Anzahl Assoziationen zu diesem Stichwort (einige Beispiele folgen unten) |
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Der erste Text |
am 30.6. 2000 um 12:45:16 Uhr schrieb Chriss
über vergessen |
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am 16.4. 2023 um 09:56:38 Uhr schrieb Bettina Beispiel
über vergessen |
Einige noch nie bewertete Texte (insgesamt: 152) |
am 24.10. 2005 um 00:15:22 Uhr schrieb LachBus über vergessen
am 11.1. 2006 um 18:25:41 Uhr schrieb heini über vergessen
am 20.1. 2004 um 18:51:02 Uhr schrieb biggi über vergessen
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Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Vergessen«
Mcnep schrieb am 26.12. 2000 um 15:11:15 Uhr zu
Bewertung: 14 Punkt(e)
Neulich bin ich im Wartezimmer eines Neurologen vergessen worden. Eine dieser riesigen dallashaften Gemeinschaftspraxen, in denen Zeitschriften wie 'Der Fondsanleger', 'Arzt und Medizin' und die 'Neue Revue' ausliegen. Bestellt war ich für eine Besprechung meiner 'Reizleitungsmessung', ich hatte 4 Wochen zuvor eine Untersuchung meiner linken Armnerven vornehmen lassen - Ring- und kleiner Finger schlafen mir des öfteren einfach so ein. Das man bei dem Arzt warten muss, ist mir also schon bekannt gewesen, ebenso die Auswahl an Zeitschriften, daher hatte ich mir ein Büchlein von Uwe Johnson mitgenommen, 'Zwei Ansichten' damals 1965 sicher der letzte Schrei, heute kommen einem solche deutschdeutschen Liebesgeschichten eher archäologisch vor, jedenfalls kaum näher als der trojanische Krieg. War aber sehr fordernd und doch unterhaltsam geschrieben, und so fiel mir k a u m auf, daß seit meinem Bestelltermin 14.45 bereits 4 Stunden vergangen waren. Als dann jedoch ein türkisches Reinigungskommando begann, scheu und angewidert um mich herumzuwischen, wurde mir die Sache unheimlich, und ich fragte bei der verbliebenen Sprechstundenhilfe nach. Die wurde sehr verwirrt, fragte nach, ob ich mich denn auch beim Empfang angemeldet hätte (hatte ich) und begann dann sehr panisch nach dem Doktor zu suchen, der bereits auf dem Heimweg zu sein schien. Der wurde dann auch noch gefunden, bereits in einen teuer wirkenden Staubmantel gekleidet, und er eröffnete dann das Gespräch mit der Klage über seinen späten Feierabend, und daß er das nicht mehr ewig machen wolle, und dann wolle er sich ganz aufs Schafezüchten konzentrieren, 25 Stück hätte er schon, und er zeigte mir ein Bild seines Leithammels, daß an genau der Stelle seines Schreibtisches stand, wo in Amifilmen und auch sonst immer die Fotos von der Familie stehen, und ob ich eigentlich wüsste was für einen RIESENSACK so ein Widder hätte (entsprechenden Handbewegung, etwa einen Volleyball andeutend) und er hätte gerade wieder zwei Lämmer... Ich vermute das war das Beruhigungskonzept für draufgesetzte Patienten, Schafe und Säcke, das entspanntt. Mich interessierte das aber eher wenig, zumal mir allmählich klar wurde, daß ich 240 Buchseiten auf einem harten Designerstuhl verbracht hatte, nur um über Widderskroten informiert zu werden. Und richtig: der Kopf sowieso ohne Befund, und die Armschmerzen ein Syndrom, so lächerlich daß ich seinen Namen vergessen habe, kommt vom Schlafen mit gekrümmtem Arm, muss man ignorieren oder eine Ellbogenmanschette tragen. (Oder nachts mit einem Seil im 135°-Winkel an der Decke befestigt, der träumende Nazi)
Jana schrieb am 9.7. 2000 um 17:03:10 Uhr zu
Bewertung: 21 Punkt(e)
Ich war alleine damals. Nicht allein gelassen, ich gin gnur einfach allein durch den Wald, wollte nach Hause. Es war niemand bei mir. Ich fühlte mich nicht allein, oder vergessen. Darüber habe ich nicht nachgedacht, mein Kopf war von den Gedanken erfüllt, nach Hause zu kommen um meinen Freund anzurufen. Bald. Aus bald wurde später. So etwa 5 Stunden. Ich hatte für den restlichen Kilometer etwa 1 1/2 Stunden gebraucht. War auch sehr anstrengend, auf dem Bauch, kriechend. Manchmal wurde ich bewußtlos. Ich hatte zuviel Blut verloren. Er hatte mir den Ast in die Seite gerammt als ich mich nicht weit genug nach vorne beugte. Hätte ich es doch getan...
