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wuming schrieb am 5.2. 2009 um 01:58:26 Uhr über

Schriftstellerin



Juli ZehJuli Zeh (* 30. Juni 1974 in Bonn) ist eine deutsche Schriftstellerin. Sie lebt seit 2007 in Barnewitz im Landkreis Havelland, Brandenburg.

Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Leben
2 Werk
3 Auszeichnungen
4 Werke
5 Zitate
6 Nachweise
7 Weblinks



Leben [Bearbeiten]
Zeh besuchte das Pädagogium Otto-Kühne-Schule in Bonn und legte dort das Abitur ab. Anschließend studierte sie Rechtswissenschaften in Passau, Krakau, New York und Leipzig. Studienschwerpunkt war das Völkerrecht, insbesondere das Nation Building. Im Jahr 1998 bestand die Autorin das Erste Juristische Staatsexamen. Nach einem Praktikum bei der UNO in New York folgte ein juristischer Aufbaustudiengang „Recht der Europäischen Integration”, der mit dem Magister der Rechte (LL.M.Eur.) abschloss. Im Jahr 2003, nach dem Rechtsreferendariat, absolvierte Zeh das Zweite Juristische Staatsexamen; derzeit arbeitet sie an ihrer Dissertation über den Status des Kosovo aus völkerrechtlicher Sicht,[1][2] wobei sie die Promotion „eher als Hobbybegreift, während die „Schriftstellerei“ ihrBerufsei.[3]

Das Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig hatte Zeh 1996, noch vor Abschluss des Jurastudiums, begonnen und im Jahr 2000 mit dem Diplom abgeschlossen. Ihren literarischen Ruf setzt Juli Zeh mittlerweile auch politisch ein. Im Bundestagswahlkampf 2005 gehörte sie zu den Autorinnen und Autoren, die den Aufruf von Günter Grass zur Unterstützung der Rot-Grünen Koalition unterschrieben haben. Außerdem leiht sie als „Tierschutzbotschafterin” der Stiftung Vier Pfoten ihre Stimme.

Zeh ist die Tochter des ehemaligen Direktors beim Deutschen Bundestag, Professor Dr. Wolfgang Zeh.

Ende Januar 2008 wurde bekannt, dass Zeh beim Bundesverfassungsgericht eine Verfassungsbeschwerde gegen den biometrischen Reisepass eingereicht hat,[4] da die obligatorische Erfassung von Fingerabdrücken in Reisepässen keine wirksame Maßnahme der Sicherheitspolitik, sondern alssinnlose[r] Grundrechtseingriff“[5] ein „grundsätzliches Problem in einer freiheitlichen Gesellschaft“[6] darstelle. Bislang habe noch kein Politiker erklären können, wie die Erfassung einen Terroranschlag verhindern solle, da in keinem der bisher durchgeführten oder geplanten Attentate gefälschte Pässe eine Rolle gespielt hätten.[7]


Werk [Bearbeiten]
Zehs Debütroman Adler und Engel - in 28 Sprachen übersetzt - spielt im Milieu international tätiger Juristen und der Drogenmafia. Der Biographie der Autorin entsprechend hat der Roman einen juristischen Gehalt: Er thematisiert das Völkerrecht und damit einesehr spezielle Rechtsform, die eigentlich den Charakter oder den Namen Recht nur zur Hälfte verdient,“ weil es injeder Sekunde immer noch im Entstehen begriffensei, sichständig mit [seinem] eigenen Untergang konfrontiert“ sehe undmit [seiner] eigenen Wirkungslosigkeit.“[8]

Der Schauplatz von Spieltrieb ist ein Gymnasium in Zehs Heimatstadt Bonn. Die Protagonisten sind Schüler und Lehrer der Schule, an deren Verhalten und Einstellungen exemplarisch die rechtsphilosophische Frage nach der objektiven Existenz von Recht und Unrecht thematisiert wird. Mit einem Auszug aus dem Roman nahm Juli Zeh 2004 am Ingeborg-Bachmann-Preis teil. Ihr Text stieß auf geteiltes Echo bei der Jury. Der Roman erreichte allerdings ein breites Publikum und erhielt überwiegend positive Rezensionen in den deutschen Feuilletons. Bernhard Studlar erarbeitete aus diesem Roman ein gleichnamiges Bühnenstück, welches am 16. März 2006 im Deutschen Schauspielhaus Hamburg uraufgeführt wurde und seit Anfang 2007 auch am Jungen Theater Bremen läuft.

