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deinestimmegegenarmut(™ schrieb am 19.9. 2010 um 07:25:37 Uhr über

Arzt

Albert Schweitzer

Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Albert Schweitzer (Begriffsklärung) aufgeführt.


Albert SchweitzerAlbert Schweitzer (* 14. Januar 1875 in Kaysersberg im Oberelsass bei Colmar; † 4. September 1965 in Lambaréné, Gabun) war ein evangelischer Theologe, Organist, Philosoph und Arzt.

Schweitzer gründete ein Krankenhaus in Lambaréné im zentralafrikanischen Gabun. Er veröffentlichte theologische und philosophische Schriften, Arbeiten zur Musik, insbesondere zu Johann Sebastian Bach, sowie autobiographische Schriften in zahlreichen und vielbeachteten Werken. 1953 wurde ihm in Abwesenheit der Friedensnobelpreis für das Jahr 1952 verliehen.[1]

Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Biographie
1.1 Frühe Jahre und Ausbildung
1.2 Leben als Mediziner in Afrika und Europa
2 Die Lehre der Ehrfurcht vor dem Leben
2.1 Das Problem der Ethik in der Höherentwicklung des menschlichen Denkens
2.2 »Ethische Kultur«. Mensch und Kreatur
2.3 Atomkrieg oder Frieden
2.4 Verbindungen zu anderen philosophischen Strömungen
2.5 Kritik an Schweitzers kulturphilosophischer Position
3 Theologisches Werk
3.1 Geschichte der Leben-Jesu-Forschung
3.2 Die Mystik des Apostel Paulus
4 Musik
4.1 Instrumentenbau und Orgelreform
4.2 Bach-Interpret
4.3 Monographie J. S. Bach
4.4 Herausgeber von Bachs Orgelwerken
5 Politische Wirkung
5.1 Engagement gegen atomare Rüstung und Krieg
5.2 Kritik an seinem karitativen Wirken
6 Nachleben
6.1 Namenspatenschaften
6.2 Schulen
6.3 Albert-Schweitzer-Kinderdörfer
7 Auszeichnungen
8 Zitate
9 Werke
10 Nachlass
11 Literatur
12 Einzelnachweise
13 Weblinks

Biographie

Kirche Günsbach, Ort der KindheitFrühe Jahre und Ausbildung
Schweitzer stammte aus einer alemannisch-elsässischen Familie. Geboren wurde er als Sohn des Pfarrverwesers Ludwig (Louis) Schweitzer, der eine kleine evangelische Gemeinde betreute, und dessen Frau Adele, geb. Schillinger, der Tochter eines Mühlbacher Pfarrers im Reichsland Elsass-Lothringen. Seine Muttersprache war der elsässische Ortsdialekt des Alemannischen. Das Hochdeutsche erlernte Schweitzer erst in der Schule. Daneben wurde in seiner Familie auch Französisch gesprochen. Nach dem Abitur 1893 in Mülhausen studierte Schweitzer an der Universität Straßburg Theologie und Philosophie. Zudem studierte er in Paris bei Charles-Marie Widor Orgel und war Mitglied der Wilhelmitana-Studentenverbindung im Schwarzburgbund.

1899 wurde er in Berlin aufgrund einer Dissertation überDie Religionsphilosophie Kants von der Kritik der reinen Vernunft bis zur Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunftzum Dr. phil. promoviert. 1901 folgte die theologische DissertationKritische Darstellung unterschiedlicher neuerer historischer Abendmahlsauffassungen“ (Erstauflage 1906), die in der zweiten Fassung den TitelGeschichte der Leben-Jesu-Forschung“ (Tübingen 1913) trägt.

1902 erfolgte an der Universität Straßburg die Habilitation in Evangelischer Theologie mit der SchriftDas Messianitäts- und Leidensgeheimnis“. Mit der Habilitation wurde er Dozent für Theologie an der Universität Straßburg und Vikar an der Kirche St. Nikolai. Seine Theologie fand unter anderem bei Fritz Buri Nachhall. Schweitzer schrieb 1905 die französische Ausgabe von Johann Sébastien Bach, auf die drei Jahre später 1908 seine neu verfasste deutsche Bach-Monographie folgte.

Von 1905 bis 1913 studierte Albert Schweitzer Medizin in Strassburg mit dem Ziel, in Afrika (Gabun) als Missionsarzt tätig zu werden. Die Immatrikulation zum Studium der Medizin war sehr kompliziert. Schweitzer war ja bereits Dozent an der Universität Straßburg. Erst eine Sondergenehmigung der Regierung machte das Studium möglich. 1912 wurde er zum Arzt approbiert, im gleichen Jahr wurde ihm der Titel eines Professors verliehen auf Grund seiner „anerkennenswerten wissenschaftlichen Leistungen“. 1913 folgte seine medizinische DoktorarbeitDie psychiatrische Beurteilung Jesu: Darstellung und Kritik“. [2] In dieser Arbeit widerlegt er, analog seiner theologischen Dissertation, zeitgenössische Versuche, das Leben Jesu aus psychiatrischer Sicht beleuchten zu können. Somit war er, im Alter von 38 Jahren und bevor er nach Afrika ging, in drei verschiedenen Fächern promoviert, hatte sich habilitiert und war Professor.

Albert Schweitzer heiratete 1912 Helene Bresslau (1879–1957), die Tochter des jüdischen Historikers Harry Bresslau und dessen Frau Caroline, geborene Isay. 1919 wurde die Tochter Rhena Schweitzer-Miller († 2009) geboren, die bis 1970 die Stiftung ihres Vaters weiterführte.

Leben als Mediziner in Afrika und Europa
1913 setzte Schweitzer sein Vorhaben in die Tat um und gründete in Französisch-Äquatorialafrika (heute Gabun), am Ogooué, einem 1200 km langen Fluss der afrikanischen Westküste, das Urwaldhospital Lambaréné.[3] Schon ab 1914, als der Erste Weltkrieg ausbrach, wurden er und seine Frau Helene, eine Schullehrerin, als Deutsche von der französischen Armee unter Hausarrest gestellt.

1917, erschöpft von mehr als vier Jahren Arbeit und von einer Art tropischer Anämie, wurde das Ehepaar Schweitzer festgenommen, von Afrika nach Frankreich überführt und in Bordeaux, Garaison und dann St. Rémy de Provence bis Juli 1918 interniert. Diese Zeit nutzte Albert zur Entwicklung und zum Ausbau seiner Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben. Zentral für diese Ethik ist der Satz: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“

Nach dem Krieg kamen sie 1918 ins Elsass zurück, das inzwischen Frankreich wieder angeschlossen worden war. Dort erhielt Schweitzer die französische Nationalität, nahm wieder die Stelle als Vikar in St. Nikolai an und trat als Assistenzarzt in ein Straßburger Spital ein.

Dank des schwedischen Bischofs Nathan Söderblom konnte Albert Schweitzer ab 1920 in Schweden Vorträge über seine Ethik derEhrfurcht vor dem Lebenhalten, mittels Orgelkonzerten seine Schulden bezahlen und Geld für die Rückkehr 1924 nach Afrika verdienen, um dort das Urwaldhospital auszubauen.

Bekannt wurde Albert Schweitzer vor allem durch sein BuchZwischen Wasser und Urwald“, das er in kurzer Zeit 1921 geschrieben hatte. In seiner Rede zum 100. Todestag Johann Wolfgang von Goethes 1932 in Frankfurt am Main warnte Schweitzer vor den Gefahren des aufkommenden Nationalsozialismus.