Er hat mich lange geschlagen... und dann vergewaltigt, 6 mal. es hat wehgetan. Zweimal wurde ich bewußtlos. Da hat er aufgehört bis ich wieder bei mir war. Er hat mich nicht mit seinem eigenen Penis vergewaltigt, ich nehme an das konnte er nicht, er war wohl impotent. Er folterte mich eigentlich mehr. Noch heute habe ich Angst vor Dartpfeilen und Korkenziehern. Kann ich verzeihen?- Er hatte eine schlimmer Kindheit. Kann ich vergessen? - Es ist ja schon Jahre her.
Nein kann ich nicht. Vergessen haben mag er es. Oder sich verziehen. Ich werde es nicht tun. Er hat mir soviele Stunden Glück genommen. Zuviel Lebensfreude, die mir jahrelang abhanden gekommmen ist. Sie kommt nicht zurück.
Er aber. Fast jede Nacht.
Claudia schrieb am 3.9. 2010 um 09:38:35 Uhr zu
Bewertung: 28 Punkt(e)
Termine habe ich schon immer vergessen oder verwechselt. Ich weiss noch, wie ich den einen Tag zur Schule kam und die ganze Klasse stand ohne Mappen vor dem Schulgelände. Unsere Lehrerin fuhr mich an. Claudia gerade noch rechtzeitig, der Bus kommt gleich, wir fahren in den Safaripark. Heute? Ich dachte es wäre erst nächste Woche.
Alle schüttelten den Kopf. Claudia!
Eine Lehrerin, die gerade kam war so freudlich, meine Mappe mit in Lehrerzimmer zu nehmen und sie dort einzuschließen, damit ich sie nicht umherschleppen muß. Eine Freundin borgte mir etwas Geld und gab mir was von ihrer Verpflegung ab. Das einzige blöde war, daß wir in der ersten Stunde Sport gehabt hätten. Und deshalb habe ich es wie immer gemacht, ich habe meine Sportsachen gleich zu hause angezogen, Hose und Jacke drüber und dann los. So spart man sich einmal umziehen.
Im Bus zog ich meine Jacke aus und saß im Gymnastikanzug und Jeans da. Die Jungs feixten sich eins und ich hatte den ganzen Tag keine Möglichkeit mehr mich umzuziehen. Es wurde auch so warm, daß ich die Jacke ausziehen mußte und so schon in dem langärmeligen Gymnastikanzug schwitzte. Unsere Lehrerin meinte dazu, daß das vielleicht hilft, das ich nichts mehr vergesse.
Hat aber nicht geholfen.
Marc Ries schrieb am 26.3. 2001 um 00:10:46 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
der verlorene Apfel - zum aktiven vergessen, von Marc Ries
Das Problem mit unserem gängigen Verständnis von Vergessen
und Erinnern ist, daß beide sich auf etwas beziehen, das ihnen vorgelagert
ist, bzw. dem sie sich in gewisser Weise unterordnen sollen. Ich erinnere
mich eines Geschehens, das einige Zeit zurückliegt, ebenso vergesse
ich Dinge, die in der Zeit liegen. Dieses Verfahren ist eine Art Repräsentationsmodell.
Es geht davon aus, daß es eine prinzipielle Abbildbarkeit gibt zwischen
dem Zu-Erinnernden und der Erinnerung, zwischen dem was erinnert, und dem was als einmaliges Ereignis in der Zeit sich zugetragen hat. Jedoch, diese
Korresponenz zwischen Original und erinnerter Kopie hat es so nie gegeben.
Erinnern sagt ein ehemaliges Ereignis nicht noch einmal, sondern macht
aus diesem ein eigenständiges, ein zweites Ereignis - im Hinzufügen,
im Transformieren der Bestandteilen, im Erfinden neuer Bezüge. Aktives
Erinnern, das mit dem Erinnerten ein Neues in die Welt setzt.
