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Der erste Text am 9.9. 1999 um 01:51:39 Uhr schrieb
Dragan über Jahrtausendwende
Der neuste Text am 4.5. 2019 um 12:18:58 Uhr schrieb
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am 4.5. 2019 um 12:18:58 Uhr schrieb
SPIEGEL ONLINE über Jahrtausendwende

am 28.3. 2003 um 12:33:15 Uhr schrieb
ich über Jahrtausendwende

am 31.1. 2006 um 18:37:19 Uhr schrieb
dasNix über Jahrtausendwende

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Assoziationen zu »Jahrtausendwende«

GEO kompakt schrieb am 9.4. 2019 um 17:44:33 Uhr zu

Jahrtausendwende

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Tatort: Wiese

Pestizide und das Ende unserer Insekten


In Gärten und auf Feldern vollzieht sich ein Massensterben: Die Bestäuber verenden, Bienen, Käfer und Schmetterlinge, auf die unsere Nahrungspflanzen angewiesen sind. Als Täter unter schwerem Verdacht: Pestizide namens Neonicotinoide. Warum wurden sie überhaupt zugelassen? Warum sind sie nicht längst verboten? Ein Bericht über die Mühen, Unheil zu verhindern.




Es gibt einen Ort, an dem das Drama greifbar wird. Ein dämmriger Raum im Vereinsheim der Krefelder Entomologen, es riecht muffig, nach vergilbten Büchern und Bohnerwachs. Auf einem langen Holztisch stehen zwei Behälter: ein großer Bottich und eine kleine Dose.

Entomologen sind Insektenkundler. Mitglieder des Krefelder Vereins erfassen seit über 100 Jahren die heimische Insektenwelt. Ihre Funde bewahren sie hinter Glas: Käfer mit Körpern wie Juwelen, mumiengleiche Puppen von Faltern, schimmernde Prachtlibellen. Doch was früher eine Inventur der Vielfalt war, hat sich in jüngster Gegenwart zu einer Bestandsaufnahme des Schreckens gewandelt.

Der Bottich enthält 1,4 Kilogramm tote Insektenmasse – die Ausbeute einer Falle, aufgestellt im Jahr 1989. In der kleinen Dose befindet sich der Inhalt einer Falle, errichtet am selben Ort, über denselben Zeitraum, jedoch zwei Jahrzehnte später: Sie enthält noch ganze 294,4 Gramm.

Das entspricht einem Rückgang von 80 Prozent. Verschwunden sind nicht einzelne Arten, sondern massenweise Fluginsekten. Hummeln, Wespen, Schmetterlinge, Nachtfalter, Schwebfliegen, Fliegen und Mücken, Käfer, Bienen, Libellen. »Klingt vielleicht irre«, sagt der Insektenforscher Martin Sorg, »aber sie schmieren alle ab.« Messfehler, so scheint es, sind ausgeschlossen.

Die Krefelder benutzen seit Ewigkeiten denselben Fallentyp. Auf Fotos, die den Aufbau dokumentieren, sieht man sogar denselben Mann hantieren. Nickelbrille, lange blonde Haare. Das ist Martin Sorg, unverkennbar.

Sorg engagiert sich seit Jahrzehnten bei den Krefelder Entomologen. Wer ihm ins obere Stockwerk des Vereinsheims folgt, stößt dort auf Dutzende Umzugskisten und auf weitere Bottiche und Dosen. Insgesamt 50 Standorte im Rheinland haben die Krefelder beprobt. Feuchte Wiesen, Kiesgruben, Waldsäume. Verwaist sind heute, wie Martin Sorg betont, »vor allem geschützte Gebiete, optisch top in Schuss, in denen es sonst von Insekten wimmelte«.

Mit 70, 80, 90 Prozent beziffert er die Verluste an den einzelnen Standorten. Während sich der Schwund in Zahlen bilanzieren lässt, sind seine ökologischen Folgen nur ansatzweise zu fassen: Vögeln fehlt es an Nahrung, Schädlingen an Feinden, Blüten an Bestäubern.

Krefeld, die Stadt am Niederrhein, gilt in Expertenkreisen als Chiffre für den Niedergang der Insekten. Doch wo immer Forscher Langzeitdaten über das Vorkommen von Insektenarten sammeln, melden sie ebenfalls drastische Einbrüche, im In- wie im Ausland. Die meisten Bestandskurven sehen aus, als sei ihrem Ersteller der Stift ausgerutscht.

Der Versuch, zu ermitteln, wie es zu dieser fatalen Entwicklung kommen konnte, führt fort vom Niederrhein. In Gesprächen mit Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachrichtungen zeichnet sich ein Umweltskandal ab. Es geht, zunächst, um ein Schädlingsbekämpfungsmittel, das offenbar auch Nützlinge das Leben kostet.

Die Brisanz der Geschichte geht indes über diesen Einzelfall hinaus: Systematisch unterschätzen Behörden die Risiken, die mit dem Einsatz von Pestiziden verbunden sindund reagieren nur träge auf frühe Alarmsignale. Die Krise der Insekten kündigt sich an, lange bevor die Krefelder den Massenschwund bemerken.


Das meistverkaufte Pestizid weltweit: Glyphosat

Zuerst, um die Jahrtausendwende, schlagen Imker in den USA und Europa Alarm. Einige vermissen ganze Bienenvölker. Praktisch über Nachtund ohne dass sich tote Honigbienen finden. Ein Mysterium. Bald schon sollen Imker fast überall auf der Erde mit ihm konfrontiert sein. Das Bienensterben dauert bis heute an. Der Verdacht drängt sich auf, dass die Honigbienen und die anderen verschwundenen Insekten es mit einem gemeinsamen Gegner zu tun haben könnten.

Freie Universität Berlin, ein lichtdurchflutetes Labor. Auf einer Unterlage von der Größe eines Frühstücksbretts klemmen 25 Plastikhülsen, darin die Körper von Honigbienen. Oben schauen die Köpfe heraus. Die Antennen der Bienen wippen hin und her. Eine Doktorandin flößt ihnen mit einer Pipette Zuckerwasser in den Rüssel. Während der Prozedur strömt ein blumiger Duft ins Labor.

