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Bilmek Straponi schrieb am 14.8. 2006 um 16:12:08 Uhr über

ereigniss

Die Kandidatur für die Wahl des Kuratoriums der Wikimedia Foundation läuft.
Terroranschläge am 11. September 2001 in den USA

Flugzeug fliegt in den Süd-Turm des WTC

Zerstörtes WTC

Skizze der WTC-Türme mit Lage der Flugzeugeinschläge

Das Pentagon nach dem Einschlag am 11. September 2001

Das Pentagon kurz nach dem Einschlag: Das Gebäude ist noch nicht eingestürzt

Reste des zerstörten World Trade Centers

Am frühen Vormittag (Ortszeit) des 11. September 2001 verübte eine Gruppe islamistischer Selbstmordattentäter, die das Terrornetzwerk Al-Qaida dazu ausgebildet und beauftragt hatte, die bislang schwersten und folgenreichsten Terroranschläge in der Geschichte der USA. Sie entführten zwischen 8:10 Uhr und etwa 9:30 Uhr vier Passagierjets auf Binnenlandflügen, lenkten zwei davon in die Türme des World Trade Centers (WTC) in New York City und einen in das Pentagon in Arlington, Virginia. Ein weiteres Flugzeug (United 93) mit unbekanntem Anschlagsziel wurde durch Kämpfe zwischen Passagieren und Entführern in der Nähe von Pittsburgh, Pennsylvania zum Absturz gebracht.

Bei diesen Renegade-Fällen starben insgesamt etwa 3.000 Menschen: 266 Passagiere in den Flugzeugen, ca. 2.600 Menschen im WTC und 125 Personen im Pentagon. Der Flugzeugaufprall und dadurch ausgelöstes Feuer zerstörten eine Seitenfront des Pentagongebäudes. Die beiden Türme des WTC stürzten ein bis zwei Stunden nach den Kollisionen infolge der durch Kerosinbrände in ihrer Struktur geschwächten Stahlträger in sich zusammen. Fünf weitere Gebäude des WTC, darunter das benachbarte WTC 7, wurden durch Trümmerschäden und Feuer ebenfalls zerstört, dazu vier U-Bahnstationen. 23 weitere Gebäude, die das WTC umgaben, wurden zum Teil so schwer beschädigt, dass sie später aufgegeben werden mussten.

Die Anschläge werden in den USA mit dem Kürzel 9/11 (nine-eleven) bezeichnet, das die US-amerikanische Schreibweise des Datums wiedergibt.
Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Ablauf
2 Täter und Auftraggeber
3 Täterideologie und Vorgeschichte
4 Theorien für die Ursachen
5 Folgen
5.1 Unmittelbare öffentliche Reaktionen
5.2 Militärische Schritte
5.3 Politische, straf- und zivilrechtliche Schritte
5.4 Verhaftungen und Übergriffe
6 Aufklärung
6.1 Untersuchungsausschuss
6.2 Verschwörungstheorien
7 Zitate
8 Filme über die Ereignisse
9 Hymne
10 Literatur
11 Siehe auch
12 Weblinks
12.1 Dokumentationen


Ablauf

Das erste Anzeichen der Entführungen war das Ausfallen des Transpondersignals von American Airlines Flug 11 um 8:20 Uhr Ortszeit (12:20 40 UTC). Kurze Zeit später wurde durch einen Anruf der Stewardess Madeline Amy Sweeney bei der Bodenkontrolle bestätigt, dass es sich um eine Entführung handelte. Spätere Ermittlungen ergaben, dass die Entführung gegen 8:15 geschah, als auch United Airlines Flug 175 abhob.

Gegen 8:38 Uhr wurde NORAD, die zentrale Stelle zur Luftverteidigung, über die Vorfälle informiert, verbunden mit der Bitte um eine visuelle Überprüfung von Flug 11 durch Militärflugzeuge. Um 8:45, ungefähr zur selben Zeit, zu der auch Flug 175 der United Airlines entführt wurde, starteten zwei F-15. Der abgeschaltete Transponder hinderte die Fluglotsen jedoch, deren Piloten sofort die Position von Flug 11 mitzuteilen.

