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@ schrieb am 14.9. 2010 um 09:45:16 Uhr über

Lyrik

Als Lyrik (griechisch λυρική (ποίησις) – die zum Spiel der Lyra gehörende Dichtung) bezeichnet man die dritte literarische Gattung neben der Epik und der Dramatik. Lyrische Werke werden auch Gedichte genannt.

Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Begriffsgeschichte
1.1 Lyrik
1.2 Gedicht
2 Kriterien der sprachlichen Form
3 Geschichte der Lyrik
3.1 Status der Lyrik im Islam
4 Empirische Verankerung in der Gegenwart
5 Formen der Lyrik
6 Lyriker
6.1 Altertum
6.2 Mittelalter
6.3 Nationalliteraturen
6.3.1 Italien
6.3.2 Frankreich
6.3.3 England
6.3.4 USA
6.3.5 Japan
6.3.6 Iran
7 Exkurs: Lyrik in Deutschland
7.1 Geschichtsabriss
7.1.1 Altertum
7.1.2 Mittelalter
7.1.3 Frühe Neuzeit
7.1.4 Weimarer Klassik
7.1.5 Romantik
7.1.6 Realismus
7.1.7 Moderne
7.2 Bedeutende deutschsprachige Lyriker
7.2.1 bis 1900
7.2.2 ab 1900
8 Gedicht-Beispiele
9 Zitate
10 Siehe auch
11 Anthologien
12 Literatur
13 Weblinks

Begriffsgeschichte
Lyrik
Die Trias Lyrik – Epik – Dramatik unterschied bereits Aristoteles in seinerPoetik“, allerdings wird der Ordnungsbegriff ‚Lyrikerst seit dem 18. Jahrhundert als Gattungsbezeichnung verwendet. Der Begriff ist heuteanders als in der antiken Literaturrelativ unbestimmt und wird seit dem 19. Jahrhundert (fälschlich) oft synonym mit dem WortPoesie‘ (Dichtung) verwendet. Man kann aber sagen, dass man unter Lyrik eine literarische Hauptgattung versteht, die man auch als singbare Dichtung bezeichnen kann. Der Dichter äußert unmittelbare Gefühle und Gedanken eines lyrischen Subjektes, das zwar oft Parallelen zum Autor aufweist, jedoch nicht zwangsläufig diesem entspricht. Beziehungen zwischen Subjekt und Wirklichkeit werden ästhetisch am stärksten verallgemeinert. Lyrik ist stark sinnbildlich und rhythmisch, oft gereimt und mit Musik verbunden.

Gedicht
Mit dem Begriff »Gedicht« wurde ursprünglich alles schriftlich Abgefasste bezeichnet. Auch hier fand im 18. Jahrhundert eine Begriffsfestigung statt: Seitdem wird der Begriff nur noch für den poetischen Bereich verwendet. Das WortDichtunghat aber im volkstümlichen Gebrauch noch etwas von seiner ursprünglichen Bedeutung erhalten.

Ein umfangreiches, oft mehrteiliges oder als Zyklus angelegtes dichterisches Werk mit lyrischen und epischen Elementen ohne verbindliche metrische Struktur wird als Langgedicht oder Poem bezeichnet.