Nach zwei, drei Lektionen, sagt die Doktorandin, hätten die Honigbienen begriffen, ihn mit Nahrung zu verbinden. Eine klassische Konditionierung: Die Tiere fahren ihren Rüssel bereits aus, wenn sie bloß den Duft wahrnehmen.

Randolf Menzel lehnt im Türrahmen. Er ist Professor, 76 Jahre alt und hat diese Versuchsanordnung entworfen. Wenige Menschen kennen sich mit Bienen so gut aus wie Menzel. Dabei hat er zu ihnen einen anderen Zugang als ein Insektenkundler. Randolf Menzel ist Neurobiologe. Seit Jahrzehnten schon experimentiert er mit Honigbienen. Sie dienen ihm als Modellorganismus: Menzel erforscht, warum das Denken in die Welt kam.

Eine Arbeitsbiene braucht ein gutes Gedächtnis. Bis zu zehnmal täglich verlässt sie ihren Stock, um Pollen und Nektar zu sammeln. Sie fliegt Blüten in einem Radius von bis zu sechs Kilometern an. Dabei merkt sie sich offensichtlich markante Punktehohe Bäume, Gebäude, Wasserläufe – und wie diese im Raum positioniert sind. So kann man eine erfahrene Arbeitsbiene sogar unterwegs fangen und an einem anderen Ort freilassen: Sie orientiert sich mithilfe der Wegmarken neu und findet zu ihrem Volk zurück.

Doch die Honigbiene, sagt Randolf Menzel, könne Gelerntes auch wieder vergessen. Er hat getestet, was geschieht, wenn man bei den Laborexperimenten Spuren von Pestiziden in das Zuckerwasser für die Bienen mengt. Honigbienen kommen mit einer Vielzahl dieser chemischen Substanzen in Kontakt. Über 70 unterschiedliche Wirkstoffe finden Kontrolleure regelmäßig im Bienenbrot, das die Arbeiterinnen als Futtermittel für sich und die Brut in den Waben einlagern.

Es handelt sich um Rückstände von Mitteln zur Schädlingsbekämpfung, von Unkrautvernichtern und von Fungiziden. »Als Neurowissenschaftler interessiert mich besonders eine Stoffklasse«, sagt Randolf Menzel. »Neonicotinoide. Denn es sind Nervengifte

NEONICS – so der Zungenbrecher abgekürzt – sind synthetische Verwandte des Nikotins. Die ersten Mittel kamen Anfang der 1990er Jahre auf den Markt. Heute zählen sie zu den meistverkauften Pestizidenweltweit. Nur ein Wirkstoff kommt rund um den Globus häufiger auf die Felder: Glyphosat, von Experten der WHO als »wahrscheinlich krebserregend« eingestuft.

Während es sich bei Glyphosat um ein Unkrautvernichtungsmittel handelt, töten Neonicotinoide tierische Schädlinge. Bauern in über 120 Ländern setzen die Substanzen ein, um ihre Kulturen vor Blattläusen, Drahtwürmern oder Kartoffelkäfern zu schützen. Gartenbauer behandeln Bäume und Blühpflanzen mit den Substanzen. Auch Ampullen, deren Inhalt man Haustieren ins Fell träufelt, um Parasiten zu töten, enthalten einen Wirkstoff der Gruppe.

Die Erfolgsgeschichte der Neonicotinoide liegt in ihrer sogenannten systemischen Wirkweise begründet. In der Regel kaufen Bauern Saatgut, das bereits mit einem Neonicotinoid ummantelt wurde. Während ihres Wachstums verbreitet sich diese Beize über das Leitbündelsystem (das vor allem Wasser und darin gelöste Stoffe transportiert) im gesamten Gewebe der Pflanze, in Stamm, Blättern und Blüten.

Einem Landwirt erleichtert das die Arbeit enorm. Seine Kulturen sind gleichsam geimpft. Er muss nicht mehr so penibel beobachten, ob seine Pflanzen überhaupt von einem Schädling befallen werden; nicht abwägen, wann es Zeit wird, einzuschreiten; er braucht nicht mehr so oft zum Spritzen aufs Feld zu gehen.

Ihre systemische Wirkweise bedeutet jedoch auch, dass die Insektizide in Pollen und Nektar der Kulturpflanze dringen. In die Nahrung der Bienen und anderer Bestäuber alsomit messbaren Folgen. In Menzels Laborversuchen etwa haben Honigbienen, deren Zuckerwasser mit einem Neonicotinoid versetzt wurde, die Duft-Lektion nach einem Tag vergessen.

In Feldversuchen verlieren Arbeiterinnen, die mit den Wirkstoffen behandelte Rapsfelder anfliegen, die Orientierung. Sie finden ihr Volk nicht mehr, irren umher bis zur völligen Erschöpfung. »Sie sterben«, sagt Randolf Menzel, »aber nicht unmittelbar an den PestizidenDieser Tod ist in den Protokollen der Zulassungsstudien nicht vorgesehen.

Bevor eine Substanz auf dem europäischen Markt vertrieben werden darf, müssen ihre Hersteller nachweisen, dass sie keine »Nichtzielorganismen« schädigt. Sie testen den Effekt eines Wirkstoffs jedoch nicht im Hinblick auf alle Lebewesen, sondern nur an einigen wenigen Modellorganismen. Als Stellvertreter für Fluginsekten dient die Honigbiene.

Ein zentraler Wert bei diesen Versuchen heißt LD 50. LD steht für letale Dosis. Die LD 50 gibt an, bei welcher Menge die Hälfte der Modellorganismen – also etwa Honigbienenan dem Wirkstoff zugrunde geht. »Wegschautests« nennen manche Experten die LD-50-Versuche. Honigbienen bekommen den Wirkstoff. Dann, 24 oder 48 Stunden später, zählt ein Laborant die Toten und die Lebenden.

