Anzahl Assoziationen zu diesem Stichwort (einige Beispiele folgen unten) |
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Der erste Text |
am 8.1. 2001 um 20:42:54 Uhr schrieb Putze 395
über Trauma |
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am 13.10. 2021 um 09:19:57 Uhr schrieb Christine
über Trauma |
Einige noch nie bewertete Texte (insgesamt: 35) |
am 23.2. 2003 um 12:55:02 Uhr schrieb biggi über Trauma
am 4.3. 2020 um 19:46:00 Uhr schrieb Christine über Trauma
am 23.12. 2017 um 13:31:57 Uhr schrieb Frank über Trauma
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Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Trauma«
Interpretus schrieb am 17.2. 2001 um 15:46:54 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
Interview mit Jan Phillip Reemtsma über seine Gefühle im Verfahren, über Trauma und Ohnmacht, Religion und Tod
Die Zeit, vom 25.Jan.2001, Nr.5, S.12 ff
.....
DZ: In Ihrem Buch haben Sie von einer gefühlsmäßigen NÄHE zum Täter, von dem Sie damals nur die Stimmen kannten, geschrieben. Können Sie das heute noch nachvollziehen?
JPR: Nein, natürlich nicht. Diese REGUNG entsprang einer Extremsituation, und gerade weil sie ebenso befremdlich ist wie TYPISCH für solche Situationen, war es mir wichtig, sie später im Buch zu rekonstruieren. Damit man sie nicht pathologisiert. Wenn das eigene Leben von der Willkür anderer abhängig ist, sucht man nach Signalen, die das Überleben wahrscheinlich machen. Und es gehört dazu, sich als jemand zu erkennen zu geben, den man doch besser nicht umbringt. In einem so starken Machtgefälle ist das Suchen nach Sympathie eine normale Überlebensstrategie. Nur ist es WICHTIG, später – falls man überlebt hat – diese Regung wieder aus der SEELE zu ENTFERNEN.
DZ: Und NUN sitzt Drach als Angeklagter vor Ihnen, seiner Macht und seiner Maske entkleidet.....
JPR: ..... und wenn ich mich an damals erinnere, EKELT es mich. Und ich habe ihn sehr genau wiedererkannt – seine Mischung aus Selbstgefälligkeit und Selbstmitleid, sein Lamento, dass an den Problemen, die er sich selber aufgeladen hat, alle anderen Schuld sind. So hat er auch nach den gescheiterten Geldübergaben gesprochen. Persönlich gekränkt war er, wenn er wieder etwas verpfuscht hatte. Narzissmus und Empathielosigkeit, das habe ich im Keller auch so erlebt. Ich habe ihn damals ganz gut kennen gelernt während unserer paar Wortwechsel.
.........
Kollege! schrieb am 13.2. 2001 um 15:21:46 Uhr zu
Bewertung: 4 Punkt(e)
Interview mit Jan Phillip Reemtsma über seine Gefühle im Verfahren, über Trauma und Ohnmacht, Religion und Tod
Die Zeit, vom 25.Jan.2001, Nr.5, S.12 ff
.....
DZ: In Ihrem Buch haben Sie von einer gefühlsmäßigen Nähe zum Täter, von dem Sie damals nur die Stimmen kannten, geschrieben. Können Sie das heute noch nachvollziehen?
JPR: Nein, natürlich nicht. Diese Regung entsprang einer Extremsituation, und gerade weil sie ebenso befremdlich ist wie typisch für solche Situationen, war es mir wichtig, sie später im Buch zu rekonstruieren. Damit man sie nicht pathologisiert. Wenn das eigene Leben von der Willkür anderer abhängig ist, sucht man nach Signalen, die das Überleben wahrscheinlich machen. Und es gehört dazu, sich als jemand zu erkennen zu geben, den man doch besser nicht umbringt. In einem so starken Machtgefälle ist das Suchen nach Sympathie eine normale Überlebensstrategie. Nur ist es wichtig, später - falls man überlebt hat - diese Regung wieder aus der Seele zu entfernen.
