Anzahl Assoziationen zu diesem Stichwort (einige Beispiele folgen unten) 47, davon 47 (100,00%) mit einer Bewertung über dem eingestellten Schwellwert (-3) und 39 positiv bewertete (82,98%)
Durchschnittliche Textlänge 1193 Zeichen
Durchschnittliche Bewertung 0,809 Punkte, 5 Texte unbewertet.
Siehe auch:
positiv bewertete Texte
Der erste Text am 23.3. 2001 um 10:09:44 Uhr schrieb
home(r) über letxt
Der neuste Text am 6.3. 2024 um 11:03:01 Uhr schrieb
schmidt über letxt
Einige noch nie bewertete Texte
(insgesamt: 5)

am 24.8. 2002 um 17:11:27 Uhr schrieb
Gabittafürst über letxt

am 6.3. 2024 um 11:01:28 Uhr schrieb
schmidt über letxt

am 6.3. 2024 um 11:03:01 Uhr schrieb
schmidt über letxt

Einige überdurchschnittlich positiv bewertete

Assoziationen zu »Letxt«

Friedrich W. Block schrieb am 3.4. 2001 um 21:11:45 Uhr zu

letxt

Bewertung: 1 Punkt(e)

2. Mit digitaler Poesie geschieht nichts radikal Neues.

Damit ist zweierlei angesprochen: erstens das Neue als ästhetischer Wert an sich und zweitens die Frage nach dem Verhältnis digitaler Poesie zur Tradition.

In den letzten Jahren gibt es kaum einen Begriff, der so fröhliche Urständ feiert wie der des Neuen. Die Neuen Medien machen's möglich. Es gibt sogar wieder ein Avantgarde-Bewußtsein im Einzugsbereich digitaler Ästhetik, ein Avantgarde-Bewußtsein, das in Stil, Gestus und auch Aussage nicht selten an historische Manifeste erinnert. Mit dem Focus auf Neue Medientechnologien wird fragwürdigerweise der aggressivste Zeitbegriff der Moderne wiederbelebt, nämlich der des Fortschritts. Damit unterwirft man die Medienkunst, und die digitale Poesie als ihren Teil, ungeschützt der »Logik des ökonomischen Tauschs« (Boris Groys). Jedenfalls handelt man sich mit dem Neuen paradoxerweise das Älteste ein, was die Moderne zu bieten hat. Ich meine dagegen: Kunst bzw. Literatur schreiten nicht mehr fort, sie erweitern sich beständig, und die Beschäftigung mit den digitalen Medien hat da einige Impulse geliefert.

Eine andere Frage ist das Verhältnis zur Tradition. Das Avantgardebewusstsein bringt mit sich, dass man sich von der Tradition deutlich absetzen möchte. Wie aber wird diese Tradition gezeichnet? Doch oftmals so grobschlächtig, dass das Traditionelle ein wenig an Windmühlenflügel erinnert: das Buch, Printliteratur, die Gutenberggalaxis, damit verbunden: lineare Erzähltechniken, Eindimensionalität, Auktorialität, Sinntiefe, Finalität etc. Spätestens die Romantik hatte hiermit recht weitgehend aufgeräumt, und seit Mallarmé, Chlebnikov oder Ball sind bekanntlich auch Buch und Druck keine poetisch verbindlichen Größen mehr. Also muss die Frage der Tradition positiver gestellt werden. Das aber macht die nächste These nötig:

Friedrich W. Block:
Acht poetologische Thesen zur digitalen Poesie
http://www.le-txt.de/acht_thesen.htm

Friedrich W. Block schrieb am 3.4. 2001 um 22:20:02 Uhr zu

letxt

Bewertung: 1 Punkt(e)

Die Franzosen waren es auch, die sich früh mit der Zeit in digitalen Texten beschäftigt haben. Etwa mit dem Verhältnis von Bewegung auf dem Bildschirm bzw.Textanimationen einerseits und Wahrnehmungs- wie auch interaktiven Eingriffsmöglichkeiten in diesen Bewegungsablauf andererseits. Auch ging es darum, die Spannung zwischen den Zeitgrößen des programmierten Textes, des wahrgenommen und des gelesenen Textes zu erkunden.