Aber: Welche Biene lebt nur ein, zwei Tage? Arbeiterinnen leben im Sommer im Schnitt 30 Tageund sind in dieser Zeit einer oder mehreren Substanzen ausgesetzt, und zwar chronisch. Zuständig für die Genehmigung von Wirkstoffen ist auf der Ebene der Europäischen Union die Europäische Kommission. Ihre Entscheidungen wiederum basieren auf den Erkenntnissen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Die EFSA prüft etwa, ob ein Pestizid schädlich auf die Gesundheit von Menschen oder Tieren wirkt.


Neonicotinoide: Eine Gefahr für Bienen?

Honigbienen, aber auch wild lebende Insekten spielen bei der Produktion unserer Nahrung eine zentrale Rolle: Sie bestäuben zwei Drittel der wichtigsten 100 Kulturpflanzen. Vor allem Gewächse, die Vitamine liefern, so die Faustregel, sind darauf angewiesen, dass Insekten ihre Pollen verbreiten. Eine Leistung, deren Wert Experten mit über 14 Milliarden Euro angebenallein in Europa.

Ermittelt die EFSA die Risiken eines Pestizids, hat sie deshalb besonders die Bienengesundheit im Auge. Nur: Auf der Basis der LD-50-Tests sind Gefährdungen der Insekten offensichtlich nicht zu erfassen. Denn ob und wie eine Substanz auf das Verhalten des Insekts wirkt, ob es seine Fortpflanzung beeinträchtigt, wird durch kein Studienprotokoll erfasst.

Allein in den vergangenen zwei Jahren sind Studien über Studien erschienen, diewie die Untersuchungen von Randolf Menzel – »subletale«, also nicht unmittelbar tödliche Effekte der Neonicotinoide auf Honigbienen beschreiben.

Im Licht dieser Studien prüft die EFSA derzeit zum wiederholten Mal, ob Neonicotinoide eine Gefahr für Bienen darstellen. Selbst wenn die EFSA, wovon auszugehen ist, zu dem Schluss kommt, dass die Stoffe ein Risiko bilden: Die Behörde selber ist offensichtlich nicht in der Lage, solche Gefahren von vornherein auszuschließen. Sie hinkt in ihren Erkenntnissen der Forschung hinterher.

[Tatsächlich hat die EFSA im Februar 2018 die Bienenschädlichkeit der drei Neonicotinoide Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam bestätigt, d. Red.]

Das ist das eine Problem. Das andere: der Fokus der EFSA auf die Honigbienen. »Wir haben nicht nur ein Bienenproblem. Wir haben ein Bestäuberproblem«, konstatiert etwa Josef Settele, ein international renommierter Agrarökologe und Schmetterlingsforscher des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Halle (Saale). Falter, Hummeln, Schwebfliegen, Wildbienen – Abertausende Arten bestäuben Wild- und Kulturpflanzen. Weltweit, schätzt Settele, erbringen Honigbienen nur etwa 30 Prozent der Bestäuberleistung, all die anderen Insekten hingegen 70 Prozent.

Ob und wie ein Pestizid auf wild lebende Bestäuberinsekten wirkt, muss jedoch kein Hersteller nachweisen. Standardisierte Tests fehlen. Wieder füllen im Fall der Neonicotinoide inzwischen unabhängige Studien die Lücken. Es mehren sich die Beweise, dass zahlreiche Insekten sogar noch weitaus empfindlicher auf die Substanzen reagieren als die Honigbiene.

Fatalerweise stören die Stoffe bei vielen Arten offenbar Fruchtbarkeit und Paarungsverhalten: Hummeln etwa bilden nach Kontakt mit Neonics weniger Königinnen aus. Solitärbienen legen keine Nester mehr an. Erzwespen finden nicht zur Paarung zusammen. Diese Insekten zählen zu den Hautflüglern, einer außerordentlich artenreichen Ordnung. Allein in Deutschland umfasst sie mehr als 10 000 Spezies.

Mitte Oktober 2016 tagen Hautflügler-Fachleute in Stuttgart. Einer der Teilnehmer der Konferenz, Johannes Steidle, Professor für Tierökologie an der Universität Hohenheim, wird die vorgetragenen Studienergebnisse später als »katastrophal« bezeichnen. Ein Ausdruck, dessen Schärfe sich im Alltagsgebrauch abgeschliffen hat. Wissenschaftler jedoch behalten ihn Ausnahmeereignissen vor, gravierenden Wendungen zum Schlechten hin.

Ökologen berichten auf der Tagung von Kontrollgängen durch die Isarauen in der Nähe von Dingolfing, ein Schutzgebiet. Zehn Jahre zuvor haben sie hier 58 Wildbienenarten entdeckt. Im Sommer 2016 finden sie noch 14 Spezies. Im Leipziger Auenwald, einem der größten seiner Art in Europa, vermissen die Forscher Wespen. Ihre Suche konzentriert sich auf den Kronenraum. Dort haben sie im Jahr 2002 mehr als 2100 Tiere gezählt, Angehörige Dutzender verschiedener Bienen- und Wespenarten. Nun ist die Hälfte der Spezies verschollen, und es findet sich nur noch ein Drittel der Individuen.

Kollegen referieren über ein Projekt am Goldberg in Baden-Württemberg. Dort haben sie der Schwarzen Mörtelbiene ein Paradies geschaffen. Sie säten Hornklee und Esparsetten (beides Schmetterlingsblütler und Verwandte der Erbsen), ihre Lieblingsquelle für das Larvenfutter. Sperrten das Nistgebiet weiträumig ab. Dass die vergangenen Jahre zu den heißesten seit Beginn der Wetteraufzeichnung zählten, ließ zusätzlich hoffen: Mörtelbienen mögen Wärme. Indes: Die Zahl der Nester hat sich in den vergangenen zehn Jahren halbiert, viele der verbliebenen sind inaktiv.

Auffällig ist, dass sich in allen Fällen die Lage innerhalb eines Jahrzehnts extrem zugespitzt hat, genau wie bei den Populationen, die der Krefelder Verein erfasst. 2007 stieg der Absatz neonicotinoidhaltiger Mittel in Deutschland sprunghaft an. Von 652 Tonnen im Vorjahr auf nunmehr 1656 Tonnen. Verursachen also die Neonicotinoide den Insektenschwund?