Kriterien der sprachlichen Form
Lyrische Texte unterscheiden sich von der Prosa oft durch ihre äußere Form (Vers, Versmaß, Strophenbau). Im Laufe der Gattungsgeschichte, vor allem im 20. Jahrhundert, verlor dieses Kriterium allerdings weitgehend seine Bedeutung. Lyrische Texte unterscheiden sich dennoch sprachlich-formal von epischen und dramatischen vor allem durch ihre Kürze, ihre strengere Form, ihre Dichte (Ausdruckskraft) und sprachliche Ökonomie (Prägnanz), ihre Subjektivität und ihren Bezug auf ein lyrisches Subjekt (z.B. ein lyrisches Ich). Oft werden sehr viele sprachliche und formale Mittel dabei als Ausdrucksmittel nutzbar gemacht (siehe beispielsweise Reim, Rhetorische Figur, Alliteration, Metapher). Auch eine nicht alltägliche Anordnung von Wörtern, Wortgruppen und Sätzen spielt dabei eine Rolle. Allerdings gibt es auch Gedichte, die sich diesen Merkmalen bewusst widersetzen und im Extremfall zuAnti-Gedichten“ werden. Neben offenen Formmerkmalen können Merkmale eines Gedichtes auch verborgen sein. So kann eine bestimmte Silbenzahl einer Zeile festgelegt sein, oder es können an bestimmten Positionen im Gedicht bestimmte Buchstaben gefordert werden. Eine besondere Rolle in der Lyrik spielen die lautlichen Qualitäten der verwendeten Wörter. Vor allem in der neueren Lyrik (z. B. in der konkreten Poesie) wurde aber auch die graphische Gestalt immer wichtiger (s. z. B. Figurengedichte).

Die moderne Lyrik durchbricht die Dogmatik klassischer poetischer Mittel wie Reim und Versmaß. Bereits in Goethes Dichtung finden sich Gedichte ohne Reimschema und mit freien Rhythmen, die im 19. Jahrhundert in Frankreich als vers libre kultiviert wurden. Mit dem weitgehenden Verzicht auf die Regeln der Metrik und der Orientierung an der lebendigen Rede, nähert sich der freie Vers der Prosa an. Letztes Unterscheidungsmerkmal ist der Vers als basales Formelement lyrischer Texte, die durch absichtsvolle Zeilenumbrüche gebildet werden. Anders als die Verse eines Gedichts sind die Zeilen in Prosatexten wie in allen Fließtexten rein technisch erzeugt, sie folgen keiner textimmanenten Logik und sind folglich für die Konstitution der Textbedeutung irrelevant.

Aus der Sicht eher linguistisch orientierter Lyriktheorien, wird ein lyrischer Text als überstrukturierter Text aufgefasst. Diese Überstrukturierung bezieht sich auf die in der sprachwissenschaft angenommenen Ebenen wie Phonologie, Semantik oder Syntax. So werden Reime als phonologische Überstrukturierung aufgefasst oder Metaphern als semantische.

Das inhaltliche Spektrum von Gedichten reicht von stark subjektiven Inhalten bis hin zu Gedichten der Neuen Sachlichkeit. So gibt es Liebesgedichte, Trauergedichte genauso wie Willkommensgedichte, Ulk- und Nonsensgedichte. Viele Gedichte, insbesondere jene von Hobbyautoren, sind der Trivialliteratur zuzuordnen.

Geschichte der Lyrik
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Die Lyrik ist eine der frühen literarischen Formen. Geschriebene Lyrik gab es schon zu den Zeiten der alten Chinesen, Babylonier, Perser oder Juden (z. B. Psalmen, Hoheslied des Salomo). Mündliche Lyrik dürfte in die frühesten Zeiten der Menschheitsgeschichte zurückgehen. Unser Begriff von Lyrik wurzelt allerdings im antiken griechischen Kulturkreis. Dort war die Lyrik zunächst das zur Lyra gesungene Lied, das in den Chorgesängen der antiken Dramen und im religiösen Kultus seinenSitz im Lebenhatte. Bis heute steht Lyrik in einer gewissen Beziehung zur Musik und zum Lied. Bedeutende Lyriker des Altertums waren z. B. Sappho und Horaz.

Die Lyrik wurde und wird immer wieder auch von der populären Musikkultur beeinflusst. So hat zum Beispiel die Rap/Hip-hop-Bewegung schnell eine Verbindung zum Poetry Slam gefunden, einer Veranstaltungsform für Literatur-Performances, bei denen die Vortragenden im direkten Vergleich mit- oder nacheinander antreten und das Publikum einen Gewinner kürt (hier finden neben Rap u. a. auch Kurzgeschichten und komische Lyrik ihren Weg auf die Bühne). Auch sprachlich und formal stehen Lyrik und populäre Musik in einem Austauschverhältnis.