Von diesem Zeit- und Bewegungsverständnis her interessiert man sich in jüngerer Zeit besonders für die Inszenierung von Datenverabeitungsprozessen, etwa für die digitale Umrechnung von durch die Nutzer eingegebenem Text in Bilder im »Verbarium« (http://www.icono.org/verbarium/) von Christa Sommerer und Laurent Mignonneau oder für kollaborativen Eingaben in ein kollektives Gedächtnis mit strengem Zeitfenster im Rahmen von »23:40« von Guido Grigat. (http://www.dreiundzwanzigvierzig.de/)

Dieses Konzept von Bewegung zwischen Animation und kybernetischem Prozess findet sich übrigens schon explizit im »Pilot-Plan für Konkrete Poesie« der brasilianischen Noigandres-Gruppe aus dem Jahr 1958.
Friedrich W. Block:
Acht poetologische Thesen zur digitalen Poesie
http://www.le-txt.de/acht_thesen.htm

florian cramer schrieb am 24.3. 2001 um 15:08:55 Uhr zu

letxt

Bewertung: 1 Punkt(e)

Auch wenn sich trefflich argumentieren läßt, daß zum Beispiel der ,,Hypertext`` - zugleich Codierung und ästhetisches Programm der meisten Netzdichtung - sich nur in die oberste Oberfläche des Textgebildes Internet schreibt, leitet sich daraus kein Anspruch ab, daß alle Computernetzdichtung ihren Text gefälligst algorithmisch ausführbar machen soll und simultan mit den Codes der natürlichen Sprache, der Programmiersprachen und der Netzwerkprotokolle dichten. Dies zu fordern, wäre nicht nur vermessen, sondern auch ästhetisch naiv. Nicht vermessen jedoch scheint mir der Anspruch, daß Computernetzdichtung auch in technisch restringierter Codierung ihre semiotischen und technischen Bedingungen so reflektiert, wie es zum Beispiel die konzeptualistische Netzkunst von jodi.org, I/O/D, Mongrel, Heath Bunting, des ASCII Art Ensemble und von 0100101110101101.org bereits tut und getan hat
aus:
http://userpage.fu-berlin.de/~cantsin/aufsaetze/netzliteratur/kombinatorische_dichtung.html

JUTTA HEESS schrieb am 29.3. 2001 um 20:41:52 Uhr zu

letxt

Bewertung: 1 Punkt(e)

Womit sich die nächste Frage stellt: Wie sieht es mit der Qualität der Netzliteratur aus? Und auch darüber lässt sich natürlich streiten. Aber das Schicksal des Zeit-Internetliteraturpreises beweist: Viel zu prämieren gibt es nicht. Nach dreimaliger Auslobung wurde die Auszeichnung 1998 eingestellt. Internetliteratur konnte die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen. Jurymitglied Erhard Schütz etwa schrieb 1997 in der taz über die »Mätzchen der Poesieälbler« und bezeichnete die digitalen literarischen Auswürfe als »Florilegium der Primanerpoesie«.

Zwei extreme Positionen stehen sich also im Reich der Hypertexte gegenüber: Voll Idealismus und unermüdlich produzieren die E-Poeten, immer bemüht, eine neue Kunstform zu etablieren. Doch auf Anerkennung müssen sie nach wie vor verzichten. Netzliteratur schreiben ist immer noch ein Privatvergnügen, Netzliteratur lesen noch nicht mal das. Aber natürlich gibt es Ausnahmen. Zum Beispiel Nika Bertram, die gerade mit ihrem Roman »Der Kahuna Modus« debütierte - in gewissem Sinn ein Stück Netzliteratur, denn inhaltlich spielt der Cyberspace eine große Rolle. Zusätzlich bietet die Autorin unter www.kahunamodus.de ein Rollenspiel an, in dem die Leser den Personen aus dem Buch begegnen können. Eine gelungene Kombination von Literatur und Interaktivität. Von der reinen Netzdichterei hält aber auch Bertram wenig. Literatur als Kollektivergebnis erinnere sie an die Männchen, die man früher gemeinsam gemalt hat: einer die Füße, der nächste die Beine, Bauch und Kopf wieder ein anderer. »Das Ergebnis war nie besonders schön.« JJUTTA HEESS

pechlucky@taz.de


taz Nr. 6409 vom 29.3.2001, 258 Zeilen, JUTTA HEESS
http://www.taz.de/pt/2001/03/29.nf/isText.idx,1.ausg,is_200103

war nie besonders schön." schrieb am 29.3. 2001 um 20:38:52 Uhr zu

letxt

Bewertung: 1 Punkt(e)

Einsam im Club der digitalen Dichter

Das Internet ist eigentlich ein Textmedium. Trotzdem werden literarische Texte nur selten dafür geschrieben. Noch seltener werden sie gelesen.
Die digitalen Poeten aus Leidenschaft bleiben allein in ihrem Netz, anerkannte Autoren wollen am Ende doch lieber auf Papier gedruckt werden

»Ich lese Mark Leyner und Jean Baudrillard gleichzeitig, auf dem Schoß ein Exemplar von Wired, Hypertext von Carolyn Guyer auf dem Monitor, . . . während ich mir «Dirty» von Sonic Youth anhöre, ganz, ganz laut aufgedrehtMal abgesehen davon, dass man bei Musik von Sonic Youth eigentlich an nichts anderes mehr denken will - der Webpoet Lance Olsen scheint ein Meisterleser der Netzliteratur zu sein, der Gleichzeitigkeit nämlich, der multimedialen Interaktion und der nichtlinearen Erzählstrukturen.

