-8.
D. Heutling, H. Lehnert: Hormontherapie und Anti-Aging. Gibt es eine Indikation? Der Internist. ISSN 0020-9554. 49,5-2008:570-580. DOI 10.1007/s00108-008-2110-3 (Studienlage wird vorgestellt)
Günther H. Jacobi u.a.: Kursbuch Anti-Aging, Thieme Verlag 2004, ISBN 3-131-39091-3
Rüdiger Schmitt und Simone Homm: Handbuch Anti-Aging & Prävention, Verlag im Kilian 2008. 542 Seiten. ISBN 3-932-09195-7.
Manfred Stöhr: Die Wahrheit über Anti-Aging. Risiken erkennen - Chancen nutzen, Eichborn Verlag 2005, ISBN 3-821-85597-5
Verbraucherzentrale NRW: Antiaging- und Wellness-Präparate. 2006. 96 Seiten.

Weblinks
Wiktionary: Anti-Aging – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

German Society of Anti-Aging-Medicine
Kerstin Heydecker: Anti Aging: Forever young ?! Eigene Zusammenfassung einer Diplomarbeit. reife.ch, 2003, abgerufen am 25. November 2010.
Jochen Zielke: Anti Aging. Planet Wissen, 1. Juni 2009, abgerufen am 25. November 2010.
Petra Storch: Anti-Aging: Produkte im Aufwind. wdr.de, 17. Mai 2010, abgerufen am 25. November 2010 (Sendungsbeitrag).
Von Alexander Stirn: Altern ist auf jeden Fall ungesund. Interview mit Aubrey de Grey. sueddeutsche.de, 23. Juni 2006, abgerufen am 25. November 2010.

Quellen

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Major outcomes in moderately hypercholesterolemic, hypertensive patients randomized to pravastatin vs usual care: The Antihypertensive and Lipid-Lowering Treatment to Prevent Heart Attack Trial (ALLHAT-LLT). In: JAMA 288, 2002, S. 2998–3007. PMID 12479764
P. S. Server u. a.: Prevention of coronary and stroke events with atorvastatin in hypertensive patients who have average or lower-than-average cholesterol concentrations, in the Anglo-Scandinavian Cardiac Outcomes Trial – Lipid Lowering Arm (ASCOT-LLA): a multicentre randomised controlled trial. In: The Lancet 361, 2003, S. 1149–1158. PMID 12686036
↑ Medical-tribune.de: „Transsexuelle: Vorsicht bei schwerem Kopfschmerzvom 11. Februar 2008.
↑ Rudman, D. et al.: Effects of human growth hormone on men over 60 years old. In: New England Journal of Medicine. Nr. 323, 1990, S. 16.
A. Bartke u. a.: Genes that prolong life: relationships of growth hormone and growth to ageing and life span. In: J Gerontol A Biol Sci Med Sci 56, 2001, S. B340–349. PMID 11487592 (Review)
M. Holzenberger u. a.: IGF-1 receptor regulates lifespan and resistance to oxidative stress in mice. In: Nature 421, 2003, S. 182–187. PMID 12483226
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R. Giordano u. a.: Growth hormone treatment in human ageing: benefits and risks. In: Hormones 7, 2008, S. 133–139. PMID 18477550 (Review)
Rudolf Hänsel, Otto Sticher: Pharmakognosie - Phytopharmazie, 9. Ausgabe, Springer, 2009 ISBN 978-3-642009-62-4, Seite 347
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Dr. med. Werner Voss: Hautalterung aus medizinischer Sicht. dermatest, 27. Juli 2005, abgerufen am 25. November 2010 (PDF-Datei, 121 kB).
Cornelia Stolze: Spuren der Zeit. Hautalterung. In: Ratgeber Haut. stern.de, 9. September 2008, abgerufen am 25. November 2010.
Test Anti-Age-Cremes Stiftung Warentest, 25. April 2002
Test Antifaltencremes Stiftung Warentest, 3/2007
Test Augencremes gegen Falten Stiftung Warentest, 6/2007
↑ Freissmuth et al: Pharmakologie & Toxikologie. Wien, 2012. S12
↑ Kerscher M, Buntrock H.: Anti-aging creams. What really helps? In: Hautarzt. 2011 Aug, S. 607-613, PMID: 21755353
↑ Yamada u. a.: Dietary tocotrienol reduces UVB-induced skin damage and sesamin enhances tocotrienol effects in hairless mice. In: J Nutr Sci Vitaminol (Tokyo) 54, 2008, S. 117–123. PMID 18490840
L. Packer, S. U. Weber und G. Rimbach: Molecular aspects of alpha-tocotrienol antioxidant action and cell signalling. In: J Nutr 131, 2001, S. 369S–373S. PMID 11160563



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