Etwas scheint zunächst entschieden gegen diese These zu sprechen: Fast alle der dokumentierten Insektenrückgänge ereigneten sich nicht in Agrarland – sondern in Naturschutzgebieten. Die Daten lassen aber auch einen anderen Schluss zu: Neonicotinoide breiten sich weit über ihre ursprünglichen Einsatzgebiete hinweg aus. Tatsächlich häufen sich Hinweise, dass die Substanzen in die Umwelt jenseits der Felder dringen – unkontrolliert und dauerhaft.

Die University of Sussex liegt am Rande des Seebads Brighton in Südengland. Hier lehrt Dave Goulson. Er hat sich als Hummelforscher einen Namen gemacht. Goulson kennt die von den Krefelder Insektenkundlern erhobenen Messwerte gut. Er gehört zu einer Gruppe von Wissenschaftlern, die die Daten auswerten und in einer Fachzeitschrift publizieren sollen.

Als Goulson die Daten aus Deutschland das erste Mal sieht, die Kilogrammangaben von früher und die Grammwerte von heute, fällt ihm sofort Edward Wilson ein, der berühmte amerikanische Soziobiologe. »Wenn die Menschheit unterginge«, hat Wilson einmal gesagt, "würde die Welt in den reichen Zustand des Gleichgewichts zurückpendeln, der vor 10 000 Jahren existierte.

Ohne Insekten aber würden die Ökosysteme kollabieren.» «Sieht aus», meint Goulson, «als könnten wir bald erfahren, ob Wilson recht hat." Verlängert man die Kurven aus Krefeld nur ein kleines bisschen, sagen wir bis ins Jahr 2020, landen sie bei null.

Es dauert nicht lange, bis auch in Goulsons kleinem Universitätsbüro dieser Zungenbrecher fällt: Neonicotinoide. »Wir reden über die Möglichkeit, dass Insektizide Insekten töten, das scheint mir nicht weit hergeholt.« Dave Goulson hat sich intensiv mit den Eigenschaften der Neonicotinoide beschäftigt. Sie sind hochgiftig.

Zum Beispiel Imidacloprid. Es ist die weltweit meistverkaufte Substanz der Gruppe, hergestellt von dem deutschen Unternehmen Bayer AG und seiner Crop-Science-Abteilung. Ein Teelöffel des reinen Wirkstoffs würde genügen, um 1,25 Milliarden Honigbienen zu töten. Doch, sachgemäß angewendet, kommt die Substanz natürlich nur äußerst stark verdünnt in die Umwelt. Für weitaus bedenklicher als ihre Giftigkeit hält Goulson weitere Merkmale der Gruppe. So zerfallen Neonicotinoide im Boden nicht schnell in ungefährliche Bestandteile und bauen sich abim Gegenteil: Sie reichern sich über Jahre hinweg an.

Die Studie, die Goulson auf seinen Bildschirm ruft, zeigt vier Quadrate. Vier Felder, die über sechs Jahre in Folge mit von Imidacloprid umhüllten Samenkörnern bestellt wurden. Die Untersuchung stammt nicht von Goulson. Sie findet sich auf Seite 639 einer umfangreichen Akte: der Zulassungsunterlagen für den Wirkstoff. Obwohl die Kurven der Imidacloprid-Mengen im Boden aller Felder über die Jahre steil klettern, urteilte die prüfende Behörde: »Hat nicht das Potenzial, sich im Boden anzureichern.«

»Inkompetenz oder Korruption?«, fragt Goulson, »das Urteil überlasse ich IhnenFest steht: Angesichts dieser Studie hätten bei den Prüfern alle Alarmglocken läuten sollen, weil sie den Effekt aus der Vergangenheit kennen. Bei fast allen Substanzen, die erst zugelassen und später verboten wurden, war nicht allein ihre Giftigkeit das Problem, sondern ihr Verbleib in der Natur.

Beispiel: Dichlordiphenyltrichlorethan, kurz DDT genannt, das einst meistverwendete Insektizid der Welt, ist seit den 1970er Jahren in den meisten Industrieländern verboten. Aber noch immer findet es sich in der Umwelt, lässt es sich in unseren Körpern nachweisen. Abhängig vom Bodentyp brauchen Neonicotinoide bis zu 1000 Tage, um sich auch nur zur Hälfte abzubauen.

Dabei gelangen gerade mit gebeiztem Saatgut große Mengen der Substanzen unter die Erde. So werden nur etwa fünf Prozent des Wirkstoffs von der Kulturpflanze aufgenommen, deren Samen behandelt wurden. Die restlichen 95 Prozent gehen in den Boden. Eine weitere Eigenschaft der Neonicotinoide macht das Verhängnis komplett: Sie sind wasserlöslich. Ein für Insektizide ungewöhnliches Merkmal. Normalerweise kleben die Mittel an den Pflanzen, Regen soll sie nicht abwaschen können. Neonicotinoide aber gelangen über das Wasser in die weitere Umgebung.

Dave Goulson ruft ein anderes Bild auf seinen Bildschirm. Wildblumen, die an Ackerrändern wachsen. Solche Blühstreifen sollen Insektenbestände fördern. Goulson hat die Pollen der Wildblumen auf ihren Neonicotinoid-Gehalt getestet. Teilweise lagen die Werte höher als in behandelten Kulturpflanzen. Das bedeutet, dass Insekten, selbst wenn sie keine Ackerflächen besuchen, den Wirkstoffen ausgesetzt sind.

Goulson ist ein jungenhafter, sympathischer Typ, der unterhaltsam erzählen kann. Vor einigen Jahren hat er in Südfrankreich einen verfallenen Hof gekauft, samt 13 Hektar Land. Darüber, wie er versucht, diesen Flecken Erde in eine Art Bullerbü für Insekten zu verwandeln, hat Goulson ein Buch geschrieben. Seine Geschichten vom Landleben beschwören die Stimmung unbeschwerter Sommertage herauf. Die Erinnerung an laue Stunden im Freien, zu denen das Brummen dicker Hummeln gehörte, der Anblick bunter Falter, das Kribbeln eines Marienkäfers auf der Haut.