Status der Lyrik im Islam
Im Islam ist den zumeist schicksalsgläubigen altarabischen Dichtern ein eigener, kritischer Abschnitt des Koran gewidmet. Die letzten vier Verse derDie Dichter“ (asch-Schuʿara) genannten Sure 26 setzen sie mit Wahrsagern und Irrenden (bzw. ziellos Umherirrenden) gleich, die von Dschinn oder gar dem Satan selbst besessen seien und ihren Einfluss auf das Stammesleben falsch nützten. Der Prophet Mohammed grenzt sich zwar von ihnen ab, bescheinigt aber (in den letzten beiden später offenbarten bzw. hinzugefügten Versen) zumindest einigen unter ihnen Rechtgläubigkeit. Der Gesamtinhalt der Sure ist eine Zusammenfassung der wichtigsten Prophetengeschichten des Islam, die Mohammed trösten und die Ungläubigen warnen sollen. Die muslimisch-arabischen Dichter erfreuten sich nach Mohammed unter den Umayyaden höchster Protektion, so fern sie die Quraisch glorifizierten und halfen, die Nichtaraber zu arabisieren. Hauptthema der Dichtung vor bzw. bis Mohammed war bis dahin die Suche des liebenden (und deshalb umherirrenden) Dichters nach der verlorenen Geliebten.

Empirische Verankerung in der Gegenwart
Anlässlich des Welttages der Poesie am 21. März 2005 hat die Deutsche Presse-Agentur eine repräsentative Umfrage in Auftrag gegeben, die für Deutschland den Bezug zur Lyrik in der Bevölkerung messen sollte. Das Meinungsforschungsinstitut „polis“ ermittelte:

jeder zweite Deutsche hat mit Lyrik wenig im Sinn und schon länger kein Gedicht mehr gelesen;
58 Prozent der Männer waren lange nicht mehr mit Gedichten in Kontakt gekommen;
43 Prozent der Frauen sind Verächterinnen, 40 Prozent geben sich als aktuelle Leserinnen von Versen;
in der Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen hatten 63 Prozent schon länger keine Lyrik mehr gelesen.
Unklar ist, ob die Beschäftigung mit Songtexten (englisch: lyrics) ausdrücklich in diese Ergebnisse eingeflossen ist. Denn nicht jedem Befragten ist auf Anhieb klar, dass Liedtexte eine Sonderform der Gedichte sind, deren Vertonung sie leichter zugänglich macht.

Zum Vergleich der Kulturen ist auf die auch im 21. Jahrhundert ungebrochene Vorherrschaft der Lyrik im Bereich etwa der arabischen Literatur hinzuweisen. Auch in einigen anderen Regionen hat die Lyrik weiterhin eine große Bedeutung. Im deutschen Sprachraum hat sich die Lyrik hingegen im Laufe der Zeit aus den verschiedensten Gründen immer mehr in eine Nische zurückgezogen, zu der nur noch wenige Menschen Zugang finden.

Hans Magnus Enzensberger hat vor einiger Zeit die Zahl von 1354 Lyriklesern im deutschsprachigen Raum zur Diskussion gestellt und damit auf pointierte Art und Weise deutlich gemacht, wo die deutschsprachige Lyrik im Vergleich zur Prosa heute steht. Von wenigen großen Verlagen abgesehen, die noch Lyriktitel im Programm haben, sind es in erster Linie die kleinen Verlage, die für rund 3.000 Neuerscheinungen pro Jahr sorgen. Typische Auflagenzahlen für nach 2000 publizierte Gedichtbücher sind 20, 50, 100 (beim Künstlerbuch), sowie 250, 500 und 1000 Exemplare bei den üblichen Taschenbuch- bzw. fest gebundenen Editionen.