DZ: Und nun sitzt Drach als Angeklagter vor Ihnen, seiner Macht und seiner Maske entkleidet.....
JPR: ..... und wenn ich mich an damals erinnere, ekelt es mich. Und ich habe ihn sehr genau wiedererkannt - seine Mischung aus Selbstgefälligkeit und Selbstmitleid, sein Lamento, dass an den Problemen, die er sich selber aufgeladen hat, alle anderen Schuld sind. So hat er auch nach den gescheiterten Geldübergaben gesprochen. Persönlich gekränkt war er, wenn er wieder etwas verpfuscht hatte. Narzissmus und Empathielosigkeit, das habe ich im Keller auch so erlebt. Ich habe ihn damals ganz gut kennen gelernt während unserer paar Wortwechsel.
SEHR GUT!
! schrieb am 30.10. 2001 um 18:53:37 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Normale und pathologische Traumaverarbeitung
Was Sie hier (auf der Folie, die Red.) sehen ist die sog. »Horowitzkaskade«. Das wichtigste
Wort steht hier oben links, das ist das Wort: »normal«. Man hat sich nämlich in der
Beschäftigung mit dem Thema der Traumatisierung auch gefragt: "Wie wird ein
traumatisches Ereignis denn normalerweise verarbeitet? Gibt es so etwas wie eine
Normalität im Ablauf der Verarbeitung?" Ich will ein ganz alltägliches Beispiel nehmen:
Heute Abend gehen Sie nach Hause, noch so in Gedanken und dösen so vor sich hin und
überqueren den Zebrastreifen, Sie sind im Recht und werden angefahren. Ein Auto bremst,
Reifen quietschen, und Sie liegen auf der Straße. Was passiert dann? Die erste Reaktion
könnte sein, daß Sie »Arschloch!« schreien. Wenn Sie gut erzogen sind, unterdrücken Sie
das - so etwas sagt man nicht! - und Sie haben damit im Grunde genommen schon den
ersten Teil getan, um keine normale Reaktion zu haben. Wenn Sie irgendwo in Italien oder
Griechenland aufgewachsen sind, dann dürfen Sie das schreien, hier in Deutschland ist das
nicht so gut. Nach diesem Vorfall kann es sein, daß Sie schlagartig hellwach sind. In sehr
vielen Fällen kommt in so einer Situation nämlich plötzlich ein Zustand, den man als
Hypervigilanz, als »besonders wach sein«, bezeichnet. Sie sind ganz konzentriert, spüren
nichts mehr, Ihnen tut auch nichts weh und Sie erleben einen leichten, fast hypomanischen
Rauschzustand. Angeblich - ich persönlich stamme wie gesagt aus dem
westfälisch-niedersächsischen Flachland - kann man auch beim Bergsteigen in solche
Zustände rein kommen.
Dieser Zustand ist bedingt durch einen Noradrenalinstoß, der dazu führt, daß Sie plötzlich
hellwach sind. Noradrenalin ist nun wichtig zum Lernen. Tiere lernen nur unter Streß, d. h.:
Wenn Sie einem Tier etwas beibringen wollen, in einem Tierexperiment z.B., dann müssen
Sie es unter leichten Streß setzen. Nur dann wird Noradrenalin ausgeschüttet, und nur dann
kann das Tier etwas lernen und sich etwas merken. Ohne Streß lernt ein Tier gar nichts. Das
kennen wir Menschen auch, so ein bißchen Lampenfieber vor einem Vortrag oder etwas
Angst vor der Prüfung oder leichter Streß vor irgendeiner Anforderung ist gar nicht so
schlecht. Dann sind die Leistungen besser. Das liegt daran, daß dann in uns ein gewisser
Noradrenalinspiegel besteht, und mit Noradrenalinspiegel merken wir uns Sachen besser.
