>Info zum Stichwort Schiller | >diskutieren | >Permalink 
basti2@t-online.de schrieb am 18.8. 2001 um 11:47:08 Uhr über

Schiller

Schillers Kindheit
Am 10. November 1759 wurde Johann Christoph Friedrich Schiller, Sohn eines Wundarztes und späteren Offiziers Johann Kaspar Schiller, ein strenger und ungeduldiger Mann, der zum Jähzorn neigte, und Elisabeth Dorothea Schiller (geb. Kodweiß) geboren. In den ersten vier Jahren lebte Schiller, ein schmähliches Kind, daß unter Krämpfen litt, allein mit seiner Mutter und seiner zwei Jahre älteren Schwester Christophine in Marbach am Neckar. Sein Vater, Offizier im herzoglichem Dienst, nahm mit seinem Regiment an dem siebenjährigen Krieg gegen Preußen teil.
Anfang 1762 kehrte der Vater inzwischen zum Hauptmann befördert in die Heimat zurück und erhielt den Posten eines Werbeoffiziers in der freien Reichstadt Schwäbisch-Gmünd. So richtete sich die Familie Schiller in dem nahegelegenem württembergischem Grenzdorf Lorch ein.
Schiller wuchs also in Lorch im engen Remstal zwischen Hügeln und dunklen Wäldern auf. Äußerlich war er das Ebenbild seiner Mutter. Er hatte von ihr die schlanke Gestalt, die rötlichen Haare, die breite Stirn, die zarte Haut mit vielen Sommersprossen und die zwickenden empfindlichen Auge. Er soll ein ungemein gutartiges Kind gewesen sein. Bereits mit fünf Jahren besuchte Schiller die Lorcher Dorfschule und im nächsten Jahr war er soweit, daß der Vater ihn zum Dorfpfarrer Moser schicken konnte, um bei ihm Latein zu lernen. Sehr früh entwickelte er den Wunsch Pfarrer zu werden. Als Schiller 7 Jahre alt war, wurde sein Vater in seine frühere Garnison nach Ludwigsburg zurückversetzt. Er nahm seine Familie mit sich. So kam der Junge in eine Stadt, in der es damals laut und prächtig zuging. Schiller ging in die Lateinschule der Stadt bei strengen und zumeist pedantischen Lehrern. Jedes Jahr mußte er zum Landesexamen in Stuttgart wandern. Drei mal hatte er diese Prüfung mit der besten Note bestanden. Beim vierten Examen versagte er. In seinem 13. Lebensjahr wurde der Knabe konfirmiert. Am Abend davor schrieb er sein erstes ernsthaftes Gedicht. Einige Monate später griff der regierende Herzog (Karl Eugen v. Württemberg) in das Leben des Knaben ein.
Karl Eugen hatte eine militärische Pflanzschule gegründet, um einen sicheren Nachwuchs von Offizieren und Beamten zu gewinnen, die er in seinem Sinn erziehen konnte. Alle Schulen im Land erhielten den Auftrag, ihm begabte Schüler zu melden. So wurde auch eines Tages der Hauptmann Schiller vor dem Herzog befohlen zwecks kostenloser Aufnahme seines Sohnes in die militärische Pflanzschule. Demgemäß lieferte der Hauptmann Schiller am 16.1.1773 seinen Sohn auf der nahe bei Stuttgart gelegenen Solitude ab, wo die Pflanzschule damals untergebracht war.


