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mod schrieb am 29.12. 2002 um 16:17:14 Uhr über

sexistisch

»sexistisch«, »ordentlich bescheuert« oder »einfach schön«?


Piefke 3000 am 3/26/00; 7:23:32 PM
weibliche nacktheit erregt die gemüter. die vergleichsweise knappe referenz auf »titten gegen rassismus« in den popo.at news hat kritische reaktionen zur folge gehabt (der titel dieses eintrags zitiert einige davon), sinn und ziel dieser aktion werden in frage gestellt.

selbst innerhalb der popo.at-redaktion ist das meinungsspektrum dazu breit gefächert.

gerade aus diesem grund haben wir darüber berichtet. uns interessiert eben besonders, dass und wie politische positionen in ihrer gesamten bandbreite (von websites über demonstrationen und parties bis hin zur selbstentblößung) wahrgenommen werden können.

daher wollen wir es nicht versäumt haben, auch dieses thema hier zur diskussion zu stellen.


Johanna Hofinger am 3/27/00; 2:06:55 AM
die fotos sind nicht sexistisch ausgeführt. frauen können ihren körper zu politischen zwecke zeigen, warum nicht?


rosemarie* am 3/27/00; 12:59:11 PM
mein beitrag auch für dieses diskussionsforum:

wo antirassismus draufsteht ist sexismus drin? ich weiß ja nicht, was absurdität hier heissen soll - und wer bitte soll das ziel dieser irritation sein (sexistische antirassisten oder geile rassisten)? und was ist dabei dann die irritation? ich finde diese aktion jedenfalls sexistisch. damit wollt ihr die verhältnisse verändern? wo antirassismus draufsteht ist sexismus drin? na wunderbar! es mangelt dieser bewegung an feministischer analyse... wenn sich hier grundlegend was in richtung einer gesellschaft ohne rassismus verändern soll, dann werden auch die initiatorinnen politischer aktionen wie dieser nicht umhinkommen, sich bei gelegenheit auch mit dem geschlechterverhältnis auseinanderzusetzen. wir brauchen nicht geile männer, die 'antirassismus' in sexy (der schönheitsnorm gerechten) verpackung kaufen - wir brauchen menschen, die ihr verhalten hinterfragen, sich ihrer bedingungen bewußt werden und sie zu verändern trachten. sexismus wie rassismus sind absurd und haben doch ihre logik und struktur. und um die geht es. antirassismus ist kein label und braucht nicht 'gute verkaufsstrategien', sondern inhalte und selbstreflexion. und: wieviel differenzen kann diese bewegung aushalten?

und an die initiatorinnen: bitte um erklärung! rosemarie*


Nick Mota am 3/27/00; 2:18:09 PM
mir stellen sich zu dem thema 2 fragen:

wenn sich sex gut verkauft,

1. warum verzichtet popo.at dann darauf, das haider-outing zu linken? http://www.taz.de/tpl/2000/03/21.fr/tbox?Ueber=&Tname=a0144&idx=1&re=wa&qu=TAZ&mon=

2. warum bloß die 'titten'?


Johanna Hofinger am 3/27/00; 2:32:37 PM
bitte warum ist es sexistisch, wenn sich eine frau nackt zeigt. die fotos sind doch schön, ich bin frau, nicht lesbisch und habe sie mir trotzdem gerne und ohne unwillen angesehen. bitte um feministische aufklärung, was daran sexistisch sein soll. nur die tatsache, daß die frauen nackt sind? ich meine, nackt ist ja nicht gleich nackt, wäre ja etwas anderes, wenn die frauen als betthäschen dargestellt würden, wie auf palmers plakaten, aber das ist ja nicht der fall.