Um 8:46 Uhr Ortszeit (12:46:40 UTC) flog American Airlines Flug 11 in den Nordturm des World Trade Centers. Zu diesem Zeitpunkt ging man noch von einem Unfall aus. Im Südturm wurden die Menschen durch Lautsprecherdurchsagen aufgefordert, Ruhe zu bewahren und an ihrem Arbeitsplatz zu bleiben. 17 Minuten später, um 9:03 Uhr (13:03 UTC) flog das zweite Flugzeug (United Airlines Flug 175) in den Südturm des WTC.

Damit wurde den Behörden klar, dass es sich nicht um einen Unfall, sondern einen gezielten Angriff handelte. Daraufhin wurden nach und nach alle Zivilflüge in den USA eingestellt und Abfangjäger gestartet, um New York zu schützen.

American Airlines Flug 77 war zwischen 8:50 und 9:00 Uhr entführt worden. Um 9:37 Ortszeit flog der Jet in das Pentagon und schlug einen Tunnel durch das Gebäude. Die Schäden und das nachfolgende Feuer bewirkten dann gegen 10:10 Uhr den Einsturz der beschädigten Abschnitte.

Als Reaktion auf diesen weiteren Angriff wurden gegen 9:45 alle Flugzeuge unter Androhung eines Abschusses aufgefordert, den nächstmöglichen Flughafen anzusteuern. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das vierte Flugzeug, United Airlines Flug 93, allerdings schon in der Gewalt der Entführer. Als sein Anschlagsziel werden das Weiße Haus, das Kapitol in Washington oder der Landsitz des US-Präsidenten in Camp David vermutet. Um 10:03 Uhr stürzte es infolge eines Kampfes zwischen den Entführern und den Geiseln an Bord in der Nähe von Pittsburgh ab. Entgegen ersten Berichten brachten die Entführer, nicht die Geiseln, das Flugzeug zum Absturz.

Mit zusammen rund 90 Kubikmeter Treibstoff wirkten die in das WTC geflogenen Jets wie große Brandbomben. Der Südturm stürzte nach 56 Minuten um 9:59 Uhr, der Nordturm nach 102 Minuten um 10:28 Uhr komplett ein. Knapp dreitausend Menschen, darunter 343 Feuerwehrleute, befanden sich noch in den Türmen und wurden beim Einsturz getötet. Dutzende waren bereits aus den oberen Stockwerken in den Tod gesprungen, da ihnen alle Fluchtwege abgeschnitten waren und sie im Feuer zu verbrennen drohten. Um 17.20 Uhr fiel das Gebäude WTC 7 nach Trümmerschäden und Bränden in sich zusammen.

Täter und Auftraggeber

Die Passagierlisten der entführten Flugzeuge machten rasch klar, dass es sich bei den Tätern um Islamisten gehandelt hatte. Veröffentlicht wurden jedoch, beispielsweise bei CNN, nur getrennte Opfer- und Täterlisten, welche den jeweiligen Flügen zugeordnet wurden. Als Auftraggeber wurde kurz nach den Anschlägen der Chef des Terrornetzwerks Al-Qaida, Osama bin Laden, vermutet und benannt.

Dieser bekannte sich zunächst nicht öffentlich zu den Anschlägen, sondern stritt in einem Interview sogar jede Verbindung ab. Erst im Verlauf des Afghanistankrieges wurde ein umstrittenes Videoband entdeckt, in dem er mit führenden Mitgliedern seiner Gruppe über die Planung der Anschläge sprach. In weiteren Erklärungen und Videobotschaften bekannte er sich dann zu seiner Führungsrolle, zuletzt wenige Tage vor der Wiederwahl von George W. Bush zum US-Präsidenten im November 2004.

Die Terrorgruppe Al-Qaida hat sich seit etwa 1991 - dem Zweiten Golfkrieg der USA gegen den Irak und der anschließenden Stationierung von US-Militär in Saudi-Arabien - auf den Kampf gegenden Westenund seine Werte orientiert. Sie sehen die USA als dengroßen Satan“, der denkleinen Satan“ (den Staat Israel) decke, um die islamische Nation zu unterdrücken, zu spalten, ihre Reichtümer auszubeuten und sie an ihrer Einigung und Ausbreitung des Islam zu hindern. Sie sehen den Westen vonUngläubigenundKreuzzüglern“ (Juden und Christen) beherrscht. Daraus leiten sie das Recht zum wahllosen Töten von Zivilisten und Bürgern verschiedenster Nationen ab, darunter auch Muslimen in den USA.