Formen der Lyrik
Die Gattung Lyrik ist hinsichtlich Inhalt und Form äußerst vielgestaltig. Nachfolgende Liste weist auf Einzelformen und Einzelaspekte der Lyrik hin.

Akrosticha, Alkäische Strophe, Asklepiadeische Strophe, Bildreihengedicht, Chanson, Chevy-Chase-Strophe, Clerihew, Distichon, Dithyrambos, Dinggedicht, Elegie, Elfchen, Epigramm, Figurengedicht, Gelegenheitsgedichte, Ghasel, Haiku, Hymne, Jambus, Lyrische Collage, Kanzone, Kinderlyrik, Klapphornverse, Lautgedicht, Leberreime, Lied, Limerick, Madrigal, Makkaronische Dichtung, Meistersang, Minnesang, Naturlyrik, Nonarime, Ode, Prosagedicht, Rap, Rollengedicht, Rondeau, Ritornell, Sapphische Strophe, Senryu, Sestine, Siziliane, Sonett, Stadtlyrik, Stanze, Terzine, Unsinnsgedicht, Volkslied-Strophe, Wirtinnenvers

Mischformen sind Ballade, Romanze und Haibun.

Gedichte, die sich keiner der oben genannten Formen anpassen, haben eine offene Form (siehe auch Sturm und Drang, Moderne, Postmoderne).

Lyriker
In der Antike und im Mittelalter ist Lyrik überwiegend gesungene Liedlyrik, der Lyriker also auch Liedkomponist und Sänger. Bereits im Altertum wurde der Person desSängershöchste Wertschätzung entgegengebracht.
Als prominente Lyriker lassen sich nennen:

Altertum
Echnaton (der ägyptische Aton-Hymnus) (14. Jh. v. Chr.),
König David, (der hebräische Psalter) (1000 v. Chr),
die Griechen Archilochos (7. Jh. v. Chr.), Terpandros (7. Jh. v. Chr.), Alkaios von Lesbos (7. Jh. v. Chr.), Sappho (7. Jh. v. Chr.) und Anakreon (6. Jh. v. Chr.),
die Römer Catull (1. Jh. v. Chr.), Tibull (1. Jh. v. Chr.), Properz (1. Jh. v. Chr.), Ovid (1. Jh. v. Chr.), Horaz (1. Jh. v. Chr.).
Mittelalter
Im volkssprachlichen Mittelalter treten Individualpersönlichkeiten vor allem im Minnesang und in der Spruchdichtung hervor (Trobadors) (ab Ende des 11. Jh.), Walther von der Vogelweide (12. Jh.), Frauenlob (13. Jh.). Lyrische Gedichte waren meist als Gesang gedacht. Hauptsächlich wurde die mittelalterliche Lyrik gesungen und kaum aufgeschrieben. Aufgrund ihrer mündlichen Tradierung besteht daher von wissenschaftlicher Seite nur ein geringer Authentizitätsanspruch.

Die geistliche Lyrik (z. B. die Sequenzen) sowie die lateinische Vagantendichtung sind oft anonym in größeren Sammlungen überliefert (Carmina Burana) (11./12. Jh.).

Die Meistersänger des städtisch geprägten Spätmittelalters (u. a. Hans Sachs (16. Jh.) inszenieren ihre Dichtung als lern- und abprüfbares Silben- und Töne-Handwerk.

Nationalliteraturen
→ Hauptartikel: Nationaldichter

Italien
In Italien wirkten die Lyriker der Renaissance Dante (13. Jh.) und Petrarca (14.Jh.) bahnbrechend, weitere wichtige Lyriker Michelangelo (15.Jh.) oder Torquato Tasso (16. Jh.), und viel, viel später dann Gabriele D'Annunzio (19./20. Jh.) oder Giuseppe Ungaretti (20. Jh.).

Frankreich
Die Lyriker Frankreichs stehen im Schatten François Villons (15. Jh.). In der Romantik traten Alphonse de Lamartine (19. Jh.), Alfred de Musset (19. Jh.); in der Moderne Charles Baudelaire (19. Jh.), Arthur Rimbaud (19. Jh.) oder Paul Verlaine (19. Jh.) hervor.