In diesem Zusammenhang ist es wichtig, sich das Lernen und das Gedächtnis insgesamt
genauer anzusehen. Niemand von Ihnen lernt heute so, daß innerlich ein Tonband mitläuft
oder ein Video, d.h.: Sie werden sich hinterher nicht präzise, nicht einmal bei der
Mittagspause, an einzelne Sätze oder an präzise Formulierungen erinnern können, vielleicht
an ein, zwei Bemerkungen. Aber ansonsten nehmen Sie mehr so eine Art »Eintopf«, einen
»Informationseintopf« mit und verarbeiten den weiter.
Das wäre jetzt völlig anders, wenn hier oben etwas herrunterfallen und mich erschlagen
würde. Wenn das geschähe, dann hätten Sie Schwierigkeiten, dieses Ereignis für den Rest
Ihres Lebens wieder zu vergessen. Das wäre etwas, das sich plötzlich eingebrannt hätte,
daran würden Sie sich erinnern wie an ein Dia oder wie an einen Kurzfilm, an eine kurze
Sequenz, vielleicht auch an den Aufschrei, all das wäre in Ihrem Gehirn abgespeichert. Es
sieht so aus, als ob zuviel Noradrenalin in so einer Situation zuviel des Guten ist, so daß das
Gehirn zuviel lernt, zuviel behält, in einer Form sich Sachen merkt, die unphysiologisch ist,
nämlich in Form von Dias oder in Form von kurzen Bildstreifen.
Das entspricht nicht dem normalen Lernen. Das normale Lernen - das können Sie bei
Manfred Spitzer (»Geist im Netz«) lesen - ist immer sofort Verarbeitung. Sie lernen nie
unverarbeitet sondern Sie fangen sofort mit der Verarbeitung an. Zurück zum Zebrastreifen:
Sie haben die Situation im Griff: Sie sind ruhig, stehen auf, beruhigen den Autofahrer, der ein
schlechtes Gewissen hat, Sie rufen die Polizei an, der Krankenwagen kommt, die »Sanis«,
die kennen das schon, die fragen dann: "Wer hat denn hier den Unfall gehabt? Ach Sie, ja
mhm. Na, ist ja gut, daß wir jetzt da sind, dann setzen Sie sich mal hin». «Nein, nein", sagen
Sie dann, "mir geht’s bestens und kümmern Sie sich mal um den Autofahrer, dem geht’s ja
viel schlimmer, der ist ja mitten im Schock». Die «Sanis» sagen dann: «Ja, das machen wir
auch, aber legen Sie sich erst mal ruhig hin". Die Sanitäter wissen ja, daß das sofort in einen
Schockzustand übergehen kann.
Aber wenn Sie das alles überstanden haben - wenn Sie die Notaufnahme überstanden
haben, den diensthabenden Arzt überzeugt haben, daß Sie nicht eine Nacht bleiben müssen,
die Polizei hinter sich gebracht haben - und wenn Sie dieser Zustand nach Hause begleitet
hat, dann kann es sein, daß Sie sich hinsetzen, tief Luft holen und sich sagen: "Na, das ist ja
noch mal gut gegangen". Sie schenken sich ein Bier oder einen Wein ein, legen sich eine CD
auf, legen die Beine hoch - und plötzlich fangen Sie an zu zittern: Sie kriegen einen
Zitteranfall, das Herz fängt an zu rasen, sie bekommen Schweißausbrüche, Sie werden
plötzlich ganz unruhig; und es kann sein, daß Sie plötzlich wieder mitten in der Situation sind,
mitten drin und zwar schlimmer als auf dem Zebrastreifen selbst.