Eleve in der Militäranstalt
Schiller soll mit zerrissenem Gemüt in die Anstalt eingetreten sein. Schiller hatte in den 8 Jahren, wo er die Anstalt besuchte, kaum einen freien Tag und nur gelegentlich ein paar freie Stunden. Schulferien waren unbekannt, Urlaub wurde nie erteilt. Der ganze Tagesablauf wurde militärisch geregelt. In die Zwangsjacke dieser ewig gleichen Ordnung blieb der junge Schiller bis zu seinem 21 Lebensjahr eingeschnürt. Besuche von den Eltern in der Anstalt wurde nur selten und erst nach einer Eingabe an den Herzog gestattet.
Schiller hatte auf der Höhe seines Lebens eine Zeitlang die Absicht, die Geschichte seiner Entwicklung zu schreiben. Daraus und aus einer Reihe von zeitgenössischen Berichten läßt sich ein Bild über die Erzihungsjahre auf der Militärakademie gewinnen. Im Laufe der Studienjahre verschlechterten sich Schillers Ergebnisse, am Anfang war er noch einer der besten doch schon im zweiten Jahr ist er bloß noch 7. von 11 Schülern, im 3. Jahr ist er sogar der schlechteste.
Ende 1775 wurde die Akademie nach Stuttgart verlegt, dort war ein neues Lehrfach angeboten: Medizin. Der als Jurist unmöglich gewordene Schiller wurde mit einem seiner nächsten Freunde der neuen Fakultät überwiesen. In diesem Jahr ist eine bedeutende Wandlung von Schiller in Gang. Der junge Dichter war in ihm erwacht. Schon in Ludwigsburg hatte er zu dichten begonnen. Mit 13 Jahren soll er bereits ein Trauerspiel geschrieben haben, daß die Die Christen hieß. Mit dem 16-17. Jährigen Schiller beginnt eine neue entscheidende Generation des Sturm und Drangs*. Das Dramenschreiben lag Schiller im Blut.
Sein Eifer hatte Schule gemacht. Drei seine nächsten Freunde ahmten Schiller nach, sechs weitere kamen später hinzu. Sie lasen alles was ihnen in den Händen fiel und auch mal einen holprigen Artikel eines gewissen Landsmann Schubart. Eben diesem Schubart verdankte Schiller den Stoff zu einem Drama, daß er nicht mehr zu vernichten brauchte: Die Räuber. Mitte Dezember im Jahr 1780 wurde Schiller als Arzt aus der Akademie entlassen.

*Sturm und Drang
Epoche der deutschen Literatur, etwa 1770-1785 benannt nach einem Drama von F. Klinger
Vorbilder: Lessing,Klopstock, Hamann, Herder. Auflehnung gegen den Absolutismus (z.B. der Herzog von Württemberg war ein Despot).Postulierung von Originalität und Genialität als Kriterien für echte Dichtung. Das Drama ist die literarische Hauptform (Klinger, Lenz, Wagner, Goethe und Schiller (beide in den Jugenddramen), daneben Lyrik und Ballade.


Regimentsmedikus in Stuttgart
Nun war Schiller also Regimentsmedikus im Regiment von Augé, das aus 420 Grenadieren bestand, zumeist Invaliden und
Krüppeln. Aus einem der wenigen Briefe, die Schiller in dieser Zeit schrieb, geht hervor, daß er zunächst ganz brav an eine medizinische Karriere dachte, obwohl ihn die Medizin so gut wie gar nicht interessierte. Schiller verbrachte fast 2 Jahre in dem muffigem kleinbürgerlichem Stuttgart, daß er sein »Loch der Prüfung« nannte.
Schiller schrieb ein paar Gedichte, und im Beginn des Frühjahrs 1781 glaubte Schiller endlich Die Räuber druckfertig zu haben. Doch er fand keinen Verleger und so mußte er auf eigene Kosten in Stuttgart drucken. Die ersten sieben Bögen schickte er zu einem Buchhändler namens Schwann in Mannheim. Auf Vorschlag dessen arbeitete er große Teile Der Räuber zum dritten mal um. Er war so unzufrieden mit dem 2. Bogen gewesen, daß er ihn ohne Rücksicht der Kosten einstampfen ließ. Nachdem er den dritten Bogen erneut nach Mannheim geschickt hatte, bekam er eine sehr erfreuliche Nachricht. Ein gewisser Dalberg, der sich um das Mannheimer Nationaltheater kümmerte, bat um eine Bühnenbearbeitung Der Räuber. Nach zwei Monaten endlich lieferte er das Bühnenstück ab. So gingen Die Räuber über die Bretter der Mannheimer Bühne. Es war ein stürmischer Erfolg. So schwirrte Schillers Kopf voller neuer Pläne. Er wollte Goethes Götz von Berlichingen für die Bühne bearbeiten. Vor allem aber suchte er nach Stoff für ein neues Drama.
Nach seiner Rückkehr vom zweiten Besuch in Mannheim überfiel ihm der Kontrast mit dem Stuttgarter Leben und dem Leben, das er ihn Mannheim führte, so daß er in einer tiefen Depression versank, die durch eine Erkrankung noch schlimmer wurde.
Als der Herzog von der Reise erfahren hatte, mußte er 14 Tage in Arrest zubringen. Es kam noch schlimmer: wenige Wochen später verbat ihm der Herzog Komödien zu schreiben. Damit war der Bruch vollzogen, nichts mehr konnte Schiller an der Flucht aus Stuttgart zurückhalten.