England
Englands Lyriker, zunächst unter italienischem Einfluss, finden in William Shakespeare (16.Jh.) und John Milton (17.Jh.), dann in Alexander Pope (18.Jh.) und Thomas Gray (18.Jh.) und später in Robert Burns (18. Jh.), William Blake (18./19. Jh.) oder John Keats (18./19. Jh.), T. S. Eliot (20. Jh.) oder Dylan Thomas (20. Jh.) herausragende Vertreter.

USA
Als US-amerikanische Lyriker wären z. B. Edgar Allan Poe (19. Jh.), Walt Whitman (19. Jh.), Emily Dickinson (19. Jh.) , E. E. Cummings (20. Jh.), William Carlos Williams (20. Jh.) oder Ezra Pound (20. Jh.) zu nennen.

Japan
Ono no Komachi (9. Jh.) (Waka) oder Matsuo Basho (17. Jh.) Haiku sind berühmte japanische Dichter.

Iran
Schāhnāme (persisch ‏شاهنامه ‎ / Šāhnāma; auch Šāhnāmeh), das Königsbuch (oder auch Buch der Könige), ist das Lebenswerk des iranischen Dichters Abū ʾl-Qāsim Firdausī (940/41-1020) und gleichzeitig das Nationalepos der persischsprachigen Welt, für das der Dichter nach eigenen Angaben 35 Jahre benötigte. Es ist eines der berühmtesten Werke der persischen Literatur und Bestandteil der Weltliteratur. Mit nahezu 60.000 Versen ist es mehr als doppelt so umfangreich wie Homers Epen und mehr als sechsmal so lang wie das Nibelungenlied.

Nationallyriker Abū ʾl-Qāsim Firdausī
William Shakespeare
Dante Alighieri
Francois Villon
Walt Whitman


Exkurs: Lyrik in Deutschland
Geschichtsabriss
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Altertum
Die ältesten deutschen Gedichte verwendeten den Stabreim, die Alliteration. Zu den ältesten deutschsprachigen Überlieferungen zählen die Merseburger Zaubersprüche in Gedichtform mit Stabreimen.

Mittelalter

Walther von der VogelweideDie deutsche Lyrik des Mittelalters war zunächst geprägt von christlichem Gedanken- und Vorstellungsgut (Marienlyrik). Die weltliche Lyrik des höfisch-ritterlichen Minnesangs und der Spruchdichtung drängte sich seit der Mitte des 12. Jahrhunderts stark in den Vordergrund und bildete ein variationsreiches literarisches System von hohem Kulturprestige aus. Dabei wirkten auch Impulse aus der mittellateinischen Vagantendichtung, der Rezeption klassisch-lateinischer Lyriker (v.a. Ovid) und der mozarabischen Lyrik Spaniens mit.

Frühe Neuzeit
In Deutschland treten neben die Schöpfer humanistischer Lyrik die Dichter des Kirchenlieds wie Martin Luther und Paul Gerhardt die religiösen Dichter Friedrich Spee hervor.

Hans Sachs übte mit dem sogenannten Meistersang großen Einfluss auf die zeitgenössische Lyrik aus.

Durch Martin Luther, den zunehmenden Einfluss der italienischen und französischen Dichtkunst und den erneuten Rückgriff auf die lateinische Lyrik (Horaz) begann in der deutschen Barockzeit eine neue Tradition vielfältiger und formstrenger Gesellschaftslyrik (z. B. Andreas Gryphius).

Weimarer Klassik

Friedrich HölderlinDie beiden Klassiker Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller schrieben zahlreiche Gedichte und Balladen und gehören zu den wichtigsten deutschsprachigen Lyrikern. Ein weiterer bedeutender Klassiker ist Friedrich Hölderlin.