Albert Schweitzer Monument in Wagga WaggaNach dem Zweiten Weltkrieg wurde ihm viel öffentliche Ehre zuteil. In seiner erst 1954 gehaltenen Dankesrede zur Verleihung des Friedensnobelpreises von 1952 sprach sich Schweitzer deutlich für eine generelle Verwerfung von Krieg aus: „Krieg macht uns der Unmenschlichkeit schuldig“, „zitiertAlbert Schweitzer Erasmus von Rotterdam. Infolge der Genfer Konvention von 1864 und der Gründung des „Roten Kreuzes“ sei es zu einer „Humanisierung des Krieges“ gekommen, die dazu geführt hätte, dass die Menschen 1914 den beginnenden Ersten Weltkrieg nicht in der Weise ernst genommen hatten, wie sie dies hätten tun sollen.

Albert Schweitzer war 44 Jahre alt, als seine elsässische Heimat 1918 als Folge des Ersten Weltkrieges wieder dem französischen Staatsgebiet (Frankreich) zugeordnet wurde. Damit erhielt er die französische Staatsangehörigkeit. Er selbst bezeichnete sich jedoch gern als Elsässer undWeltbürger“; das Deutsche und das Französische beherrschte er fast gleichermaßen gut. Mit Frankreich verband ihn u. a. Jean-Paul Sartre, der Sohn von Schweitzers Cousine Anne-Marie. Die kritische Auseinandersetzung mit der gerade in Frankreich populär gewordenen Existenzphilosophie beschäftigte ihn noch in seinen letzten Lebensjahren. Schweitzers Großneffe Louis Schweitzer war von 19922005 Vorstandsvorsitzender des französischen Automobilkonzerns Renault. Günsbach ist Sitz der Internationalen Albert Schweitzer Vereinigung.

Die Lehre der Ehrfurcht vor dem Leben
Das Problem der Ethik in der Höherentwicklung des menschlichen Denkens
Schweitzer geht 1962 in der Quintessenz seines philosophischen Denkens davon aus, dass sich Menschen beim Nachdenken über sich selbst und ihre Grenzen wechselseitig als Brüder erkennen, die über sich selbst und ihre Grenzen nachdenken. Im Zuge des Zivilisationsprozesses wird die Solidarität, die ursprünglich nur auf den eigenen Stamm bezogen war, nach und nach auf alle, auch unbekannte Menschen übertragen. In den Weltreligionen und Philosophien sind diese Stadien der Kulturentwicklung konserviert.


Albert Schweitzer auf einer Zeichnung von Arthur William Heintzelman (1950er Jahre)Analog wirkt in den weltverneinenden Religionen des indischen Kulturkreises nach der Philosophie von Arthur Schopenhauer eine Ausbreitung des Mitleids, das im Brahmanismus jenseits der (wahren) Metaphysik im Leid der (falschen) materiellen Welt begründet ist und deshalb abgelehnt, im Buddhismus mit Bezug auf eine erweiterte Metaphysik gefordert und im Hinduismus ins Alltagsleben integriert wird, das als Spiel der Götter mit Menschen verstanden wird (Bhagavad Gita). Die geforderte Teilnahmslosigkeit gegenüber Leid verpflichtet zum Pazifismus.

Auch die Ausbreitung des weltbejahenden Zoroastrismus persischer Siedler, vereint in Solidarität gegen heidnische Nomaden, beeinflusst die griechische Philosophie, in der der Stoiker Panätios die Weltbejahung mit einer allumfassenden Vernunft begründet, in der Seneca, Epiktet und Marc Aurel als Tugend aller Tugenden den Humanismus entwickeln.

Im Schmelztiegel der persischen und der griechischen Kultur waren das Judentum und das Christentum entstanden, die die Welt als wahr, aber unvollkommen sehen. Das Christentum fordert Weltentsagung zur Ausweitung des Guten im Menschen und findet auf der Suche nach dem Gebot aller Gebote ebenfalls zum Ideal des Humanismus.

Seit der Renaissance verwachsen die außengeleitete Tugend aller Tugenden und das innengeleitete Gebot aller Gebote zu einem weltlichen Recht (Erasmus von Rotterdam), Grundlage für den Utilitarismus von Jeremy Bentham, während David Hume eine natürliche Empathie als Ursache annimmt. Immanuel Kant verbindet diese mit dem Dualismus und verlegt die Moral in der Form des Kategorischen Imperativ in die Natur des Menschen, der in der geistigen Welt als Subjekt lebt und in der gegenständlichen nur Objekt ist.

Das häufige Scheitern am moralischen Anspruch macht aus dem guten Gewissen einen Mythos, während die Zivilisation das Vertrauen und den Sinn mit der Folge von Resignation und reaktiver Sentimentalität untergräbt. Damit dieser Druck dazu führt, dass das Subjekt sein Sein alsWille zum Leben inmitten vom Willen zum Lebenanderer begreift und diese Erfahrung mit dem Liebesgebot Jesus unterfüttert, braucht es Anleitung. Dann verbindet es die Gebote des Gewissens in der Form des Kategorischen Imperativ in der geistigen Welt mit den Tugenden in der gegenständlichen Welt und erkennt den Unterschied zwischen böse und gut als Ausdruck lebensschädigender und lebensfördernder Wirkungen und findet darin den höchsten sittlichen Wert.

Dieser sittliche Wert ermöglicht eine Lebensanschauung, in der Lebensbejahung keine Erkenntnis-, sondern eine Willenskategorie ist, Lebensverneinung in der Rücksichtnahme auf den Willen anderer liegt und Lebensentsagung im verinnerlichenden, sich selber sammelnden (Musik) und vervollkommnenden Gebot besteht, auch das eigene Leben aus Berufung auf den sittlichen Wert der Ethik zu heben, die Volksweisheiten vonWas du nicht willst, das man dir tu', das füg' auch keinem andern zubis hin zuLiebe deinen Nächsten wie dich selbstvereint und auf alles Lebendige überträgt.

»Ethische Kultur«. Mensch und Kreatur
Entscheidungen zwischen Moral und Sachzwang führen zur Beschäftigung mit dem Ideal der Ethik, in die der Mensch hineinwächst. Die Verantwortung braucht einen individuellen, sozialen und politischen Willen, der dem eigenen Dasein einen geistigen Wert verleiht und zur gegenständlichen Welt ein Verhältnis knüpft, in dem der Mensch von einer naiven zu einer vertieften Weltbejahung gelangt. Elementares Denken ist die Voraussetzung einer verständlichen und überzeugenden Ethik, die bei der Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit in dieser wie Sauerteig im Brot wirkt.

Das zwischenmenschliche Verhältnis ist von Fremdheit und Kälte geprägt, weil sich niemand traut, sich so herzlich zu geben, wie er ist. Die Überwindung verwurzelt die Herzlichkeit in der Ehrfurcht vor dem Leben und verhilft zu einer Güte in Bescheidenheit, weil man bei jeder Entscheidung immer wieder auf sich selbst zurückgeworfen wird und zu resignieren droht. Doch gerade die Jugend verfügt über die Energie, die resignierte Vernünftigkeit der gereiften Persönlichkeit zu hinterfragen und hat den Mut, einen moralischen Kompass für einen lebensfördernden Umgang mit Sachzwängen zu justieren.

Da die Kreatur wehrlos der menschlichen Willkür ausgesetzt ist, beziehen ethische Entscheidungen die Willkür mit ein und schädigen Leben nicht aus Gedanken- oder Teilnahmslosigkeit. Mitleid mit Tieren ist trotz ihrer angeblichen Seelenlosigkeit keine Sentimentalität, denn alles notwendige Töten ist ein Grund zu Trauer und Schuld, der man nicht entkommen, die man nur verringern kann.