Die Al-Qaida steht ideologisch einer fundamentalistischen Variante der Wahabiten nahe, deren Heimat Saudi-Arabien ist. Sie sehen die USA als Ursprung einer angeblichen „jüdischen Weltverschwörung“, die sie mit dem Zionismus und dem Staat Israel gleichsetzen. Das WTC galt ihnen als Symbol einer „geballten Finanzmacht der Juden“, die nach ihrer Meinung die Finanzmärkte der Weltlenken und skrupellos für ihre Herrschaftsabsichten benutzenwürden.

Die Organisation hat seit etwa 1990 eine unbekannte Zahl Freiwilliger als mögliche Attentäter ausgebildet. Sie hat keine straffe zentrale Führung. Ihre Anhänger bilden kleine Gruppen, die jahrelang kulturell angepasst in ihren Gastländern alsSchläferleben und dann auch auf eigene Initiative hin aktiv werden. Einige der Attentäter des 11. September 2001, darunter ihr Anführer Mohammed Atta, lebten zuvor als Studenten in Hamburg. Dort wurden die Anschläge auf das WTC und das Pentagon geplant. Nach ihrer Einreise in die USA absolvierten sie dort eine verkürzte Pilotenausbildung. Sie waren dem FBI teilweise bis zu zwei Jahre vor den Anschlägen bekannt und wurden überwacht.

Täterideologie und Vorgeschichte

Die Anschläge vom 11. September waren nicht die ersten Anschläge der Al-Qaida gegen US-amerikanische Ziele. Bereits in den Jahren zuvor griff ein Selbstmordattentäter das Kriegsschiff USS Cole (DDG-67) im Jemen an; es folgten Bombenattentate auf US-Botschaften in Kenia und Tansania sowie bereits 1993 ein erster Sprengstoffanschlag in der Tiefgarage des WTC. Die USA antworteten unter US-Präsident Bill Clinton bereits mit Raketenangriffen auf vermutete Terroristen-Lager in Afghanistan und eine vermeintliche Chemiewaffenfabrik im Sudan.

In den 1980er Jahren hatten Bin Laden und seine Mitstreiter als ausländische Mudjahedin am Partisanenkrieg gegen die russische Besetzung Afghanistans teilgenommen. Die CIA belieferte dieseGotteskriegermit je zur Hälfte von den USA und Saudi-Arabien finanzierten Waffen sowie mit Geheimdienstinformationen und half auch bei deren Ausbildung in Pakistan. Ihr Hauptfeind war damals die Sowjetunion alsUnterdrückerder islamischen Afghanen und der Tschetschenen sowie Jugoslawien bzw. später Serbien alsUnterdrückerder islamischen Albaner und Bosnier.

Der wahhabitische Islamismus setzt auch auf Propaganda vor allem in arabischen und muslimischen Gesellschaften. Er sieht seine Gewaltakte als Mittel, alle Muslime im „Befreiungskampf“ gegen die Dominanz des Westens zu vereinen. Dabei wendet er seine Terrorakte auch gegen Zivilisten, die alsKollaborateurezur Zielscheibe werden oder einfach als zufällige Terroropfer mit in Kauf genommen werden. Hauptkampfgebiet ist nach den letzten Aufrufen Bin Ladens der Irak.

Obwohl sich die meisten Iraker heute gegen den Terror aussprechen, findet die Al Qaida in manchen Strömungen muslimischer Gesellschaften, besonders in Pakistan, Indonesien und Saudi-Arabien, Rückhalt. Dies hängt auch mit der traditionellen Verbindung von Religion und Politik in islamischer Tradition zusammen. Für streng gläubige Muslime ist jede Staats- und Gesellschaftsform außerhalb der Scharia verwerflich. Darum sehen manche sich legitimiert, die Welt derUngläubigenmit Terrorakten zu zerstören.

