Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Gedicht«
snake schrieb am 20.9. 1999 um 22:24:21 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
Die Schriftstellerin
In ihrem Zimmer im Giebel des Hauses,
wo Licht sich bricht und die Fenster in den Linden schaukeln,
schreibt meine Tochter eine Geschichte.
Auf der Treppe zögernd höre ich
durch ihre geschlossene Tür einen Aufruhr der Tasten
wie eine Kette, die über die Reling rasselt.
Jung ist sie, und der Rohstoff
ihres Lebens ist wertvolle Ladung, und teilweise schwer:
Ich wünsche ihr glückliche Überfahrt.
Nun aber ist sie es. die zögert,
als wehrte sie sich gegen die Glätte meines Gedankens.
Eine Stille wächst, in der
das ganze Haus zu denken scheint,
und dann ist sie da wieder mit einem gebündelten Lärm
von Anschlägen, und dann wieder Stille.
Ich denke an jenen verirrten Star,
der in dies Zimmer geriet, vor zwei Jahren;
wir schlichen hinein, ein Fenster zu öffnen
und zogen uns zurück, um ihn nicht zu erschrecken;
und eine hilflose Stunde, durch den Türspalt,
schauten wir auf das glatte, rauhe, dunkle
und schillernde Geschöpf,
das gegen die Helligkeit prallte, wie ein Handschuh
auf den harten Boden oder den Schreibtisch stürzte,
und dann wartete, verbeult und blutig,
auf den Mut zum neuen Versuch; und welche Freude
in uns aufstieg, als er plötzlich
von einer Stuhllehne abhob,
geradewegs das rechte Fenster ansteuerte
und glatt das Fensterbrett nahm, die Schwelle zur Welt.
Ich hatte vergessen, mein Liebling,
es geht immer um Leben und Tod.
Ich wünsche Dir
das gleiche wie vorhin, doch heftiger
(Richard Wilbur)
leon schrieb am 4.3. 2002 um 20:41:37 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
Heinrich Heine
Frau Mette
Herr Peter und Bender saßen beim Wein,
Herr Bender sprach: "Ich wette,
Bezwänge dein Singen die ganze Welt,
Doch nimmer bezwingt es Frau Mette."
Herr Peter sprach: "Ich wette mein Roß
Wohl gegen deine Hunde,
Frau Mette sing ich nach meinem Hof,
Noch heut, in der Mitternachtsstunde."
Und als die Mitternachtsstunde kam,
Herr Peter hub an zu singen;
Wohl über den Fluß, wohl über den Wald
Die süßen Töne dringen.
Die Tannenbäume horchen so still,
Die Flut hört auf zu rauschen,
Am Himmel zittert der blasse Mond,
Die klugen Sterne lauschen.
Frau Mette erwacht aus ihrem Schlaf:
Wer singt vor meiner Kammer?
Sie achselt ihr Kleid, sie schreitet hinaus; -
Das ward zu großem Jammer.
Wohl durch den Wald, wohl durch den Fluß
Sie schreitet unaufhaltsam;
Herr Peter zog sie nach seinem Hof
Mit seinem Liede gewaltsam.
Und als sie morgens nach Hause kam,
Vor der Türe stand Herr Bender:
"Frau Mette, wo bist du gewesen zur Nacht?
Es triefen deine Gewänder?"
"Ich war heut Nacht am Nixenfluß,
Da hört ich prophezeien,
Es plätscherten und bespritzten mich
Die neckenden Wasserfeien."
"Am Nixenfluß ist feiner Sand,
Dort bist du nicht gegangen,
Zerrissen und blutig sind deine Füß,
Auch bluten deine Wangen."
"Ich war heut nacht im Elfenwald,
Zu schaun den Elfenreigen,
Ich hab mir verwundet Fuß und Gesicht
An Dornen und Tannenzweigen."
"Die Elfen tanzen im Monat Mai
Auf weichen Blumenfeldern,
Jetzt aber herrscht der kalte Herbst
Und heult der Wind in den Wäldern."
"Bei Peter Nilsen war ich heut nacht,
Er sang, und zaubergewaltsam
Wohl durch den Wald, wohl durch den Fluß
Es zog mich unaufhaltsam.
Sein Lied ist stark als wie der Tod,
Es lockt in Nacht und Verderben.
Noch brennt mir im Herzen die tönende Glut.
Ich weiß, jetzt muß ich sterben." -
Die Kirchentür ist schwarz behängt,
Die Trauerglocken läuten;
Das soll den jämmerlichen Tod
Der armen Frau Mette bedeuten.