Aber hat schon jemand etwas von Lance Olsen gehört? Oder gar gelesen? Rein ins Netz dichten viele, und auf zahlreichen Homepages wird vermeintlich Literarisches angepriesen. Eine Art digitaler Schriftstellerverband der tapferen Schreiberlein ist zum Beispiel der Internetliteratur-Webring www.bla2.de. Als neue Kunstform konnte sich die Netzliteratur bislang jedoch nicht etablieren.

Warum das so ist, wurde jetzt am Rande der Leipziger Buchmesse im Rahmen der »ersten leipziger hypertext mustermesse« (www.le-txt.de) mit Leidenschaft diskutiert. Als Zuhörer fühlte man sich dabei an die frühen 90er-Jahre erinnert. Schon damals fand eine rege Debatte über das junge Genre und eine intensive Suche nach einem neuen Literaturbegriff statt. Und auch in Leipzig wurde schnell klar: Bevor über die Qualität von Digi-Poesie gesprochen werden kann, muss eine Definition her.

Der erste Schritt leuchtet ein: Netzliteratur ist nicht einfach Literatur im Netz. Stephen King, der einen Roman kapitelweise ins Internet stellt, ist demnach kein Netzschriftsteller. »Netzliteratur muss etwas tun, was im Buch nicht geht«, erklärt der Literaturwissenschaftler Florian Cramer. Sie unterscheide sich in Form und Enstehungsprozess von druckbarer Literatur. Was er meint, lässt sich an seinem Textgenerator »Permutationen« unter http://userpage.fu-berlin.de/~cantsin/index.cgi überprüfen. Vorgefundene Texten bilden nach dem Zufallsprinzip neue Wort- und Buchstabenkombinationen. »Das ist ein hochinteressantes Stück Literatur«, findet er.

Spätestens jetzt stellt sich Verwirrung ein: Einerseits betonen die Netzliteraten ihre ästhetische Eigenständigkeit - andererseits wird die gebräuchliche Terminologie computergenerierter Textschnipsel angewendet. Auch Quelltexte, Netzwerkprotokolle und Computerviren lassen sich demnach unter diesen Literaturbegriff fassen. Oder Texte, die im Kollektiv entstehen - wo jeder zum Autor wird und ein bisschen mitschreiben darf.

JUTTA HEESS

pechlucky@taz.de


taz Nr. 6409 vom 29.3.2001, 258 Zeilen, JUTTA HEESS
http://www.taz.de/pt/2001/03/29.nf/isText.idx,1.ausg,is_200103

Friedrich W. Block: schrieb am 3.4. 2001 um 22:11:21 Uhr zu

letxt

Bewertung: 1 Punkt(e)

6. Digitale Poesie erweitert das Spektrum der poetischen Gestaltung von Raum und Zeit

Räumliche Erweiterungen betreffen z.B. den Sprung von der weißen Buchseite - Ausgangssituation etwa der modernen visuellen Poesie - in den auf dem Bildschirm simulierten dreidimensionalen Raum, der von Schrift und Bild bevölkert wird - erstmals schon Ende der 60er in den Cybernetic Landscapes von Aaron Marcus. Sie betreffen raumgreifende Hardware in Installationen - etwa in der erwähnten Arbeit von Fietzek oder in der legendären Legible City von Jeffery Shaw. In beiden Fällen erscheint der Benutzer sowohl repräsentiert als auch real auf der Schrift- und Bildfläche.

Und natürlich finden sich räumliche Erweiterungen im Zusammenhang mit Computernetzwerken, etwa wenn der »Webstalker«. (http://bak.spc.org/iod/) Datenströme im Internet visualisiert, besonders aber auch in kollaborativen Schreibprojekten, die im Frankreich der frühen 80er ihren Anfang nahmen und für die hierzulande besonders Heiko Idensen (http://www.hyperdis.de/) avanciert und vielfältig verantwortlich zeichnet.

Friedrich W. Block:
Acht poetologische Thesen zur digitalen Poesie
http://www.le-txt.de/acht_thesen.htm

Einige zufällige Stichwörter

Liebste
Erstellt am 30.9. 2002 um 16:31:19 Uhr von mondkalb, enthält 36 Texte

Schöne-Sätze
Erstellt am 25.3. 2000 um 13:08:17 Uhr von phoros, enthält 124 Texte

Ablativ
Erstellt am 29.4. 2003 um 04:44:28 Uhr von mod, enthält 9 Texte

Reichsflugscheibe
Erstellt am 26.9. 2005 um 12:47:50 Uhr von Das Arschloch, enthält 17 Texte

Herrschaft
Erstellt am 5.12. 2001 um 23:02:19 Uhr von Gaddhafi, enthält 28 Texte


Der Assoziations-Blaster ist ein Projekt vom Assoziations-Blaster-Team (Alvar C.H. Freude und Dragan Espenschied) | 0,0366 Sek.