Im Islam gibt es allerdings keine Garantie, dass man nach dem Tod ins Paradies kommt, selbst wenn man sein ganzes Leben lang gute Werke getan hat. Alles hängt davon ab, wie Allah einmal entscheiden wird. Wenn aber ein Muslim im Dschihad stirbt, muss er im Grab nicht auf das Gericht warten, sondern kommt sofort ins Paradies (Sure 4,74; 9,89 u.a.). Gerade junge Muslime aus ärmlichen Verhältnissen fühlen sich von der Dschihad-Ideologie angezogen.

Die Rolle der Religion als Ursache des islamistischen Terrors ist umstritten. Die Täter verstehen ihre Anschläge als eine Form des Dschihad und berufen sich dazu auf den Koran, der ihnen befehle, all jene zu töten, die sich nicht zum Islam bekehren wollten, z.B. Sure 9,5:
Tötet die Götzendiener, wo immer ihr sie findet, und ergreift sie und belagert sie und lauert ihnen aus jedem Hinterhalt auf.

Andere islamische Theologen weisen jedoch darauf hin, dass der Koran den Angriffskrieg, das Töten ohne Not, das Töten Unschuldiger und Selbstmordanschläge ausdrücklich verbiete. Sie sehen den islamistischen Terrorismus ihrerseits als Abkehr vomwahrenIslam und bestreiten, dass Osama bin Laden überhaupt das Recht habe, eine Fatwa auszusprechen.

Theorien für die Ursachen

Zu den Ursachen des islamistischen Terrors gibt es verschiedene Theorien: „Antiimperialistische“ Erklärungsmuster machen den Westen - hier wiederum besonders die USA und Israel - aufgrund ihrer verfehlten Nahostpolitik selbst für den Hass verantwortlich. Die Tatsache, dass Bin Laden ein ehemaliger Verbündeter der USA und speziell der CIA war, wird auch als Beweis für eine fatale Außenpolitik gesehen, bei der die Unterstützung militanter Gruppierungen während des Kalten Krieges in den entsprechenden Ländern eine Situation geschaffen habe, die schließlich auf die USA selbst zurückgefallen sei. Dies wird als Blowback bezeichnet. Auch das Versagen der reichen westlichen Industriestaaten gegenüber dem Problem der Armut durch eine einseitige Globalisierung habe dem Terror einen Nährboden geschaffen. Diese Sicht vertreten vielfach linke Intellektuelle wie Noam Chomsky oder Menschenrechtler wie die Inderin Arundhati Roy. Andere Analysen weisen darauf hin, dass Bin Laden durch Baugeschäfte seiner Familie in Mekka ein Milliardenvermögen erworben hat und nicht als Vertreter der Armen gelten könne. Auch für die ökonomische Entwicklung Palästinas habe er seine Mittel nicht eingesetzt.

Aus kultursoziologischer Perspektive wird das Phänomen des islamischen Terrorismus auch als Frontbildung gegen kulturelle Modernisierung gedeutet. Die Verunsicherung, die mit dem Brüchigwerden alter traditionaler Strukturen und Ideologien einhergeht, wird demnach durch verstärkte Besinnung auf die eigenen Wurzeln (Salafismus) kompensiert und im terroristischen Kampf gegen die westlichen Repräsentanten der Modernisierung ausagiert. Durch den spektakulären Anschlag im Zentrum der westlichen Welt soll die Verletzlichkeit derJuden und Kreuzfahrer“ demonstriert werden.

In diese kultursoziologische Perspektive fügt sich auch die gelegentliche geäußerte Einschätzung des Terrorismus als „Islamfaschismus“ ein, die im terroristischen Kampf gegen die Weltmacht USA sowie denErzfeind Israelprimär eine Form des Antisemitismus erkennt, die mit ähnlichen Stereotypen und Erklärungsmustern operiere wie der klassische europäische Antisemitismus.

Folgen

Unmittelbare öffentliche Reaktionen

Wandgemälde: The human spirit

In Schweigeminuten und Trauerfeiern wurde in zahlreichen Ländern der Opfer der Terroranschläge von New York und Washington gedacht. Die führenden Politiker aller Demokratien verurteilten die Anschläge. Doch als wenige Minuten nach den Anschlägen der amerikanische Präsident George W. Bush, der sich zu dieser Zeit in einer Grundschule aufhielt, von den Attentaten unterrichtet wurde („Mr. President, Amerika wurde gerade angegriffen“), schaute dieser kaum von dem Schulbuch auf, in dem er gerade blätterte. Auch auf einen Erlass zur Sicherung Amerikas wartete man vergeblich. Lediglich für seine eigene Sicherheit wurde unmittelbar nach den Anschlägen gesorgt. In Berlin kam es am 15. September 2001 zu einer Solidaritätsdemonstration von etwa 300.000 Teilnehmern, darunter dem damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau und dem US-Botschafter Daniel Coats.