Die Flucht
Mitte September 1782 bot sich eine günstige Gelegenheit, den Entschluß auszuführen. In Stuttgart und auf den herzöglichen Schlössern herrschte ein seit Jahren nicht mehr gesehenes prunkvolles Treiben, da der Großfürst Paul v. Rußland, der spätere Zaar eingeladen wurde. Als Höhepunkt war für den 22. September eine große Hofjagd angesetzt mit einer anschließenden Festbeleuchtung. Schiller entschloß sich in der Nacht auf den 23. die Flucht zu wagen. Es ist fraglich, ob er sich auf das gefährliche Abenteuer der Flucht hätte einlassen können, wenn er nicht damals einen Freund an seiner Seite gehabt hatte, Andreas Streicher, ein junger Musiker. Um 10 Uhr abends also, stiegen die beiden Freunde in den bestellten Wagen, der mit zwei Koffern und einem Klavier beladen war. Sie passierten die Stadttore ohne Probleme und waren am frühen morgen an der Kurpfälzischen Grenze. In Mannheim angekommen präsentierten sich die Freunde bei dem Regisseur Meyer einen freundlichen und hilfreichem Mann, den Schiller seit seinen Verhandlungen mit dem Mannheimer Theater zu seinen Freunden zählen durfte. Er hatte das fast fertige Drama Fiesko bei sich und brannte darauf, dieses Stück, seinen Mannheimer Bekannten vorzulesen. So las er sein Stück vor und sein erhoffter Erfolg bei den Schauspielern blieb aus. Manche zweifelten sogar, daß Schiller Die Räuber geschrieben hatte. Meyer lieh sich das Manuskript aus und es stellte sich bald heraus, worauf der schlechte Eindruck zurückzuführen war. Schillers schwäbische Aussprache und die verwünschte Art wie er alles deklamierte war der Grund! Meyer merkte bald das, daß das Fiesko weit besser als die Räuber ausgearbeitet war. So wollte man alles in Bewegung setzen, um das Stück bald auf die Bühne zu bringen. Doch dazu kam es noch lange nicht, es wurde vermutet, daß der Herzog den Flüchtling verfolgen ließ oder daß er bald seine Auslieferung verlangen würde.
So ging Schillers Flucht weiter zuerst nach Frankfurt, wo er sich kurze Zeit aufhielt und dann nach Ogersheim, wo er sich
zwei Monate aufhielt. Dann zog er nach Bauerbach, wo er sich dann für längere Zeit aufhielt.


Die Idylle von Bauerbach
In dieser Idylle von Bauerbach verfaßte Schiller, der 1 Jahr dort lebte, das genialste Werk seiner Jugendperiode, das Bürgerliche Trauerspiel* Luise Millerin, das unter dem nicht von ihm stammenden Titel Kabale und Liebe unsterblich wurde. Die Luise Millerin ist Schillers Rache an dem Herzog Karl Eugen v. Württemberg. Nie mehr wird Schiller so realistisch und so zeitgemäß schreiben. Er verfolgte schon während der Arbeit an der Luise Millerin neue weitgehende Pläne wie den Plan zu einem Don Carlos und zu einer Maria Stuart . Nach einem Aufenthalt zog er dann wieder nach Mannheim zurück.

*Das Bürgerliche Trauerspiel

Ein Trauerspiel bzw. eine Tragödie behandelte bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts nur Probleme von hochgestellten Persönlichkeiten. Bürgerliche erschienen auf der Bühne hauptsächlich als komische Figuren. Das änderte sich, als Lessing 1755 erstmals in Deutschland eine bürgerliche Person zum Träger der tragischen Handlung machte mit seinem Trauerspiel: Miss Sara Sampson.


Theaterdichter in Mannheim
Ende Juli 1783 kam Schiller in Mannheim an. Herr von Dalberg, der ihn sehr gnädig empfing wollte nichts von einer baldigen Abreise wissen. Er bot sogar Schiller eine Einstellung als Theaterdichter mit einem Gehalt von 300 Gulden an. Es war ein miserabler Vertrag. Aber Schiller nahm an. Er glühte vor Arbeitslust und von Verlangen, Dalberg zu überzeugen. Von da an fingen seine gesundheitlichen Probleme an, er litt öfters unter Fieber und phantasierte manchmal. Doch bald kam Kritik gegen Schiller auf, er wurde angezeigt, sogar seine Schauspieler waren unzufrieden mit ihm. Er hatte auch starke Geldprobleme. Da er mit seinem Geld nicht umgehen konnte, war er bald hoch verschuldet. Zum Schluß wurde sein Vertrag mit dem Mannheimer Theater nicht verlängert und so lief er Anfang September 1784 ab. Die Gläubigen stürzten sich nur um so wütender auf den armen Dichter. Er bekam Hilfe von seinen damaligen Wirtsleuten, denen er später auch, als sie in Not waren, half. Dann bekam er einen Brief von vier unbekannten Personen aus Leipzig, der Konsistionalleiter Körner, der Lektor Huber und zwei Schwestern, der über das weitere Schicksal Schillers entschloß. Dann bekam er auch eine herzliche Einladung von ihnen. Die bevorstehende Reise hatte Schiller mit einem Paroxysmus der Freude erfüllt.

