Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Kunst«
ludovisi schrieb am 4.1. 2001 um 16:22:19 Uhr zu
Bewertung: 5 Punkt(e)
Einer verbreiteten Meinung nach war die Kunst früher schön, ist aber im 20. Jahrhundert häßlich geworden. Diese Meinung wird durch viele Theorien gestützt, die beweisen wollen, daß in unserer Zeit die Kunst, wenn sie ernsthaft sein will, häßlich sein muß. So stellt Karl Rosenkranz in seiner schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts geschriebenen »Ästhetik des Häßlichen« fest, daß das Häßliche das Subjektive und Individuelle darstellt, das nicht bereit ist, sich dem Schönen, verstanden als das Allgemeine, zu unterwerfen. Daraus folgt aber, daß die Kunst der Neuzeit, die sich dadurch definiert, daß in ihr sich die Selbstbehauptung der freien Subjektivität vollzieht, dazu verurteilt ist, häßlich zu werden.
mcnep schrieb am 24.1. 2005 um 11:28:27 Uhr zu
Bewertung: 8 Punkt(e)
In einem unserer großen Museen, eins von denen, wo ich beim Eintreten immer erst schaue, ob ich saubere Fingernägel habe, steht in einem großen Raum für sich unter nicht sehr heller Industriebeleuchtung eine große Maschine. Abgesehen davon, daß vielleicht ein paar Schalter und Hebel zuviel und ein paar andere zuwenig angebracht scheinen, könnte dieses industrieblau gestrichene Monster in jeder Fertigungsanlage der Welt stehen. Doch ihre Funktion ist schnell durchschaut: Direkt am Eingang des Raums ist ihr Anfang, er ähnelt einer Durchleuchtungsmaschine am Flughafen. Wird nun irgendein Gegenstand auf das Laufband gegeben, das pausenlos ins Innere der Maschine rouliert, so verschwindet der Gegenstand in der Maschine, um nach recht kurzer Zeit am anderen Ende wieder herauszukommen: Äußerlich unversehrt, ununterscheidbar vom Anfangszustand, aber er ist mit einer durchsichtigen dünnen Lackschicht überzogen, völlig luftdicht, undurchdringlich, eine Art Ganzkörperlamination. Man sollte meinen, daß gerade dieses so produktionsnüchterne Objekt auf die übliche laiengraue Ablehnung stoßen würde, so »Demnächst stell ich nen Mixer daneben und mach Milchshake-Objekte...«. Aber keine Rede von Anfeindungen, ganz im Gegenteil, die Maschine ist zur größten Attraktion des Museums geworden. Ganze Schulklassen kommen herein, geben irgendwelche Stofftiere, buntbemalte Briefe oder Spielfiguren hinein, eine alte Frau versiegelt den Pullover ihres verstorbenen Mannes, manche, die sich verstohlen vor dem Band umschauen, haben sicher eine Unterhose oder ähnliche Unaussprechlichkeiten hineingegeben. Nun werden viele vermutlich denken, daß ist so eine typischen Sozenkunstidee und in Wirklichkeit zeigen die Besucher, die da in langen Schlangen ihre Bücher, Platten, Löffel, Handschmeichler, Rauchpfeifchen, Stricknadeln und was weiß ich was alles hineingeben, dem Künstler eine lange Nase und freuen sich einfach über den kostenlosen Versiegelungsservice: Weit gefehlt, denn einmal durch den Artlaminator gelaufen, verwandeln sich die Objekte in Kunst und werden als solche im restlichen Raum teils gestapelt, teils präsentiert. Inzwischen ist schon ein zweiter Raum dazugekommen, das sieht aus wie lauter haitianische Voodooaltäre auf den Müllhalden von Lima, nur daß manche in Leder, die nächsten aus Krepppapier und andere aus Hanutabildchen sind. Die Sachen sind verloren für ihre Spender, aber gerade das scheint den Reiz auszumachen.
Quatsch, so eine Maschine gibt es natürlich nicht in den Düsseldorfer Museen, soweit ich die kenne, ein fleißiger Museumsgänger bin ich nämlich nie gewesen. Aber so etwas ähnliches gibt es im Internet:
http://www.assoziations-blaster.de
Schaut euch die Seite mal an und passt gut darauf auf.
v.d.Knesebeck schrieb am 25.7. 2004 um 23:53:24 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Naja, ich möchte das hier mal auf unser fach »Kunst« beziehen.
Kunst, so nennt sich das Schulfach ja.
Wie ich das verstanden habe ist Kunst ja das Produkt von Kreativität. Ok, nicht nur, aber...
... da fängts ja schon an, eigentlich.
Ich mein': Die Begriffe »Kreativität« und »Schule« wiedersprechen sich doch diametral, oder?