Herr Bender steht vor der Leichenbahr
Und seufzt aus Herzensgrunde:
Nun hab ich verloren mein schönes Weib
Und meine treuen Hunde.
Bolek Muž schrieb am 12.6. 2014 um 23:26:07 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Leštěný stát trenérem
Báseň od Josef Chic Muž
Jen mě napadlo,
jak šumivé leštěné státní trenér s spolkového
prezidenta před radnicí, bylo naked,
divoký ňadratřást a lovil pouze tak,
skřípání ženy z velkého románského oblouku v potěšení -
to vše jen odvrátit pozornost od dubového háje!
Plný Santa Millenreuth,
co přes měsíc -
a naprosto Rozpuštěný s nadšením
o všech událostech práce bahkosmický!
(Překlad - Übersetzung:)
Die polierte Staatskarosse
(eine Gedicht von Josef Chic Muž)
Nur frage mich,
wie funkelnd polierten Staatskarosse
mit dem Bundespräsidenten vor dem Rathaus, war nackerte,
busenschüttelnde wild und jagte nur von Frauen
kratzen einer großen romanischen Bogen in Freude -
alles nur, um die Aufmerksamkeit von der Eichenhain ablenken!
Volle Weihnachts Millenreuth,
was mehr als einem Monat -
und vollständig mit Leidenschaft über
alle Ereignisse wiederhergestellt arbeiten bähkosmischen!
Bettina Beispiel schrieb am 12.6. 2003 um 14:24:31 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
700 Intellektuelle beten einen Öltank an
Bertolt Brecht (1929)
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Ohne Einladung
Sind wir gekommen,
Siebenhundert (und viele sind noch unterwegs),
Überall her,
Wo kein Wind mehr weht,
Von den Mühlen, die langsam mahlen, und
Von den Öfen, hinter denen es heißt,
daß kein Hund mehr vorkommt.
Und haben Dich gesehen
Plötzlich über Nacht,
Öltank.
Gestern warst Du noch nicht da,
Aber heute
Bist nur Du mehr.
Eilet herbei, alle
Die ihr absägt den Ast, auf dem ihr sitzet.
Werktätige!
Gott ist wiedergekommen
In Gestalt eines Öltanks.
Du Häßlicher,
Du bist der Schönste!
Tue uns Gewalt an,
Du Sachlicher!
Lösche aus unser Ich!
Mache uns kollektiv!
Denn nicht wie wir wollen,
Sondern wie Du willst.
Du bist nicht gemacht aus Elfenbein und Ebenholz, sondern aus
Eisen.
Herrlich, herrlich, herrlich!
Du Unscheinbarer!
Du bist kein Unsichtbarer.
Nicht unendlich bist Du!
Sondern sieben Meter hoch.
In Dir ist kein Geheimnis,
Sondern Öl.
Und Du verfährst mit uns
Nicht nach Gutdünken, noch unerforschlich,
Sondern nach Berechnung.
Was ist für Dich ein Gras?
Du sitzest darauf.
Wo ehedem ein Gras war,
Da sitzest jetzt Du, Öltank!
Und vor Dir ist ein Gefühl
Nichts.
Darum erhöre uns,
Und erlöse uns von dem Übel des Geistes
Im Namen der Elektrifizierung,
Der Ratio und der Statistik!
Aurora schrieb am 3.11. 1999 um 22:32:19 Uhr zu
Bewertung: 4 Punkt(e)
Alles trübe,
Nebel verschleiern meinen Verstand.
Kann nicht mehr denken,
nicht mehr sagen was ich fühle.
Tiefe dunkle Nacht über meiner Seele,
werd niemanden mehr so tief blicken lassen,
werd niemandem mehr so vertrauen.
Gehe auf einem unendlichen Pfad,
unendlich verschlungen.
Ging ihn einst zu zweit,
einst war er unendlich gerade.
Hatte mal ein Ziel,
hatte mal eine Liebe.
Lange gewartet auf den Einen ,
lange geweint um den Einzigen.
Wo sind meine Träume,
wo meine Tränen?
Alles schon geträumt,
alle schon geweint.
Leidenschafft über Verstand gesetzt??
Liebe nur gesehen wo ich es wollte???
Alles ist trübe,
kein Gedanke mehr zu fassen.
Der Geist schwebt,
alles ist gleichgültig,
alles ist wichtiger als ich.
by Aurora
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