Gut möglich, dass sich ein Bewusstsein um die Not der Insekten in der breiten Öffentlichkeit am besten über Gefühle wecken lässt. Und nicht über Zahlen, die die Nützlichkeit der Bestäuber in Euro angeben. Jedenfalls kommt es häufig vor, dass seine Leser sich bei Dave Goulson erkundigen, was sie selber tun könnten, um Insekten zu helfen.

In Großbritannien nehmen Gärten eine größere Fläche ein als alle Naturschutzgebiete zusammen. Die Menschen legen sich Sträucher oder Stauden zu, die Insekten gern besuchen. An mancher im Gartenmarkt erstandenen Pflanze baumelt sogar das Etikett »bienenfreundlich«. Wer ahnt schon, dass auch viele von ihnen mit Neonicotinoiden behandelt wurden?

Felder, Blühstreifen oder Gärten. Die Wirkstoffe finden sich inzwischen überall. Und sie sind mobil. Sie verbreiten sich über Gewässer, die Luft, das Grundwasser. Hinzu kommmt: Auch Insekten sind mobil, sie können fliegen. Die Wege zwischen Schutzgebieten und Ackerflächen sind meist kurz. Und schließlich gibt es auch Insekten, die Insekten fressen, etwa Schädlinge, die wiederum zuvor neonicotinoidhaltiges Grünzeug gefuttert haben.

Jörn Wogram ist Leiter des Fachgebietes Pflanzenschutz im Umweltbundesamt. Das UBA ist Deutschlands zentrale Umweltbehörde. Sie wacht darüber, ob Pflanzenschutzmittel »unannehmbare Auswirkungen«, so heißt es im Gesetz, auf die Umwelt haben. Sind die Auswirkungen der Neonicotinoide noch annehmbar? Wogram muss ausholen. Anders als uns die bunten Bilder auf Milchtüten glauben lassen, haben sich Bauernhöfe zu lebensfeindlichen Orten entwickelt. Rund neun Kilogramm Pestizide kommen jedes Jahr auf jeden Hektar Ackerfläche.

Ein Apfelbaum wird in einer Saison durchschnittlich 32-mal mit einem Pflanzenschutzmittel behandelt. Weinreben 17-mal. Kartoffeln etwa elfmal. Rund 700 Pflanzenschutzmittel sind hierzulande im Einsatz. »Das ganze System ist schon lange nicht mehr nachhaltig«, sagt Jörn Wogram. „Innerhalb dieses Systems können wir als UBA zwar die Spreu vom Weizen trennen, aber um Nachhaltigkeit zu erreichen, müssen wir den Pestizideinsatz insgesamt reduzieren." Die Neonicotinoide? Eindeutig Spreu.

Aber es müssten auch mehr »Rückzugsflächen« geschaffen werden, auf denen gar keine Pestizide eingesetzt werden, sagt Jörn Wogram. Gelinge das nicht, werde die Umwelt nicht ausreichend vor den Auswirkungen des Pestizideinsatzes geschütztund damit stehe auch die Glaubwürdigkeit des UBA infrage. Auch Jörn Wogram bestätigt: »Neonicotinoide sind nicht nur hochgiftig für Insekten, sondern sie können sich in der Umwelt verteilen und leicht in Gewässer gelangen

Ein Verbot hat innerhalb der EU bisher nur Frankreich für 2018 angekündigt. In anderen Ländern, etwa auch in Deutschland, ist der Einsatz einiger Wirkstoffe zwar seit 2013 für einige Anwendungsarten und Kulturen eingeschränktohne dass sich diese Teilverbote jedoch nennenswert auf den Absatz der Neonicotinoide ausgewirkt hätten.


32 Mal wird ein Obstbaum mit Gift behandelt

Richtet man einmal den Fokus auf das Geschehen in seiner Gesamtheit, dann lässt sich der Schwund der Insekten als ein gigantisches wissenschaftliches Puzzle betrachten. Extreme Wetterereignisse, Klimawandel, Verlust von Lebensraum, hohe Stickstoffeinträge, Krankheiten und invasive Arten: Es gibt viele Faktoren, die vermutlich zum Insektenrückgang beitragen.

Man könnte nun auf die Idee kommen, dass die Pestizide in diesem Puzzle allenfalls ein Teilchen unter vielen darstellen. So argumentieren zum Beispiel Lobbyisten der Agrarindustrie.
Jüngste wissenschaftliche Erkenntnisse deuten jedoch in eine ganz andere Richtung: Danach reagiert ein Insekt, dass bereits unter Stress steht, extrem sensibel auf ein Gift in seiner Umwelt.

»Wenn ich abends zwei, drei Gläser Wein trinke, beeinträchtigt mich das nicht in meinem Tun«, sagt Matthias Liess. »Ich kann wunderbar auf dem Sofa liegen und fernsehen. Aber wenn ich mit der gleichen Menge Alkohol im Blut auf der Autobahn unterwegs bin, kann das schnell tödlich enden

Matthias Liess ist Öko-Toxikologe. Er arbeitet für das Umweltforschungszentrum in Leipzig (UFZ). Gerade läuft er an einer Rinne entlang. Sie ist schnurgerade, 14 Meter lang, einen halben Meter breit. Auf einer Seite läuft Wasser ein, auf der anderen ab. Die Nachbildung eines Bachlaufs.

Rund 50 verschiedene Arten von Wasserorganismen haben Forscher des UFZ in ähnlichen Rinnen ausgesetzt. Larven von Eintagsfliegen und Libellen, Käfer und Schnecken. In den ersten Wochen und Monaten war die Rinne für sie ein Sofa. Und fügte Liess dem Wasser der Sofagemeinschaft ein beliebiges Pestizid zu, in einer Konzentration, nicht höher als für Trinkwasser erlaubt, dann passierte: nichts.