Dieser Zustand, der als Intrusion oder Flash back bezeichnet wird, ist es offenkundig, der
die Verarbeitung traumatischer Erfahrungen so schwierig macht. Wenn so etwas passiert,
daß sich aufgrund des Überadrenalinzustandes etwas einbrennt, etwas richtig im Gehirn
festsetzt, dann ist die Verarbeitung dieser Erfahrung nicht so einfach wie die Verarbeitung
dieses Vortrags in dieser Sporthalle: Vielleicht träumen Sie heute Nacht noch davon, daß
eine Basketballmannschaft spielt und der Schiedsrichter einen Vortrag hält oder so etwas
Komisches. Sie bringen dabei all diese unterschiedlichen Informationen durcheinander und
müssen erst mal verträumen, daß ein Vortrag auf einem Basketballfeld stattfindet; aber das
ist nicht das Problem, davon werden wir nicht wach. Wenn mir hier - wie gesagt - der
Himmel auf den Kopf fallen würde, dann wäre das anders, dann würden Sie vielleicht heute
Abend so eine Intrusion oder so einen Flash back bekommen. Oder aber, wenn Sie sich
schlafen legen, die Augen zumachen, dann steht Ihnen die Szene wieder vor Augen, Sie
können nicht einschlafen, oder aber, Sie träumen das nachts und werden davon wach. Es
läuft so ab, wie es abgelaufen ist und zwar als Video, unverarbeitet. Wenn sich diese
Intrusion festsetzt, wenn sie nicht verarbeitet werden kann, dann kann das bis zum Zustand
der Hypermnesie gehen, der nicht mehr loszuwerdenden Erinnerung. Das entspricht dem,
was Menschen, die in Konzentrationslagern gewesen sind, oft beklagt haben, daß sie diese
Gedanken und Bilder nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Hypermnesie heißt
Übererinnerung,- Amnesie heißt, daß man kein Gedächtnis hat, und Hypermnesie würde
bedeuten, daß man zuviel erinnert.
! schrieb am 30.10. 2001 um 19:00:14 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Was genau macht man? Man fordert die Patientin auf, erst mal das Bild herzustellen: Die
Zebrastreifen, die genaue Situation: »Was war da besonders belastend für Sie?« "Ja
eigentlich gar nicht, daß ich angefahren wurde, sondern daß das so lange dauerte, bis der
Notarztwagen kam.» «Aha, was sehen Sie da für ein Bild?» « Ja ich lieg’ da auf dem Boden
und warte und warte und warte und der kommt nicht.» «Gut, was gibt es in Ihrem Inneren,
Verhaltenstherapeuten sagen: für negative Kognitionen, Psychoanalytiker: für
Über-Ich-Anteile, was gibt es in Ihnen so an kritischen Stimmen oder an Stimmen, die Sie
verurteilen? Manche denken, da bin ich ja selber schuld, oder ich bin doch ein Döspaddel
oder geschieht mir recht oder der arme Autofahrer, jetzt bin ich der Anlaß gewesen, daß er
sich Schuldgefühle macht. Bin ja selber schuld, hätte ja aufpassen können." Ich frage dann
weiter: "Was für ein positiver Gedanke würde zu der Situation gehören, wenn Sie vernünftig
darüber reden?» «Ja, das war sein Fehler, ich habe schon aufgepasst, der ist viel zu schnell
gefahren und war wohl in Gedanken ganz woanders, und mit mir, das ist in Ordnung, also
ich habe richtig gehandelt.» In einem positiven Gedanken kommt kein «nicht" vor, das Gehirn
denkt nicht »nicht«; das klassische Beispiel ist, wenn ich Sie bitte, in der Mittagspause nicht
an einen lila Elefanten zu denken, denken Sie bitte nicht an einen lila Elefanten, denken Sie
nicht an einen lila Elefanten, also das geht nicht. Deshalb müssen die Formulierungen so sein,
daß sie kein »nicht« enthalten, sondern nur positive Kognition.