Freundschaft in Leipzig, Gohlis
und Dresden
»Zerstört und zerschlagen« von einer Reise, die bei den schlechten Wegen von Mannheim nach Leipzig 8 Tage in Anspruch genommen hatte, meldete sich Schiller bei seinen Freunden. Er war glücklich, vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben. Die Reise Leipzigs zu Menschen, die er nur brieflich kannte, war ein Wagnis gewesen. Schiller verbrachte nur ein paar Wochen in Leipzig. Mitte Mai übersiedelte er mit Huber und den Schwestern nach dem Dorf Gohlis, einen damals beliebten Sommeraufenthalt dicht bei Leipzig. Nun lud ihn sein andere Freund Körner, mit dem er engen Briefkontakt hatte, nach Dresden ein. Wenige Tage darauf war er auf den Weg nach Dresden. In dieser Zeit entstand das Gedicht Hymnus an Die Freude. Schiller verbrachte über eineinhalb Jahre mit seine Freunden in Dresden. In dieser Zeit vollendete er die zwei letzten Akte des Don Carlos. Gleichzeitig legte er die erste Hand an einen zeitgenössischen Roman Den Geisterseher, von dem er noch nicht wußte, wie er ihn zu Ende führen sollte. Ende Juli 1787 reiste Schiller einen neuem Teil seines Lebens entgegen, er ging nach Weimar.


Erster Aufenthalt in Weimar
Als Schiller in Weimar ankam, hatte er nicht die Absicht zu bleiben. Er hatte keine bestimmten Pläne.. Doch es kam nie zu einer Rückkehr zu seinen Freunden. Gleich am Abend seiner Ankunft traf er sich mit Charlotte von Kalb, eine seiner alten Verehrerinnen. Charlotte kannte Gott und die Welt, und war nur zu froh ihre guten Dienste anzubieten. Gleich an den ersten Tagen wurde er von den zwei weimarischen Riesen, Wieland und Herder freundlich empfangen. Wieland der Patriarch und Graziendichter, der letzte Meister des deutschen Rokoko, zeigte sich äußerst gesprächig und ließ durchblicken, daß ihm an einer näheren Bekanntschaft gelegen sei. Ein paar Tage später, erklärte er, daß er an dessen bisherigen Produktionen Feinheit und Geschmack vermisse, aber im übrigen nicht zweifle, daß aus seinem jungen Landsmann ein bedeutender Schriftsteller werden könnte. Von Herder war von vornherein nicht viel zu erwarten, obwohl der große Humanist in dem durchdringenden Ernst seines Wesens Schiller ungleich näher stand. Trotzdem war Schiller erfreut, von Herder zu hören, daß er den Württembergischen Herzog, mit Tyrannenhaß verfolge. Auch war Herder der erster, der in Weimar rühmend über den Don Carlos sprach, den ihm Schiller bei seinem Besuch überreicht hatte.
Kurze Zeit darauf verbrachte Schiller 6 Tage in Jena, das ihm gleich besser gefiel als Weimar. Der unabhängige Geist, der ungezwungene Ton, der in der Gelehrten Jenenser Gesellschaft herrschte, behagte ihm sehr. In dieser Zeit fror das Verhältnis zwischen Schiller und Frau Kalb ein. Seit er in Weimar, lebte hatte ihn seine alte Freundin, Frau v. Wollzogen mit Einladungen nach Bauerbach bestürmt. Schließlich riß er sich Ende November von seiner Arbeit los und reiste nach Bauerbach. Auf der Rückreise hielt er sich einen Tag in Rudolstadt auf. Dieser Gang sollte sein Leben von grundauf ändern. Wilhelm v. Wollzogen hatte ihn zu einem gemeinsamen Besuch bei einer mit den Wollzogens verwandten Familie, Frau v. Lengenfeld und ihre zwei Töchter, überredet.
Von Anfang an fühlte sich Schiller zu den beiden Schwestern hingezogen. Schiller meinte später, daß ihm schon an diesem Abend der Gedanke gekommen sei sich aufs Leben zu binden. Wieder in Weimar angekommen erhielt er später die erfreuliche Nachricht, daß Charlotte v. Lengenfeld, eine der zwei Töchter, in Weimar angekommen war. Sie wechselten Billette, deren Ton immer herzlicher wurde, vor allem von Seiten Schiller. Bevor Charlotte Weimar verließ, war es zwischen ihnen abgemacht, daß er das Frühjahr und den Sommer in der Nähe von Rudolstadt verbringen würde.