Das Reisetagebuch Die Stille ist ein Geräusch ist Produkt einer Reise nach Bosnien-Herzegowina im Sommer 2001. Es geht um die tiefe Verstörung der Menschen angesichts der Nichtbeachtung des Landes durch die Völkergemeinschaft, das Nicht-Gesehenwerden durch Europa. Ein Hund läuft durch die Republik ist eine gemeinsam mit David Finck und Oskar Ters herausgegebene Anthologie mit Erzählungen junger Bosnier in deutscher Sprache über die Situation in ihrem Land. Das Kleine Konversationslexikon für Haushunde mit Photographien von David Finck erschien 2005. Darin erklärt Othello, der Haushund einer Schriftstellerin, die Welt, wie sie wirklich istaus dem Blickwinkel eines Hundes. Alles auf dem Rasen, erschienen im März 2006, ist ein Sammelband von 30 Essays.

Juli Zehs bisher letzter RomanSchilf“[9] verbindet eine Kriminalhandlung um zwei elitäre Physiker mit Reflexionen zum Phänomen der Zeit. Sie stellt ihrem Roman einen „Prolog“ voran, der mit vagen Vorausdeutungen Spannung erzeugt.

Ein Kommissar, der tödliches Kopfweh hat, eine physikalische Theorie liebt und nicht an den Zufall glaubt, löst seinen letzten Fall. Ein Kind wird entführt und weiß nichts davon. Ein Arzt tut, was er nicht soll. Ein Mann stirbt, zwei Physiker streiten, ein Polizeiobermeister ist verliebt.“

Juli Zeh: Schilf, Prolog

Ihr Theaterstück Corpus delicti[10] spielt im Jahr 2057. Grundlage des ganzen Staatswesens ist die Methode geworden, das heißt, der Staat zwingt seine Bürger zu gesundheitlicher Prävention und behandelt selbst das Rauchen einer Zigarette als Delikt. Das Drama wurde bei der Ruhrtriennale 2007 uraufgeführt.

Das Schreiben Zehs dreht sich um den Antagonismus von Chaos und Ordnung; sie fragt, ob und wie sich Sinn und Moral neu aufbauen lassen, wenn tradierte Werte bedeutungslos wurden. Wiederkehrende Motive sind die Fragen des Verlorengehens des Zusammenhalts und der tragenden Normen und die Lebenswelt in einer Gesellschaft der Individualisierung und Globalisierung, in der keine gemeinsame Verantwortung für die Zukunft einer Weltgemeinschaft mehr erkennbar wird.

Literarisches Schreiben sei, so Zeh, im Zeitpunkt des Entstehens der Texte ausschließlich Kommunikation mit sich selbst.[11] Literaturtheoretisch sieht sich die Autorin im Einklang mit derMode“, nicht als Anhängerin „intentionale[n] Schreiben[s] mit Hinblick auf eine bestimmte Botschaft“, sondern gibt auf dieberühmte Frage“, die man im Deutschunterricht immer noch stelle – „Was will uns der Autor damit sagen?“ – die AntwortGar nichts!“[12] Zugleich geht die Autorin indes davon aus, dass man Geschichten nicht schreibe, weilirgend etwas gut funktioniert“, sondern immer nur über das, wasnicht klappt.“[13] Für sie sei „prägend“, dass sie denUnterschied zwischen Fiktion und Wirklichkeit marginalfinde. Zeh habe immer viel gelesen und sich als Kindselbst als Romanfigur betrachtet“. Sie bekennt: „Bei mir ist auch einmal eine schizoide Störung diagnostiziert worden.“[14]


Auszeichnungen [Bearbeiten]
1999 Preis der Zeitschrift Humboldt Forum Recht
2000 Caroline-Schlegel-Preis für Essayistik
2002 Deutscher Bücherpreis
2002 Rauriser Literaturpreis des österreichischen Bundeslands Salzburg
2002 Förderpreis des Bremer Literaturpreises
2003 Ernst-Toller-Preis
2003 Hölderlin-Förderpreis
2004 Inselschreiber
2005 Per-Olov-Enquist-Preis
2005 Literaturpreis der Bonner LESE
2008 Jürgen Bansemer & Ute Nyssen-Dramatikerpreis
2008 Prix Cévennes