»Welcher Affekt ist dabei? Was fühlen Sie?« »Todesangst, Panik.« "Wie stark ist dieses
Gefühl? 10 wäre unerträglich, 0 wäre: macht mir nichts aus?» «Ja ist so bei 8 zur Zeit.» «Wo
spüren Sie den Affekt im Körper?" Es ist immer besonders wichtig, die Affekte mit den
Körpersensationen zu verbinden. "Ja, das ist so ein Druck im Bauch und im Hals, das spür’
ich ganz gut.» «Gehen Sie in die Situation hinein, stellen Sie sich das Bild vor, lassen Sie den
Gedanken zu: Selber schuld! Spüren Sie die Todesangst und spüren Sie ihre Körpergefühle
und schauen Sie auf meine Hand!" Dann bewege ich die Hand hin und her, und die
PatientInnen bewegen die Augen hin und her, 24 mal, 25 mal, dann bekommt man auch so
ein Gefühl dafür, wann der Blick anfängt zu flackern, wann es ruckelt, wann es hakt, wann
es nicht mehr so flüssig geht und dann. "Gut, Augen zu, tief Luft holen, Bild zurücktreten
lassen, wieder Augen aufmachen, was passiert?"
Dann laufen in der Patientin traumähnliche, schwer vorhersagbare Prozesse ab, mit denen
ich nie gerechnet hätte. Nach mehreren Sets nach diesem Muster sind die Leute im
allgemeinen bei etwas gelandet, was die Sache gut macht: "Also ich seh’ jetzt einfach nur
noch mich als kleinen Jungen auf einem Dreirad immer die Straße auf und ab fahren und
fühle mich ganz toll dabei.» «Bleiben Sie dabei", das verstärke ich noch einmal mit
Augenbewegungen, "und gehen Sie jetzt noch einmal zurück in die Szene, wie hat sich das
verändert?» «Ja, irgendwie ist das Bild blasser geworden, die Todesangst ist nur noch beim
Wert 5, die spür’ ich nicht mehr im Bauch, sondern mehr so im Hals."
Nach einer erneuten Sequenz, in der ich das Ganze durcharbeite, ist es im allgemeinen so,
daß bei Monotraumata oft schon in zwei, drei Sitzungen die Symptomatik sehr
zurückgegangen und fast weg ist. Ich habe eine Patientin behandelt, die hatte einen Tumor
im Bereich der Nackenwirbelsäule, war operiert worden und hatte hinterher aufgrund des
Ödems einen hohen Querschnitt, wußte nicht, ob sie sich wieder bewegen konnte; hat sich
wieder stabilisiert, ist nach draußen gekommen, hat gut weiter gelebt, mußte jetzt wieder in
die Klinik, weil sie ein Rezidiv hat und die hatte eine solche Angst vor der Situation des
Querschnittes, daß Sie nicht in die Klinik gehen konnte, um sich operieren zu lassen. Dann
hätte sie aber natürlich erst recht einen hohen Querschnitt bekommen oder wäre an ihrem
Tumor gestorben; das bedeutete, sie mußte in die Klinik. Bei dieser Frau hat eine Sitzung
ausgereicht, um diesen Zustand der völligen Hilflosigkeit durchzuarbeiten,
durchzuprozessieren, so daß sie in die Klinik gehen konnte und jetzt weiterstudiert.
Bei solchen Monotraumata reicht oft eine Sitzung. Bei den vielfach Traumatisierten müssen
Sie sich auf einen Prozeß einstellen, der länger dauert. Es sind ja mehrere
Traumatisierungen, und wir machen im Durchschnitt so 10 Traumasitzungen in dieser Zeit.
Man muß richtig eine Karte aufstellen, mit den frühen Traumatisierungen beginnen,
weiterschreiten zu den späteren. Da ist es auch nicht so, daß hinterher alles wieder gut ist.
Oft ist es so, daß die Patientinnen hinterher Intrusionen an andere Erfahrungen haben, daß
sich die Bilder zwar verändert haben, daß dafür aber neue Bilder kommen.