In einer großen, landesweit im Fernsehen übertragenen Trauerfeier im Footballstadion von New York gedachten Vertreter aller in New York beheimateten Gruppen und Religionen gemeinsam der Toten und bekräftigten gegenseitig ihre multikulturelle Toleranz als wesentliches Merkmal der Weltmetropole New York.

Militärische Schritte

Die Anschläge waren der erste quasi militärische Angriff auf das Festland der USA seit 1814. Sie hatten daher weltweit gravierende politische und militärische Folgen. Die von den USA angeführten Gegenmaßnahmen werden unter dem BegriffKrieg gegen den Terrorismuszusammengefasst.

Zunächst machte US-Präsident Bush in einer Regierungserklärung die Erwartung an die Welt deutlich: Every nation [...] now has a decision to make: either you are with us, or you are with the terrorists. („Jede Nation muss sich nun entscheiden: Entweder seid ihr auf unserer Seite oder auf der der Terroristen.“) Er erklärte damit jedes Land zum Feind, das die USA nicht im Kampf gegen den Terrorismus unterstütze.

Die NATO rief erstmals seit ihrem Bestehen den „Bündnisfall“ aus, fasste den Angriff auf die USA also als Angriff auf alle NATO-Mitgliedsstaaten auf. Trotz dieser und anderer Hilfsangebote unternahm die US-Regierung die ersten militärischen Schritte jedoch zunächst allein. Sie bereitete zunächst einen Angriff auf das Regime der Taliban in Afghanistan vor, dem sie die Unterstützung und Beherbergung der Al-Qaida-Führung vorwarf. Von Beginn an war ein späterer Sturz des damaligen irakischen Diktators Saddam Hussein im Gespräch, obwohl diesem keinerlei Verbindungen zur Al-Qaida noch Planungen von Terroranschlägen gegen die USA nachgesagt werden konnten.

Nach internen Streitigkeiten vor allem zwischen Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und Außenminister Colin Powell wurde Afghanistan ein Ultimatum zur Auslieferung Bin-Ladens gestellt. Das Angebot der Taliban, ihn nach islamischem Gastrecht an ein befreundetes islamisches Land auszuliefern, wurde als unzureichend zurückgewiesen. Einen Monat nach den Anschlägen begann die Bombardierung von Taliban-Stellungen und afghanischer Infrastruktur; bis zum Jahresende war das Regime unter Mullah Omar gestürzt. Dabei bedienten sich die USA auch innerafghanischer Oppositionstruppen, vor allem der sogenannten „Nordallianz“ von Usbeken und Anhängern des am 9. September ermordeten Mujaheddin-Kämpfers Ahmad Schah Massoud. Bin Laden konnte jedoch aus seinem unterirdischen Versteck in Tora Bora entkommen und im Grenzgebiet zu Pakistan untertauchen.

Die anschließende Befriedung und Sicherung des neu eingesetzten, dann durch Wahl bestätigten Präsidenten Hamid Karzai wird vor allem auch durch Bundeswehrtruppen mitgetragen. Damit wurde das im Grundgesetz auf Landesverteidigung begrenzte Einsatzgebiet der Bundeswehr auch auf Einsätze außerhalb des NATO-Gebiets ausgedehnt: Deutschland wird auch am Hindukusch verteidigt, so der damalige Verteidigungsminister Peter Struck (SPD).

Politische, straf- und zivilrechtliche Schritte

Die strafrechtlichen und zivilen Schritte wurden und werden von vielen Nationen mitgetragen. Dieser Kampf wurde in vielen westlichen Ländern zum Anlass genommen, Einreisebedingungen zu verschärfen, Überwachungsmaßnahmen auszuweiten und grundlegende Menschenrechte einzuschränken. Die Volksrepublik China erklärte bereits einige Jahre zuvor einen Krieg gegen den Terror. Durch das Einschwenken der USA auf diesen Kurs wurde die Position der chinesischen Führung gestärkt. Russland erklärte nachträglich seinen Krieg in Tschetschenien als Kampf gegen den Terror, um die Kritik daran abzuschwächen.