Werke [Bearbeiten]
Bücher

Adler und Engel, Frankfurt/Main (Schöffling) 2001 (auch btb / Goldmann 2003) (444 S.), ISBN 3442729262 .
Die Stille ist ein Geräusch, Frankfurt/Main (Schöffling) 2002 (auch btb / Goldmann) (263 S.), ISBN 3442731046 .
Recht auf Beitritt? Ansprüche von Kandidatenstaaten gegen die Europäische Union, ... 2002 .
Spieltrieb, Frankfurt/Main (Schöffling) 2004 (470 S.), ISBN 3895610569 .
Ein Hund läuft durch die Republik, Frankfurt/Main (Schöffling) 2004 (139 S.), ISBN 3895610577 .
Kleines Konversationslexikon für Haushunde (Schöffling) 2005 (208 S.), ISBN 3-89561-058-5 .
Alles auf dem Rasen (Schöffling) 2006 (300 S.), ISBN 3-89561-059-3 .
Schilf (Schöffling) 2007 (380 S.), ISBN 3-89561-431-9 .
Kinderbücher

Das Land der Menschen (Schöffling) 2008 (80 S.), ISBN 978-3-89561-432-3 .
Theaterstücke

Corpus Delicti (Rowohlt Theater Verlag)
Kurzgeschichten

»Do ut des«, in: Bettina Hesse (Hrsg.): Von Sinnen. Ein erotisches Lesebuch, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg, 2001, S. 84–91; ISBN 3-499-23037-2 .
»Feindliches Grün«, in: Else Buschheuer (Hrsg.): Hochzeitstanz, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg, 2003, S. 127–144; ISBN 3-499-23368-1 .
Zeitungsartikel

»Es werde Linux. Die Pioniere im Kampf um frei zugängliche Software haben Großes vor: Sie wollen die Welt rettenin Die Zeit Nr. 14, 2006.
»Zur Hölle mit der Authentizitätin Die Zeit Nr.39, 2006.
Interviews

»Über Recht und Literatur. Ein Gespräch mit Juli Zeh und Martin Mosebach«, geführt von Britta Lange und Hermann Weber, abgedruckt in: Hermann Weber (Hrsg.): Literatur, Recht und Musik. Tagung im Nordkolleg Rendsburg vom 16. bis 18. September 2005, Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2007, S. 183-204; ISBN 978-3-8305-1339-1 .
»phon: Erzählen ohne Gummihandschuhe«, BELLA triste Nr. 9, Hildesheim 2004.
Juli Zeh im Gespräch über Datenschutz in der Sendung Kulturfragen des Deutschlandfunks.
Juli Zeh: »Zur Verfassungsmäßigkeit der Einführung biometrischer Merkmale in Reisepässe« - in der Internetzeitschrift Humboldt Forum Recht 05/2008.

Zitate [Bearbeiten]
Die Begründung für die Alternativlosigkeit der Demokratie kam nie über die Bemerkung hinaus, dass Demokratie die schlechteste unter allen Staatsformen seiabgesehen von sämtlichen anderen. Trotz nachlassendem Interesses der Bürger an der Politik wagte niemand den Gedanken, dass die Demokratie sich überlebt habe, dass die Politikverdrossenheit kein vorübergehendes Phänomen, sondern ein Zeichen dafür sei, dass der Wille aufhörte, vom Volke auszugehen.“ „Alles auf dem Rasen: kein Roman“, Schöffling, Frankfurt am Main 2006, ISBN 9783895610592, S.167, Z.18-26.
»Hören wir einfach auf, uns selbst und unser Land permanent unerträglich zu finden - denn das kam, gemessen an den Realitäten, schon immer einer Undankbarkeit von unappetitlichen Ausmaßen gleichPolitische Meinung 447/2007, S. 21