Inzwischen aber, nachdem das Wasser seit etwa zwei Jahren eingelaufen ist, entsprechen die Bedingungen in dem Gerinne denen eines natürlichen Gewässers. Konkurrenzen um Nahrung sind entstanden, Wettbewerbe um Partner, die Spezies erzeugen Nachwuchs. Begonnen hat der ganz normale Kampf ums Dasein. Sozusagen die Autobahnfahrt der Wasserorganismen.

In diesem Stress-Stadium bringen selbst niedrig dosierte Zugaben eines Pestizids mehr als die Hälfte der Arten über kurz oder lang ums Leben. Die Empfindlichsten trifft es zuerst: die Larven. Wenn sich ein Organismus nur einmal im Jahr fortpflanzt und die neue Generation ausgerechnet dann schlüpft, wenn das Pestizid eingetragen wird, bedeutet das für die Spezies den Untergang.

Was Liess da erforscht hat, heißt nichts anderes, als dass selbst die Trinkwassergrenzwerte für Pestizide viel zu hoch angesetzt sind, »mindestens um den Faktor 10«, hat er berechnet. Und dies schon in einer idealen Welt, in der es die Lebewesen nur mit dem Stress zu tun haben, den sie sich selbst machen. Fügt Liess noch zusätzlichen Umweltstress hinzuzum Beispiel Stickstoff im Wasser oder Hitzesteigt die Todesrate noch an.

»Die Zulassungsbehörden machen gravierende Fehler«, sagt Liess. Die Kriterien, nach denen sie prüften, beruhten nicht auf Erkenntnissen moderner, komplexer Wissenschaft. »Das ist eine Art TÜV-Prüfung, die seit Jahrzehnten veraltet ist. Die Risiken, die mit dem Einsatz von Pestiziden einhergehen, werden durch die Bank unterschätzt

Sämtliche Forscher, dieteils in Hintergrundgesprächen – mit ihrem Wissen zu diesem Artikel beitrugen, plädieren für ein Verbot der Neonicotinoide. Sie halten die Belege der Schädlichkeit dieser Stoffe für überwältigend. Ausnahmslos warnen sie jedoch auch davor zu glauben, man müsse nur diese eine Stoffklasse aus dem Verkehr ziehen, und die Insekten kehrten zurück.

Sorgen bereitet Experten bereits heute ein möglicher Nachfolger. Eine neue Insektizidgruppe, nicht ganz so ein Zungenbrecher, aber ebenfalls mit einem systemisch wirkenden Nervengift. Sulfoxaflor. Es steht im Verdacht, hochgiftig für Bienen zu sein. In Deutschland liegen dem zuständigen Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit derzeit drei Anträge auf Genehmigung sulfoxaflorhaltiger Insektizide vor.

»Jedes Mittel, das den Ertrag steigert, führt gleichzeitig zu einem Verlust der Arten«, sagt Teja Tscharntke, Professor für Agrarökologie in Göttingen. »Am Ende müssen wir uns als Gesellschaft entscheiden, in welcher Welt wir leben wollen. In einer ausgeräumten Landschaft. Oder in einem bunten, lebendigen Mosaik

Liamara wars nicht schrieb am 11.9. 1999 um 00:40:17 Uhr zu

Jahrtausendwende

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Einmal ging Brian, der Astronaut, in ein Museum, um sich eine Ausstellung über die Zeit vor dem Millenium anzusehen. Da fiel ihm plötzlich ein Abenteuer ein, dass er als junger Wissenschaftler im Jahre 99 erlebt hatte ...

Als Brian, der Astronaut, mit seinem Raumschiff Giuliani schon 23 Monate unterwegs war, funkte ihm das Hauptquartier eine Information per Kubustransformation. Man teilte ihm mit, dass man kurz vor dem Jahr 3000 stünde und es wegen der Jahrtausendwende möglicherweise Probleme mit dem Weltrotationsellipsoid geben könnten, wenn er noch länger im Weltraum bliebe. Denn die Computer waren alle von Aldi und auch noch voll von schädlichem Amalgan. Sie würden sein Raumschiff zerbrechen, so sagte man dem armen Brian, der schreckliche Angst bekam und schon anfing zu schwitzen. Er konnte den Steuerknüppel nicht mehr richtig halten, weil er so nervös wurde, und dann war es auch schon passiert: er stürzte ab!

Seine Ohnmacht währte nicht sehr lange. Als Brian wieder zu sich kam, bemerkte er, dass er wahnsinniges Glück gehabt hatte, weil er auf einem fremden Planeten gelandet war. Er befand sich allerdings, so meinte sein Kompaß, nicht mehr in der Nähe vom Beteigeuze. Wirklich ein Millenium-Crash! Alle seine Computer waren defekt. Der binäre Bildschirmschoner war vermutlich in den Cyberspace verschwunden. Die Datenbanken enthielten nur noch Müll, und der Warp-Antrieb war von einem Virus besessen. Brian wollte schon eine Depression bekommen, als er sich zusammenriss und seine Ausrüstung überprüfte. Er besaß noch eine Butterstulle, einen Deoroller, einen alten Aschenbecher, den er vielleicht als Waffe gebrauchen konnte, einen Bademantel, etwas Magermilchpulver und ansonsten äußerst wenig Nützliches.

»Die hätten mir auch schon eher was über dieses Jahr-3000-Problem erzählen könnenbrummte Brian. Er sah sich auf um, aber dieser Planet war unglaublich öde. Die Einsamkeit war schlimm. Es fehlte vielleicht auch ein bißchen an Sauerstoff, denn Brian bekam seltsame Tag-Träume: er stellte sich vor, von einer Killer-Gurke angegriffen zu werden. Von diesem Alp bekam er sofort Juckreiz. Er riß sich zusammen, schließlich war er Akademiker.