Atomkrieg oder Frieden
Im Pazifismus, oft als Utopie belächelt, sieht Schweitzer ein überlebenswichtiges Gegengewicht zur Patt-Situation der Abschreckung. Die Gesinnung der Unmenschlichkeit will sich die Entscheidungsfreiheit über Krieg oder Frieden als Voraussetzung der Friedensgarantie mit einer Position der Stärke erhalten. Sie übersieht die Bedrohung der Stärke durch die Ausweitung von Sachzwängen zur Aufrüstung mit der Folge einer Steigerung der Kriegsgefahr als selbsterfüllende Prophezeiung (Rüstungsspirale). Sie bemerkt nicht, dass auch der Sieger vom Sieg nichts hat.

Trotz aller Zweifel rät Schweitzer aus Angst vor der Gesinnung der Unmenschlichkeit zur einseitigen Abrüstung. Da die resignierte Vernunft nicht erkennt, dass Vernichtungskriege mehr Probleme schaffen als lösen, kann die Ehrfurcht vor dem Leben nur mit Mut die Hoffnung entwickeln, mit der die Öffentlichkeit die Idee einer weltbejahenden Kultur entwirft und die Verantwortung über Krieg und Frieden übernimmt.

Verbindungen zu anderen philosophischen Strömungen
Vereinzelte stehen einer absoluten Wirklichkeit gegenüber, die wegen ihrer Transzendenz so unverständlich ist, dass sie sich in ihr nur ihre einzelnen Vorstellungswelten errichten können, in denen sich, jeweils in Objekt und Subjekt getrennt, der Wille der absoluten Wirklichkeit widerspiegelt. Der Wille an sich ist einerseits frei, aber blind, andererseits sehend, da von der eigenen Vorstellung festgelegt (Determinismus), aber unfrei. Deshalb kann das Subjekt den Willen nicht mehr zur Unterscheidung von Schöpfung und Zerstörung nutzen und Sinn entwickeln. Schweitzer sieht die Essenz zur Überwindung dieses Paradox a priori im Menschen angelegt, Inneres wird entsprechend externalisiert. Im Existentialismus von Jean-Paul Sartre, Großneffe Schweitzers, der von den gleichen Vorstellungen ausgeht, steht der Sinnlosigkeit die freie Verantwortung des vereinzelten Gewissens gegenüber, das sich allerdings in seiner Ich-Bezogenheit seine Essenz in der Intersubjektivität durch das Eintreten für bestimmte Werte selber schafft: Außeneinflüsse werden entsprechend internalisiert.

Kritik an Schweitzers kulturphilosophischer Position
Problematisch erscheinen Schweitzers Eurozentrismus (aus seiner Anknüpfung an die Philosophie Schopenhauers und Nietzsches) und den Evolutionismus. Schweitzer unterstellte eine evolutionäre Anschauung der Moral aus der philosophischen Tradition Europas, in der er den Brahmanismus, Buddhismus und Hinduismus als niedrigkomplexe Religionen, das Christentum jedoch als höchstkomplexe Religion beschrieb. Den Islam erwähnt er gar nicht.

Auch seine pazifistische Grundhaltung kann hinterfragt werden. Schweitzer lobt die Teilnahmslosigkeit gegenüber eigenem Leid zur stoisch unbeugsamen Verwirklichung seiner Lehre bspw. durch Aufopferung. Praktisch bedeutet dies eine Selbstbestätigung der Helferrolle aus einer Position der Stärke heraus.

Theologisches Werk
Geschichte der Leben-Jesu-Forschung
Schweitzer erkennt in allen Jesusentwürfen die Projektionen der betreffenden Forscher. Lediglich Johannes Weiß nimmt er ernst, der den historischen Nachweis liefert, dass Jesus vom baldigen Weltuntergang überzeugt war und sich nicht als Messias sah, ebenso wenig wie seine Jünger. Die Urchristen verstanden seine Predigt von Kreuzigung und Wiederauferstehung als Paradoxon und nicht als Analogie zum Entstehen eines Gottesreiches. Der menschliche Jesus ist für Schweitzer das Vorbild in einer Welt, in der der Prozess der Liebe schon begonnen (präsente Eschatologie), sich aber noch nicht durchgesetzt hat (futurische Eschatologie).

Die Mystik des Apostel Paulus
In seiner Untersuchung von Paulus betont Schweitzer dessen mystische Dimension, aus der heraus Paulus nur die Ethik von Jesus und die mythologische Dimension seiner Kreuzigung und Wiederauferstehung als Christus beachte und die Parusie-Verzögerung als Aufforderung zur weltweiten Ausbreitung der Lehre Christi als Voraussetzung für den Beginn des Reiches Gottes interpretiere, zumal Christen schon im Diesseits Teil des Reiches geworden seien (z. B. Römerbrief 6, 114, Epheserbrief 2,5 ff). Die Bekehrung von Heiden mache die Gemeinde über die Jünger hinaus (und später die Kirche) zu seinem eigentlichen Vermächtnis, seine Kreuzigung sei nicht das Ende, sondern der Anfang der Eschatologie, die durch die zweite Rückkehr des „Gottessohnes“ vollendet werden wird. Sowohl seine Deutung Jesu als auch seine Sicht von Paulus wurden von der überwiegenden Mehrzahl der Theologen abgelehnt[4]

Musik
Albert Schweitzer war ein bekannter Organist, Musikwissenschaftler, Theoretiker des Orgelbaus und einer der für das 20. Jahrhundert stilbildenden Interpreten der Musik Johann Sebastian Bachs.

Instrumentenbau und Orgelreform
Schweitzers Ansichten zum Orgelspiel sind von seinen religiösen Vorstellungen nicht zu trennen. So meint er z.B. in Bezug auf die Wiedergabe von Orgelwerken im Konzertsaal:

Durch die Wahl der Stücke und die Art der Wiedergabe suche ich den Konzertsaal zur Kirche zu machen. [...] Durch ihren gleichmäßigen und dauernd aushaltbaren Ton hat die Orgel etwas von der Art des Ewigen an sich. Auch in dem profanen Raum kann sie nicht zum profanen Instrument werden.“

Schweizer in Aus meinem Leben und Denken[5]


Thomaskirche, Straßburg: Die nach den Plänen von Albert Schweitzer 1905 gebaute OrgelAls einer der Hauptvertreter der sogenannten Elsässisch-Neudeutschen Orgelreform propagierte Schweitzer seit Anfang des 20. Jahrhunderts gegen die damals in Deutschland üblicherweise gebauten Instrumente einen neuen Orgeltyp: Diese Orgel sollte den ausgewogenen Plenum-Klang der französischen spätromantischen Orgel Cavaillé-Colls, die verschmelzungsfähigen Zungenstimmen der deutschen und englischen Romantik und den Obertonreichtum der alten klassischen Orgeln des Elsass („Silbermann-Orgeln“) miteinander verbinden. Eine neue Spieltischgestaltung sollte die Logik und Übersichtlichkeit der französischen Spielanlage und die in Deutschland gebräuchlichen Spielhilfen vereinen (Deutsche und französische Orgelbaukunst und Orgelkunst, Leipzig 1906).