rosemarie* am 3/28/00; 12:59:23 AM
der sexismus steckt nicht im weiblichen körper, sondern in der instrumentalisierung, der verwendung für völlig fremde zwecke. selbst wenn die frauen hinter dem stehen, was sie mit ihrem körper verkaufen, hat die sache mit ihrer sexualität nichts zu tun, sondern rein mit der wirkung weiblicher nacktheit (vor allem) auf männer. das ist ein punkt. ich finde frauenkörper auch ästhetisch, und nicht nur die genormten. das ist ein anderer punkt - hier wird eine schönheitsnorm reproduziert (hängebusen zb verkauft nicht so gut), der sich frauen zu unterwerfen haben. wenn hier von sexualisierung von widerstand geredet wird ('widerstand darf ruhig auch sexy sein'), ist sex als ware und nicht als erleben gemeint. und darauf verzichte ich. und besonders, wenn männer kaufen und frauen verkauft werden. rosemarie*


rosemarie* am 3/28/00; 1:00:46 AM
ich hätt jetzt gern mal eine stellungnahme der initiatorinnen dieser aktion...


Johanna Hofinger am 3/28/00; 11:11:32 AM
durch zurschaustellen der nacktheit ist noch keine ausbeutung gegeben, ebensowenig wie garantiert ist, daß frau nicht ausgebeutet wird, weil sie *nur* ihre intelligenz verkauft. sexismus ist nicht von vornherein, weil es der körper oder die sexualität sind, die *verkaufen*. oder weil es männer sind, die kaufen. und außerdem können frauen nicht nur verkauft werden, sondern auch selbst verkaufen. streng genommem dürften sonst auch tänzerinnen und schauspielerinnen nichts mit ihrem körper verdienen.denn die verkaufen auch, und männer kaufen. ich würde mir nicht so generell anmaßen zu beurteilen, was für eine andere frau *zweckentfremdete* verwendung ihres körpers oder ihrer sexualität ist. oder wann *ware* und wann *erleben* ist. oder daß *ware* grundsätzlich schlecht ist: meiner meinung nach kommt es nicht darauf an, was eine frau (oder ein mann) vekauft und wer es kauft, sondern mit welcher haltung dies geschieht und wer davon profitiert. und zum schönheitsideal: jede(r) vekauft, was der/sie hat. mich stört es nicht, daß mein körper nackt nicht gut genug aussieht, um fotografiert zu werden, ebensowenig wie es mich nicht stört, daß ich nicht gut genug komponieren kann, um musik zu verkaufen. palmers-werbung, wie gesagt, ist etwas anderes, weil deren ästhetik frauen immer in irgendeiner form als perfekte objekte präsentiert, obendrein als tussis. das finde ich beides ärgerlich. die widerstands-nacktheit dagegen wirkt subjektiv auf mich nicht in dieser art und weise, ich fühle mich micht in ein schönheitideal gedrängt. an irgendeinem punkt muß manfrau sich wohl mit sich selbst einigen, wie man sich zu ästhetisierung von menschen stellt, denn sonst dürfte überhaupt niemand mehr abgebildet werden, der besser aussieht als der durchschnitt.


Klaus Makotter am 3/28/00; 4:20:26 PM
Ich wuerde mal mit Verlaub sagen, dass die Fragen falsch gestellt sind.

Nicht weil sich Sex gut verkauft, haben wir (ich sage zwar wir, spreche aber vor allem einmal für mich) ueber T.G.R. (=Titten gegen Rassismus) berichtet, sondern - so sag ich mal - weil wir u.a. ueber Formen des Widerstands berichten und dies zum ueberwiegenden Teil im Stile eines Weblogs, also mit Referenz auf andere Seiten.

Und nicht weil sich Sex gut verkauft haben wir darauf verzichtet oder nicht verzichtet, ueber den TAZ-Bericht Der Jörg will eh bloss kuscheln zu berichten, sondern weil wir diese Art von »Bomben« nicht moegen - schon gar nicht wenn sie Geruechte sind und nicht solange wir nicht in der Lage sind, darueber als eine politisch relevante Angelegenheit zu berichten. Das kann sich noch aendern.

Im uebrigen haben wir zwei Versuche, den TAZ-Bericht in unsere QuickNotes zu kopieren, in Links auf diesen Artikel umfunktioniert - wie wir glauben im Sinne dieser QuickNotes-AutorInnen.