Nachweise [Bearbeiten]
↑ »Über Recht und Literatur. Ein Gespräch mit Juli Zeh und Martin Mosebach«, geführt von Britta Lange und Hermann Weber, abgedruckt in: Hermann Weber (Hrsg.): Literatur, Recht und Musik. Tagung im Nordkolleg Rendsburg vom 16. bis 18. September 2005, Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2007, S. 183-204 (195); ISBN 978-3-8305-1339-1
Autorin Zeh will endlich Doktorarbeit beenden, ddp, 26. September 2007
Juli Zeh: »Interview – Biometrischer Fingerabdruck auf Reisepass«, Neue Juristische Wochenschrift, Heft 35/2008, S. XIV.
Jochen Bittner: „Finger weg, Otto!“, Bericht zur Verfassungsbeschwerde in Die Zeit Nr. 6 vom 31. Januar 2008, S. 10
Juli Zeh: »Interview – Biometrischer Fingerabdruck auf Reisepass«, Neue Juristische Wochenschrift, Heft 35/2008, S. XIV.
↑ „Vollständiger Text der Verfassungsbeschwerde“
Juli Zeh: »Interview – Biometrischer Fingerabdruck auf Reisepass«, Neue Juristische Wochenschrift, Heft 35/2008, S. XIV.
↑ »Über Recht und Literatur. Ein Gespräch mit Juli Zeh und Martin Mosebach«, geführt von Britta Lange und Hermann Weber, abgedruckt in: Hermann Weber (Hrsg.): Literatur, Recht und Musik. Tagung im Nordkolleg Rendsburg vom 16. bis 18. September 2005, Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2007, S. 183-204 (189); ISBN 978-3-8305-1339-1
Juli Zeh, Schilf, Frankfurt am Main (Verlag Schöffling) 2007
Vgl. Christopher Schmidt, »Die Erfindung der Realität. Über Juli Zehs Theaterstück Corpus delicti«, in: Sprache im technischen Zeitalter 46 (2008), H. 187, S. 263-269
↑ »Über Recht und Literatur. Ein Gespräch mit Juli Zeh und Martin Mosebach«, geführt von Britta Lange und Hermann Weber, abgedruckt in: Hermann Weber (Hrsg.): Literatur, Recht und Musik. Tagung im Nordkolleg Rendsburg vom 16. bis 18. September 2005, Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2007, S. 183-204 (194); ISBN 978-3-8305-1339-1
↑ »Über Recht und Literatur. Ein Gespräch mit Juli Zeh und Martin Mosebach«, geführt von Britta Lange und Hermann Weber, abgedruckt in: Hermann Weber (Hrsg.): Literatur, Recht und Musik. Tagung im Nordkolleg Rendsburg vom 16. bis 18. September 2005, Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2007, S. 183-204 (hier: S.190, siehe auch 194); ISBN 978-3-8305-1339-1
↑ »Über Recht und Literatur. Ein Gespräch mit Juli Zeh und Martin Mosebach«, geführt von Britta Lange und Hermann Weber, abgedruckt in: Hermann Weber (Hrsg.): Literatur, Recht und Musik. Tagung im Nordkolleg Rendsburg vom 16. bis 18. September 2005, Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2007, S. 183-204 (hier: S.191); ISBN 978-3-8305-1339-1
Juli Zeh: Der Unterschied zwischen Realität und Fiktion ist marginal, Werkstattgespräch mit Birte Lipinski u.a. in der Reihe: Im Atelier. Beiträge zur Poetik der Gegenwartsliteratur, hrsg. von Sabine Doering und Monika Eden, Fruehwerk Verlag, Oldenburg 2008, S. 26.

Weblinks [Bearbeiten]
Literatur von und über Juli Zeh im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (Datensatz zu Juli Zeh • PICA-DatensatzEinträge im Musikarchiv)
Juli Zeh in der Internet Movie Database (deutsch)
www.juli-zeh.de Die offizielle Webpräsenz der Autorin
Die Allerunausstehlichste – Ein unerledigter Fall in gebotener Kürze, Kritik in der Titanic
8 Videoclips »Antworten zu Fragen zur Kunst im Rahmen von documenta-dock.net«
Personendaten
NAME Zeh, Juli
KURZBESCHREIBUNG deutsche Schriftstellerin
GEBURTSDATUM 30. Juni 1974
GEBURTSORT Bonn

Vonhttp://de.wikipedia.org/wiki/Juli_Zeh“
Kategorien: Autor | Dichterjurist | Literatur (Deutsch) | Literatur (20. Jahrhundert) | Literatur (21. Jahrhundert) | Roman, Epik | Essay | Kurzgeschichte | Kinder- und Jugendbuch | Herausgeber | Rechtswissenschaftler (21. Jahrhundert) | Deutscher | Person (Bonn) | Geboren 1974 | Frau


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