Vor allem im Elsass wurden mehrere Orgeln nach Schweitzers Vorstellungen realisiert. Registerreiche Reformorgeln entstanden in Dortmund, St. Reinoldi (1909, V/P 105 [6], 1939 um ein Rückpositiv mit 6 Registern erweitert, 1943/44 zerstört), und Hamburg, Sankt Michaelis (1912, V/P 163, nach Kriegsschäden 1943 durch den Neubau von 1962 ersetzt). Schweitzers Vorstellungen von der Orgel galten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mit der zunehmenden Bedeutung der Orgelbewegung zunächst als weitgehend überholt. Mit der erneuten Wertschätzung der Orgel des 19. Jahrhunderts, mit der Begeisterung für Orgelbau und Orgelmusik der französischen Spätromantik seit den 1970er-Jahren zeigen besonders im deutschsprachigen Raum viele Orgelneubauten, die eine Synthese verschiedener historischer Stilelemente anstreben, eine Nähe zu Schweitzers Vorstellungen. Schweitzer wirkte bewusstseinsbildend für die wachsende Wertschätzung alter Orgeln im frühen 20. Jahrhundert. Auch in der Zeit seines Wirkens in Afrika setzte er sich immer wieder für die Erhaltung historischer Instrumente ein und begleitete Neubauten mit seinem Rat.

Neben der Orgel beschäftigte Schweitzer sich mit dem Geigenbau, genauer mit dem Geigenbogen. Ausgangspunkt war seine Kritik an dem Spiel der mehrstimmigen Passagen in Bachs Solo-Violinsonaten und Suiten für Violoncello solo. Mit dem modernen, steifen, leicht konkaven Bogen lassen sich nur zwei Saiten gleichzeitig zum Klingen bringen. Als Notbehelf wird arpeggiert oder mit Intervallzerlegung gearbeitet, d. h. zunächst werden die unteren beiden, danach die oberen beiden Töne gespielt. Schweitzer störte das Zerbrechen der Akkorde, die damit verbundenen Kratzgeräusche, die Pausen zwischen den Akkorden, das ständige Fortespiel und die unsinnige Stimmführung. Dagegen ging er davon aus, dass vierstimmiges Geigenspiel zu Bachs Zeit auch tatsächlich möglich und üblich war und sah sich in Berichten zum Beispiel über den norddeutschen Musiker und Bachs älteren Zeitgenossen Nicolaus Bruhns bestätigt. Der Schlüssel lag in der Verwendung eines konvexen Bogens, dessen Haare beim Spiel so entspannt werden können, dass ein gleichzeitiges Anstreichen aller Saiten möglich ist. Schweitzer sah die einzige Möglichkeit, das Problem zu lösen, in einer Neukonstruktion; gemeinsam mit dem Geiger Rolf Schröder entwickelte er einen konvexen Bogen mit einer Hebelapparatur am unteren Ende, mit der die Entspannung der Haare beim Spiel möglich war. Er nannte diesen Bogen „Bachbogen“, wohl wissend, dass er damit kein historisches Instrument aus Bachs Zeit, sondern eben eine Neukonstruktion vorgelegt hatte. Heute wird dieser Bogen als Rundbogen bezeichnet. Nur wenige Geiger praktizieren heute dieses Spiel, unter ihnen Rudolf Gähler, der zu diesem Thema auch ein Buch veröffentlicht hat.

Bach-Interpret

Zu Schweitzers 90. Geburtstag 1965 gab die DDR eine Sonderbriefmarke heraus, die ihn als Musiker und Bach-Interpreten ehrtAls Bach-Interpret wandte sich Schweitzer gegen die seiner Meinung nach übertriebene dynamische und farbliche Differenzierung des spätromantischen Orgelspiels, wie sie sich in Deutschland und Mitteleuropa seit der Mitte des 19. Jahrhunderts unter dem Einfluss der Liszt-Schule etabliert hatte. Er wurde darin bestärkt durch seine Kenntnis der französischen Tradition des Bach-Spiels und seine Studien bei Charles-Marie Widor, Komponist und Organist an Saint-Sulpice in Paris.

Weil Bachs Musik Architektur ist, sind bei ihr crescendi und decrescendi, die in der Beethovenschen und Nachbeethovenschen Musik Gefühlserlebnissen entsprechen, nicht angebracht. Eine Abwechslung zwischen Stark und Schwach ist in ihr sinnvoll insoweit, als sie dazu dient, Hauptsätze hervor- und Nebensätze zurücktreten zu lassen. Nur innerhalb dieser forti und piani sind deklamatorische crescendi und descrescendi angebracht. Verschwischen sie den Unterschied zwischen forte und piano, so machen sie die Architektur des Stückes zunichte. “

Schweizer in Aus meinem Leben und Denken[7]

Schweitzer propagierte für die freien Orgelwerke Bachs eine einheitliche, behutsam terrassendynamisch gestaffelte Registrierung. Der Jalousieschweller sollte allenfalls für großräumige Steigerungen und zum Nachzeichnen melodischer Bögen verwendet werden. Der Gebrauch des Registerschwellers (Walze) beim Solovortrag alter Orgelmusik galt Schweitzer als unkünstlerisch. Er vermied als Interpret Extreme. Er wählte und propagierte langsame Tempi, die seiner Ansicht nach die Erfassbarkeit der polyphonen Strukturen gewährleisten, [8] [9], der Aufführungspraxis zu Bachs Zeit entsprächen, [10], und sah die häufige Praxis eines aus seiner Sicht zu schnellen Spiels als erfolglosen Versuch des Ausgleichs mangelnder Plastik des Vortrags. [11] Außerdem praktizierte er eine zurückhaltende Agogik. Die Phrasierung soll nach Schweitzer immer dem jeweiligen Formzusammenhang untergeordnet sein. Er verwirft dabei gleichermaßen ein durchgängiges staccato wie legato.

Während man zur Mitte des 19. Jahrhunderts Bach merkwürdigerweise durchgängig staccato spielte, verfiel man nachher in das andere Extrem, ihn in monotonem Legato wiederzugeben. Also lernte ich es 1913 bei Widor. Mit der Zeit aber ging mir auf, daß Bach lebendige Phrasierung verlangt. Er denkt als Violinist. Die Noten sind bei ihm in der Art untereinander zu verbinden und voneinander abzusetzen, wie dies dem Violinbogen natürlich ist. [...] Es ist ganz falsch, zu meinen, daß in der monotonen Bindung den Anforderungen des Meisters am besten entsprochen wird.“

Schweizer in Aus meinem Leben und Denken und in Johann Sebastian Bach[12] [13]

In Lambarene spielte Schweitzer nach seiner Arbeit im Hospital auf einem extra für ihn gebauten tropenfesten Klavier mit Orgelpedal. Er übte damit auch für seine Schallplatteneinspielungen und die Orgelkonzerte, deren Erlös seiner karitativen Arbeit zugutekam. Seine Schallplattenaufnahmen mit Werken Bachs in Allhallows Barking-by-the-Tower, London (Dez. 1935), und Sainte-Aurélie, Straßburg (Oktober 1936), sowie an der 1931 nach seinen Vorstellungen gebauten kleinen Orgel der Pfarrkirche in Günsbach (Anfang 1950er-Jahre) mit Werken von Bach, Franck und Mendelssohn Bartholdy liegen in verschiedenen Wiederveröffentlichungen vor.