George W. Bush leitete aus dem Kampf gegen den Terror das Recht der USA auf Präventivkriege ab, was als Bush-Doktrin bekannt wurde. Einerseits gab es verstärkte Zusammenarbeit verschiedener Länder, die zur Festnahme mutmaßlicher Terroristen und zur Zerstörung von angeblichen Terrorgruppen führte, andererseits - hauptsächlich von US-amerikanischer Seite - auch eine Abkehr von internationalen Verträgen und Abmachungen, die vor allem außerhalb der USA zu Irritationen führte. So prägte US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld den Begriff des Alten Europa, womit er diejenigen europäischen Staaten meinte, deren Regierungen sich 2003 gegen den zweiten US-Krieg mit dem Irak wandten - insbesondere Deutschland, Frankreich und Russland.

Weltweit wurden die Anstrengungen für die Flughafensicherheit verstärkt.

Verhaftungen und Übergriffe

2003: Fritz Koenigs SkulpturGroße Kugelkaryatide“ („The Sphere“), die ursprünglich vor dem WTC stand

Im Rahmen der Befreiung Afghanistans wurden aus der Umgebung der Taliban über 1.000 Verdächtige gefangengenommen, von denen viele bis heute in Haft sind. Bei ihnen handelt es sich größtenteils um Personen arabischer oder asiatischer Herkunft. Menschenrechtsorganisationen kritisieren die Bedingungen, unter denen diese Menschen - die meisten von ihnen auf dem amerikanischen Militärstützpunkt Guantanamo Bay auf der Insel Kuba - gefangen gehalten werden. Im Einzelnen wird ihnen Kontakt nach außen verwehrt, sie werden ohne Anklage festgehalten und ihre Identität wird geheim gehalten (so dass keine unabhängigen Untersuchungen durchgeführt werden können). Eine Klage auf öffentliche Verhandlung wurde in der Berufungsinstanz abgewiesen. [1] [2] [3]

Bei den in Guantanamo inhaftierten Personen handelt es sich nicht um Kriegsgefangene im Sinne des 4. Artikels des III. Genfer Abkommens über die Behandlung von Kriegsgefangenen. Es stellt sich also die Frage, welches Recht bzgl. der Gefangenen von Guantanamo zur Anwendung kommen kann und ob sie einen besonderen Schutz verdienen.

Neben den offiziellen Maßnahmen gab es kurz nach den Anschlägen in den USA auch zahlreiche durch Rachegefühle motivierte Übergriffe gegen arabisch aussehende Menschen (oftmals auch Turban tragende Sikhs) und islamische Einrichtungen. Diese reichten von Beleidigungen über Todesdrohungen und Brandanschläge bis hin zu einigen Morden. [4]

Aufklärung

Untersuchungsausschuss

Auf Druck von Angehörigen der Opfer und gegen anfänglichen Widerstand des Präsidenten wurde eine staatliche Untersuchungskommission gebildet, die die Anschläge bewertete. Während dieser Zeit wurde bekannt, dass am 6. August 2001 Präsident Bush vor einem bevorstehenden Anschlag von Al Quaida gewarnt wurde. Die Untersuchungskommission ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die Terrorakte vor allem aufgrund von Abstimmungsschwierigkeiten zwischen den Geheimdiensten CIA und FBI möglich wurden.

Verschwörungstheorien

Die Ereignisse vom 11. September haben zu einer Vielzahl von sogenannten Verschwörungstheorien geführt, die auf erhebliche Resonanz in der Bevölkerung gestoßen sind. Im Mai 2006 wurde in den USA eine Umfrage veröffentlicht, wonach 42 % der Bevölkerung der Ansicht sind, dass die amerikanische Regierung für Vertuschungen in dem Fall verantwortlich ist. Die sich als Skeptiker bezeichnenden Autoren und Gruppierungen führen zahlreiche Umstände an, die ihnen ungeklärt oder widersprüchlich erscheinen, und schließen daraus auf andere Ursachen und Täter, meist die US-Regierung selbst und ihre Geheimdienste. Manche nehmen an, dass den US-Behörden absichtsvolle Untätigkeit verordnet wurde, andere behaupten eine direkte Vorbereitung und Durchführung der Anschläge durch die CIA und andere Bundesbehörden.