Dieses Verfahren ist alles andere als indifferent. Das sage ich den Patienten auch vorher;
denn durch die Traumaarbeit, gerade mit EMDR, sind Amnesien oft schlagartig aufgehoben:
Sachen, die über Jahre und Jahrzehnte nicht erinnert wurden, stehen plötzlich ganz kalt vor
Augen, ganze Lebensabschnitte zwischen 8 und 12 sind plötzlich da, und das ist dann nicht
mehr rückgängig zu machen! Es kann sein, daß die Aufteilung der Familienmitglieder:
»Mutter hat nichts gewußt« oder: »Oma war immer eine sichere Zuflucht«, daß die plötzlich
weg ist, weil der Patientin Bilder vor Augen stehen, daß die Mutter sich das Ganze ansieht
und eine Weinflasche in der Hand hat und eine Zigarette raucht und dreckig lacht.
Kunigunde schrieb am 8.1. 2001 um 21:50:25 Uhr zu
Bewertung: 4 Punkt(e)
Die Verarbeitung eines solchen kann schlimmer als das Orginal sein. Man wünscht es sich manchmal geradezu, das Orginal, weil man glaubt, dann könne man vielleicht doch noch etwas daran ändern.
Das führt zu dem Paradoxon, das der Geschädigte wie unter Zwang »zum Tatort« zurückkehren muß, weil er glaubt, dort den Schlüssel zur Verarbeitung zu finden. Aber selbst wenn er hierdurch Hilfe erlangen sollte (und es gibt durchaus zahlreiche Möglichkeiten einem Traumatisierten zu helfen), so liegt der Schlüssel zur Verarbeitung, doch ganz allein in der Person selbst.
So eine Verarbeitung (nach einer Zeit der inneren Lähmung, je tiefer, je intensiver die Verdrängung) beginnt unter Umständen schlagartig, und man hat Mühe, überhaupt auf den Beinen zu bleiben. Anfangs glaubt man kämpfen zu können, es mit Aktivität an die Wand spielen zu können, aber die zunehmende tatsächliche allgemeine Erschöpfung boykottiert dies. Es raubt einem den SChlaf, es besetzt die Träume, es macht erstaunlich heftige körperliche Symptome. Erst wenn man begreift, das man diesen negativen Zustand akzeptieren muß, ihn zuläßt, hat man eine Chance hindurchzukommen. Wochen, Monate ... . Eine scheinbar endlose Auseinandersetzung mit den eigenen Gedanken, die sich nicht beherrschen lassen, eine endlose Wiederholung des selben Erlebnisses. Und dann kommt, wenn man Glück hat, das (erste) Ende, obwohl so sehr ersehnt, traut man ihm nicht. Und das aller schlimmste ist, wenn es tatsächlich wieder anfängt, weil man weiß, was auf einen zukommt, und weil man glaubte es beendet zu haben, aber die Wege, die zu funktionieren schienen, versagen. Die Verzweiflung ist unendlich.
Aber diesmal dauert es kürzer, und jetzt spürt man erstmals Hoffnung. Weiterhin verläuft es in Schüben, langsam aber absehbar werden die Schübe kürzer und schwächer, sie können intern oder extern getriggert werden. Weihnachten ist ein Misch-Trigger, auch wenn man gar nicht die Illusion eines »Festes der Liebe« hat. Wenn eine Verschlechterung mit Antriebshemmung verknüpft ist, dann hat man noch geradezu Glück, außer man kann die Energie umleiten. Der Wunsch nach einer Beendigung des Zustandes kann sonst sehr übermächtig werden.
Darüber Sprechen zu können ist eine sehr wichtige Verarbeitungsmöglichkeit, erst so wird manch herumfliegender Gedanke überhaupt faßbar, verarbeitbar.
Das Problem ist aber auch die Umgebung, gerade die Nächsten reagieren oft mit Unverständnis, und vielleicht aus Unsicherheit, sogar mit Ablehnung bis hin zu Aggressivität. Sie sind es nicht gewohnt, das jemand nicht seine Funktionen erfüllt, oder nur mit Mühe.
Dann braucht man Freunde, Distanz kann hier sogar positiv sein, weil der andere nicht mitleiden darf oder soll, sonder zuhören und verstehen.
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