Monographie J. S. Bach
Schweitzers Orgellehrer Charles-Marie Widor regte auch ein Buch über Johann Sebastian Bach an, durch das die französische Orgelwelt stärker mit der für Bach grundlegenden protestantischen Kirchenmusik und ihrem Wortbezug vertraut gemacht werden sollte (J. S. Bach, le musicien-poète, Paris u. Leipzig 1905). Widor selbst, Schweitzer freundschaftlich zugetan, verfasste dazu das Vorwort. Er riet auch zu einer deutschen Fassung, woraus durch völlige Neubearbeitung Schweitzers große Bach-Monographie (Johann Sebastian Bach, Leipzig 1908) entstand, ebenfalls mit einem Vorwort Widors versehen. Während die biographischen Details und die Datierung insbesondere der Kantaten inzwischen durch die Bachforschung weitgehend überholt beziehungsweise erweitert worden sind, ist die Bach-Monographie in musikästhetischer Hinsicht nach wie vor ein Standardwerk von großer geistes- und wissenschaftsgeschichtlicher Bedeutung. Schweitzer hebt besonders den im Werk J. S. Bachs konventionalisierten Gebrauch von Themen und Motiven, Tonarten und Instrumenten hervor. Er hat damit vergleichsweise früh, ohne die Termini zu verwenden, die rhetorische Qualität („Klangrede“) der Alten Musik und die Bedeutung der Affektenlehre thematisiert. Den Schlüssel sah er dabei in den Kantaten. Er fand immer wiederkehrende, sehr bildliche Motive, am auffallendsten bei der Beschreibung von Bewegungen wie etwa Gehen, Laufen, Fallen, Darniedersinken oder bewegungsintensiven Dingen wie Schlangen, Wogen, Schiffe, Flügel, ebenso auch abstrakte, bestimmte Affekte wie Freude, Trauer, Schmerz oder Lachen, Seufzer, Ächzen, Weinen beschreibende Motive. Schweitzer stellt diese musikalische Sprache systematisch dar und gibt dem Bach-Interpreten Hinweise, wie einzelne Motive zu artikulieren und gestalten seien, um die zugrunde liegenden Bilder herauszuarbeiten. Er zeigt auch, dass zum Beispiel die Orgel-Choralbearbeitungen diese Sprache enthalten und zum Verständnis und zur Darbietung dieser Musik die Kenntnis des Choraltextes gehört.

Ein wichtiger Denkanstoß dürfte Schweitzer von der an sich völlig anders gearteten Leitmotivik Richard Wagners gekommen sein, dessen Musik er sehr schätzte. Allerdings arbeitet er in dem Kapitel „Dichterische und malerische Musikseiner Bach-Monographie die grundlegend unterschiedlichen Herangehensweisen der beiden Komponisten beim Umgang mit Themen und Motiven heraus. Bei Wagner und anderen „dichtenden“ Musikern werde versucht, ein dramatisches Geschehen alsästhetische Ideenassoziationen“ mit der Musik auf die Zuhörer zu übertragen; sie richteten sich mitsamt ihren (Leit-)Motiven an das Gefühl. Bach und andere „malende“ Musiker stellten das Geschehen in Bildern oder aufeinander folgenden Bildern dar. Ihre Motive und Themen wendeten sich an die Vorstellungskraft und die Phantasie der Zuhörer.

Herausgeber von Bachs Orgelwerken
Schweitzer war auch Mitherausgeber einer Ausgabe von Bachs Orgelwerken. Die ersten fünf Bände der Bachschen Orgelwerke erschienen 1912/13 in Deutsch, Englisch und Französisch. Herausgeber waren Charles-Marie Widor und Albert Schweitzer. Sie enthalten die Präludien, Toccaten, Fantasien, Fugen, die Canzona und Passacaglia, sowie die Konzerte und Triosonaten. Band VI wurde 1954 veröffentlicht, die Bände VII und VIII folgten erst 1967 nach Schweitzers Tod. Die von Widor und Schweitzer damals angewandten Prinzipien wie die Ausgabe der Noten als unberührtem Urtext ohne z.B. nachträglich eingefügte dynamische Abstufungen, Fingersätzen, usw., die genaue Beachtung aller auf Bach selbst zurückgehenden Anordnungen, und die Beschränkung der Auffassung der Herausgeber auf das Vorwort waren für die damalige Zeit ungewöhnliche und zukunftsweisende Prinzipien.

Politische Wirkung
Engagement gegen atomare Rüstung und Krieg

Das Musäushaus in Weimar - Gedenkstätte für Albert Schweitzer (1984)Albert Schweitzer hat versucht, sich möglichst wenig in politische Auseinandersetzungen hineinziehen zu lassen. Dies änderte sich allerdings mit seinem Engagement gegen die atomare Rüstung. Bereits am 14. April 1954 schrieb er einen Leserbrief im Daily Herold, London, „Die Folgen der Wasserstoffbomben-Explosion bilden ein höchst beängstigendes Problem... Erforderlich wäre, dass die Welt auf die Warnrufe der einzelnen Wissenschaftler hörte, die dieses furchtbare Problem verstehen. So könnte die Menschheit beeindruckt werden, Verständnis gewinnen und die Gefahr begreifen, in der sie sich befindet.“ Bei der Rede anlässlich der Übergabe des Friedensnobelpreises vom 4. November 1954 in Oslo mit dem Titel Das Problem des Friedens in der heutigen Welt äußerte er sich erneut zur Gefahr der Atomrüstung.

Albert Schweitzer wurde von mehreren Freunden, unter anderem Albert Einstein und Otto Hahn, gedrängt, seine Autorität gegen die Atomrüstung einzusetzen. Er zögerte allerdings, weil er sich zunächst nicht kompetent genug fühlte. Endgültig überzeugte ihn dann allerdings der Publizist Norman Cousins. Nachdem er sich intensiv auch mit den wissenschaftlichen Grundlagen der Atomphysik und den Folgen von Atomwaffentests auseinandergesetzt hatte und brieflich und persönlich befreundete Fachleute wie Werner Heisenberg, Frédéric Joliot-Curie und Albert Einstein befragt hatte, sendete er am 23. April 1957 über den Sender Radio Oslo einenAppell an die Menschheit“. [14] Dieser Appell erfuhr weltweite Aufmerksamkeit und wurde in 140 Sendern übernommen. Am 28., 29. und 30. April 1958 folgten drei weitere Appelle, „Verzicht auf Versuchsexplosionen“, „Die Gefahr eines Atomkrieges“, „Verhandlungen auf höchster Ebenedie vom Präsidenten des norwegischen Nobelpreiskomitees, Gunnar Jahn vorgelesen wurden. Sie wurden unter dem TitelFriede oder Atomkrieg“ gedruckt. Schweitzer gehörte 1958 neben Otto Hahn zu den prominentesten Unterzeichnern einer von Linus Pauling initiierten Unterschriftensammlung bei namhaften Wissenschaftlern gegen die Atomversuche. Schweitzer trat auch der 1957 gegründeten amerikanischen Friedensgruppe National Committee for a sane nuclear policy (SANE) bei. [15]

Schweitzer für sein Engagement und seine Aussagen neben vielfacher Zustimmung auch heftig angegriffen. Die Neue Zürcher Zeitung schrieb am 10. September 1958 unter dem TitelSeltsamer Albert Schweitzer“: „Der verehrte Name Albert Schweitzers darf nicht davon abhalten, festzustellen, dass dieses Dokument politisch und philosophisch, militärisch und theologisch wertlos ist. Das Wagnis, das er dem Westen zumutet, ist an sich schon ungeheuerlich. Das Urteil über Amerika und die Sowjetunion anderseits macht es vollends unmöglich, Albert Schweitzers Rat ernsthaft in Erwägung zu ziehen.“

Nach dem Abschluss des Versuchsstoppabkommens im Jahr 1963 beglückwünschte Schweitzer John F. Kennedy und Nikita Chruschtschow brieflich zu ihrem »Mut und Weitblick, eine Politik des Friedens einzuleiten«. Allerdings protestierte er im selben Jahr noch einmal öffentlich gegen die nach dem Vertrag weiterhin erlaubten unterirdischen Kernwaffentests.