Unser ganzes Bildungssystem ist doch auf das ignoriern von Kreativität aus gelegt.
Wenn man den ganzen Darwins und wie sie alle heißen glaubt, dann müssten die Gesetze der Evolution doch theoretisch dazu führen, dass der Durchschnittsmensch (gibt's das?) des Jahres 2100 keine linke Gehirnhälfte mehr hat.
Stoff. Schule ist vermittlung von Stoff.
Alles, noch das beste Buch, wird zum Stoff gemacht. Es wird zerissen und in seine Einzelteile zerlegt über die dann so lange geredet wird bis auch der letzte keine Lust mehr hat.
Die Schüler wissen gar nicht, dass das was sie da lernen einen persönlichen Bezug zu ihnen hat ...
Kunst braucht aber einen persönlichen Bezug.
Über die Definition der Begriffe »Kreativität« und »Kunst« kann man streiten. Fakt ist aber, dass sie beide keinen Platz weder in unserem Bildungssytem noch in unser Leistungsgesellschaft haben.
vlastimil wondratschek schrieb am 28.7. 2003 um 22:25:54 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
Ärger mit der Unsterblichkeit
ja, er hatte einen gottverdammten Ärger mit
seinem Body, nicht kaputtzukriegen, das Teil.
Nicht, dass es ihm sonderlich viel ausgemacht
hätte, auf einer Planetenbombe zu surfen, kurz
vor dem Einschlag herunterzuhüpfen und die
Detonation aus der Froschperspektive mitzuerleben,
Gott, wie hatte er sich anfangs amüsiert über die
zerberstenden Planetenkerne, die ihn wieder zurück
ins Weltall schleuderten!
Aber nach zwei Jahrhunderttausenden extensiven
Planet-Hopping war es langweilig geworden. Dann
war er dazu übergegangen, sich Photonensegel
anzuschnallen und sich durchs Weltall treiben
zu lassen, von Sonne zu Sonne, von Galaxis zu
Galaxis aber das war auch nicht gerade der
Bringer; überall der selbe langweilige Scheiss.
Evolution von Amöben zu Zweibeinern, die sich alle
früher oder später auf die ausgefeiltesten Arten
die Schädel einschlugen.
Er verfluchte seinen Schöpfer, täglich regelmässig kurz
vor halb sechs, noch bevor er sich die Zähne putzte und
mit Nitroglyzerin gurgelte um die letzten Essensreste
herauszusprengen.
Wie lange das schon so ging war ihm schon egal geworden,
solange schon jedenfalls, dass er nur einmal müde lächelte
während sich die -zigste Generation von Amöben anschickte
ihr Schlammloch/Ozean/flüssiges Quecksilbermeer zu verlassen,
tief Luft zu holen und eine neue Runde mit abschliessendem
Haumichblau zu generieren.
Es war an einem dieser beschissenen Sonntage, kurz nach
halb sieben, ihm dröhnte noch der Schädel, da fiel ihm
etwas neues ein. "Es ist ausgeschlossen, dass jemand,
der solche Viecher wie die australischen Schnabeltiere
erfindet, Leute wie mich als Unikate in die Welt setzt.
Da müssen einfach mehr sein, ich werde eine Anzeige aufgeben."
Mit einem Uplink über vier Sonnensysteme und einem gleichzeitigen
EnergoHack in die innere Galaxis bastelte er sich einen Brüller
zusammen, der regelmässig mit viel Lärm auf seine Suche aufmerksam
machte. und so hallte sein Ruf donnernd durch die Galaxien,
bohrte sich hier durch ein taubes Ohr, verursachte dort einen
Gehörsturz, versetze da Berge, verschob in Bayern die Alpen
um 4 mm, aber fündig wurde nix. »Gott! Du perfider Mistkerl!«
Es konnte unmöglich nur den Einen geben, ausgeschlossen,
voellig ausgeschlossen. Zur Abwechslung ging er in seiner
Schwefelsäure Kammer duschen, trocknete sich mit einer
Chaingunrigen Gattling die Ohren und stellte sich zum
Resttrocknen vor einen mittelgrossen Flammenwerfer.
Bah! war das Oede. Scheiss Leben, Scheiss Universum.
Dann erfanden die Erdlinge das Internet. Was sie nicht
wussten (der Weltraum war geil auf Daten und saugte
alles was auf einem Planeten mehr als 42 Kilobyte
Dateiumfang hatte automatisch ins Zentrum der nächsten
Galaxis), war, dass die Informationstheorie ein
eigenständiges Wesen war, zwar ähnlich Unsterblich
wie unser Unsterblicher, aber nicht so persoenlich
und-, vor allem: nicht dauernd so mies drauf.