Volkstädt und die Schwestern Lengenfeld
Es wurde Mitte Mai, bis Schiller sich aus Weimar losreißen konnte. Ein ganzes Vierteljahr hindurch war Schiller fast
täglich am späten Nachmittag oder Abend bei den Legensfeld. In dieser Zeit wurde Schillers Verhältnis zu den Schwestern
immer enger. Wie er noch zu Anfang an Charlotte gnädiges Fräulein so sagte er nun beste Lottchen. Am 12. November
ging Schiller endlich nach Weimar zurück.

Ruf nach Jena
Bei der mannigfachen Zerstreuungen in Rudolstadt war Schiller in den letzten Monaten nicht besonders produktiv gewesen. Doch kurz vor der Ankunft Schillers in Weimar war das erste und letzte Band der Geschichte des Abfalls der Niederlande im Druck erschienen. Der Erfolg war groß. Er änderte Schillers Leben früher, als er es für möglich gehalten hatte. Knapp vier Wochen nach seiner Rückkehr erhielt er den Besuch des geheimen Regierungsrat Voigt, ein kluger und kultivierter Mann, der ihm berichtete, daß ein Lehrstuhl für Geschichte an der Universität Jena freigeworden sei. Kaum eine Woche später war die Sache entschieden, und er sollte sich auf die Übernahme des Amtes zu Ostern 1789 einrichten.


Professor der Geschichte
Mitte Mai siedelte Schiller nach Jena über. Er fühlte sich zunächst wie Zuhause in der Universitätstadt, die ihm schon bei seinem ersten Besuch vor nahezu zwei Jahren besser als Weimar gefallen hatte. Die Freude über den Erfolg der ersten Vorlesung legte sich bald, und schon nach wenigen Wochen fing er an sich zu beklagen. In dieser Zeit schrieb er einen Brief, der ganz den Ton einer verhüllten Liebeserklärung hatte. Bald darauf fand auch die Verlobung mit Lottchen statt, die noch geheim gehalten bleiben sollte. Er sollte erst um Ihre Hand nachsuchen, wenn er ein ausreichendes Einkommen vorweisen könne. Wenige Wochen später, am 21 Februar 1790 war Schiller mit Lotte vereint. Das junge Paar richtete sich mit Hilfe einer Zofe und eines Dieners in Jena, in Schillers Junggesellenwohnung ein.


Krankheit
Von Kindheit war Schiller nie sehr gesund gewesen, und er hatte die Folgen der Mannheimer Malaria nie ganz überlebt, schon darum nicht, weil es nicht in seiner Art lag seine Kräfte zu schonen. Zu Beginn des neuen Jahres, warf ihn der erste Anfall der Krankheit nieder, von der er sich nie mehr erholen sollte. Vier Tage darauf erhielt er einen schweren Rückfall. Sechs Tage lang lag er in heftigem Fieber. Die ihm verschriebene Medizin behielt er nicht bei sich. Nachdem 7. Tag setzten Delirien und ein Verfall der Kräfte ein, so daß Schiller sich dem Tod nahe fühlte.
Schiller glaubte seine Genesung größtenteils der aufopfernden Pflege seiner Frau, seiner Schwägerin, seiner Schwiegermutter und seinen Freunden zu verdanken. Trotzdem fühlte er, daß er nicht ganz geheilt war. Von nun an stand Schiller unter dem Schatten des Todes. Wenige Wochen später erlitt Schiller den dritten und bisher schwersten Anfall. Schiller überstand es, doch die Schmerzen verfolgten ihn in mehr oder minder heftiger Form für den Rest seines Lebens. Fürs Nächste war er freilich zu jeder Arbeit unfähig.