Kritik an seinem karitativen Wirken
Ende der fünfziger Jahre - ausgehend von dem Publizisten John Gunther - wich die Verehrung Schweitzers einer kritischen Bestandsaufnahme seines Hospitals. Diese Kritik wurde damals von Dr. Edmund Duboze zurückgewiesen, dem damaligen Generalinspektor des militärärztlichen Dienstes Gabuns[16]. Siegwart Horst Günther, Mitarbeiter Schweitzers, bezeichnet die Kritik als oberflächlich, subjektiv und gehässig [17].

André Audoynaud, ärztlicher Direktor des Hôpital Administratif in Lambaréné von 1963 bis 1966, kritisierte, Schweitzer habe seine Aufbauleistung übertrieben, da Lambarene schon in das Kolonialsystem und die Zivilisation eingebunden gewesen sei. Er habe sein Hospital trotz hoher Spenden nicht modernisiert und unelektrifiziert gelassen, unhygienische und krankheitsfördernde Zustände mit der Begründung von Tierliebe geduldet, Symptomkuriererei betrieben und blind das europäische Modell der Krankenversorgung übertragen. Überdies habe er einen kolonialen Führungsstil gepflegt, schwarze Angehörige von Erkrankten zu Fronarbeit gezwungen und geschlagen. Er seidem 19. Jahrhundert verhaftetin Afrika ein Fremder geblieben, habe trotz großer Unterstützung wenig bewirkt, sich aber medienwirksam mit fremden Federn geschmückt.

Diese Kritik wurde erst im Jahre 2005 veröffentlicht; es gibt so gut wie keine Augenzeugen mehr, um die Vorwürfe zu überprüfen. Einzelne Vorwürfe können zudem widerlegt werden: Im dokumentarischen FilmAlbert Schweitzer“ bereitet sich ein schwarzer Mediziner auf eine Operation vor. Zumindest im Jahre 1964 war der Operationssaal mit einem Generator versehen und mit elektrischen Operationsleuchten ausgestattet.[18].

Schweitzer hatte ein zwiespältiges Verhältnis zum Kolonialismus, von dessen inhumanen Praktiken er sich einerseits mit dem Begriff der Brüderlichkeit absetzte, dessen Anschauung er andererseits so stark verinnerlicht hatte, dass er Schwarze alsjüngere Brüder“ ansah, die nach christlichen Grundsätzen geführt werden müssten. Die romantisch-primitiven Lebensbedingungen in Lambarene waren das verklärte Ambiente einer paradiesischen „Brüderlichkeitvon hilfsbedürftigen „Eingeborenenund älteren euroamerikanischen „Brüdernund zahmen Antilopen. Dieses Bild steigerte die Spendenbereitschaft der euroamerikanischen Öffentlichkeit. Es ist fraglich, ob Schweitzer die Folgen dieses Zusammenhanges zwischen Bedarfsdeckung und Bedarfsweckung von Spendenbereitschaft in seiner ganzen Breite und Tiefe erkannt hat.

Sein latenter Chauvinismus und „wohlwollender Rassismus“ entsprachen noch dem Zeitgeist der 1950er Jahre, sein patriarchalischer Führungsstil seiner noch in den beiden Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg entwickelten Persönlichkeit. Allerdings hatte er sich durchaus selbstkritisch geäußert.

Nachleben
Namenspatenschaften
Die Zahl an Einrichtungen und Veranstaltungen, die mit dem Namen Albert Schweitzer verbunden sind, ist unüberschaubar. Beispielhaft angeführt sei für den sportlichen Bereich das Albert-Schweitzer-Turnier, ein wichtiges Basketballturnier für Jugendmannschaften aus Europa und Übersee. Der Deutsche Basketball Bund (DBB) spielt in Erinnerung an Albert Schweitzer jedes zweite Jahr im Frühjahr in Mannheim den Dr.-Albert-Schweitzer-Pokal für Jugend-Nationalmannschaften aus. Ebenfalls an Schweitzer knüpft die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt (ASSfuM) an. Sie ist eine 1999 gegründete deutschlandweit tätige, gemeinnützige Tierschutzorganisation, deren Schirmherr der Philosoph Peter Sloterdijk ist.

Schulen
Der Name Albert Schweitzers wird auch für die Namensgebung zahlreicher Schulen verwendet. Die erste deutsche Schule mit seinem Namen war das Gymnasium Albert-Schweitzer-Schule Nienburg in Nienburg/Weser, das den Namen im Jahre 1949 mit Zustimmung Albert Schweitzers erhielt. In einer Liste der Schulen, die Albert Schweitzers Namen führen, werden 2007 insgesamt 118 deutsche Schulen aufgeführt. [19]

Albert-Schweitzer-Kinderdörfer
Ende des Zweiten Weltkrieges entstehen in der Schweiz, Österreich und Deutschland Dörfer, die verwaiste, verlassene Kinder und Jugendliche aufnehmen. 1957 folgt in Waldenburg (Baden-Württemberg) die Gründung des ersten Albert-Schweitzer-Kinderdorfs durch Margarete Gutöhrlein. Elternpaare übernehmen die Betreuung; Albert Schweitzer übernimmt persönlich die Patenschaft. Ausgehend von dem ersten Kinderdorf entwickelten sich viele Albert-Schweitzer-Kinderdörfer in Deutschland.

Auszeichnungen
1928: Goethepreis
1949: Ehrenbürger der Stadt Königsfeld im Schwarzwald
1951: Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
1951: Johann-Peter-Hebel-Preis
1952: Paracelsus-Medaille
1952: Friedensnobelpreis Okt. 1953 rückwirkend für 1952 zuerkannt; entgegengenommen 4. November 1954 in Oslo
1952: Die schwedische Prinz Karl-Medaille, verliehen für verdienstvolle humanitäre Betätigung
1952: Wahl in die Académie des sciences morales et politiques als Nachfolger Philippe Pétains
1954: Pour le mérite für Wissenschaft und Künste
1958: Ehrendoktor der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster
1959: Ehrenbürger der Stadt Frankfurt am Main
1959: Sonning-Preis der Universität Kopenhagen
1964: Ehrendoktor der Technischen Universität Braunschweig
Zitate
Diese vornehme Kultur, die so erbaulich von Menschenwürde und Menschenrechten zu reden weiß und diese Menschenrechte und Menschenwürde an Millionen und Millionen missachtet und mit Füßen tritt, nur weil sie über dem Meere wohnen, eine andere Hautfarbe haben, sich nicht helfen können; diese Kultur, die nicht weiß, wie hohl und erbärmlich, wie phrasenhaft und gemein sie vor denjenigen steht, die ihr über die Meere nachgehen und sehen, was sie dort leistet, und die kein Recht hat, von Menschenwürde und Menschenrechten zu reden. [...] An was denken unsere Staaten, wenn sie den Blick übers Meer richten? [...] was sie aus dem Lande ziehen können, immer zu ihrem Vorteil. Wo sind die Arbeiter, die Handwerker, die Lehrer, die Gelehrten, die Ärzte, die in diese Länder ziehen? Macht unsere Gesellschaft eine Anstrengung in dieser Hinsicht? Nichts. [...] Das Christentum wird zur Lüge und Schande, wenn nicht, was draußen begangen, gesühnt wird, nicht für jeden Gewalttätigen im Namen Jesu ein Helfer kommt, für jeden, der etwas raubt, einer, der etwas bringt, für jeden, der flucht, einer, der segnet.“ Predigt zum Missionsfest am 6. Januar 1907, Straßburg, Kirche: St. Nikolai. [20]