Gleiches passiert mit dem Vergessen. Auch das Vergessen begründet
nicht einen Mangel, eine Leerstelle in einer früheren Sinnkette, steht
nicht in negativer Beziehung zu einem Original, ist nicht Nicht-Erinnern,
sondern aktive Kraft, die Neues schafft. Es geht nicht um das, was man
vergißt, das Vergessene, sondern um Vergessenheit. Selbstvergessenheit, wie es bei Nietzsche heißt, "als wonnevolle Entzückung
vor dem Zerbrechen der Individuation", des vermeintlich bewußten
Ausrichtens der eigenen Existenz". Kulturtechnik VERGESSEN. Vergessen
als aktives Lebensprinzip in einer Gesellschaft, deren ökonomische
Seele die Umkehrung aller Verhältnisse antreibt.
Ich kaufe einen Apfelsaft. Die Packung informiert über das Gekaufte
als 100% Apfelsaft, in Schrift und Bild. Äpfel, photographisch abgebildet,
die die Gleichheit von Inhalt und Form suggerieren.
Dennoch ist die Packung Apfelsaft zunächst einmal kein Apfelsaft,
sondern ein Behältnis mit einem flüssigen Inhalt. Da jedoch alles
Außen auf einen bestimmten Inhalt verweist, gehe ich implizit davon
aus, daß der Saft aus der Packung von Äpfeln stammt, also Apfelsaft
ist.
D.h. ich trinke und verschaffe mir zugleich über die verschiedenen
Zeichensysteme die Gewißheit, daß das Getrunkene eben Apfelsaft
ist. Und gleichzeitig vergesse ich all das, was ich eigentlich nie gewußt
habe. Nämlich wie der Apfel in die Packung kommt. Ich praktiziere
aktives Vergessen alle jener Bedingungen, die zur Herstellung eines industriell
normierten Getränks gehören: Die Art und Weise der Aufzucht und
der Ernte von Äpfel-Batterien, die technisch-chemische Zurichtung
der Äpfel in einen anderen Aggregatzustand, die Ähnlichmachung
der Flüssigkeit in einen allgemein anerkannten Geschmack von Apfel,
die Verpackung der Flüssigkeit mit einem Wust an semiotischen Zuschreibungen,
die unser repräsentationsverwöhntes Lebens davon überzeugen,
daß Form und Inhalt dasselbe sind. Nämlich 100% Apfelsaft. Also
100% etwas anderes als der Saft von Äpfeln. Dies ist der erste Abschnitt
in meinem aktiven Vergessen beim Kauf eines solchen Produkts. Der zweite,
vielleicht wesentlichere Abschnitt, passiert jedoch beim »Konsum«,
also beim Trinken. Ich trinke die Flüssigkeit genannt Apfelsaft und
vergesse schluckweise den - alten - Apfel zugunsten eines - neuen - Apfels,
der ausschließlich aus dieser Packung zu mir kommt. Im Gegensatz
zum Verdrängen, das unter anderen Vorzeichen auch aktives Vergessen
sein kann, meint Vergessen hier eine ästhetische Strategie, die mir
ein anderes Ereignis verspricht, als das worauf sich das Ding vor mir referentiell
bezieht.
Der Apfel ist mir zwar unterwegs verloren gegangen, dafür gewinne
ich aufgrund meiner Vergessensleistung eine neue Apfelhaftigkeit für
mein Leben, die einer goldig-gelblich, klebrigen Flüssigkeit, die
mir das Leben versüßt.
Ich handle mir also weniger den Bruch einer Repräsentation ein, als
vielmehr den Zuspruch einer lustvollen Neuorientierung in der Vorstellung
einer Welt voller Äpfel.
Dieses Vergessen als Selbstvergessenheit ist Kunst, eine Kunst, mit Nietzsche
gesprochen, die allein es vermag jene Ekelgedanken über das Entsetzliche
oder das Absurde des Daseins in Vorstellungen umzubiegen, mit denen sich
leben läßt.
100% Apfelsaft trinken ist somit eine komische Tat, durch die mich das
Leben rettet.
pulp schrieb am 21.11. 2000 um 11:01:24 Uhr zu
Bewertung: 5 Punkt(e)
und die da reden vom vergessen
und die da reden vom verzeihn
denen schlage man die fressen
mit schweren eisenhämmern ein.
bertolt brecht
chekov schrieb am 2.11. 2000 um 22:53:50 Uhr zu
Bewertung: 5 Punkt(e)
Und die da reden von Vergessen
Und die da reden von Verzeihn -
All denen schlage man die Fressen
mit schweren Eisenhämmern ein.
- Bertolt Brecht, 1948
wer kann es ihm verdenken?
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