Siehe dazu: Verschwörungstheorien zum 11. September 2001

Zitate
Eines Tages wird man sagen: Der 11. September, das war die ('gute') alte Zeit des letzten Krieges. Der gehörte noch zur Ordnung des Gigantischen: sichtbar und riesig! Welche Größe, welche Höhe! Seither gibt es weit Schlimmeres, alle möglichen Nanotechniken sind so viel mächtiger und unsichtbar, ungreifbar, man vermutet sie überall. In der Mikrologie konkurrieren sie mit Mikroben und Bakterien. Aber unser Unbewusstes ist dafür schon empfänglich, es weiß das schon, und das ist es, was Angst macht. – Jacques Derrida (2001; in: Philosophie in Zeiten des Terrors, ISBN 3865723586, S. 136)
Heute sind wir alle Amerikaner - Peter Struck am 12. September 2001

Manhattan am 12. September, NASA-Satellitenbild

Filme über die Ereignisse
11'09"01September 11, Kompilationsfilm
11. September, französischer Dokumentarfilm von Gedeon und Jules Naudet
Fahrenheit 9/11, kritisch-sarkastischer Dokumentarfilm des Regisseurs Michael Moore (Bowling for Columbine)
DC 9/11: Time of Crisis, Spielfilm (USA, 2003) über die politischen Ereignisse am 11. September
Flug 93, Spielfilm (USA, 2006)
World Trade Center, Spielfilm (USA, 2006)

Hymne
Das Lied Only Time von Enya, besonders in seiner Version mit eingeblendeten Stimmen Betroffener, wurde zur inoffiziellen Hymne bei der emotionalen Verarbeitung der Ereignisse.

Literatur
Stefan Aust und Cordt Schnibben (Hrsg.): 11. September 2001. Geschichte eines Terrorangriffs, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 2002. ISBN 3-421-05656-0
Noam Chomsky: 9-11, Seven Stories Press, New York 2002. ISBN 1-58322-489-0* Ruppert, Michael C., Crossing the Rubicon: The Decline of the American Empire at the End of the Age of Oil, New Society Publishers, 2004. ISBN 0865715408
Mark A. Gabriel: Islam und Terrorismus, Resch-Verlag 2004. ISBN 3-935197-39-X
Harald Müller: Amerika schlägt zurück. Die Weltordnung nach dem 11. September. Fischer 2003, ISBN 3-596-15774-9
Richard Picciotto (mit Daniel Paisner): Unter Einsatz meines Lebens, Malik / Piper, München 2002. ISBN 3-89029-232-1
Daniel Pohly und Khalid Durán : Osama bin Laden und der internationale Terrorismus, Ullstein, München 2001. ISBN 3-548-36346-6
Peter Scholl-Latour und andere: Die Tragödie des Westens, Junge Freiheit, 2003. ISBN 3-929-88610-3
Ronald Thoden (Hrsg.): Terror und Staat. Der 11. September - Hintergründe und Folgen; Kai Homilius Verlag, Berlin 2004. ISBN 3-89706-882-6

Siehe auch
Terroranschläge am 11. September 2001 in den USA/Ablauf
Terroranschläge am 11. September 2001/Ablauf in Deutschland
Krieg gegen den Terror, Hamdan gegen Rumsfeld
Verschwörungstheorien zum 11. September 2001
Ground Zero
Madrider Zuganschläge
Terroranschläge am 7. Juli 2005 in London

Weblinks
Das Wikimedia-Wiki in Gedenken an die Terroranschläge vom 11. September

Dokumentationen
Institut für politische Bildung Baden-Württemberg: Ablauf der Ereignisse mit weiterführenden Links
Homepage der 9/11-Kommission (englisch)
Momentaufnahme Online-Nachrichtenseiten am 11. September
Bild- und Tonarchiv zum 11. September 2001 (englisch)
Analysen und Hintergründe (englisch)


Commons: 9/11Bilder, Videos oder Audiodateien

Kategorien: Anschlag | Geschichte (Vereinigte Staaten) | Historischer Brand | 2001
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