Für den Primitiven hat die Solidarität enggezogene Grenzen. Sie beschränkt sich auf seine Blutsverwandten im engeren Sinne, das heißt, auf die Mitglieder seines Stammes, die für ihn die Familie im Großen repräsentieren. Ich spreche aus Erfahrung. In meinem Spital habe ich solche Primitiven. Wenn ich einem nicht bettlägrigen Patienten aus dieser Gruppe kleine Dienste für einen Kranken auftrage, der das Bett hüten muss, wird er es nur dann tun, wenn dieser des gleichen Stammes ist wie er. Ist dies nicht der Fall, wird er mir treuherzig antworten: ‚Dieser ist nicht Bruder von mir.‘ Weder durch Belohnung noch durch Drohung wird er sich bewogen fühlen, diesem Fremden einen Dienst zu leisten.” Albert Schweitzer: Die Lehre der Ehrfurcht vor dem Leben, aus: Siegwart Horst Günther, Gerald Götting: Was heißt Ehrfurcht vor dem Leben? Begegnung mit Albert Schweitzer, neues leben, 2005

Werke
Gesammelte Werke

Gesammelte Werke in fünf Bänden. Hrsg. von Rudolf Grabs. Beck, München 1974.
Bd. 1: Aus meinem Leben und Denken; Aus meiner Kindheit und Jugendzeit; Zwischen Wasser und Urwald; Briefe aus Lambarene 1924-1927.
Bd. 2: Verfall und Wiederaufbau der Kultur; Kultur und Ethik; Die Weltanschauung der indischen Dichter; Das Christentum und die Weltreligionen.
Bd. 3: Geschichte der Leben-Jesu-Forschung.
Bd. 4: Die Mystik des Apostels Paulus; Reich Gottes und Christentum.
Bd. 5: Aus Afrika; Kulturphilosophie und Ethik; Religion und Theologie; Deutsche und französische Orgelbaukunst und Orgelkunst; Goethe. Vier Reden; Ethik und Völkerfrieden.
Das Albert Schweitzer Lesebuch. Beck, München 1995.
Schriften zur Theologie

Geschichte der Paulinischen Forschung von der Reformation bis auf die Gegenwart. Hildesheim, Olms, 2004 (Nachdruck der Ausgabe bei Mohr, Tübingen 1911)
Die Mystik des Apostels Paulus. Tübingen: Mohr, 1981 (Neudruck der 1. Auflage 1930).
Geschichte der Leben-Jesu-Forschung. 6. photomechanisch gedruckte Auflage, Tübingen: Mohr, 1951.
Geschichte der Leben-Jesu-Forschung. 9. Auflage, Tübingen: Mohr, 1984.
Das Abendmahl im Zusammenhang der Geschichte Jesu und der Geschichte des Urchristentums. Hildesheim: Olms, 1983 (Nachdruck der Ausgabe Tübingen 1901).
Das Messianitäts- und Leidensgeheimnis: eine Skizze des Lebens Jesu. 1983.
Straßburger Predigten. München: Beck, 1986.
Das Christentum und die Weltreligionen. München: Beck, 1923.
Schriften zur Philosophie

Die Ehrfurcht vor dem Leben – Grundtexte aus fünf Jahrzehnten. München: Beck, 1991 (6. Auflage).
Die Weltanschauung der indischen Denker: Mystik und Ethik. München: Beck, 1987.
Die Religionsphilosophie Kants. Hildesheim: Olms, 1990 (zuerst Leipzig, Tübingen 1899)
Kulturphilosophie. Bd. 1: Verfall und Wiederaufbau der Kultur, Bd. 2. Kultur und Ethik. München: Beck, 1923.
Das Problem des Friedens in der heutigen Welt. München: Beck, 1955
Musikwissenschaftliche Schriften

Deutsche und Französische Orgelbaukunst und Orgelkunst. Faksimile-Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1906 und des Nachwortes der 2. Aufl. 1927, Breitkopf & Härtel, Wiesbaden. ISBN 978-3-7651-0230-1
Johann Sebastian Bach. 1908; Nachdruck Wiesbaden, Breitkopf und Härtel 1979. ISBN 3-7651-0034-X
Zur Diskussion über Orgelbau. 1914; Hrsg. Erwin R. Jacobi. Verlag Merseburger, Berlin 1977
Der für Bachs Werke für Violine Solo erforderliche Geigenbogen. In: Bach – Gedenkschrift, Zürich 1950.
Autobiographische Schriften

Aus meiner Kindheit und Jugendzeit. München: Beck, 1991.
Zwischen Wasser und Urwald. Erlebnisse und Beobachtungen eines Arztes im Urwalde Äquatorialafrikas. Bern: Paul Haupt, 1921, ab 1925 auch München: C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung.
Aus meinem Leben und Denken. Meiner Verl., Leipzig 1931
Briefwechsel

Albert Schweitzer / Fritz Buri: Existenzphilosophie und Christentum. Briefe 19351964. Eingeleitet, kommentiert und hrsg. von Andreas Urs Sommer. München 2000. ISBN 3-406-46730-X.
Nachlass
Der größte Teil des Nachlasses von Albert Schweitzer befindet sich seit den 1960er Jahren als Depositum in der Zentralbibliothek Zürich. Mit finanzieller Unterstützung des Lotteriefonds des Kantons Zürich konnte die Zentralbibliothek im Jahr 2009 den Nachlass für eine Million Franken definitiv erwerben.[21] Er umfasst etwa 12 Laufmeter mit Werkmaterialien, Notizen, Reden, Manuskripten und anderen Dokumenten, die erschlossen und der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Nur die Korrespondenz befindet sich zum größten Teil in der Stiftung Albert-Schweitzer-Zentrum in Günsbach, die Zentralbibliothek besitzt davon aber zahlreiche Kopien. Dass von einer Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts der schriftliche Nachlass fast in seiner Gesamtheit an einem Ort aufbewahrt wird, ist ein ungewöhnlicher Ausnahmefall.