Markus Petrowsky am 3/28/00; 6:02:45 PM
Ich für meinen Teil finde aber auch den Kommentar des Autors auf den TAZ Artikel durchaus amüsant und will ihn daher niemandem vorenthalten (Quelle: Bady Minck's Elektrofrühstück vom 27.3.2000), distanziere mich aus rechtlichen Gründen aber ausdrücklich von dem Inhalt dieses Zitats:


Zur taz-Geschichte moechte ich offiziell zu Protokoll geben: Ich habe ihn NICHT geoutet, sondern lediglich ueber den anschwellenden Rumor und den diesbezueglichen Krampf in der Szene und andernorts berichtet. Persoenlich moechte ich dazu festhalten: Ich sah mich zu diesem Schritt veranlasst, da ich nur noch zwei Monate zu Leben habe und leider mit Schusswaffen nicht umgehen kann. Die offizielle Stellungnahme von ECCE HOMO (auch namens meines Kollegen Hannes Sulzenbacher) zu diesem Vorgang lautet wie folgt:

1. Wir haben kein Verstaendnis fuer die Aufregung im oesterreichischen Huehnerstall ­ bloss weil der Fuchs angeblich schwul sein soll.

2. Wer immer bei uns behaupten sollte: JOERG HAIDER IST HOMOSEXUELL wird sofort vom Festivalbetrieb ausgeschlossen. Darauf koennen Sie Gift nehmen!

3. Die Homosexuellen in der Regierung haben von uns nichts zu befuerchten.

4. Wir sehen nicht, was an der Plakataussage JOERG IST SCHWUL ehrenruehrig sein soll. Einige unserer besten Freunde heissen Joerg. ( Ausserdem sind wir demnaechst auf einer orthodox freiheitlichen Hochzeit eingeladen.)

5. Joerg Haider kann mit der Aussage JOERG IST SCHWUL nicht gemeint sein, denn

S.C.H.W.U.L. buchstabieren wir so: SAUBER ­ CHARMANT ­ HUMORVOLL ­ WELTGEWANDT ­ UNTERHALTSAM ­ LIEBENSWERT!

6. Ausserdem sind dies alles nur Worte ­ Messen Sie uns an unseren Taten!

7. Der ganze Wirbel ist nur das Resultat einer jahrzehntelangen Ausgrenzungspolitik gegenueber den Homosexuellen.

8. Jetzt lassen Sie uns doch bitte mal arbeiten!

In diesem Sinne: mit freundlichen Gruessen,

Jochen Herdieckerhoff


heikel am 3/28/00; 8:52:59 PM
ich verstehe nicht, wieso es sexismus sein soll, daß der körper hier für völlig fremde zwecke verwendet bzw instrumentalisiert wird. -was sind denn eigene (nicht-fremde) zwecke?- gerade dadurch daß diese frauen das aus eigener motivation tun, werden ihre körper nicht instrumentalisiert. sie instrumentalsieren selbst ihre nackten oberkörper. wozu tun sie das, bzw was erreichen sie damit? zum einen eine diskussion über den sinn oder die absurdität der aktion. wie sie selbst auf der website schreiben. außerdem eine aufmerksamkeit und verbreitung des slogans: (1)titten (2)gegen rassismus. und zwar erreichen sie aufmerksamkeit für genau die dargestellten »titten«, eine selbst-zurschaustellung. und eine verbreitung des themas »gegen rassismus«. stell dir vor, allen leuten - frauen und männern, die die site gesehen haben, geht bei jeder plakatwand-titte durch den kopf: »gegen rassismus«. wär doch lustig. ich sehe das so, daß auf der aktion ganz groß sex draufsteht, aber dann ist keiner drin. die bilder sind schlicht, nüchtern. die frauen stellen sich nicht als pflück-objekte dar. (sie entsprechen nicht durchweg dem momentanen werbeschönheitsideal - ich finde das nebensächlich, aber es ist eine deiner kritiken an der aktion.)