Reise in die Heimat
Im Winter 1792/93 nahm er seine Vorlesungen in der Jenenser Universität wieder auf, diesmal ausschließlich über die ihm aus der Kritik der Urteilskraft entgegenspringenden ästhetischen Fragen. Anfang September 1792 fand Schiller in den deutschen Zeitungen, die seltsame Nachricht, daß der französische Nationalkonvent ihnle sieur Giller, publiciste allemand" wegen seiner Verdienste um die Sache der Freiheit einstimmig den Ehrentitel eines citoyen francais verliehen hatte.
Bald darauf machte sich Schiller auf die seit langem beabsichtigte Reise in die Heimat. Aus Rücksicht auf seinem altgewordenen Vater, der nach seinem berühmt gewordenen Sohn verlangte und auf Lottes Zustand, für die er in Schwaben bessere Ärzte und Pflege erwarten konnte, ließ sie sich nicht länger aufschieben. Wenige Tage später gebar ihm seine Lotte den ersten Sohn.
Anfang 1794 zog Schiller für kurze Zeit nach Stuttgart.

Der Bund mit Goethe
Mit neuer Energie und in leidlich guter Gesundheit kehrte Schiller ende Mai nach Jena zurück, wo er eine neue geräumige Wohnung bezog. Goethe, der jetzt erst Schiller näher trat, besuchte ab und zu das Ehepaar Schiller. Ende 1794 brachte ein Zufall die entscheidende Annäherung. Beide Männer hatten eine Sitzung der Naturforschenden Gesellschaft in Jena beigewohnt. Es entwickelte sich ein Gespräch zwischen den beiden und Goethe ging mit in Schillers Haus. Es soll eine lange Unterhaltung
über Kunst und Kunsttheorie gegeben haben, wobei es eine unerwartete Übereinstimmung gab. Bald darauf entwickelte sich ein Briefwechsel der mit einer engen Freundschaft endete.


Die letzten Jahre in Weimar
Im Herbst 1799 gebar Lotte ein drittes Kind, diesmal ein Mädchen. Elf Tage nach der Geburt wurde Lotte sehr krank. Erst Anfang Dezember war die Gefahr überstanden und man konnte denn von Schiller lang erwarteten Umzug nach Weimar wagen. Schiller blieb in Weimar den Rest seines Lebens. Kaum mehr als 5 Jahre waren ihm noch vergönnt. Außer ein paar Reisen, die ihn nicht weiter als Berlin und Leipzig führten, war von nun an sein Leben, soweit es ihm seine schwindende Kräfte erlaubten ganz seiner und der Weimarer Bühne gewidmet. Ohne Zweifel ist es den vereinten Bemühungen Goethes und Schillers gelungen, aus dem bescheidenen Weimarer Theater wenigstens für eine beschränkte Zeit eine der bedeutendsten Bühnen zu machen. Im Winter 1801 erkrankten Frau und Kinder an den Masern er selber an Cholera verbunden mit schweren Fieberanfällen. Doch er erholte sich wieder. Bald darauf ließ sich Schiller im Herbst 1802 zum Adelsstand erheben. Im Frühjahr 1804 erwartete seine Frau ihr 4. Kind. Bald darauf im Juli 1804 bezog Schiller eine Wohnung in Jena, um bei der Niederkunft Lottes seine alten erprobten Arzt Starck in der Nähe zu haben. Einen Tag vor der Geburt seiner zweiten Tochter hatte er sich bei der Ausfahrt eine Erkältung zugezogen, die zugleich zu schweren Kolikanfällen führte. Von jetzt lebte Schiller nur noch mit der Kraft seines Geistes. Der Winter 1804/05 war ungewöhnlich rauh und setzte Schiller schwer zu. Es kamen die schweren Fieberanfälle zurück. Sie führten jetzt manchmal zu Ohnmachten. Im März erholte er sich wieder, doch dann wurde er zum letzten Mal von Fieberanfällen geschüttelt. Er starb am 9. Mai 1805.

(Von Romain Waidelich)





   User-Bewertung: +1
Assoziationen, die nur aus einem oder zwei Wörtern bestehen, sind langweilig.

Dein Name:
Deine Assoziationen zu »Schiller«:
Hier nichts eingeben, sonst wird der Text nicht gespeichert:
Hier das stehen lassen, sonst wird der Text nicht gespeichert:
 Konfiguration | Web-Blaster | Statistik | »Schiller« | Hilfe | Startseite 
0.0419 (0.0126, 0.0279) sek. –– 881509660