Brian rief einfach mal probeweise um Hilfe, aber vielleicht gab es kein Leben an diesem Ort? Jetzt wünschte er sich verzweifelt eine Tüte Gummibärchen, denn er bekam Hunger, und von einer Butterstulle kann mannicht sehr lange leben. Es war zwar ganz intergalaktisch cool, daß er hier war, wo sicher noch nie ein Mensch vor ihm gewesen war, dennoch hatte er Sehnsucht nach daheim. Hier gab es nicht mal einen Apfelbaum! Die Atmosphäre enthielt zwar gerade genug Sauerstoff, dass er nicht erstickte, aber es roch verdammt nach Knoblauch hier. Wo kam bloss dieser Gestank her? Ob hier doch jemand wohnte? Als Brian ein bißchen umherlief, bemerkte er plötzlich einen kleinen Mann, der ihn irgendwie an einen Wurzelgnom erinnerte. Der Kerl trug einen Krug auf dem Kopf, und aus eben diesem Krug roch es penetrant nach Knoblauch.

»Hallo«, rief Brian entzückt. »Können Sie mir helfen? Ich bin nicht von hierDer Kerl drehte sich um und starrte Brian an. Der konnte ein Kichern kaum unterdrücken, denn der Typ hatte ein echtes Blockflötengesicht.
»Pfrtlpmpf«, antwortete das Wesen.
»Bittefragte Brian verwirrt.
»Pfrtlpmpf«, wiederholte der Mann, und Brian rief verzweifelt: »Ich verstehe kein Wort
Das Ganze schien schwierig zu werden. Brian wandte sich ab und ging ein paar Schritte weiter. Oh Wunder, es gab ja ein richtiges Dorf hier! Tatsächlich, vor ihm öffnete sich ein Tal, und er konnte viele kleine lustige Häuser sehen, die sich um einen hübschen Bach gruppierten. Brian wanderte auf das Dorf zu. Dort gab es viele fremde Wesen, die alle ein bißchen merkwürdig aussahen, aber wenn man genau hinschaute, doch recht freundlich wirkten. Nur verstand ihn niemand! Brian setzte sich schließlich traurig unter etwas, das wie ein Baum aussah, und seufzte. Sein Raumschiff war total kaputt, und auf der Erde feierten alle Silvester, während er hier auf diesem Planeten festsaß. Da setzte sich eine Frau zu ihm. Zumindest glaubte Brian, dass es eine Frau war. In ihrer seltsamen Sprache versuchte sie herauszufinden, warum Brian so unglücklich aussah. Brian lächelte. Wenigstens waren die Leute freundlich ..

Ein paar Monate später hatte der Astronaut Brian die Sprache der fremden Wesen halbwegs gelernt, und Nyx, die junge Frau, die ihm damals geholfen hatte, war ihm sehr ans Herz gewachsen. Heute sollte ihre Hochzeit sein. Alle Freunde und Verwandten waren erschienen, um zu feiern, und über einem großen Feuer in der Dorfmitte wurde Fleisch gebraten. Der Pfarrer begann gerade die Zeremonie, als plötzlich ein lautes Summen ertönte und ein Wind aufkam, der sie alle fast zu Boden warf. Ein Raumschiff landete mitten im Dorf! Brian bekam fast einen Herzinfarkt, als er bemerkte, wer da aus dem Raumschiff stieg: es waren seine Astronautenkollegen von der Erde!

»Hey, Brianriefen sie. »Endlich haben wir dich gefunden! Jetzt aber ab nach HauseBrian war so glücklich und durcheinander, daß er seine Hochzeit völlig vergaß und seine arme Frau stehenließ. Er stieg in das Raumschiff, und weg war er.

Brian stiegen die Tränen in die Augen, als er, viele Jahre später in dem Museum, an diese Episode seines Lebens dachte. Er hatte den Planeten nie wieder besuchen können, weil er ihn auf keiner Sternenkarte wiederfinden konnte. Traurig stand er da, als eine Frauenstimme ertönte: »Das Museum schließt in 30 Minuten« ...

Diether schrieb am 6.10. 1999 um 15:48:11 Uhr zu

Jahrtausendwende

Bewertung: 2 Punkt(e)

Die JahrtausendwendeSinn und Unsinn. Ein kleiner geschichtlicher Rückblick. Vielerorts spricht man von katastrophalen Zuständen, wenn von der Jahrtausendwende die Rede ist. Grosse Probleme bereitet den Menschen eine seltsame Krankheit: Sind Sie schon Jahrtausendfit? Und Ihr Computer? Sind kleine, geheimnisvolle Viren unterwegs? Muss ich mich fitmachen für Sylvester 99/00? Soll ich mich nicht lieber gleich erschiessen? Oder vom Dach meines Appartements springen? Gut hatten es da die alten Irren zur letzten Jahrtausendwende. Die hatten ja noch keinen Strom und keine computervernetzten Szenarien. Oder doch? Mussten vielleicht deshalb die Dinosaurier sterben? Schnell noch in den Supermarkt, einen Posten Quellwasser eingekauft: Mindestens haltbar bis 04/00. Das müsste doch reichen. Und etwas, das man sich zwischen die Kiemen stopfen kann. Immerhin: Ohne Strom keine Warenproduktion. Wie bin ich darauf gekommen? Hab ich doch davon gehört, dass die nächste Jahrtausendwende ein Chaos auslösen soll. Wahrlich, interessant zu hören, dass es sich dabei nicht um ominöse Mitglieder einer Weltuntergangs-Sekte handelt. Vielmehr versuchen Normalsterbliche, uns Angst zu machen. Aber keine Sorge, beim heiligen Otl! Da kann nichts passieren. Wir sind vor derartigen Zusammenbrüchen gefeit.

Dragan schrieb am 9.9. 1999 um 02:25:50 Uhr zu

Jahrtausendwende

Bewertung: 2 Punkt(e)

Mit der Jahrtausendwende geht nicht nur das zweite Jahrtausend zu Ende, sondern auch eine Variante des dritten Jahrtausends, welche sich in der kurzen Zeit einfach nicht mehr einlösen läßt.