Romantik
Neben Vertretern der Romantiker wie Novalis oder Eichendorff schrieb Clemens Brentano eine bedeutende Sammlung deutscher GedichteDes Knaben WunderhornIn ihm sind Volkslieder und liedhafte Gedichte vereinigt.

Eine Zwischenstellung zwischen Romantik und Realismus nimmt Eduard Mörike (Dinggedicht) ein.

Realismus
Vertreter des poetischen Realismus sind die Lyriker Annette von Droste-Hülshoff und Franz Grillparzer.

Formkünstlerische Lyriker hingegen sind August von Platen oder Friedrich Rückert; ein wichtiger sozialkritisch-politischer Lyriker war Heinrich Heine, der z. B. das bedeutende Gedicht Die schlesischen Weber schrieb.


Heinrich HeineUm 1900 begann in Deutschland die moderne Dichtkunst.

Moderne

Stefan GeorgeIm 20. Jahrhundert war der Einfluss des Ästhetizismus in der Lyrik spürbar. Bedeutsam sind hier die Gedichte von Stefan George oder Rainer Maria Rilke. Im Expressionismus treten Georg Heym, Georg Trakl sowie Gottfried Benn hervor.

Eine eigene Stellung nimmt die Lyrik Bert Brechts ein.

In der Digitalisierung beginnt das Zeitalter des Literaturclips in der Lyrik des 21. Jahrhunderts.

Eine besondere Aufmerksamkeit fanden immer lustige Formen, wie die von Christian Morgenstern oder Ernst Jandl.

Verbreitet werden Gedichte oft in Anthologien (wörtlich: Blütenlese) von Kleinverlagen.