wenn wir mal die aufmerksamkeit als eine zeitgemäße währung hernehmen, dann haben sie verschiedenes »verkauft« und in den umlauf gebracht: sich selbst, das thema sexismus, einen hauch das thema rassismus.

natürlich sind es fast ausschließlich männer, die sex kaufen. und dabei werden frauen zur ware. frauen als vehikel für sex von männern. das ist mies. schafft die basis für eine menge arten von verbrechen, verletzungen und leid auf kosten von frauen. und es klopft geschlechterrollen fest, die aufgelöst gehören. ich finde aber nicht, daß katsey.org dazugehört. sie benutzen die tatsache, daß frauenkörper an jeder straßenecke verkauft werden. sie benutzen die tatsache, daß wir diesen anblick -ein bißchen anders- gewohnt sind. aber sie lassen sich nicht verhökern, sie geben ein bild und eine message von sich her.

das ist aber auch nur meine ansicht der sache, ich würde auch sehr gerne ihren standpunkt lesen


heikel am 3/28/00; 10:16:49 PM
was männer dagegen tun können


amina am 3/29/00; 10:03:46 PM
ich bin zwar nicht initiatorin der tittenaktion, moechte aber als beteiligte kurz was erläutern (ich spreche hier für mich):

- ein statement ist schon die aktion selbst. warum sollte stets das möglicherweise mißverständlichste medium sprache/diskurs ergriffen werden müssen, wenn es um vielschichtige problematiken geht?

- apropos sprache: nicht erst die fpö hat die brutale verkürzung zum idealwerkzeug für provokation/propaganda entdeckt, aber ihre verkürzungen sind besonders en vogue und werden unermüdlich von allen seiten aufgegriffen und durchgekaut. da es so einfach zu sein scheint, sich als gegnerIn solcher methoden zu den »guten« zu zählen (wie es auch einfach ist, die menschen, in diesem fall die in österreich befindlichen, in gute und böse einzuteilen, egal aus welcher sicht diese einteilung vorgenommen wird), befürworte ich jeden versuch, AUCH die »guten« zu irritieren und sie nicht in ihrem gutmenscheneck gemütlich ihr schales süppchen kochen zu lassen. dazu sind verkürzungen meines erachtens ebenso geeignet.

- codebegriffe wie sexismus (ist alles, was mit sex zu tun hat?), ebenso aber rassismus, faschismus, und auch demokratie, politik, kunst usw... werden zunehmend gedehnt, abgelutscht und entleert (oder waren es schon immer?). und können so beliebig aufgeladen und angefüllt werden bzw. jeglichen diskurs ins leere gehen lassen, solang die beteiligten sonst nichts zu sagen haben. grund genug fuer z.b. mich, in diesem zusammenhang eine sexismusdiskussion zu verweigern. frau zu sein reicht wohl nicht.


Nick Mota am 3/30/00; 12:25:35 AM
warum popo.at über T.G.R. berichtet, wollte ich gar nicht zur diskussion stellen, nur in einen vergleich setzen mit dem haider-outing in der taz. dass aber T.G.R. nach der pr-technischen maxime 'sex sells' funktioniert, kann man wohl nicht abstreiten. - und es ist schon angebracht zu hinterfragen, ob man gegen rassismus mit ähnlichen mitteln werben kann wie für joghurt. ganz pragmatisch bezweifle ich, dass diese werbe-kampagne 'funktioniert'. - nacktheit ist schon o.k., aber irgendwas fehlt bzw. ist zu viel bei dieser aktion.

und zum haider-outing (auch wenn's der falsche thread ist): tut mir leid, aber ich nehme dir diese argumentation nicht ab. wenn man sich auch die hosi-seite zum outing ansieht und wahrnimmt, daß zu diesem thema seit nun fast 10 jahren geschrieben wird, dann kann man nicht mehr nur von 'Gerüchten' sprechen. - und politisch relevant ist es allemal, wenn die wähler des noch-obmanns der fpö zum großteil, sag ich mal, kritisch gegenüber homosexuellen eingestellt sind.