Sie (die Informationstheorie) war also eines
schoenen Abends, kurz vor halb fuenf, an der Erde
vorbeigesurft und hatte sich kurzerhand multiflexibel
dupliziert und als AblegerKlon in das Wissenskontinuum
der Erde eingelinkt. Folge war das bereits erwähnte
Internet, das unseren Unsterblichen ein paar Zeilen
weiter oben schon auf sich aufmerksam gemacht hatte.
KIA schrieb am 1.7. 2003 um 22:17:03 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Die Ausstellung Theatrum Mundi - Die Welt als Bühne aus Anlass des 350-jährigen Jubiläums der Bayerischen Staatsoper ist den vielfältigen Beziehungen zwischen Kunst, Bühne und Leben in Barock und Rokoko gewidmet. Sie zeigt Exponate aus Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, Schweden und Russland.
Barocktheater, das ist nicht nur Oper, Sprechtheater und Ballett, es umfasst die Darstellung aller Bereiche des Lebens, es ist wirklich Theatrum Mundi: In der absolutistischen Gesellschaft spielte jeder eine Rolle, die ihm nach seiner Standeszugehörigkeit zugewiesen war. An der Spitze stand der Fürst, zu dessen Selbstverständnis es gehörte, diese »göttliche Ordnung« in opulenten Festen und Aufführungen zu präsentieren. Das Barocktheater war dabei stets um perfekte Illusion bemüht: Auf der Bühne wurden mithilfe ausgeklügelter Mechanik virtuelle Welten geschaffen, in denen Götter vom Himmel fahren und sich Höllenrachen auftun konnten.
Die thematisch gegliederte Ausstellung versucht, dies enge Verhältnis zwischen Bühne und Kunst in seinen vielfältigen Facetten nachzuzeichnen: Im Zentrum der Ausstellung wird ein ori-ginales Bühnenbild aus dem 18. Jahrhundert gezeigt, das die Durchdringung von Religion, Bühne, Kunst und Leben im Barock auf eindrucksvolle Weise veranschaulicht. Es sind Szenen der Karfreitagsgeschichte, in denen Kulissen mit illusionistisch gemalten Figurengruppen kom-biniert sind und die einen Einblick geben in die Expressivität barocken Bühnengeschehens (Stiftung Stift Neuzelle). Nachbauten von Donner-, Regen-, Wind- und Wellenmaschinen, die von den Besuchern bedient werden können, vermitteln einen Eindruck von der Bühnentechnik, von den »special effects« im Barock. Theaterkostüme im Original und im Entwurf werden gezeigt, wie z. B. das Originalkostüm des Carlo Bertinazzi, der im 18. Jahrhundert als Arlecchino an der »Comédie italienne« in Paris Triumphe feierte (Museo Burcardo, Rom). Erstmals in Deutschland werden eine Reihe von originalen Bühnenbildmodellen u. a. von Pariser Opernaufführungen der Zeit um 1760 zu sehen sein, die heute im Schloss Chambord aufbewahrt werden. Sie ver-mitteln einen lebendigen, dreidimensionalen Eindruck von der ungeheuren Prachtentfaltung der Oper im Rokoko. Zudem präsentiert die Ausstellung Bühnenbildentwürfe - neben den wun-derbaren Arbeiten der Familie Galli Bibiena (u. a. aus der Albertina, Wien) auch spektakuläre Zeichnungen von Johann Oswald Harms aus dem Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig. Harms war im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert der wichtigste deutsche Büh-nenbildner.
Der »Rahmen« des Theaters, die Entwicklung der Architektur von Theaterbau und Opernhaus, ist ein weiteres Thema der Ausstellung. Theater wurden für das Publikum gebaut, das sehen wollte, um gesehen zu werden. Hier sind nicht nur bedeutende Pläne und Aufrisse Georg W. von Knobelsdorffs für das Opernhaus Friedrichs des Großen in Berlin zu sehen (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg), sondern auch eine Sammlung von Theatermodellen, die deswegen so interessant sind, weil man mithilfe eines Episkops in einige von ihnen hineinblicken kann, um einen Raumeindruck zu gewinnen (Österreichisches Theatermuseum Wien). Bilder vom Publikum im Theater, wie z. B. Oliveros Innenansicht des Opernhauses von Turin (Museo Civico, Turin) zeigen unter anderem, wie lebhaft es während einer Opernaufführung im Zuschauerraum zugehen konnte.
Anne schrieb am 31.8. 2000 um 12:55:20 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
Die Kunst der Ent-Täuschung wird viel zu gering geschätzt. Wann lerne ich mein Selbstbildnis und das der anderen zu verstehen?
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