Bedeutende deutschsprachige Lyriker
bis 1900
Walther von der Vogelweide (Mittelalter)
Andreas Gryphius, Martin Opitz, Simon Dach, Paul Fleming, Barthold Heinrich Brockes (Barock)
Friedrich von Hagedorn (Rokoko)
Christoph Martin Wieland (Aufklärung)
Christian Fürchtegott Gellert (Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm und Drang)
Friedrich Gottlieb Klopstock (Sturm und Drang)
Johann Wolfgang von Goethe (Sturm und Drang, Klassik), Friedrich Schiller, Friedrich Hölderlin (Klassik)
Novalis, Friedrich Schlegel, Eichendorff (Romantik)
Heinrich Heine (Vormärz), Ferdinand Freiligrath
Eduard Mörike (Romantik, Realismus)
Annette von Droste-Hülshoff (Biedermeier, Realismus), August von Platen, Friedrich Rückert (Biedermeier)
Franz Grillparzer, Gottfried Keller, Theodor Storm (Realismus)
ab 1900
Stefan George, Rainer Maria Rilke (Klassische Moderne)
Georg Heym, Georg Trakl, Gottfried Benn, Else Lasker-Schüler (Expressionismus)
Tristan Tzara, Hans Arp (Dadaismus)
Christian Morgenstern, Joachim Ringelnatz, Bertolt Brecht, Peter Huchel, Erich Kästner
Thomas Bernhard, Paul Celan, Ernst Jandl, Christine Lavant
Nelly Sachs, Ingeborg Bachmann, Johannes Bobrowski, Günter Eich, Ilse Aichinger, Erika Burkart
Erich Fried, Hans Magnus Enzensberger, Friederike Mayröcker, Oskar Pastior, Peter Rühmkorf, Heiner Müller, Reinhard Priessnitz
Johannes Kühn, Volker Braun, Günter Kunert, Reiner Kunze, Rainer Brambach, Rolf Dieter Brinkmann, Nicolas Born, Kurt Marti
Robert Gernhardt, Durs Grünbein, Jürgen Becker, Thomas Kling, Sarah Kirsch, Wolfgang Hilbig, Eva Strittmatter, Marcel Beyer, Oswald Egger
Gedicht-Beispiele
Johann Wolfgang von Goethe, Ilmenau (Gedicht)
Johann Wolfgang von Goethe, Erlkönig (Ballade)
Johann Wolfgang von Goethe, Prometheus (Ballade)
Ulrich M. Nießen, Gedanken und Gedichte über die Liebe und das Leben (Gedichtsammlung)
Georg Trakl, Grodek
Paul Celan, Todesfuge
Edgar Allan Poe, Der Rabe (Poe)
Henry Wadsworth Longfellow, Das Lied von Hiawatha (The Song of Hiawatha)
Zitate
Wer noch weiß, was ein Gedicht ist, wird schwerlich eine gutbezahlte Stellung als Texter finden.
(Theodor W. Adorno, Theorie der Halbbildung)
die rache / der sprache / ist das gedicht
(Ernst Jandl)
Siehe auch
Dichter, Gedichtinterpretation
Visuelle Poesie
Lyriker, Lautpoesie, Literaturgattung, Frankfurter Anthologie, Arabische Literatur, Koreanische Literatur
Anthologien
Hans Bender (Hrsg.): In diesem Lande leben wir. Deutsche Gedichte der Gegenwart. Fischer, Frankfurt/M. 1990, ISBN 3-596-25006-4.
Hans Bender (Hrsg.): Was sind das für Zeiten. Deutschsprachige Gedichte der achtziger Jahre. Fischer, Frankfurt/M. 1990, ISBN 3-596-29553-X.
Michael Braun, Hans Thill (Hrsg.): Das verlorene Alphabet. Deutschsprachige Lyrik der neunziger Jahre. Wunderhorn, Heidelberg 1998, ISBN 3-88423-139-1.
Christoph Buchwald: Jahrbuch der Lyrik. Fischer, Frankfurt/M. 1979 ff. (erscheint ca. einmal jährlich)
Karl Otto Conrady: Der Große Conrady. Das Buch deutscher Gedichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Artemis & Winkler, Düsseldorf 2008.
Karl Otto Conrady: In höchsten Höhen. Eine Gedicht-Revue. Aufbau, Berlin 2005, ISBN 3-351-03041-X.
Klaus Peter Dencker: Poetische Sprachspiele. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Reclam, Stuttgart 2005, ISBN 3-15-018238-7.
Klaus Peter Dencker: Deutsche Unsinnspoesie. Reclam, Stuttgart 2005, ISBN 3-15-009890-4.
Hans Magnus Enzensberger: Museum der modernen Poesie. Suhrkamp, Frankfurt/M. 2002, ISBN 3-518-39946-2.
Harald Hartung (Hrsg.): Jahrhundertgedächtnis. Deutsche Lyrik im zwanzigsten Jahrhundert. Reclam, Stuttgart 2005, ISBN 3-15-009742-8.
Gerhard Härle: Lyrik Liebe Leidenschaft. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2007, ISBN 978-3-525-20850-2