Klaus Makotter am 3/30/00; 4:53:56 PM
Nimm mir ab was Du willst. Ich weiss jedenfalls nicht mehr darueber und bin mangels journaistischen, politischen und was weiss ich Wissens nicht in der Lage, etwas darueber zu schreiben. Der Link ist wie gesagt 2mal in den QuickNotes vorhanden.

Fuehle Dich aber herzlich eingeladen zu diesem Thema ein eigenes Topic zu eroeffnen, um ueber diese Sache zu berichten und zu diskutieren - auch im Sinne des eigentlichen Themas in diesem thread.


karin am 4/16/00; 10:43:00 PM
Aha, also ein »Versuch, AUCH die «guten» zu irritieren«.

Hm, wohl bekomms.

Tja, wenn ja die »Vereinfachung« so gut zieht.....

Wenn schon. Ja bitte, aber könnte man das ganze nicht auch mit konstruktiven Inhalten verbinden. Genau an dem fehlt es nämlich.

Titten sehen wir sowieso permanent und überall.

Und last but not least, muss ich dir responsern: Auch wenn wir uns jeglicher Sexismusdiskussion verweigern, die Aktion wir trotzdem nicht besser.


Piefke 3000 am 4/29/00; 8:39:24 AM
schon seit geraumer zeit, aber leider von mir bis jetzt unbemerkt, gibt es ein gästebuch auf katsey.org. dort finden sich zwar leider auch keine weiteren stellungnahmen der macherinnen, aber jede menge statements von dumm bis mutig, was sowohl qualität als auch aussage der statements betrifft...


Piefke 3000 am 5/2/00; 9:36:32 PM
in der maiausgabe des deutschen, »endgültigen« satiremagazins titanic findet sich ein brief an die leser zur website von katsey.org:

"Ziemlich klasse, Theresia Katona & Barbara Seyr,
finden wir Eure Aktion 'Titten gegen Rassismus', zu deren Gelingen Ihr Euch mit neun anderen Frauen auf Eurer Homepage (www.katsey.org) gesellschaftspolitisch gut sichtbar, nun ja, in die Brust werft. Auf die Folgeaktionen 'Ärsche gegen Ozonloch' und 'Mösen gegen Mörser' wartet aber nicht unbedingt:

Titanic"

http://www.germany.net/info/titanic/fabriefe.htm


Indigo am 5/5/00; 2:05:06 AM
hier wird nix verkauft und daher gibs auch keine ausbeutung. politisch darf man das ganze getrost als sinnlos betrachten. trotzdem eine schöne plattform für exibitionistisch veranlagte frauen mal ein bisschen haut zu zeigen und dabei pc raushängen zu lassen. INDIGO