Literatur
Günter Altner u.a. (Hrsg.): Leben inmitten von Leben. S. Hirzel Verlag, Stuttgart 2005. ISBN 3-7776-1376-2.
André Audoynaud: Le docteur Schweitzer et son hôpital à Lambaréné. L’envers dun mythe. LHarmattan, Paris 2005. ISBN 2-7475-9499-8.
James Bentley: Albert Schweitzer. Eine Biographie. Düsseldorf, Patmos 1993. ISBN 3-491-69031-5
Tomaso Carnetto: Albert Schweitzer: Tatsachen. Eine Einführung in Leben und Werk. CD-ROM für Windows und Mac mit Textband, Verlag P12c 2002. ISBN 3-933176-03-4.
Clemens Frey: Christliche Weltverantwortung bei Albert Schweitzer mit Vergleichen zu Dietrich Bonhoeffer, Bern / Stuttgart / Wien 1993 (= Albert-Schweitzer-Studien, Bd. 4).
John Gunther: Afrika von Innen. Konstanz und Stuttgart: Humanitas Verl., 1957.
John Gunther: Der alte Mann und seine Schwächen. In: Der Spiegel, Ausgabe 3. Juli 1957, S. 42.
Siegwart Horst Günther, Gerald Götting: Was heißt Ehrfurcht vor dem Leben? Begegnungen mit Albert Schweitzer. Verlag Neues Leben, Berlin 2005.
Claus Günzler: Albert Schweitzer. Einführung in sein Denken. Beck, München 1996. ISBN 3-406-39249-0.
Claus Günzler / Erich Gräßer / Bodo Christ / Hans Heinrich Eggebrecht (Hrsg.): Albert Schweitzer heute. Brennpunkte seines Denkens. Beiträge zur Albert-Schweitzer-Forschung, Bd. 1, Tübingen 1990.
Jackson Lee Ice, Schweitzer: Prophet of Radical Theology, Philadelphia 1971.
Walter Munz: Albert Schweitzer im Gedächtnis der Afrikaner und in meiner Erinnerung. Verlag Paul Haupt, Bern/Stuttgart 1991.
Nils Ole Oermann: Albert Schweitzer 1875-1965: Eine Biographie. CH Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59127-3
Werner Raupp: in: Quellenlexikon zur deutschen Literaturgeschichte, Bd. 29. 2001, S. 44–105.
Andreas Urs Sommer: Schweitzer, Albert. In: RGG. Vierte Auflage. Bd. 7, Tübingen 2004, Sp. 1063-1064.
Harald Steffahn: Albert Schweitzer. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. 14. Aufl. Rowohlt, Reinbek 2004. ISBN 3-499-50263-1
George Seaver: Albert Schweitzer als Mensch und als Denker. Buchgemeinschaft Ex Libris. (Titel des Originals: ALBERT SCHWEITZER. THE MAN AND HIS MIND, 1. Auflage London 1947 bei A.& C. Black)
Einzelnachweise
1.↑ nobelprize.org
2.↑ Ursprünglicher Titel: „Kritik der von medizinischer Seite veröffentlichten Pathographien über Jesus“; nach Harald Steffahn: Albert Schweitzer, Rowohlt Biographien, 50263, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg, 1979, 16. Aufl., 2004, Seite 145
3.↑ Foto: UrwaldspitalSüddeutsche Zeitung, 23. Januar 2008
4.↑ Zu Paulus Vorwort von Werner Kümmel inDie Mystik des Apostels Paulus“, Mohr Verlag, Tübingen. Allgemein Wolfgang Müller (Hrsg.) „Zwischen Denken und MystikAlbert Schweitzer und die Theologie heute“, Syndikat Buchgesellschaft 1997.
5.↑ Albert Schweitzer: Aus meinem Leben und Denken, Stuttgarter Hausbücherei, Erscheinungsdatum fehlt im Buch, Seite 80
6.↑ eine Angabe wie zum BeispielV/P 105“ bedeutet: V = die Orgel hat 5 Manuale, P = sie hat ein (selbständiges) Pedal, 105 = sie hat 105 Register.
7.↑ Albert Schweitzer: Aus meinem Leben und Denken, Stuttgarter Hausbücherei, Erscheinungsdatum fehlt im Buch, Seite 66
8.↑ Schweitzer in Aus meinem Leben und Denken, Stuttgarter Hausbücherei, Erscheinungsdatum fehlt im Buch, Seite 67: »Durchweg wird Bach zu schnell gespielt. Eine Musik, die ein visuelles Erfassen nebeneinander einhergehender Tonlinien voraussetzt, wird für den Hörer, dem ein zu rasches Tempo dies unmöglich macht, zum Chaos
9.↑ Albert Schweitzer in Kapitel XIV - Die Wiedergabe der Orgelwerke seines Buchs Johann Sebastian Bach, Breitkopf & Härtel, Leipzig, 1952, Seite 271: »Die Tempi nimmt man, je länger und je mehr man Bachsche Orgwelwerke spielt, desto langsamer. [...] Die Linien müssen in ruhiger Plastik vor dem Hörer stehen. Er muss auch Zeit haben, sich ihr Ineinander und Nacheinander vorzustellen.«
10.↑ Als Grund für langsamere Tempi verweist Schweitzer in Albert Schweitzer: Aus meinem Leben und Denken, Stuttgarter Hausbücherei, Erscheinungsdatum fehlt im Buch, Seite 131 auf bautechnisch bedingten Grenzen der maximal möglichen Spielgeschwindigkeit der Orgeln zu Bachs Zeit und auf Adolf Friedrich Hesse, welcher der überkommenen Bachtradition nach die Orgelwerke Bachs in einem »überaus ruhigen Tempo wiedergab«.
11.↑ Albert Schweitzer in Kapitel XIV - Die Wiedergabe der Orgelwerke seines Buchs Johann Sebastian Bach, Breitkopf & Härtel, Leipzig, 1952, Seite 271: »Wenn so viele Organisten wähnen, Bach «interessant» zu spielen, indem sie hasten, so liegt dies daran, daß sie nicht über die richtige Plastik des Spiels verfügen, die ihnen erlaubt, ihren Vortrag durch die klare Herausarbeitung der Details dem Lehrer lebendig zu machen
12.↑ Albert Schweitzer: Aus meinem Leben und Denken, Stuttgarter Hausbücherei, Erscheinungsdatum fehlt im Buch, Seite 67
13.↑ Albert Schweitzer in Kapitel XIV - Die Wiedergabe der Orgelwerke seines Buchs Johann Sebastian Bach, Breitkopf & Härtel, Leipzig, 1952, Seite 271
14.↑ Ilse Kleberger: Albert Schweitzer - Das Symbol und der Mensch, Erika Klopp Verlag, Berlin, München, 1989, Seite 18
15.↑ Benedictus Winnubst: Das Friedensdenken Albert Schweitzers - Seine Antwort auf die Bedrohung des Lebens, besonders des menschlichen Lebens, durch die Kernrüstung, Editions Rodopi, 1974, Seite 73
16.↑ albert-schweitzer-zentrum.de
17.↑ Siegwart Horst Günther/Gerald Götting: Was heißt Ehrfurcht vor dem Leben, S. 25
18.↑ Siegwart Horst Günther/Gerald Götting: Was heißt Ehrfurcht vor dem Leben, S.44
19.↑ Liste der Schulen, die den Namen Albert Schweitzers tragen siehe auch: Albert-Schweitzer-Schule
20.↑ Predigtzitat-Quelle: Grünhelme
21.↑ Nachlass Albert Schweitzers wird öffentlich gemacht, Tages Anzeiger, 12. Februar 2009
Weblinks
Wikiquote: Albert Schweitzer – Zitate
Commons: Albert Schweitzer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Literatur von und über Albert Schweitzer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Albert Schweitzer im Katalog des Deutschen Musikarchivs
Albert Schweitzer. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1952 an Albert Schweitzer (englisch)
Albert Schweitzer und die Musik
Der Orgelfachmann Albert Schweitzer
Nachlass Albert Schweitzers in der Zentralbibliothek Zürich
Normdaten: PND: 11861214X (PICA) | LCCN: n79090055 | VIAF: 17367 | WP-Personeninfo
Personendaten
NAME Schweitzer, Albert
KURZBESCHREIBUNG elsässischer Arzt, Theologe, Musiker und Philosoph
GEBURTSDATUM 14. Januar 1875
GEBURTSORT Kaysersberg im Oberelsass (Deutsches Reich)
STERBEDATUM 4. September 1965
STERBEORT Lambaréné, Gabun
Vonhttp://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Schweitzer“
Kategorien: Tropenmediziner | Mediziner (20. Jahrhundert) | Friedensnobelpreisträger | Träger des Pour le Mérite (Friedensklasse) | Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels | Mitglied der Académie des sciences morales et politiques | Person (Humanitäre Hilfe) | Autor | Ehrenbürger von Frankfurt am Main | Klassischer Organist | Philosoph (19. Jahrhundert) | Philosoph (20. Jahrhundert) | Evangelischer Theologe (20. Jahrhundert) | Hochschullehrer (Straßburg) | Korporierter im Schwarzburgbund | Person (Elsass) | Musik (Straßburg) | Lazarus-Orden | Deutscher | Franzose | Geboren 1875 | Gestorben 1965 | Mann | Träger der Paracelsus-Medaille


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