Eigentlich ist das Jahr 2000 doch ganz anders: Jeder hat Haushaltsroboter zu Hause, die eine Schürze umgebunden haben und den Abwasch erledigen. Kleidung ist aus Papier und wird nur einmal getragen. Wissenschaftler in weißen Kitteln helfen den Kindern in der Schule und sorgen für eine aufgeklärte und rationelle Welt. Es gibt eine permanent bemannte Mondbasis, dort kann man als Astronaut Urlaub machen. Die Mode wird bestimmt von silbernen Stehkrägen. Fernsehen ist in 3D und es wird mit Wasserstoffbomben ein Flusslauf durch das ausgedörrte Afrika gesprengt. Computer haben Unmengen von Lämpchen und piepsen und suchen auf Wunsch einem Girl den richtgen Boy. Oder wählen einen ganz persönlich für den Millionengewinn aus. Natürlich gibt es dann auch eine Weltregierung, im Parlament wird vorwiegend die Besiedlung des Mars und die Ausbildung von mutigen Weltraumpiloten mit markantem Kinn diskutiert.

Naja, ein paar Monate sind es ja noch ...

Herr Baumann schrieb am 9.9. 1999 um 13:18:49 Uhr zu

Jahrtausendwende

Bewertung: 1 Punkt(e)

Nun, das Jahr 2000, das ist ja schon was. Da ich ja Design zu meiner Leidenschaft gemacht habe, und ich wenig an kleinen grünen Männchen, Weltraum, NASA interessiert bin, denke ich, ich werde diese Jahrtausendwende bei einem gemütlichen Glas Bier in Rotis verbringen. Dort lebte, wie Sie ja sicherlich alle wissen, ein gewisser Otl Aicher. Doch, um nicht vom eigentlichen Thema abzuschweifen, es ging ja um das nächste Jahrtausend, und um die Frage: «Wie wird es wohl
Also, wenn ich daran denke, das die Wissenschaftler solch rasante Fortschritte in der Entwicklung neuer Computer-Technologien machen, vielleicht gibt es eines Tages ein Programm, da ist alles nur noch grau.
Also nicht graue Theorie, sondern einfach grau. Zum Beipiel kann ich dann Kubustransformationen in grau ausführen, oder mir meine Lieblingsschrift, Sie müssen wissen, meine Liebe gilt der Typografie, die Rotis am Bildschirm in grau anschauen. Und ich hätte dort einen Bildschirmschoner, der an eine Kamera angeschlossen ist, die in Gmünd steht, und da könnte ich dann immer Bilder von meiner Lieblingsstadt ankucken, und zwar auf der ganzen Welt, rund um die Uhr. Wie…? Das gibts schon alles…?
Ja, aberNa gut, muss ich mir eben was Neues ausdenken, man ist ja nicht blöd.

Timokl schrieb am 14.9. 1999 um 22:24:48 Uhr zu

Jahrtausendwende

Bewertung: 1 Punkt(e)

Viele Menschen werden nach der Jahrtausendwende aufwachen und merken: »Hey! Es hat sich irgendwie gar nichts verändertDanach werden sich alle Weltuntergangssekten auflösen und keine Sau wird sich mehr darum kümmern, ob das Millenium nun neu oder alt oder nicht existent ist. Irgendwann kommt dann der zweite Star Wars-Film (oder ist's der fünfte?) und die Spielzeugwarenläden werden wieder überfüllt mit Merchandisingartikeln. Bei den Episode 1-Sachen ist mir aufgefallen, daß Darth Maul -- auch wenn er nur eine relativ bescheidene Rolle im Film hat -- am öftesten zum Merchandising verwendet wird, während Obi Wan Kenobi fast überhaupt nicht als Werbeträger in Erscheinung tritt. Aber der ist in Episode 1 ja fast noch farbloser als Luke Skywalker. Nichtsdestotrotz hat mir Episode 1 doch gefallen und den zweiten Teil (bzw. fünften) werde ich mir sicher auch ankucken.

Dragan schrieb am 9.9. 1999 um 01:51:39 Uhr zu

Jahrtausendwende

Bewertung: 1 Punkt(e)

Oft wird befürchtet, durch den Jahr-2000-Computer-Fehler würde pünktlich zu Silvester die Welt in die Steinzeit zurückgeblastet. - Es könnte jedoch ebenso das genaue Gegenteil eintreten!

Nämlich folgendes: Zu Silverster fällt wirklich alles aus. Also von der Nachttischlampe bis hin zum Fernsehen.

Ein paar Tage wäre dann sicher einiges Chaos. Aber danach wäre natürlich Schluss mit dem ganzen alten Schmodder. Alle alten Sachen werden weggeschmissen und es kommen endlich mal neue Geräte ins Haus.

Zum Beispiel das Fernsehen. Eigentlich haben wir jetzt lange genug in dieses niedrig aufgelöste flimmernde Ding reingeschaut. Der blöde PAL- oder NTSC-Standard mit seinen paar müden Pixeln wird letztendlich nur weiterhin verwendet, weil momentan alle Welt so einen Fernseher hat. - Nach dem Jahr 2000 muß sich jeder einen neuen Fernseher kaufen, der viel bessere und flüssigere Bilder anzeigt. Die neuen Fernseher stehen schon im Lager des Media-Markt bereit, dort wartet man nur auf Silvester!

Das Telefonnetz geht natürlich auch zu Silvester kaputt. Und dann kauft sich die ganze Welt neue Telefone, mit einem Bildschirm drin, und Stereosound! Weil andere gibt es dann einfach nicht mehr, nichtmal im Import-Export-Laden.

Außerdem gehen alle Autos und modrigen Reichsbahn-Wägen zu Bruch. Beim freundliche Opel-Händler gibt es dann einen günstigen Raketenrucksack, die Bahn stellt selbstverständlich komplett auf Magnetschwebetechnik um (schließlich sind auch die Weichen kaputtgegangen) und baut superschicke Züge, die aussehen wie Raumschiffe und mit Kernfusion angetrieben werden. (Praktisch: Weil so viele Sachen kaputtgegangen sind, ist auch genügend Rohmaterial vorhanden zum Bauen neuer Sachen.)

Und zuguterletzt werden auch alle Gitarren kaputtgehen. Das wird ein Spaß. Nie mehr Britpop oder Metal Hammer oder Brian Adams! Ach, das Jahr 2000 wird sicher super!

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