Harald Hartung: Luftfracht. Internationale Poesie 1940 bis 1990 (Die andere Bibliothek, Band 80). Eichborn, Frankfurt/M. 1991, ISBN 3-8218-4423-X.
Walter Höllerer (Hrsg.): Transit. Lyrikbuch der Jahrhundertmitte. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1956.
Thomas Kling: Sprachspeicher. 200 Gedichte auf deutsch vom achten bis zum zwanzigsten Jahrhundert. Dumont, Köln 2001, ISBN 3-7701-5813-X.
Björn Kuhligk, Jan Wagner: Lyrik von Jetzt. 74 Stimmen. Köln 2003, ISBN 3-8321-7852-X.
Axel Kutsch (Hrsg.): Zeit. Wort. Deutschsprachige Lyrik der Gegenwart. Landpresse, Weilerswist 2003, ISBN 3-935221-21-5.
Gregor Laschen: Schönes Babylon. Gedichte aus Europa in 12 Sprachen. Dumont, Köln 1999, ISBN 3-7701-4844-4.
Axel Marquardt (Hrsg.): 100 Jahre Lyrik. Deutsche Gedichte aus zehn Jahrzehnten. Haffmans, Zürich 1992, ISBN 3-251-00193-0
Ekkehart Mittelberg (Hrsg.): Kommt uns nicht mit Fertigem. Politische Lyrik aus zwei Jahrhunderten. Gedichte und Materialien. Cornelsen, Berlin 2001, ISBN 3-464-60158-7.
Ekkehart Mittelberg, Klaus Peter (Hrsg.): Deutsche politische Lyrik 18141970 in Vergleichsreihen. Klett, Stuttgart 1974.
Kurt Pinthus (Hrsg.): Menschheitsdämmerung. Ein Dokument des Expressionismus. Rowohlt, Reinbek 1995, ISBN 3-499-45055-0.
Joachim Sartorius: Atlas der neuen Poesie. Rowohlt, Reinbek 1996, ISBN 3-499-13978-2.
Wulf Segebrecht, Christian Rößner: Das Deutsche Gedicht. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Fischer, Frankfurt/M. 2005, ISBN 3-10-074440-3.
Literatur
Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Lyrik des 20. Jahrhunderts (Sonderband text+kritik). Edition text & kritik, München, 1999, ISBN 3-88377-613-0.
Hans Bender (Hrsg.): Mein Gedicht ist mein Messer. Lyriker zu ihren Gedichten. List, München, 1969.
Theo Breuer: Aus dem Hinterland. Lyrik nach 2000. Edition YE, Sistig/Eifel, 2005, ISBN 3-87512-186-4.
Theo Breuer: Kiesel & Kastanie. Von neuen Gedichten und Geschichten, Edition YE, Sistig/Eifel 2008, ISBN 978-3-87512-347-0.
Dieter Burdorf: Einführung in die Gedichtanalyse (Sammlung Metzler; 284). Metzler, Stuttgart 1997, ISBN 3-476-12284-0.
Manfred Enzensperger (Hrsg.): Die Hölderlin Ameisen. Vom Finden und Erfinden der Poesie. Köln 2005, ISBN 3-8321-7921-6.
Hugo Friedrich: Die Struktur der modernen Lyrik. Von der Mitte des neunzehnten bis zur Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts. Rowohlt, Reinbek, 2006, ISBN 3-499-55683-9.
Hans-Dieter Gelfert: Wie interpretiert man ein Gedicht? Für die Sekundarstufe. Reclam, Stuttgart 2004, ISBN 3-15-015018-3.
Michael Hamburger: Wahrheit und Poesie. Spannungen in der modernen Lyrik von Baudelaire bis zur Gegenwart. Ediotion Folio, Wien, 1995, ISBN 3-85256-022-5.
Hermann Korte u. a.: Geschichte der deutschen Lyrik. Reclam, Stuttgart, 2005, ISBN 3-15-010544-7.
Gerhard Kaiser: Geschichte der deutschen Lyrik von Goethe bis zur Gegenwart. Insel-Verlag, Frankfurt/M., 1996, ISBN 3-458-16823-0
1. Von Goethe bis Heine
2. Von Heine bis zur Gegenwart
3. Gedichte
Joachim Sartorius (Hrsg.): Minima Poetica. Für eine Poetik des zeitgenössischen Gedichts. Suhrkamp, Frankfurt/M., 2003, ISBN 3-518-45512-5.
Ulrich Schödlbauer: Entwurf der Lyrik. Akademie, Berlin, 1994, ISBN 3-05-002261-2
Raoul Schrott: Die Erfindung der Poesie. Dtv, München, 2003, ISBN 3-423-13144-6
Joachim Bumke: Höfische Kultur. Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter. dtv, München, 10. Auflage Juli 2002. ISBN 3-423-30170-8
Weblinks
Wiktionary: Lyrik – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikiquote: LyrikZitate
Wikisource: Lyriksammlung – Quellen und Volltexte
Wikisource: Zufallsgedicht – Quellen und Volltexte
Wikisource: Liste der GedichteQuellen und Volltexte
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