birgit kellner am 5/14/00; 10:08:58 AM
- »statement ist die aktion selbst«: aber was für ein statement eigentlich? mir scheint das eigentlich alles bildlich recht wenig durchdacht oder sehr kraftlos zu sein. d.h. die art der darstellung und das dargestellte passen nicht wirklich und nur auf äusserst verwirrende weise zu dem zweck, den die bilder verfolgengegen rassismus« - ohnehin allzu vage geäussert). man wird wohl kaum leugnen können, dass die *art* der präsentation teil des statements ist. dass das diskursive element sprachlich fehlt, braucht man natürlich wirklich nicht zu bemängeln, und das sei somit kein thema. es wird aber doch mit der art der darstellung, der auswahl der dargestellten und der positionierung der aktion im rahmen des mottos »sex sells« bestimmtes suggeriert: erstens werden ja auf den fotos nicht *nur* die titten gezeigt, sondern auch (zum grossteil) die gesichter mit. wenn man das prinzip »sex sells« in dem sinn versteht, wie es in pornograhischer darstellung angewandt wird, und nicht bloss im allgemein werbetechnischen, so ist gerade die abbildung von gesichtern zentral, weil offensichtlich die präsentation einer deutlich individualisierten *person* als sexualisiertes objekt wichtig für den effekt pornographischer produkte zu sein scheint. mit der entscheidung, auch (zum grossteil) die gesichter der frauen abzubilden, hat man sich also bereits auf eine bestimmte schiene der rezeption eingelassen. »titten gegen rassismus« sind hier eben nicht einfach nur titten. in einem solchen rahmen der rezeption von sich sexuell präsentierender nacktheit oder halbnacktheit, wo eben meist die mitdarstellung eines gesichtes und dessen zurverfügungstellung für allfällige fantasien des zusehenden nötig zu sein scheint, ist es natürlich keineswegs unwichtig, wer die sich präsentierenden sind. in diesem fall handelt es sich zum grossteil um in einem bestimmten kulturkonsumentenkreis (tiv-seher, freunde oder bekannte von tiv-mitarbeitern) bekannte gesichter, mit denen man als tiv-seher oder persönlich bekannter/befreundeter halt irgendwas assoziiert. das vorausgesetzt: wenn sich mir irgendwie bekannte frauengesichter mit nacktem oberkörper unter dem motto »sex sells« als gegen rassismus auftretend präsentieren, so würde ich vorderhand annehmen, dass sie da auf einen zusammenhang zwischen der darstellungsweise nackter oder halbnackter gesichtsbesitzender frauenkörper und rassismus hinweisen wollen. das wäre ja an sich nicht uninteressant; dafür sind aber die bilder ungeeignet, weil erstens scheint es ja gegen rassismus an und für sich zu gehen, und zweitens steht die herausfordernde pose, in der die frauen aufscheinen, in keiner relation zur art und weise, wie zum beispiel schwarze frauenkörper in der werbung verwendet werden. im extremfall könnte man da sogar noch verärgert reagieren, weil ebendiese herausfordernde pose ja auch signalisieren könnte »seht her, wir emanzipierten weissen österreicherinnen können es uns erlauben, unsere titten frank & frei und einfach so zu zeigen, denn für uns ist unser körper politisches ironisierungsmittel, wogegen ihr armen schwarzen fotomodels oder abfotografierten philippinischen mädels in den bedingungen der industrie gefangen bleibt und euch lasziv-erotisch abfotografieren lassen müsst«. ferner - da es sich eben um (größtenteils) bekannte gesichter handelt, kommt man um die assoziation zu vor allem im us-amerikanischen raum üblichen outings von prominentenich habe ein meerschweinchenproblem und stehe dazu«) kaum herum, wenn auch natürlich in begrenzterem rahmen. dann verstehe ich diese aktion aber noch weniger, weil weder die art der darstellung, noch das angegebene motivgegen rassismus«) die wahl dieser inszenierungsform erklären können.

nun ja, letztlich bleibe ich als unextremer betrachter dennoch darüber verwirrt, warum titten gegen rassismus, so allgemein, so irgendwie (von der undifferenziertheit der kampfvokabel »rassismus« fang ich ja gar nicht an). ästhetisch hätte man sich da mehr oder gewitzteres einfallen lassen können, und politisch auch. von der zwar politisch ähnlich unbefriedigenden, aber vielleicht zumindest unmittelbar witzigeren und aktion »hoden gegen rassismus« mal ganz abgesehen, deren ästhetischer wert dahingestellt sei.

- »die guten irritieren«: eigentlich lässt sich ja das motiv »die, die sich für moralisch gut halten, irritieren«, eigentlich nur dann als argument für die titten-aktion ins treffen führen, wenn den »guten« innerhalb ihres angenommenen wertschemas entsprechend »böses« dargeboten wird, und zwar auch in einer sprache, die sie verstehen können. scheint mir strukturell analog zu sein zu der zugangsweise, den verkürzern gegenüber ihre eigenen mittel zu verwenden, nur halt mit anderem, moralisch gegenpolig gelagertem, inhalt gefüllt. den als rassisten bezeichneten gegenüber argumentativ verkürzt als antirassist auftreten, den verkürzten antirassisten gegenüber als deren beelzebub erscheinen. nun ja, wozu? man verläßt ja dadurch nicht den diskursrahmen, den sich rassisten oder antirassisten, gute oder böse, stecken, sondern bestärkt ihn sogar. in dem fall bin ich echt für dezente transzendenz - wirksamste und zugleich produktivste irritationsmethode z.zt. scheint mir nach wie vor rationalität zu sein. ich sehe demgegenüber eigentlich nicht, in welcher weise sich die aktion »titten gegen rassismus« durch besondere gewitztheit gegen billiges moralisieren auszeichnen würde - es sei denn, man hält in die hüften gestützte ellbogen halbnackter frauen für ein charakteristikum von gewitztheit, in welchem falle man wohl auch die meinung vertreten müsste, schlammcatchen sei eine revolutionäre feministische angelegenheit.

- »sexismusdiskussion verweigern«: unter der schwachsinnigen annahme, überall dort, wo frauen freiwillig ihren nackten körper zeigen und/oder verkaufen, gäb's keinen sexismus, und überall dort, wo sie dazu geprügelt würden, gäb's welchen, sollte man sich der sexismusdebatte aufgrund von andernfalls eintretender zeitverschwendung wirklich verweigern. sich aber mal die frage zu stellen, ob und in welcher weise etwa der begriff »rassismus« die derzeitige situation in ö wirklich treffend beschreiben kann, hielte ich doch für sehr interessant. und was die darstellung halbnackter frauenkörper + gesicht in dem zusammenhang zu bewirken sucht, habe ich ehrlich gesagt einfach nicht verstanden. naja, vielleicht bin ich blöd, oder vielleicht wird mich die homepage »titten gegen totalitarismus« demnächst erleuchten.

in hoffnung, birgit


johann potakowskyj am 6/7/00; 2:33:24 AM
uebrigens hat diese aktion in der rechtextremen szene fuer richtige aufregung gesorgt.

da wird zwar erst wuest geschimpft oder laecherlich gemacht, aber dann gleich ein link angeboten.

gratulation ein echter hit.

mfg johann potakowskyj


alf altendorf am 6/9/00; 9:28:29 AM
das kann ich als webmaster und designer der pages nur bestaetigen. in ein geschuetztes forum wie dieses traun sich die nie, aber in simple guestbooks wie unseres lassen die alle huellen fallen, besonders weil sie sich anscheinend provoziert vorkommem und legen ip-spuren die ein traum sind....

erkenntnis: die deutsche rechtradikale szene ist netzmaessig wesentlich besser organisiert als die oesterreichische und betreibt offizielle sites in deutschland (und nicht nur gehostet in amerika), die meiner meinung nach schon scharf an strafrechtlicher verfolgung kratzten.

es gibt da auch ein haufen zeug, das ohne domain sondern nur per ip online steht (da helfen dann unsere logs..), da koennte ich mittlerweile eine karte zeichnen.

allerdings wird tgr in deutschland auch massiv gefeatured, deshalb ist der response von dort auch hoeher.

wenn ich mal als beteiligter aus meiner sicht ueberhaupt zusammenfassen darf:

- den sinn verstanden haben vorwiegend leute aus kunst, marketing, medien und werbung - linke und feministinnen glauben, ihren normalen diskurs anwenden zu koennen. das geht daneben, weil tgr emotional (ueber die hose der maenner) funktionieren soll und NICHT ueber den kopf (siehe auch die abhandlungen auf popo hier...) - leute »von der strasse« stehen wie bei allen schwierigen projekten verstaendnislos daneben - agressiv reagieren RECHTE MAENNER, weil ihnen ihr sex politisiert wird und sie nicht mit der ueblichen geschichtsmasche argumentieren koennen. sie versuchens und kommen aufs glatteis, also ist alles haesslich. wirklich schoen!

alf altendorf

PS: uebrigens haben theresia und barbara mittlerweile auf der about-page einen englischen kommentartext gepostet, der das alles auch erklaert (erscheint in einer israelischen zeitung)



http://popo.editthispage.com/discuss/msgReader$346


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